Kleine Amnerkung: eine Steigerung von minimal gibt es nicht. Aber ansonsten maximalstes Lob für den Beitrag:-)
Ich kenne diesen Schmöker des Herrn Kast nicht und habe auch nicht die Absicht, ihn käuflich zu erwerben. Allerdings habe ich in meinem Bekanntenkreis eine Reihe von Menschen - zumeist Frauen - die auf jeden selbsternannten Guru hereinfallen, der ihnen gegen entsprechendes (hohes) Honorar erklärt, dass sie sich völlig falsch ernähren und nur er mit seinen bahnbrechenden Methoden hier Abhilfe schaffen kann. Natürlich geht es in erster Linie um das angeblich leicht zu erreichende Idealgewicht der “Probandinnen.” Selten erlebt man unglücklichere Damen, die sich täglich kasteien, nur noch Körner und Rohkost konsumieren, kurzfristig Gewicht verlieren und am Ende wieder durch den JoJo-Effekt nicht nur ihre altes Gewicht zurück erlangen, sondern sich noch einiger zusätzlicher Kilos “erfreuen” dürfen. Doch die meisten lernen aus diesem deprimierenden Erfahrungen offenbar nichts. Denn an der nächsten Ecke wartet schon der nächste Heilsbringer. Ich bin der altmodischen Ansicht, dass jeder bewusst lebende Mensch selbst herausfinden muss, welche Ernährung die richtige für ihn ist. Und bei Übergewicht gilt nach wie vor die unwiderlegbare Formel: FdH - vulgo “friss die Hälfte.” Dass bei manchen Krankheiten ärztlich verordnete Diäten einzuhalten sind, steht auf einem anderen Blatt und soll hier keinesfalls angezweifelt werden.
Danke erst einmal für den kritischen und gut begründeten sowie belegten Artikel. Kritik: Experimente eignen sich eben doch genau dazu, Kausalzusammenhänge zu testen. Es wundert mich, dass der Autor den Begriff “Experiment” ganz offensichtlich sehr begrenzt versteht, wobei die genaue Definition hier leider unklar bleibt. Randomisierte Kontrollstudien (RCT =randomized controlled trial) sind das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, Kausalitäten nachzuweisen. Diese sind de facto Experimente.
Vor kurzem las ich folgende Überschrift: “Diabetiker haben ein 30% höheres Sterberisiko”. Soweit es mir bekannt ist, liegt dieses Risiko bei jedem bei 100%. Oder sollte ich da etwas verpasst haben?
Meine Frau hat das Buch von einer Freundin geschenkt bekommen und fand es ziemlich banal und war verwundert, als sie die zahlreichen und bis auf Ausnahmen durchweg nur positiven Rezensionen bei Amazon gelesen hat. Sehr gutes (Self-) Marketing möchten wir attestieren, was geradezu ironisch ist, geht Herr Kast doch mit den Ernährungsgurus selbst hart ins Gericht, und kommt dann mit 12 Ernährungsregeln (ja, fett biblische Anleihen, deshalb müssen es ja genau 12 sein) von denen man die ersten 5 als Appetizer auf Amazon nachlesen kann. “Essen sie echtes Essen” z.B.. Da kamen keine neuen Erkenntnisse zusammen, da wurde sogar ziemlicher Müll frei von der Leber weg gepredigt: Denn aalglatte Behauptungen und Ausführungen die wunderschön sind gehen einfach runter wie Öl. Auch wenn es “populärwissenschaftlich” ist, sollte so etwas nicht sein. Hier hat er sich wohl den von mir durchaus geschätzt Jared Diamond zum Vorbild genommen. Dieser kannte sich zwar mit japanischer Geschichte nachweislich sehr gut aus, hat diese aber geflissentlich fast vollständig aus seinem Bestseller “Guns, Germs, and Steel” nahezu vollständig ausgeklammert. Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, seine Haupthese für die Entwicklung der Weltgeschichte ist ein von geographischen Resourcen geprägter Determinismus, der insbesondere auch wenn es um Afrika und wie erwähnt Japan geht gewaltig hakt. In Deutschland eher weniger bekannt, in den USA von einer Welle der Begeisterung getragen und prämiert. Aber gerade Zweifel und Probleme bei der eigenen Argumentation bewusst schönfärbend ausblenden verdient wissenschaftliche Schelte, auch “nur populärwissenschaftlicher Anspruch” darf dafür kein dürftiges Feigenblatt sein.
Evolution, man muss sie einfach lieben. Immer wieder findet sie völlig neue und zugleich verblüffende Wege, um als überflüssig erachteter Teilnehmer aus dem Fortpflanzungskarussell zu befördern. Die einen schnallen sich einen Bombengürtel um und sprengen ihre Eier auf direktem Weg zu den 72 ̶j̶̶u̶̶n̶̶g̶̶f̶̶r̶̶a̶̶u̶̶e̶̶n̶ Trauben andere gehen betreiben Base-Jumping, wieder andere beglücken ihre Neuronen irreversibel mit psychotropen Substanzen bis das das Herz stehen bleibt. jetzt gibt es also wieder ein Heilsbüchlein, das seinen Akolythen den Weg ins Paradies verspricht. Gut so. Weiter so. Immer feste druff. Es gibt viel zu tun .. ovolutionieren wir es!
Als Forscher auf dem Gebiet der Molekularbiologie und Biochemie, vulgo “Gentechnik”, vulgissmo “Labor-Frankenstein”, bedaure ich wenig so sehr wie den Umstand, dass mich der Studienabschluss als Dipl.-Biol. auf dem Papier in die Nähe von Leuten wie Bas Kast und Anton Hofreiter rückt…
Ich finde es mehr als erheiternd, dass die Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Ernährung auf jeder 2. Ausgabe einen Apfel abbildet. Unwillkürlich denkt man an den Sündenfall. Aber nein, es geht natürlich in die Richtung “an apple a day keeps the doc away”, wobei dieser Wunsch mir in der variante “a hock a day ...” (wobei hock für hochheimer wein = weißwein steht) sympathischer ist. Wer ungeschälte Äpfel verzehrt mit dem auf der Apfelschale enthaltenen Wachs (und mit den ganzen “Vitaminen”, die angeblich in der Schale stecken) sollte sich vorher erkundigen, ob sein Körper dieses Wachs auch brav wieder ausscheidet und nicht in der Leber versenkt, was letztlich dann zum Tode führt. Und man auch keinen Arzt mehr braucht, wenn man jeden Tag einen ungeschälten Apfel verzehrt hat. Wachsleber heisst das wohl. Nun gut, die gesamte “Ernährungswissenschaft” ist wohl nur noch mit psychiatrischen Kategorien beschreibbar, eines jedenfalls scheint sie mir nicht zu sein: eine Wissenschaft. Offenbar sind Menschen - horribele dictu - was die Verdauung angeht, doch sowohl genetisch wie auch durch eigene Gewohnheiten (Darmfauna) so unterschiedlich veranlagt, dass, was für den einen gut, für den anderen wohl eher nicht ganz so gut ist. Ein normaler Mensch weiß auch, dass es einen verborgenen Sinn haben kann, wenn ihm etwas nicht “schmeckt” und er gewisse Nahrungsmittel eher meiden als genießen sollte. Um zu dieser phänomenal neuen Erkenntnis zu gelangen, haben tausende Forscher über 100 Jahre lang abertausende Studien produziert. Das Ergebnis ist eine allgemeine Verunsicherung riesigen Ausmaßes. Essen war einst Notwendigkeit, dann Genuss, jetzt ist Essen ein Quell von Ängsten und hat irrwitzig, quasireligiöse Züge angenommen. Wieder klopft das magische Denken an die Tür und dass die “Weltanschauung” der Nazis hier (wie in der “Homöopathie”) die 1. Geige spielt, wundert mich nicht.
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