Dushan Wegner, Gastautor / 02.03.2021 / 14:00 / Foto: Mini Misra / 33 / Seite ausdrucken

Der Impfpass und andere „Lebens-berechtigungs-Papiere“

Ein „Corona-Impfpass“ soll eingeführt werden, der – so man denn geimpft ist – das freie Reisen zwischen den EU-Staaten ermöglichen soll. Es ist nicht komisch, wenn es einem ein komisches Bauchgefühl bereitet – komisch wäre, wenn dem nicht so wäre. Es soll zentral erfasst werden, wer geimpft ist, und via QR-Code kann schnell überprüft werden, wie es um die Impfung des Einzelnen beschaffen ist.

Gehen wir einmal davon aus, dass die Institutionen wirklich so etwas auf die Beine gestellt bekommen. In der Vorstellung der Pandemie-Bürokraten kann dann nur noch der am öffentlichen Leben teilnehmen, der durchgeimpft ist mit allem, was die Forscher gegen Corona und die Mutanten aufzubieten haben. (Das wäre doch ein charmanter Name für eine Rockband: „Corona und die Mutanten“ …)

Natürlich würde so ein Impfpass samt der sich daraus ergebenden Berechtigungen die Gesellschaft zweiteilen (stets voraussetzend, dass das Vorhaben zeitnah erfolgreich umgesetzt würde). Die einen sind frei, ihr Leben zu leben – die anderen jagt die Polizei durch den Park.

Natürlich würde dagegen geklagt werden, ausgiebig und vor vielen Gerichten. Natürlich hat sich längst in Teilen Deutschlands und Europas etwas etabliert, das sich wie ein Zwei-Klassen-Rechtssystem anfühlt – glaubt denn wirklich irgendwer, dass so etwas für alle Einwohner gleich durchgesetzt würde? Natürlich haben wir wahrscheinlich hunderte Details noch gar nicht auf dem Debattenradar.

Klar, darfst du auch ohne Impfung leben – aber bitte nur daheim

Jedoch, nehmen wir an, dass optimistischerweise und gegen alle Erfahrung das Projekt tatsächlich klappt (größte Hürde soll derzeit die Frage sein, wie viele Geschlechter beim Aufsetzen der Datenbank berücksichtigt werden) – und zwar noch in diesem Jahrzehnt. (Es wäre, und das ist begrifflich tatsächlich ein wenig lustig, zugleich utopisch und  dystopisch.) 

Ein Impfpass, der einem erst die Teilnahme am öffentlichen Leben (wieder-)eröffnet – es wäre auf gewisse Weise ein „Lebensberechtigungspapier“: Klar, darfst du auch ohne Impfung und Impfpass leben – aber bitte nur daheim. Draußen heißt es „Papiere, bitte!“, und gemeint ist der Impfpass, der es dir erlaubt, am Leben teilzunehmen.

Je nach Perspektive kann man Sinnhaftigkeitsdebatten zum digital erfassten Impfpass an dieser Stelle als verfrüht betrachten (wie soll das technisch und rechtlich überhaupt so schnell funktionieren?) oder als verspätet (ist die politische Willensbildung nicht längst abgeschlossen?).

Ich erlaube mir, eine semidreiste Frage zu stellen: Wäre der Impfpass denn das einzige „Lebensberechtigungspapier“, das es heute täglich vorzulegen gilt? Die Debatte erinnert mich daran, wie viele „Lebensberechtigungen“ wir schon jetzt ganz selbstverständlich vorlegen können.

Lebt euer Leben, als könnte es morgen schon verboten sein

Zuerst wären da natürlich die Kreditkarte und das gedeckte Konto – wenn die nicht stimmen, dann erübrigen sich ohnehin eine ganze Reihe weiterer Teilnahmefragen. Dann natürlich die politische Gesinnung – wenn die nicht stimmt und auf Linie ist, verschließt sich in Deutschland eine täglich größere Zahl an Berufsfeldern. Und schließlich natürlich die allgemeine Gesundheit – mit fiesem Ausschlag sollte man schon jetzt nicht schwimmen gehen. Ohne Beine tanzt es sich schlecht, und wer blind ist, der wird nie einen Picasso sehen (und selbst das Anfassen seiner Statuen wird, äh, ungern gesehen). Und mit argem Hustenreiz empfehlen sich an öffentlichen Ereignissen ohnehin nur Aufführungen klassischer Musik (die Geiger mögen besonders gern, wenn der Husten von raschelndem Bonbonpapier untermalt ist).

Ich weiß nicht, ob der Impfpass als „Lebensberechtigungspapier“ kommt oder nicht – man wird es mindestens versuchen.

Die Debatte um diesen Impfpass und die sich daraus ergebenden Privilegien lassen mir aufs Neue bewusst werden, dass wir viel mehr relative Privilegien besitzen und für selbstverständlich betrachten, als uns aktiv bewusst ist.

Für jetzt bleibt nur dies zu sagen: Lebt euer Leben, als könnte das Leben selbst morgen schon verboten werden! (Ausschließen würde ich heute auch das nicht mehr.)

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Dushan Wegner.

 

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

Foto: Mini Misra

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Leo Hohensee / 02.03.2021

Wie einfach und wie treffend ist die Bezeichnung, die Sie für den Impfpass gefunden haben:—Lebensberechtigungspapier— !!! Dieses Papier ließe sich sicher noch als Bronce-, Silber- oder Goldausweis abstufen! Und—- Lebt euer Leben heute, es könnte euch morgen portioniert werden, zugeteilt in Rationen nach Wohlwollen ...... !! Liebend gerne, Herr Wegner, werde ich daran beteiligen, die Wortschöpfung “Lebensberechtigungspapier” zu verbreiten. allerbeste Grüße

N.Lehmann / 02.03.2021

Welch ein Katzenjammer überall?! Wären die verblödeten 86% Michels und 97% dummen Gretchens direkt für ihre demokratischen Grundrechte aufgestanden, dann hätte sich dieses Versager-Kombinat nicht ausbreiten können. Darauf hoffen und betteln, dass diese Parasiten es gut mit den Gutgläubigen meinen, ist der nächste Witz. Umsonst ist der Tod! Corona-App, Merkel-App, Depressions-App oder Impf-App, alles da für den Depp!

Thomas Taterka / 02.03.2021

Immer die gleichen Abwehrreflexe. - Vor einem halben Jahr konnte sich kaum einer vorstellen, daß wir gezwungen werden , in DIESER Wirklichkeit zu leben . Konnte ja gar nicht sein. Und - was ist jetzt ?

Rudhart M.H. / 02.03.2021

Na wenn die Ungeimpften nur hinten im Bus sitzen dürfen, dann sollten auch die Neger dort wieder sitzen müssen ! Wenn die Ungeinpften nicht ins Lokal dürfen, dann sollen auch die Latinos und Zigeuner draußen bleiben müssen! Wo kommen wir denn sonst hin? Apartheid , ist doch sowas von vorgestern und gar nicht richtig woke ! Also wenn schon Trennkost, dann richtig und für alle! Und wieso ist Mutti noch nicht geimpft ? Traut sich wohl nicht ? Hannemann und ihr paar Alten , geht mal voran ! Wieso sind die Erfinder selbst nicht geimpft? Wissenschaftler aus echtem Schrot und Korn , haben das früher selbstverständlich an sich selbst getestet ! Na ja, früher eben !  Ein Robert Koch würde rotieren im Grab , wenn er zusehen müßte , was in seinem Namen geschieht und wer sich damit schmückt !

Wolfgang Richter / 02.03.2021

Daß ich mal werde erleben müssen, daß in diesem Land mittels aktuell dem ” Impfpass als „Lebensberechtigungspapier“ Bürger 1. und 2. Klasse mit allen Rechten und auf der anderen Seite reduzierten Grund- und Bürgerrechten seitens der Regierenden separiert werden, hätte ich nie für möglich gehalten, schon gar nicht nach den Lehren aus unserer Geschichte, die aufzeigen, wohin derartiges Ausgrenzen führen kann. Völlig irre ist, daß es auf der einen Seite Antidiskriminierungsverordnungen für jeden Winkel des täglichen Lebens gibt, sei es Restaurantbesuch oder Wohnungsvermietung, aber “der Staat” Bürger 1. und 2. Klasse erschafft, unabhängig davon, ob jemand dem sog. “Impf"stoff an sich mißtraut, er die bekannten gesundheitlichen Risiken nicht eingehen will oder sogar der gesundheitliche Status aufgrund der in den Beipackzetteln gelisteten Ausschließungsgründe (Allergie, Bluthochdruck, Schwangerschaft u.v.a.)  eine Verabreichung gar nicht zuläßt. Ich hätte auch nie gedacht, daß mir die mich heutzutage regierungsamtlich Betreuenden in einer ehemals freiheitlich demokratischen Grundordnung samt Rechtsstaat schlüssig die Schülerfragen der direkten Nachkriegszeit beantworten, wie es zu 1933 und den bekannten Folgen kommen konnte. Im übrigen empfinde ich es als völlig pervers, daß gerade der Staat Israel mit dem dortigen “Grünen Impfpaß” (die Farbe paßt schon mal mit der hiesigen Verbots- und Regulierungspartei überein) auf diesem Feld den Vorreiter gibt, Ich lebe offenbar plötzlich auf einem völlig falschen Planeten.

Karla Kuhn / 02.03.2021

WENN die ZWANGSIMPFUNG von Merkel und CO durchgesetzt wird, werde ich mir von einem ANWALT ein Papier aufsetzen lassen, wo HAARGENAU jede schwere NEBENWIRKUNG und alle bisherigen TODESFÄLLE aufgelistet sind.  Darunter MUß in Gegenwart eines ANWALTS der IMPFARZT EIDESSTATTLICH versichern, daß es KEINE Nebenwirkungen geben kann, keine TODESFÄLLE und daß er sich darum als IMPFARZT verpflichtet hat. Weil alle bisher aufgeführten FÄLLE nicht der Wahrheit entsprechen !!  Dann wird sich zeigen WIE VIEL ÄRZTE- trotz der enormen HONORIERUNG-noch bereit zum IMPFEN sind ! Ich glaube sogar, daß es wirklich einige überzeugte gibt aber vielleicht nur darum, weil sie sich nicht intensiv mit diesem IMPFSTOFF und den Nebenwirkungen auseinandergesetzt haben.

A. Iehsenhain / 02.03.2021

Markus Vahlefeld hat bei “Indubio-105” ein herrliches Szenario entworfen - Merkel wäre schon geil auf Impfpass, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt, weil dann sonst das ganze Debakel ums mangelnde Serum noch offener zutage treten würde. Vielleicht braucht man den Impfpass aber auch irgendwann gar nicht mehr - ein Szenario der Zukunft könnte sein, dass bezüglich der Langzeiteffekte einer Impfung bei den Gestochenen unverkennbare Merkmale am Körper selbst auftreten, etwa ähnlich dem Echnaton-Schädel oder der Habsburger-Lippe.

Wolfgang Schönfeldt / 02.03.2021

Wie wäre es mit der folgenden Variante? Man braucht einen Impfpass, bevorzugt einen elektronischen fürs Smartphone, den es (zunächst) nur für eine bestimmte Art von hochpreisigen Geräten gibt (Apple lässt grüßen).  Parallel steht selbstverständlich nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung, so nach dem Motto “Im Sommer kann jedem ein Impfangebot gemacht werden”, allerdings in welchem Jahr steht noch nicht fest. Das würde zu einer profunden Zweiteilung der Gesellschaft führen. Eine kleine Schicht aus Privilegierten (aka geimpften) und der großen Masse derer, die keinen Zugang haben und draussen bleiben.

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