Von der Höhe der Billion

Wie hoch ist eigentlich unser Schuldenberg? Eine kleine experimentelle Rechnung.

Unsere politische Klasse verwöhnt uns gegenwärtig mit großen Zahlen. War für lange Zeit die Million das Höchste der Gefühle, so kam – etwa zeitgleich mit Corona und Ursula von der Leyen – die Milliarde ins Gespräch. Das sind tausend Millionen. Wenn Sie also von Ihrer Milliarde Schulden schon mal eine Million abbezahlen, dann stehen Sie immer noch mit 999 Millionen in der Kreide.

Jetzt aber ist die Billion ins Rampenlicht gerückt, das ist eine Million mal eine Million. Solche großen Zahlen werden handlicher, wenn man sie durch die Anzahl der Nullen ausdrückt, die hinter der Eins stehen. So schreibt man dann die 100 als 10^2, weil da zwei Nullen hinter der 1 stehen. Tausend sind 10^3, eine Million ist 10^6, die Milliarde 10^9 und die Billion ist 10^12. Zweihundert würden wir als zwei mal hundert, also  2 × 10^2 schreiben, fünftausend als  5 × 10^3 und die von Herrn Merz Neuverschuldung Deutschlands wären 2,5 Billionen Euros, also 2,5 × 10^12 €. Zum Dividieren ziehen wir diese „Dachzahlen“ einfach ab. 

Also tausend durch zehn = 1000 / 10 = 10^3 / 10^1 = 10^2 = 100 = hundert

Zahlen die kleiner als eins sind bekommen ein Minuszeichen nach dem Dach, also ein Zehntel = 0,1 = 10^-1 und ein Tausendstel = 10^-3. Wenn wir solche Zahlen mit einander multiplizieren wollen, dann addieren wir einfach die Ziffern hinter dem Dach, also beispielsweise 100 × 10.000  =  10^2 × 10^4  =  10^6, mit anderen Worten: hundert mal zehntausend ist eine Million – einverstanden? Ist doch nicht so schlimm!

Hochstapler

Ich schlage vor, wir machen aus den erwähnten 2,5 Billionen Euro von Herrn Merz einen Stapel, und zwar aus Hundertern, also aus 10^2 € Scheinen. Wie viele Scheine wären das?

2,5 × 10^12 € / 10^2 € = 2,5 × 10^10 Scheine

OK? Zwölf minus zwei ist zehn. Einverstanden?

Wie hoch wäre ein Stapel aus diesen Scheinen? Jeder Schein ist einen Zehntel Millimeter dick, das ist ein Zehntausendstel Meter = 0,0001 m =  10^-4 Meter. Dann kommen wir auf eine Stapelhöhe von 

2,5 × 10^10 × 10^-4 m = 2,5 × 10^6 m = 2,5 × 10^3 km = 2.500 km.

Würde man diesen Stapel senkrecht aufstellen, dann käme man in 400 km Höhe an der ISS vorbei und dann in den weiten Weltraum. Auf dem Boden ausgelegt, als Stapel – nicht neben einender – würden die  Scheine von München bis Hammerfest reichen. Und wenn Sie da mit dem Auto unterwegs sind, dann fahren Sie auf jedem Meter an einer Million Euro vorbei. Bon Voyage!

(Ein freundlicher und aufmerksamer Leser hat mich zu diesem Artikel animiert.)

Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig und überprüfte die Einhaltung von Abkommen, welche die Betreiber nuklearer Anlagen mit der IAEA geschlossen hatten und welche der Nicht-weiterverbreitung von Atomwaffen dienten. Später war er als freier Berater für das Management industrieller technisch-wissenschaftlicher Projekte tätig, darunter auch bei Unternehmen aus der Nuklearbranche. Er lebt heute in Kapstadt. Dieser Artikel erscheint auch auf dem Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.

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Leserpost

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Ulrich Jäger / 18.03.2025

@Jochen Lindt, und das Ganze noch einmal in Gold.  2,5*10^12 € zum aktuellen Goldpreis von 89,05 €/g ergibt eine Menge von 2,8*10^10 g. 1 g sind 10^-6 t, das ergibt ein Goldklumpen von 2,8 +10^4 t oder 28.000 t. Die Reserven der Bundesbank belaufen sich auf 3.361 t Feingold, weltweit liegen bei den Zentralbanken 36.197 t. Soviel Tafelsilber hat Deutschland nicht mehr, um diesen Betrag abzusichern. Aber darauf kommt es wohl nicht mehr an, getreu dem Motto: “Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.” Bretton-Woods bzw. Nixon 1973 sei Dank!

j. heini / 18.03.2025

Erwerbstätig nach ILO Definition, die destatis verwendet: Erwerbstätig im Sinne der In­ter­na­tio­na­len Ar­beits­or­ga­nisations (ILO)-Definition ist jede Per­son im er­werbs­fähigen Alter, die in einem ein­wöchi­gen Berichtszeitraum min­des­tens eine Stun­de lang gegen Ent­gelt oder im Rahmen einer selbst­stän­di­gen oder mit­hel­fen­den Tätig­keit gearbeitet hat. Auch wer sich in einem for­ma­len Arbeitsverhältnis be­fin­det, das er im Be­richts­zeit­raum nur vorübergehend nicht ausgeübt hat, gilt als er­werbs­tätig. Und dann jeder mit über 100.000.Euro verschuldet…

j. heini / 18.03.2025

Tobias Meier: Und dann kommen noch die Altschulden zum Ende des 3. Quartals 2024 mit 2 488,6 Milliarden Euro (lt. destatis) hinzu und der Nachtragshaushalt 2024. Wow.

Gerhard Schäfer / 18.03.2025

Zitat Klaus Schwab:  „Im Jahr 2030 werden Sie nichts besitzen und glücklich sein.“ // Der Schuldenturm über die Umlaufbahn der ISS hinaus wird durch die privaten Vermögen aller Bundesbürger gedeckt! Spätestens mit der Einführung des Digitalen €uro mit der Tokenisierung aller Vermögenswerte der Bürger bei der EZB, - und Einführung der Europäischen Spar- und Investitionsunion werden dann genügend Gelder (auch) für die Rüstungsindustrie zur Verfügung stehen! Der Dank der Transhumanisten gebührt den CDU/CSU-Wählern in diesem Land. Ihr habt es nicht anders gewollt!

Markus Viktor / 18.03.2025

Trump droht mit Frieden. Dem militärisch-industriellen Komplex könnten Aufträge entgehen. Trump fordert von den NATO-Ländern höhere Rüstungsausgaben. Zum Ausgleich kann der militärisch-industrielle Komplex davon profitieren. Merz weiß, wem er Rechenschaft schuldet. Das sind nicht die Menschen. Schlechtes Karma für Merz und die Seinen. Hitler hatte sich massiv schlechteres Karma geschaffen und wurde schließlich ziemlich verstört, delirierend. Schaun wir mal. Ob es Karma gibt oder nicht.

Tobias Meier / 18.03.2025

Noch eine andere Rechnung. In Deutschland gibt es derzeit knapp 46 Millionen Erwerbstätige (45.85 Millionen laut statista de). Das wären 4,6×10^7 Erwerbstätige. Wenn man nun die 2,5×10^12 € Merz-Schulden auf jene 4,6×10^7 Erwerbstätige gleich verteilt, macht das für jeden Erwerbstätigen in Deutschland einen Betrag von 54.347,83€. Jeder Erwerbstätige vergleiche diesen Betrag mit seinem Jahreseinkommen…

Johann Siegfried von Oberndorf / 18.03.2025

Bei einer Billion ist ja eine Million nur 1 ppm (parts per Million) oder ein Tausendstel Promille. Das sind ja doch nur Peanuts. Das Dumme dabei ist, sich die physikalischen Werte dahinter kaum vermehren. Wie war das noch damals, als man zum Einkaufen einen Rucksack mit Geld mitnahm?

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