Claudio Casula / 16.09.2022 / 12:00 / Foto: Pixabay / 91 / Seite ausdrucken

Vom Medienversagen in der Corona-Krise

Tim Röhn von der Welt" hat festgestellt, dass „wir Journalisten“ in der Corona-Krise von Anfang an hätten skeptischer sein müssen. Tatsächlich ruft das Vollversagen der etablierten Medien auf breiter Front nach einer Aufarbeitung.

Am Mittwoch, dem 14.9., geschah beim Kurznachrichtendienst Twitter etwas Bemerkenswertes: Tim Röhn, Chefreporter und Ressortleiter Schwerpunktrecherche bei der Tageszeitung Welt und bei der Welt am Sonntag, übte in drei Tweets, also einem kurzen Thread, ungewohnte Medien- bzw. Selbstkritik.

Hier sein Statement:

„Die dt. Politik lag bei #Corona fast immer daneben – bei Schulen, bei Lockdowns, bei ihrer angsteinflößenden Kommunikation, bei Versprechen zu den Impfungen. Der Kreis schließt sich mit der völlig absurden FFP2-Pflicht. Wir Journalisten hätten von Anfang an skeptisch sein müssen.“

„Nach und nach wird Aufarbeitung stattfinden und werden sich immer mehr der etablierten Narrative als Unsinn herausstellen. All das hätte früher passieren müssen, von Anfang an hätten wir Journalisten sagen müssen: „Moment, muss das sein? Fakten her!" So ist der Schaden angerichtet.“

„Natürlich gilt all das auch für mich. Ich habe bis zum Herbst 2020 gepennt. Das Eindreschen auf Kritiker hat mich dann immer skeptischer gemacht, dazu Klinik-Recherchen & Beschäftigung mit Schweden, Reisen ins Ausland. Aber erst mal war da auch bei mir: völlige Akzeptanz. Nicht gut.“

Die „Qualitätsmedien“ haben sich bis auf die Knochen blamiert

So sehr diese Worte ihn als Menschen und als Journalisten ehren (die „vierte Gewalt“ tut sich traditionell extrem schwer mit dem Eingeständnis von Fehlern und Versäumnissen) – Tim Röhn müsste sich als letzter aller investigativen Reporter aus der Riege der etablierten Medien Asche aufs Haupt streuen, hat er sich doch schon länger um Aufklärung in der Sache bemüht und auch sehr verdient gemacht.

Was sich von den allermeisten Kollegen nicht sagen lässt. In der – wie man heute weiß – fast vollständig menschengemachten „Corona-Krise“ hat sich die sogenannte Qualitätspresse, zuvörderst die öffentlich-rechtlichen Anstalten, bis auf die Knochen blamiert. Sie hat sich nicht nur willig als Transmissionsriemen für das Corona-Narrativ der Regierung hergegeben, sie hat nicht einmal bei den offensichtlichsten Anzeichen dafür, dass etwas verdammt faul ist im Staate Deutschland, ein Minimum an investigativem Spürsinn aktiviert, sie hat nicht aufgehorcht, als RKI-Chef Lothar Wieler forderte, die von der Regierung verhängten Maßnahmen dürften „überhaupt nie hinterfragt werden“, sie hat Tag für Tag die neuesten sinnlosen Inzidenzzahlen nachgebetet und den allgemeinen Paniklevel konstant hoch gehalten.

Den naheliegenden Blick nach Schweden hat sie gescheut wie der Teufel das Weihwasser, sie hat im Gegenteil alles in Bausch und Bogen abgekanzelt, was der vorgegebenen Richtung unserer weisen Volksvertreter widersprach, hat dissidente Wissenschaftler vom Diskurs ferngehalten und wie ein übereifriger Streber nach einem noch früheren, noch längeren, noch härteren Lockdown gerufen und mit einer bestürzenden wochen- bzw. monatelangen Kampagne Stimmung gegen Ungeimpfte gemacht, um allgemeine Akzeptanz für die unsäglichen 2G- und 3G-Maßnahmen, also die Ausgrenzung gesunder Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben zu schaffen. Die beschämenden Beispiele sind Legion. Zu den wenigen Ausnahmen gehören die Welt und die Berliner Zeitung sowie mitunter der Cicero und einige Lokalblätter.

Entschuldigen müssen sich Andere

Leser dieses Blogs wissen natürlich, dass Achgut.com, das vermeintliche Gewissheiten seit jeher zu hinterfragen pflegt, schon frühzeitig Zweifel an der „Pandemie“ anmeldete, sowohl was die tatsächliche Gefährlichkeit der vorgeblich größten Seuche des Jahrhunderts betraf, als auch die irreführenden Zahlen über „Erkrankte“, „Corona-Tote“, Drostens PCR-Test und vor allem die experimentellen Impfstoffe. Eine größere Zahl an Artikeln, die seit Beginn der Krise hier publiziert wurden, finden Sie u.a. in unserem Dossier zu Dr. Gunter Franks Buch „Der Staatsvirus“.

„Unsere“ Ärzte und Wissenschaftler haben frühzeitig berichtet, dass hier offensichtlich Panik ohne Begründung verbreitet wurde. „Unsere“ Juristen wiesen auf die Unrechtmäßigkeit evidenzlos beschlossener Grundrechtseinschränkungen hin und auf die Drangsalierung von Journalisten, Ärzten und Juristen, die sich nicht zum Handlanger des offiziellen Narrativs machen wollten. Und darüber hinaus wurde an dieser Stelle vor allem die monströse politische Dimension der vermeintlichen Gesundheitskrise erkannt und benannt. Diese drängte sich jedem guten, kritischen Journalisten geradezu auf, als eine „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ festgestellt wurde, ohne dass das Gesundheitssystem – noch eines der besten der Welt – auch nur im Ansatz überlastet gewesen wäre.

Das Vollversagen der Medien auf breiter Front bedarf fürwahr der von Tim Röhn angemahnten Aufarbeitung. Andernorts hat sie bereits begonnen. Und nicht AchgutTichys Einblick oder Boris Reitschuster sind es, die sich rechtfertigen müssen, sondern die Mitarbeiter der TV- und Radiosender sowie der Zeitungen, die ihr journalistisches Ethos vor spätestens zweieinhalb Jahren an der Garderobe abgegeben haben, entweder aus purem Opportunismus oder aus Angst vor den Konsequenzen einer möglichen Aufmüpfigkeit. Möge die Aufarbeitung bald beginnen, möge sie gründlich ausfallen und vor allem: möge sie Konsequenzen haben, nicht nur für den überheblichen Umgang mit kritischeren Kollegen, sondern auch für das eigene Handeln.

Valide Daten, auf deren Grundlage die Politik weitreichende Maßnahmen für das Leben der Bürger beschließt, müssen eingefordert, offiziell verbreitete Zahlen gecheckt, Politikeraussagen auf Plausibilität und Widersprüche abgeklopft, Oppositionelle und Kritiker nicht reflexhaft unmöglich gemacht, sondern zumindest angehört, ideologische Scheuklappen abgelegt werden. Ein gelegentlicher Blick über den deutschen Tellerrand hinaus kann auch nicht schaden.

Das ist nicht mehr und nicht weniger als gutes journalistisches Handwerk. It’s not rocket science. Go for it!

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K. Nerweiß / 16.09.2022

Die etablierten Medien haben versagt? Sie haben ganze Arbeit geleistet. Und ab dem 1. Oktober werden sie noch ein halbes Jahr dranhängen.

H. Krautner / 16.09.2022

Ja, die WELT, sind total politisch linientreu, schreiben aber immer wieder Artikel, um damit einen anderen Eindruck zu erwecken. Das hat die gleiche Funktion wie ein Kubicki bei der FDP oder ehemals ein Bosbach bei der CDU. Und das funktioniert.

R. Schäfer / 16.09.2022

Was für ein Mut gehört dazu, das Offensichtliche zu sagen? Ist das eins der Ablenkungsmanöver davon, diese rotgrünen Zerstörungskräfte auf allen, wirklich allen Ebenen gehypt zu haben?

Horst Windler / 16.09.2022

Tim Röhn von der , ,WELT’’ hat festgestellt! ACH JA?

lutzgerke / 16.09.2022

Die “Krise” begann mit dem Ende der Sowjetunion und dem Maastricht Vertrag. Seither geht es mal schleichend, dann wieder sturzbachartig bergab. Der Ruck, der durch Deutschland geht, ist ein Dauerzustand. Bemerkenswert finde ich, daß die letzte Krise die vorherige im Schadensausmaß immer übertrifft. “Journalist” ist übrigens keine geschützte Berufsbezeichung. Den Job kann jeder handhaben wie ein Dachdecker. Komischerweise sind die Rundfunkanstalten da besonders erpicht auf Artikel 5, während sie bei den Skeptikern Haare spalten.  

Curt Handmann / 16.09.2022

Welche Knochen, Herr Casula? ;-)

U.L.Kramer / 16.09.2022

@Lutz Herrmann: Irgendwo las ich, dass 90 % der Einwohner von Deutschland Herpes haben (jeder kennt ja sicher diese Lippenbläschen). Im Schnitt starben in D monatlich 80.000 Menschen (bevor die Übersterblichkeit begann). Das bedeutet, dass in D jeden Monat rund 72.000 Menschen an oder mit Herpes sterben. Das ist deutlich mehr als die Zahl der an oder mit Corona Verstorbenen. Bestimmt helfen die Masken auch gegen Herpes. ;-)

Horst Jungsbluth / 16.09.2022

Wenn das “Versagen” der Medien in der Corona-Krise eine Ausnahme gewesen wäre, könnte man als liberaler Bürger darüber hinwegsehen, aber die Medien und nicht nur die leidigen “Öffis” versagen (fast) nur. Sie verstoßen gegen alle Grundsätze, die für diese Zunft gelten, berufen sich dreist auf die Pressefreiheit und missbrauchen diese, um nicht nur die vorrangige Meinungs- und Informationsfreiheit zu unterdrücken, sondern auch besonders perfide das Benennen von unverrückbaren Tatsachen. Wir hätten nicht solche verheerenden Zustände und solche unfähigen MinisterInnen samt Gefolge, wenn die Medien ihre Aufgaben erfüllen würden. In Berlin -ich muss leider immer wieder darauf hinweisen, weil sich die verheerenden Zustände auf die gesamte Bundesrepublik ausweiten- haben die Medien über die abscheulichen Verbrechen, die darin bestanden, dass der SPD/AL-Senat mit gefälschten Vorschriften!!! und unzutreffenden Gründen unter schlimmstem Missbrauch der Verwaltungsgesetz unbescholtene Bürger wie Kriminelle jagte, während er diesen den roten Teppich ausgerollte. Ganz im Gegenteil:  Ein Peter Schubert von der Morgenpost rief mich an und schnauzte mich an, dass “immer über die Behörden gemeckert würde und jetzt tun sie endlich was und das sei auch nicht richtig”. Es ging um schwere politische Verbrechen, die dazu führen sollten, im damalige Westberlin solche chaotischen Zustände herbei zu führen, dass NVA und Stasi die Halbstadt militärisch besetzen konnte. Alle haben damals mitgemacht und wenn man heute die Zustände so sieht, dann machen wieder alle mit und Schweigen ist auch Mitmachen.

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