Peter Grimm / 18.06.2019 / 06:11 / Foto: Pixabay / 68 / Seite ausdrucken

Vom Klima-Schulstreik zur Klima-Schulpflicht

Erinnern Sie sich noch daran, dass die sogenannten „Fridays for Future“ mit freitäglichem Schulschwänzen begannen? Wenn Sie jetzt denken, das sei doch noch immer so, dann haben sie vielleicht ein paar Entwicklungen verpasst.

Lange sprachen ja die Veranstalter von „Schulstreik“ und „Protest“-Demonstrationen für mehr Klimaschutz. Es störte auch keinen derer, die diesen „Protest“ feierten, dass fast die gesamte Obrigkeit bis hin zu Kanzlerin und Präsident, von den Kirchenfürsten beider Konfessionen über die Lehrer bis zu den meisten Eltern dieses Treiben mit viel Beifall bedachten. Wollte sich jugendlicher Protest früherer Generationen noch von gouvernantenhaften Regeln und Verboten der Altvorderen befreien, so fordern diese Jugendlichen allwöchentlich sogar noch mehr vormundschaftliche Regeln im Namen der Klimarettung.

Die Politiker jubeln, denn keiner dieser jungen Menschen schreit auf, wenn ihre Freitagsprozessionen herangezogen werden, um im Namen der Jugend mittels einer CO2-Steuer das Leben an sich für abgabepflichtig zu erklären. Es gibt eine Kraft, die derzeit größer ist als alle Vernunft, Aufklärung und gesunder Menschenverstand: Der Glaube, das Klima ließe sich von seinen immerwährenden Veränderungen abbringen, wenn man es durch asketisches Leben in den bisherigen westlichen Industrieländern besänftigt.

Inzwischen kann sich ja schon kaum jemand an die Zeiten erinnern, als der Freitag ganz unbestritten ein ganz normaler Schultag war, an dem Schulpflicht herrschte. Gelegentlich gab es auch in den letzten Monaten einige Spielverderber, die daran erinnerten. Anton Hofreiter hatte schon vor einiger Zeit in einem unvergessenen Interview das Wichtigste dazu gesagt.

Zurückweichen der reaktionären Kräfte

Dennoch hatten reaktionäre Kräfte, wie die Bildungsministerin von Nordrhein-Westfalen, Yvonne Gebauer (FDP), die Schulen in ihrem Herrschaftsbereich zwischenzeitlich aufgefordert, die Schulpflicht auch am Freitag durchzusetzen. Mehrere Schreiben aus dem Ministerium sollen die Schulen zu hartem Vorgehen gegen demonstrierende Schüler aufgefordert haben. Solche Forderungen stießen – wen wundert’s – auf viel Protest, und die Ministerin musste zurückrudern. Jetzt spricht eigentlich niemand mehr vernehmlich davon, dass der freitäglichen Schulpflicht noch durchgängig Geltung verschafft werden solle.

Die Gesamtschule Gartenstadt ist jetzt aber noch einen großen Schritt weiter gegangen. Die Bildungsanstalt hat nämlich eine offizielle Zusammenarbeit mit den „Fridays for Future“-Organisatoren beschlossen. Damit sind die „Besuche der Demonstrationen mit kurzen Vorträgen kein „Schulschwänzen“ mehr. Sie ist die erste Schule in NRW, die eine solche Zusammenarbeit offiziell beschließt“, freut sich der Berichterstatter des WDR.

Die Gesamtschule Gartenstadt aus Dortmund berufe sich dabei auf das NRW-Schulgesetz, in dem Bildungskooperationen mit externen Partnern möglich sind, wenn sich die Schulkonferenz aus Eltern, Schülern und Lehrern mit Mehrheit dafür ausspreche. Und das hat sie an der Dortmunder Schule getan.

Nun ist die Teilnahme an der freitäglichen Klimarettungsprozession kein Schulschwänzen mehr, sondern Schulunterricht. Damit dürfte das Erscheinen bei „Fridays for Future“ der Schulpflicht unterliegen, und die könnte man ja nun wieder guten Gewissens durchsetzen. Wer anstelle zu demonstrieren lieber etwas lernen möchte, müsste dazu dann die Schule schwänzen. Aber wo könnte man etwas Wichtigeres lernen als bei der Versammlung von Gretas Jüngerinnen und Jüngern? Harry Jääskeläinen, der Elternvertreter der Gesamtschule Gartenstadt, der den Antrag eingebracht hat, freut sich im WDR, „dass praktisch alle Menschen außerhalb der Politik wissen, wie ernst die Lage ist. Das Wissen um die globalen Zusammenhänge ist wichtiger, als viele andere Themen, die aktuell im Unterricht viel Beachtung finden.“

Warum sollten die Schüler auch mit Wissen darüber verunsichert werden, wie sehr sich das Klima auch ganz ohne Zutun des Menschen verändert hat, schon zu Zeiten, als es den noch gar nicht gab. Auch schon eine oberflächliche Beschäftigung mit dem Holozän könnte die von Greta gewünschte Klimapanik unerwünscht relativieren.

Foto: Pixabay

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Sara Stern / 18.06.2019

Die politisch gewollte Dysgenik in Deutschland erreicht ganz neue Niveaus:D. Rein Evolutionsbioligisch betrachtet gibt es derzeit kein interessanteres Versuchsfeld als Deutschland. Und gerade wir mit klarem Verstand sollten uns glücklich schätzen die Auswirkungen aus nächster Nähe unbeschadet und risikofrei betrachten zu dürfen. Es sind nicht unsere Söhne die dem Selektionsdruck auf Grund geringer Intelligenz und schlagfertigkeit nicht standhalten können. Es sind nicht unsere Töchter, die Nachts (unbewaffnet) durch die Clubs ziehen und jedem Südländer hinterherhecheln. Es sind nicht unsere Arbeitsplätze die gefährdet sind und viele von uns nutzen steuerliche Spielräume deutlich weiter aus als der Otto Normalbürger. Wir haben den Ökofaschismus am wenigsten zu fürchten, da die "Revolution" zu allererst stets die eigenen Kinder frißt. Und die FFF Kidies sind eigentlich schon heute Opfer ihrer Dummheit.

Jörg Themlitz / 18.06.2019

Da passt ja super achgut, "Presseschau vom Tage" (heut): "Mangelnde Studierfähigkeit deutscher Abiturienten" mit entsprechendem linkWir sollten die Freitagsdemos den Kindern und Jugendlichen nicht übelnehmen. Da haben sie noch mal die Chance, die Steinwerfer und Deutschland du mieses Stück Scheisse Schreier persönlich und selfiemäßig kennen zu lernen. Bevor sie diese bildungsbefreiten Bonzen als Politkommissare, Parteisekretäre, FDJ Sekretär, EU irgendwas durchfüttern dürfen.Bei und gab es auch einen Robin Hood. Der hat aber nur so lange geklaut, bis er selber reich war.

Peter Oberem / 18.06.2019

Das Schulministerium könnte doch die mutigen Schüler mit blauen Halstüchern belohnen. Vielleicht wären noch blaue Hemden möglich, auf denen ein wappenförmiges Emblem aufgedruckt/aufgenäht ist, das unten eine strahlende Sonne zeigt und oben gelb auf schwarz die Buchstaben FFF. Die Freitagspartys hätten damit ein eindrucksvolleres Erscheinungsbild.

Dietrich Herrmann / 18.06.2019

Und der Idioten werden immer mehr ... das könnte wirklich an der Hitze liegen -> Austrocknung des Hirns. Es gäbe ja noche eine Möglichkeit: Freitags Demo, dafür Samstags Unterricht...

W.Mayer / 18.06.2019

Spätestens beim Abi, dem Mittelschulabschluß usw. trennt sich die Streu vom Weizen. Bei den Schülern und den Lehrkräften. Wer gebüffelt und seine Prüfungen bestanden hat rückt ein Feld weiter. Was passiert aber mit den Freitagsprotestlern und dem unterstützenden Lehrkörper?? Was erfindet man um die einen durch die Prüfungen zu schieben und die anderen nicht in die Privatwirtschaft abschieben zu müssen? Eigentlich egal ... durchfüttern müssen wir anschließend beide. Bleibt immer noch der Aufstieg vom Tellerwäscher zum Tellerwischer. Als ich einen jungen Mann mit Moped an der Tanke fragte warum er nicht beim Protestieren ist sagte der: "geht nicht ... sonst schmeißt mich der Chef raus".

Axel Gojowy / 18.06.2019

Die Ferienzeit beginnt - damit hat es sich sowieso ausgegretelt

Nina Herten / 18.06.2019

Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, als der samstägliche Schulbesuch alle zwei Wochen noch verpflichtend war. Irgendwie bekomme ich immer mehr den Eindruck, 'aus der Zeit gefallen zu sein' oder mich gar in einem Parallelluniversum zu befinden. -Eigentlich können die ganzen verblendeten jungen Leute einem nur leid tun, weil auch sie ihrem zu erwartenden traurigen Schicksal nicht entkommen werden - und vermutlich nicht einmal dann begreifen, 'wie es dazu kommen konnte', da ihnen das selbständige Denken und somit das Erkennen der Zusammenhänge gezielt 'abtrainiert' wurde.

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