Vom Feind gerettet

Die SPD ist soeben von der AfD überholt worden, aber die Genossen lassen sich die gute Laune nicht verhageln. Im Willy-Brand-Haus wird der Film „Muhi – Generally Temporary“ gezeigt. Rina Castelnuovo-Hollander führte die Regie, was ein interessantes Filmerlebnis verspricht.

Nicht der Film macht daher stutzig, sondern seine Ankündigung im Veranstaltungskalender des Willi-Brandt-Hauses. Der Film zeigt das Schicksal eines kranken palästinensischen Jungen, der in Israel medizinisch versorgt wird. Die Ankündigung verspricht ein politisches Dilemma. Mit drohendem Tod und Trennung von der Familie. Der Ankündigung nach muss das so sein.

„Muhi musste nach seiner Geburt aus Gaza in ein israelisches Krankenhaus gebracht werden, um sein Leben zu retten. Begleiten durfte ihn nur sein Großvater Abu Naim.“

Musste? Warum nicht nach Nikosia, Rom, Oslo oder Berlin? Warum nicht seine Großmutter oder Tante?

„Die Rückkehr nach Gaza wäre auf Grund der desolaten Gesundheitsversorgung sein sicheres Todesurteil, das Betreten israelischen Bodens ist ihm und seinem Großvater jedoch durch die israelischen Sicherheitsvorschriften untersagt.“

Wie jetzt? Im ersten Absatz wird die Einreise nur Muhi und seinem Großvater erlaubt? Im zweiten ist sie  für Opa und Enkel verboten?

Doch irgendwie werden dann Monate zu Jahren „und Muhi, heute sieben Jahre alt, verbrachte bisher sein ganzes Leben mit seinem Großvater in diesem Krankenhaus“. Also doch? Oder doch nicht?

„Gerettet, behandelt und aufgezogen vom Feind seines Volkes, während die eigentliche Familie in Gaza lebt.“

Unfassbar, wie gemein die Israelis sein können.

Wer sich den Film anschaut, könnte Antworten auf die inhaltlichen, möglicherweise auch die versicherungstechnischen Fragen erwarten. Die krumme Logik des Vorspanns aus dem Willi-Brandt-Haus muss freilich unbeantwortet bleiben.

Foto: medaliaproductions.com

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Leserpost

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Martin Landvoigt / 20.02.2018

Die SPD verhält sich konsistent der allgemeinen medialen Darstellung der Kartell-Medien. Es ist keine Frage, ob da irgend etwas logisch ist. Israel als Aggressor ist das Narrativ, dass keine kritische Rückfrage erfordert. Palestinenser sind immer Opfer, denn sie sind ja nun der David, der sich gegen Goliath wehrt. Die Palestinenser sind nun die wahren Juden. ... obwohl, mir gruselt, so was zu schreiben. Denn könnte sich nicht dadurch jemand beleidigt fühlen? Könnte das für mich Konsequenzen haben?

Anja Pyrek / 20.02.2018

Laut einer im Juli 2016 veröffentlichen Studie der Freien Universität Berlin ist Judenfeindlichkeit unter Linken in Deutschland weit verbreitet. Die hysterische Kritik an Israel ist nichts weiter als blanker Judenhass, weil an Israel kritisiert wird, was bei allen anderen Ländern der Welt ignoriert wird. Israel wurde von den Vereinten Nationen öfter mit kritischen Resolutionen bedacht, als alle anderen Nationen zusammen. Israel ist für viele der Jude unter den Staaten. Sie hassen Israel nicht aufgrund eines bestimmten Handels, sondern weil Israel überhaupt handeln kann, egal wie! Es ist die pure Existenz Israels, die nicht erwünscht ist. Kritik an Israel ist in Deutschland nicht nur möglich, sondern Mainstream. 65 % sind laut einer durch die WELT bereits am 4. November 2003 veröffentlichen Umfrage der EU der Meinung, dass Israel die größte Gefahr für den Weltfrieden darstelle. 65 % in Europa finden Israel somit bedrohlicher als sämtliche national-islamistischen Diktaturen. Die SPD hat ihren Anteil daran.

Kati Schmidt / 20.02.2018

Ich frage mich auch warum Israel als Feind seines Volkes genannt wir, was für eine böse Unterstellung, passt doch gar nicht zu der Geschichte. Aus einer anderen Filmankündigung ist zu erfahren, Muhis Vater ist ein Hamas- “Aktivist”, der seinen Sohn nach Hause holen will, auch wenn er dort sterben muss.

Lars Bäcker / 20.02.2018

Vielleicht (hoffentlich) steht wenigstens ein Demonstrant mit einem Schild vor dem Willy-Brandt-Haus. Darauf könnte stehen „Antisemitismus und SPD - Kein Widerspruch mehr.“ Nur so ein Vorschlag.

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