Antje Sievers / 25.08.2016 / 19:43 / Foto: Jody Lee Smith / 15 / Seite ausdrucken

Vollverschleierter Kultur-Relativismus

Im September 2014 wurde in Israel gefeiert, was das Zeug hielt. Das islamische Opferfest Eid Al-Adha, das jüdische Neujahrsfest Rosch-Hashana und der Versöhnungstag Jom Kippur, alles fand mehr oder weniger im Zeitraum von einer Woche statt. Noch nie hatte man in Tel Aviv derart viele Muslime gesehen. Und das ist das Bemerkenswerte an den muslimischen Israelis: Sie möchten die Juden gern ins Meer treiben, aber es spricht nichts dagegen, vorher ihre Fischrestaurants und Eisdielen zu besuchen.

Am Opferfest haben muslimische Männer die religiöse Pflicht, ein Schaf zu schlachten und das Fleisch an die Armen zu verteilen. In der Praxis werden tagelang Grillpartys geschmissen. Im galiläischen Gan Hashlosha, einem Quellgebiet mit herrlichem Naturbad, war es brechend voll. Die Männer ließen es sich bei zweiunddreißig Grad im Schatten wohl sein in Shorts und Feinrippunterhemden und in den kühlen Fluten. Die Frauen waren von Kopf bis Fuß in schwarze Kunstfaser gehüllt, kümmerten sich ums Essen und schwitzten vor sich hin. Eine einzige durfte ins Wasser, ebenfalls von Kopf bis Fuß verhüllt. Wer bis dahin keine klare Vorstellung von der Stellung der Frau in der muslimischen Welt hatte, wusste spätestens jetzt Bescheid.

Ich weiß nicht, ob Ralf Jäger gelegentlich mit Meskalin gurgelt

Die derzeitigen Debatten über das sogenannte Burkaverbot zielen in der Regel völlig an diesem eigentlichen Problem vorbei. Wer die Burka verbiete, tönte Nordrhein-Westfalens Innenminister, müsse auch verbieten, dass sich Menschen als Nikolaus verkleiden.  Ich weiß nicht, ob Ralf Jäger die letzten zehn Jahre auf einem anderen Planeten gelebt hat oder vor dem Schlafengehen gelegentlich mit Meskalin gurgelt, aber von allen Beiträgen zu dieser Debatte ist dies mit Abstand der Verfehlteste.

Er zeigt auch, was exemplarisch für den Umgang mit dem Islam, der Flüchtlingspolitik und eben der Debatte um den Ganzkörperschleier steht: Die totale Unkenntnis der muslimischen Gesellschaft, Kultur und Alltagswelt. Auch von Freiheit ist immer die Rede, von unserer freiheitlichen Gesellschaft, die es sich nicht leisten könnte, Frauen vorzuschreiben, wie sie sich zu kleiden hätten. So ist es auch und so sollte es bleiben.

Aber man sollte sich parallel vor Augen halten, dass sich Millionen Muslime in Europa genau um diese Freiheit einen Dreck scheren. Wer sich von den Bessermenschen immer mit dem schönen Gedanken tröstet, die stolze, emanzipierte Muslimin trage ihren Schleier freiwillig, hatte keine Vorstellung davon, in welchen sozialen Strukturen sie sich bewegt – es sei denn, er oder sie käme aus eines erzkatholischen Fünfhundertseelenkaff um 1900.

Der Fetisch des Islam ist die Sexualität der Frau

Der Fetisch des Islam ist die Sexualität der Frau. Mit der Kontrolle über ihren Körper steht und fällt ihre Ehre, die ihres Mannes, ihrer Brüder, Onkel und Großonkel, ihrer Söhne, ihrer Familie und der gesamten Umma. Klar, dass man etwas so Wichtiges daher nicht ihrem eigenen Gutdünken überlassen kann. Die Sexualität der Frau muss so rigoros wie möglich kontrolliert werden, und das fängt beim Kopftuch an und hört mit der Verstümmelung ihrer Genitalien auf. Zweckmäßig ist es daher, den weiblichen Körper aus der Öffentlichkeit zu bannen, den Blicken zu entziehen, sie ans Haus zu fesseln, oder ihn mittels Burka oder Niqab gänzlich zum Verschwinden zu bringen.

Wieso fällt eigentlich kaum jemandem das paradoxe Verhalten muslimischer Frauen auf, die sich bewusst durch Verschleierung ausgrenzen und dann anschließend herumjammern, dass sie sich ausgegrenzt fühlen? Es mag durchaus sein, dass viele Musliminnen ernsthaft glauben, sie trügen den Schleier freiwillig. Aber sie belügen sich selbst. Schließlich wurde ihnen von Kindesbeinen an eingetrichtert, dass sie ohne den Schleier nicht „geschützt“ seien. Die Ehre der Frau wird in jeder muslimischen Community sorgfältig bespitzelt.

Eine deutsche Lehrerin, die mit ihrem türkischen Mann im Hamburger Problemviertel Mümmelmannsberg lebte, erzählte mit einmal, wie total diese Frauenkontrolle ist: Schon, wenn die kleine Schwester die U-Bahn-Station verlässt, wird von Freunden und Bekannten eine Sichtprüfung vorgenommen und per Handy weitergegeben. Ist sie allein? Ist sie im Beisein von Freundinnen und wenn ja, von welchen? Trägt sie Lippenstift? Was hat sie an? Trägt sie ihr Kopftuch? Bis sie zuhause ist, sind die Männer der Familie, deren Kontrolle sie unterworfen wird, bereits komplett im Bilde.

Der Wunsch, den Schleier abzulegen, hat für Musliminnen katastrophale Folgen

Ein Burkaverbot sei überflüssig, das Grundgesetz allein müsste doch ausreichen, las ich dieser Tage von irgendeinem Naivling bei Facebook. Wenn eine Frau keinen Schleier tragen wolle, dann könne sie doch einfach zur Polizei gehen. Schließlich würden in Deutschland ja auch eine Menge Frauen geschlagen, die könnten ja auch dergleichen tun. Empathiefreier Kulturrelativismus. Ach ja, wenn es so einfach wäre!

Der Wunsch, den Schleier abzulegen, hat für Musliminnen nicht selten katastrophale Folgen. Eine Irakerin, die ich kannte, lebte unter fremdem Namen und mit komplett neuer Identität in Hamburg, so wie ein Kronzeuge gegen die Mafia. Sie hatte sich geweigert, dem Kopftuchbefehl ihres Mannes Folge zu leisten, daraufhin drohte er, sie umzubringen. Das war nur das, wie sie mir erzählte. Dem vorangegangen sein wird das im Koran in der Sure 4:34 vorgeschlagene Erziehungsprogramm: „Vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie.“

Islamapologeten behaupten gerade von dieser Sure gern, sie sei auf gar keinem Fall wörtlich aufzufassen. Aber das sieht in der muslimischen Praxis anders aus. Viele Europäerinnen, die mit ihrem Ehemann in einem muslimischen Land lebten, haben die Erfahrung machen müssen, dass ehrverletzendes Fehlverhalten exakt wie empfohlen abgestraft wurde, und zwar genau in der vorgeschriebenen Reihenfolge. Der muslimische Göttergatte hat in vielen Fällen auch ausdrücklich betont, es sei seine Pflicht, seine Frau zu „erziehen“.

Wer also demnächst bei dreißig Grad einen muslimischen Macho in kurzen Hosen und Ärmeln neben seiner komplett in bodenlangen schwarzen Nylon gehüllten Frau betrachtet, sollte seine Theorie von der Frauenfreundlichkeit des Islam noch mal überdenken. Es geht ja nicht nur darum, dass Terroristen sich unter der Burka verstecken könnten, was sie ja schon getan haben. Die Tatsache, dass der Ganzkörperschleier Frauen in der Öffentlichkeit zur Unperson macht, sie der Dehydrierung, Vitamin-D-Mangel durch zu wenig Sonnenlicht und Kopfhautschäden aussetzt, ihre Bewegung einschränkt und zur Stolperfalle wird, sollte schon Grund genug sein, ihn rigoros zu verbieten. Solange ich mich nicht unbekümmert bis zum Bauchnabel ausgeschnitten durch jedes muslimische Land dieser Erde bewegen kann, sehe ich keinen Grund, die Burka zu tolerieren. Der Körperschleier ist keine Modelaune – er ist ein Verbrechen.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Gaby Heckhausen / 26.08.2016

Als Motorradfahrer oder Motorradfahrerin bin ich gehalten den Helm abzunehmen sobald ich ein Geschäft, Tankstelle, öffentliche Gebäude, Banken oder was auch immer betrete. Das ist schon aus Sicherheitsaspekten und dem Respekt meinem Gegenüber ein offenes Gesicht zu zeigen selbstverständlich. Ich denke “unsere Gäste” sind aus ihrer Heimat geflüchtet um hier frei und sicher zu leben. Dann frage ich mich warum sie ihre vorsintflutlichen und abstrusen “Vorschriften” (besonders gegen Frauen) mitbringen und dann noch ihre Religion als Deckmantel vorschieben! In einer syrischen Stadt, die in dieser Woche vom IS befreit wurde, haben die Frauen als erstes ihre aufgezwungenen Burka’s verbrannt und die Männer ihre Bärte abrasiert. Soviel zu freiwilligen Verschleierung.

Uta Rahn / 26.08.2016

Herzlichen Dank für diese offenen und aufklärenden Worte. Ich sehe das ganz genauso. Eine Islamisierung unserer Gesellschaft mit Duldung dieser Form von Unterdrückung, ja Knechtung der Frau kann niemals toleriert werden. Wir müssen jetzt klare Regeln und Gesetze erlassen und die Einhaltung dieser auch einfordern.

Ingeborg Kazek / 26.08.2016

Als wir in Europa um die Rechte der Frauen gekämpft haben, gab es viele Gegner der Gleichberechtigung. Von Emanzen, Feministinnen war die Rede, Frauen gehören an den Herd, meine Mutter musste in Deutschland bei ihrer Hochzeit 1948 in der Kirche noch unterschreiben, dass sie “dem Manne untertan” sei. Heute profitieren alle Frauen von der Gleichberechtigung und sie ist in unserer Gesellschaft nicht mehr weg zu denken. Jetzt kommen viele moslemische Menschen zu uns und wir wissen alle, welche Stellung die Frau in diesen Ländern, wo sie herkommen hat. Überall, wo Frauen in der Öffentlichkeit komplett verhüllt gehen müssen, hat die Frau nämlich überhaupt keine Rechte. Das lässt sich nicht beschönigen, auch nicht damit, dass wir tolerant sein sollen. Je toleranter wir sind, desto mehr werden unsere eigenen Rechte als Frauen gefährdet. Dafür haben wir doch nicht jahrhundertelang als Frauen gekämpft! Wir dürfen es nicht tolerieren, dass bei uns, im Westen, in einer freien Gesellschaft andere Frauen zuhause und auf der Straße keine Rechte haben. Jetzt noch die Gelegenheit zu sagen: Im Westen gilt für ALLE Frauen Gleichberechtigung, egal ob in der Öffentlichkeit oder zuhause. Und zwar die Gleichberechtigung nach unseren westlichen Gesetzen, nicht den Scharia Gesetzen. 

Nico Schmidt / 26.08.2016

Guten Morgen Frau Sievers, das war große Klasse! Danke Nico Schmidt

Judith Jannach / 26.08.2016

Ich mag sie…. Das höfliche herumgesudere von manchen geht mir aufn Wecker Solange wir politisch korrekt=verlogen bleiben, wird sich nichts ändern

Ralf Ostner / 26.08.2016

Ich bin auch für ein Burkaverbot.Vielleicht wäre aber auch die Alternative, alle muslimische Männer in Burkos zu stecken, um ihnen mal zu verdeutlichen, wie das ist. Die Burka für die Frau, den Burko für den Mann.Gleichberechtigung mal anders.Scherz beiseite. Inzwischen hat eine Muslima eine Demonstration angekündigt für das Serlbstbestimmungsrecht der Frau, alles zu tragen,was sie will. Gemeint ist dabei aber nicht, dass nun Frauen die Kopftücher abnehmen, sondern es ist eine Demo für das Recht Kopftuch und Burkini zu tragen. Während Schlandland bei der Burka relativ einig ist, besteht gegenüber dem Kopftuch doch ewige Toleranz.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Antje Sievers / 22.10.2019 / 17:00 / 2

Die Künstlerin, die die Trauer lehrt

Gabriele von Lutzau: Mutter zweier Kinder. Ehefrau. Katzenliebhaberin. Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Der größte Rolling-Stones-Fan des Odenwaldes. Ehemalige Flugbegleiterin. Und heute vor allem Bildhauerin. Ihre Ausstellung…/ mehr

Antje Sievers / 06.08.2019 / 06:10 / 133

Das Psychogramm hinter den Schreckenstaten

Ein Afghane tötet seine Ex-Freundin mit nicht weniger als siebzig Messerstichen. In einem harmlosen Stuttgarter Wohnviertel wird ein Mann mit einem japanischen Schwert von seinem Mitbewohner regelrecht gemetzelt. In Hamburg wird…/ mehr

Antje Sievers / 12.07.2019 / 06:10 / 157

Vergewaltigungs-Kultur

Am 1. Juli wird in Hamburg eine junge Frau am U-Bahnhof Hagenbecks Tierpark von drei Männern attackiert. Es gelingt ihr, sich durch gekonnte Gegenwehr zu verteidigen und…/ mehr

Antje Sievers / 14.04.2019 / 15:00 / 10

Tradition als Lebenskunst

Italien, das Land, „wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn“, versetzte bekanntlich nicht nur Goethe und Heine in wahre Glückstaumel von Entzücken…/ mehr

Antje Sievers / 26.02.2019 / 16:15 / 17

Die Zwangstaufe von Barmbek

Es muss in der sechsten Klasse gewesen sein. Im Religionsunterricht, in dem man zwar wenig über Religion, aber stets viel über den Lehrer lernen konnte.…/ mehr

Antje Sievers / 07.02.2019 / 15:00 / 19

Hanseatischer Antisemitismus

„In Hamburg sah ich die erschreckendsten, bedrückendsten Dinge, die ich je zu Gesicht bekommen hatte – mit Davidsternen und dem Wort „Jude“ bemalte Geschäfte, hinter halbleeren…/ mehr

Antje Sievers / 26.01.2019 / 14:00 / 35

Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Frau

Niemand würde es Ihnen wünschen, aber stellen Sie sich mal Folgendes vor: Sie sind eine Frau und kommen im Morgengrauen nach Hause. Ihr Lebensgefährte reißt…/ mehr

Antje Sievers / 01.12.2018 / 17:00 / 15

Laila Mirzo: „Nur ein schlechter Muslim ist ein guter Muslim”

Dieser Tage sandte ich mein Buch „Tanz im Orientexpress – eine feministische Islamkritik“ an Laila Mirzo nach Linz in Österreich und es kam sogleich ein Buch zurück: Mirzos „Nur ein…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com