Im September 2014 wurde in Israel gefeiert, was das Zeug hielt. Das islamische Opferfest Eid Al-Adha, das jüdische Neujahrsfest Rosch-Hashana und der Versöhnungstag Jom Kippur, alles fand mehr oder weniger im Zeitraum von einer Woche statt. Noch nie hatte man in Tel Aviv derart viele Muslime gesehen. Und das ist das Bemerkenswerte an den muslimischen Israelis: Sie möchten die Juden gern ins Meer treiben, aber es spricht nichts dagegen, vorher ihre Fischrestaurants und Eisdielen zu besuchen.
Am Opferfest haben muslimische Männer die religiöse Pflicht, ein Schaf zu schlachten und das Fleisch an die Armen zu verteilen. In der Praxis werden tagelang Grillpartys geschmissen. Im galiläischen Gan Hashlosha, einem Quellgebiet mit herrlichem Naturbad, war es brechend voll. Die Männer ließen es sich bei zweiunddreißig Grad im Schatten wohl sein in Shorts und Feinrippunterhemden und in den kühlen Fluten. Die Frauen waren von Kopf bis Fuß in schwarze Kunstfaser gehüllt, kümmerten sich ums Essen und schwitzten vor sich hin. Eine einzige durfte ins Wasser, ebenfalls von Kopf bis Fuß verhüllt. Wer bis dahin keine klare Vorstellung von der Stellung der Frau in der muslimischen Welt hatte, wusste spätestens jetzt Bescheid.
Ich weiß nicht, ob Ralf Jäger gelegentlich mit Meskalin gurgelt
Die derzeitigen Debatten über das sogenannte Burkaverbot zielen in der Regel völlig an diesem eigentlichen Problem vorbei. Wer die Burka verbiete, tönte Nordrhein-Westfalens Innenminister, müsse auch verbieten, dass sich Menschen als Nikolaus verkleiden. Ich weiß nicht, ob Ralf Jäger die letzten zehn Jahre auf einem anderen Planeten gelebt hat oder vor dem Schlafengehen gelegentlich mit Meskalin gurgelt, aber von allen Beiträgen zu dieser Debatte ist dies mit Abstand der Verfehlteste.
Er zeigt auch, was exemplarisch für den Umgang mit dem Islam, der Flüchtlingspolitik und eben der Debatte um den Ganzkörperschleier steht: Die totale Unkenntnis der muslimischen Gesellschaft, Kultur und Alltagswelt. Auch von Freiheit ist immer die Rede, von unserer freiheitlichen Gesellschaft, die es sich nicht leisten könnte, Frauen vorzuschreiben, wie sie sich zu kleiden hätten. So ist es auch und so sollte es bleiben.
Aber man sollte sich parallel vor Augen halten, dass sich Millionen Muslime in Europa genau um diese Freiheit einen Dreck scheren. Wer sich von den Bessermenschen immer mit dem schönen Gedanken tröstet, die stolze, emanzipierte Muslimin trage ihren Schleier freiwillig, hatte keine Vorstellung davon, in welchen sozialen Strukturen sie sich bewegt – es sei denn, er oder sie käme aus eines erzkatholischen Fünfhundertseelenkaff um 1900.
Der Fetisch des Islam ist die Sexualität der Frau
Der Fetisch des Islam ist die Sexualität der Frau. Mit der Kontrolle über ihren Körper steht und fällt ihre Ehre, die ihres Mannes, ihrer Brüder, Onkel und Großonkel, ihrer Söhne, ihrer Familie und der gesamten Umma. Klar, dass man etwas so Wichtiges daher nicht ihrem eigenen Gutdünken überlassen kann. Die Sexualität der Frau muss so rigoros wie möglich kontrolliert werden, und das fängt beim Kopftuch an und hört mit der Verstümmelung ihrer Genitalien auf. Zweckmäßig ist es daher, den weiblichen Körper aus der Öffentlichkeit zu bannen, den Blicken zu entziehen, sie ans Haus zu fesseln, oder ihn mittels Burka oder Niqab gänzlich zum Verschwinden zu bringen.
Wieso fällt eigentlich kaum jemandem das paradoxe Verhalten muslimischer Frauen auf, die sich bewusst durch Verschleierung ausgrenzen und dann anschließend herumjammern, dass sie sich ausgegrenzt fühlen? Es mag durchaus sein, dass viele Musliminnen ernsthaft glauben, sie trügen den Schleier freiwillig. Aber sie belügen sich selbst. Schließlich wurde ihnen von Kindesbeinen an eingetrichtert, dass sie ohne den Schleier nicht „geschützt“ seien. Die Ehre der Frau wird in jeder muslimischen Community sorgfältig bespitzelt.
Eine deutsche Lehrerin, die mit ihrem türkischen Mann im Hamburger Problemviertel Mümmelmannsberg lebte, erzählte mit einmal, wie total diese Frauenkontrolle ist: Schon, wenn die kleine Schwester die U-Bahn-Station verlässt, wird von Freunden und Bekannten eine Sichtprüfung vorgenommen und per Handy weitergegeben. Ist sie allein? Ist sie im Beisein von Freundinnen und wenn ja, von welchen? Trägt sie Lippenstift? Was hat sie an? Trägt sie ihr Kopftuch? Bis sie zuhause ist, sind die Männer der Familie, deren Kontrolle sie unterworfen wird, bereits komplett im Bilde.
Der Wunsch, den Schleier abzulegen, hat für Musliminnen katastrophale Folgen
Ein Burkaverbot sei überflüssig, das Grundgesetz allein müsste doch ausreichen, las ich dieser Tage von irgendeinem Naivling bei Facebook. Wenn eine Frau keinen Schleier tragen wolle, dann könne sie doch einfach zur Polizei gehen. Schließlich würden in Deutschland ja auch eine Menge Frauen geschlagen, die könnten ja auch dergleichen tun. Empathiefreier Kulturrelativismus. Ach ja, wenn es so einfach wäre!
Der Wunsch, den Schleier abzulegen, hat für Musliminnen nicht selten katastrophale Folgen. Eine Irakerin, die ich kannte, lebte unter fremdem Namen und mit komplett neuer Identität in Hamburg, so wie ein Kronzeuge gegen die Mafia. Sie hatte sich geweigert, dem Kopftuchbefehl ihres Mannes Folge zu leisten, daraufhin drohte er, sie umzubringen. Das war nur das, wie sie mir erzählte. Dem vorangegangen sein wird das im Koran in der Sure 4:34 vorgeschlagene Erziehungsprogramm: „Vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie.“
Islamapologeten behaupten gerade von dieser Sure gern, sie sei auf gar keinem Fall wörtlich aufzufassen. Aber das sieht in der muslimischen Praxis anders aus. Viele Europäerinnen, die mit ihrem Ehemann in einem muslimischen Land lebten, haben die Erfahrung machen müssen, dass ehrverletzendes Fehlverhalten exakt wie empfohlen abgestraft wurde, und zwar genau in der vorgeschriebenen Reihenfolge. Der muslimische Göttergatte hat in vielen Fällen auch ausdrücklich betont, es sei seine Pflicht, seine Frau zu „erziehen“.
Wer also demnächst bei dreißig Grad einen muslimischen Macho in kurzen Hosen und Ärmeln neben seiner komplett in bodenlangen schwarzen Nylon gehüllten Frau betrachtet, sollte seine Theorie von der Frauenfreundlichkeit des Islam noch mal überdenken. Es geht ja nicht nur darum, dass Terroristen sich unter der Burka verstecken könnten, was sie ja schon getan haben. Die Tatsache, dass der Ganzkörperschleier Frauen in der Öffentlichkeit zur Unperson macht, sie der Dehydrierung, Vitamin-D-Mangel durch zu wenig Sonnenlicht und Kopfhautschäden aussetzt, ihre Bewegung einschränkt und zur Stolperfalle wird, sollte schon Grund genug sein, ihn rigoros zu verbieten. Solange ich mich nicht unbekümmert bis zum Bauchnabel ausgeschnitten durch jedes muslimische Land dieser Erde bewegen kann, sehe ich keinen Grund, die Burka zu tolerieren. Der Körperschleier ist keine Modelaune – er ist ein Verbrechen.