Dirk Maxeiner / 21.11.2019 / 12:00 / Foto: iihs.org / 107 / Seite ausdrucken

Volkswagen, die AfD und die Amnesie

Volkswagen lässt auf Initiative des Betriebsrates den Schriftzug der „Volkswagen Halle Braunschweig“ entfernen, weil die AfD dort in der nächsten Woche ihren Parteitag abhält. Schade, dass die Halle in Braunschweig für die Kommunistische Partei Chinas zu klein ist. Die könnte nämlich mit einer Ergebenheitsadresse vom Volkswagen-Chef rechnen, wie hier zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik. 

Ansonsten weiß Herbert Diess von nichts. Außer vielleicht, dass er jeden zweiten Volkswagen in China verkauft. Da kann einem schon mal die Übersicht abhanden kommen. Von einem BBC-Reporter während einer Pressekonferenz in Shanghai auf eklatante chinesische Menschenrechtsverletzungen, beispielsweise gegenüber den Uiguren, angesprochen, antwortete Diess, er wisse nicht, wie die Frage gemeint sei. 

Diess hat offenbar aus einem Missgeschick des inzwischen entsorgten Daimler-Bosses Dieter Zetsche gelernt. Der ließ auf der Foto-Plattform Instagram das Bild eines weißen Mercedes-Coupé mit einem einfühlsamen Spruch des Dalai Lama, seines Zeichens Friedensnobelpreisträger, installieren: „Betrachte eine Situation von allen Seiten, und du wirst offener werden“. So was kommt immer gut, dachten sich die Leute vom anderen Stern, klingt astrein multikulturell und harmoniestiftend. 

Doch der Dalai Lama begreift sich bekanntlich als Oberhaupt der Tibeter – einer Gegend mithin, die von den Chinesen brutalstmöglich annektiert wurde. Und daran möchten sie nur ungern erinnert werden. Und so drehten die Chinesen ihren Windkanal bis zum Anschlag auf, und es wehte ein mächtiger Anti-Daimler-Sturm bis in die Stuttgarter Konzernzentrale. Zetsche reagierte mit ruckartiger Verlagerung des Schwerpunktes und kippte einfach um wie einst die Mercedes A-Klasse beim Elchtest und warf sich vor den roten Garden in den Staub. Die FAZ kommentierte, der Daimler-Vorstand habe „wie ein Dissident nach dem Folterverhör in vorauseilendem Gehorsam versprochen, nie wieder die Souveränität Chinas in Frage zu stellen“.

Eine Reihe von Deutschlands Top-Managern, besonders die, die im Kanzlerinnenflugzeug mitfliegen, setzt auf ihre Art immer wieder eindeutige Zeichen: Moral ist, wenn es nix kostet.

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Martin Lederer / 21.11.2019

Man sieht halt einfach die Machtverhältnisse, man könnte auch sagen die Hackordnung. China ist sehr mächtig, deshalb unterwirft man sich als Konzern denen lieber. Die AfD hat keine Macht, sie muss froh sein, wenn sie nicht tot geschlagen wird. Deshalb kann man bei ihr schön Haltung zeigen. Sollte die AfD eines Tages mächtig sein (was nie passieren wird), bin ich mir sicher, dass VW im Sinne der AfD Haltung zeigen wird. Gleiches, sollten eines Tages die Zeugen Jehovas sehr viel Macht haben. Die die Scientologen. Oder der Islam. Auch dann wird Haltung im Sinne der neuen Mächtigen gezeigt werden. Man muss sich nur die Konzernlenker ansehen und wem sie sich unterwerfen und man sieht, wer wirkliche Macht hat.

Hans-Hasso Stamer / 21.11.2019

@ Josef Cissek: da sind Sie bei weitem nicht der einzige. Ich würde auch gesperrt, nach einem neuerlichen Versuch einige Monate später und erneuter Sperre habe ich es jetzt ganz aufgegeben und werde gar nicht mehr kommentieren. Das erneute Abo konnte ich noch innerhalb der 14 Tage Widerrufsfrist wieder loswerden. Die tun bloß so, bei der Welt in Wirklichkeit sind die genauso links-rot-grün wie alle anderen. Ab und zu gibt es mal ein Leckerli für die konservative Leserschaft, von Stefan Aust zum Beispiel. Was Doppelzüngigkeit und Kotaus, also das Thema des obigen Beitrag) betrifft: das habe ich in der DDR 39 Jahre lang erlebt. Dass ich es jetzt auf meine alten und kranken Tage nochmals erleben muss, bedrückt mich zutiefst. Vielleicht sollte ich noch mal den Anlass der Sperre nennen: einmal war es der Machtanspruch von Migranten bei den Vorfällen im Sommer im Rheinbad (den man, bevor die Redaktion das selber thematisierte (!), nicht aussprechen durfte), das zweite war der Satz, dass die Umerziehung doch schon läuft - Frau Sayn -Wittgenstein hatte also recht. Das kommt natürlich nicht gut in einer Zeitung, die diese Umerziehung selber aktiv mitbetreibt und sich nur noch konservative Feigenblätter leistet, denn Sayn-Wittgenstein gilt als „ganz ganz rechts außen„ und solche Leute können überhaupt nicht recht haben, auch wenn die Wirklichkeit etwas anderes aussagt. Der Vorgang mit der Halle in Braunschweig zeigt aber noch etwas anderes: langsam schlägt das AfD – Bashing in der gesamten Öffentlichkeit in massive Einschüchterung um.

Mike Loewe / 21.11.2019

Merkwürdiger Artikel von einem Autor, den ich ansonsten sehr schätze. Worum geht es? Darum, dass eine Autofirma den Schriftzug ihrer Halle für einen Parteitag verhängt. Na und? Der Vergleich mit einem Glückwunsch an China wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen. Chinas Maßnahmen gegenüber den Uiguren sind vermutlich in den deutschen Medien genau so übertrieben dargestellt, wie man es von diesen gewohnt ist. Vermutlich sind diese Maßnahmen gegenüber einer auf Terroranschläge und Menschenrechtsverletzungen spezialisierten “Religion” wesentlich wirksamer als die deutsche Anbiederung an dieselbe.

S. v. Belino / 21.11.2019

Besagte Maßnahme erinnert mich an zahllose Klimmzüge, die in der jüngeren Vergangenheit von allen möglichen Institutionen unternommen wurden, um die AfD öffentlich zu diskreditieren (Licht-aus-Aktionen, Glockengeläut, usw. usf.). Als Ersatz für schlagende Argumente sind solch hilflose Aktionen nun wirklich nicht zu gebrauchen.  - Die eher naive, wenig souveräne, Entscheidung des VW-Managements könnte den einen oder anderen tatsächlich dazu veranlassen, sich von der Marke VW zumindest für einige Jahre zu verabschieden. Prof. Meuthen hat bereits öffentlich gemacht, dass er eine anstehende Kaufentscheidung für einen neuen PKW entsprechend revidiert hat. Wen wundert’s? Gibt es schließlich noch etliche andere Mütter, die ebenso attraktive Töchter haben (welche zudem noch den Liebreiz der “technischen Aufrichtigkeit” ausstrahlen). Es steht zu vermuten, dass Prof. Meuthen nicht der einzige bleiben wird, der die infantil-trotzige und zutiefst undemokratische Attitüde der VW-Konzernoberen in dieser Form quittiert. Auch bei mir steht über kurz oder lang der Neukauf eines Automobils an. Und weil ich als eigentlich überzeugte “Golf"erin im Ausland mit der Marke Toyota stets allerbeste Erfahrungen gemacht habe, könnte auch ich mir vorstellen, dass…

Stefan Zorn / 21.11.2019

Die Stigmatisierung der AfD nimmt seuchenhafte Züge an. Das deutsche Volk hat nichts gelernt! Gar nichts!

Detlef Jung / 21.11.2019

@Sandra Richter - Hmmm, ich hab da auch was läuten hören hier hinterm Stuttgarter Flughafen beim Friedensstern. Sieht so aus, als hätte sich Volkswagen vom Markt freigekauft, also PorscheVWSKodaSeatAudiMANScania - Lamborghini, Ducati und Bugatti is wuaschd - und prostituiert sich bei den Hinterzimmermafiosi, wie anno 1930 in Detroit. Is scho lustig. Bei BMW klappt´s ned so wie man sich das bei den neuen Geldgebern vorstellt, aber die arbeiten weiter fleißig auch an deren Eliminierung - wird scho klappen. Die Qaandt-Firmen bekommen noch ein paar Aufträge aus der arabischen Welt und werden dann die Bayern auch brav abwicklen. Und Mercedes, ja Mercedes ist in zehn Jahren wieder - wie bereits im ausgehenden 19 Jh. einfach ein schöner Frauenname, hat aber nix mit Fahrzeugen zu tun. Wahrscheinlich legen die Chinesen, falls deren viel zu großes Reich nicht doch noch vorzeitig implodiert, dann MuscleCars und NakedBikes mit den geilsten Verbrennungsmaschinen ever auf. Einfach weil sie´s können. Oder die Inder, die halbe Familie der heutigen Autohersteller ist eh schon vor Ort. RDW macht einfach weiter wie bisher und hat ne Menge Konkurrenz weniger.

Chris Groll / 21.11.2019

@Gert Köppe, stimme Ihnen voll zu. Mit dem Basteln sind die allerdings bald fertig

B.Klingemann / 21.11.2019

Volkswagen sollte sich umbenennen in “Wagen”. Der Wagen. Mehr Wagen wagen… - Politisch korrekte Clean-Diesel-Betrüger! In den USA geht’s dafür ab in den Knast - zu Recht! Wir fahren schon lange Renault…

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