Wie rechnet man eigentlich Schulnoten für Politiker aus?
Vielleicht kennen Sie diese Beklemmung, wenn Sie einem unbekannten Experten dabei zuschauen, wie er versucht, Ihr Auto zu reparieren. Es dauert länger als geplant, der Motor will einfach nicht anspringen, es gibt immer tiefere Eingriffe in die Mechanik, und schließlich fällt es Ihnen wie Schuppen von den Augen: Der Mann weiß ja gar nicht, was er da macht! Er hat sein Handwerk nicht gelernt. Dieses Gefühl scheint sich in der deutschen Bevölkerung derzeit zu verbreiten. Es geht allerdings nicht ums Auto, es geht um die Existenz.
Falls Sie als Pilot, Baggerführer, Medienkaufmann, Fluglotse, Handelsfachwirt, Wirtschaftsassistent, Lagerlogistiker, Notarfachangestellter, Beamter für Vermessung, Bilanzbuchhalter, Chirurgisch-technischer Assistent, Informatiker oder Elektroniker angestellt werden möchten, dann müssen Sie eine entsprechende Ausbildung nachweisen. Die Befürchtung ist nämlich, dass Sie anderenfalls mehr oder weniger großen Schaden für die Allgemeinheit anrichten könnten.
Keine Ausbildung müssen Sie allerdings vorweisen, wenn Sie Bundesminister werden wollen. Da müssen Sie nur einen Eid ablesen können: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden…“
Um also Schaden von 83 Millionen zu wenden und deren Nutzen zu mehren, ist keine Ausbildung vonnöten. Wirklich? Wenn eine Regierung in ihrer Ignoranz oder Verantwortungslosigkeit Kraftwerke im Wert von zig Milliarden abreißt, um dann festzustellen, dass der Strom nicht in der Steckdose gemacht wird – fällt das unter die Rubrik „Nutzen mehren“? Fragt sich nur wessen Nutzen: den des deutschen Volkes oder den der Wind- und Sonnenbarone?
Wenn man die Entwicklung von Wirtschaft, Bildung, Sicherheit und innerer Einheit im Deutschland der vergangenen Dekaden betrachtet, dann kommt man nicht umhin, sich etwas mehr Kompetenz bei den politischen Entscheidungsträgern zu wünschen.
Die „Big Five“ der Qualifikation
Welche Kompetenzen wären das? Ich möchte hier fünf fundamentale Anforderungen für ein Amt in der Regierung auflisten, sozusagen meine „Big Five“ in Sachen Qualifikation für den Dienst am Volk. Das sind nicht die einzigen Tugenden, die es braucht, aber wenn wir nur die hinbekämen, dann wäre das schon ein phantastischer Fortschritt.
1. Integrität (IN)
Integrität ist die Übereinstimmung der übernommenen Aufgabe mit unserer inneren Überzeugung. Nehmen wir an, ein Minister hätte die Verantwortung für die Energieversorgung des Landes, dann muss es sein innerstes Verlangen sein, dem Wohle des Landes zu dienen, indem er sicherstellt, dass genügend Energie verlässlich und preiswert zur Verfügung steht. Alle anderen Aspekte haben Nebensache zu sein. Er hat seinen Eid vor dem deutschen Volk abgelegt und nicht vor dem Weltwirtschaftsforum oder dem IPPC. Er hat auch nicht das Recht, dass er jetzt, wo er an der „Macht“ ist, versucht, auf einem Egotrip seine persönlichen fixen Ideen umzusetzen.
2. Wissen (WI)
Wissen ist der Besitz von gesicherten Erkenntnissen, die seit Menschengedenken angesammelt wurden. Es ist Voraussetzung für richtige Entscheidungen. So wissen wir etwa, dass man einer Energiequelle nicht mehr Energie entziehen können, als sie uns anbietet; dass man also bei Sonnenschein pro Quadratmeter nur soundsoviele Watt ernten kann, auch wenn pfiffige Startups von Quantensprüngen und Durchbrüchen und unglaublichen Erfolgen berichten.
3. Erfahrung (ER)
Erfahrung ist Erkenntnis, die wir durch eigenes Erleben erworben haben. Erfahrung ist detaillierter als erworbenes Wissen, und sie übt wesentlich mehr Überzeugungskraft auf uns aus. Ein Entscheidungsträger, der schon einmal wegen Stromausfalls stundenlang bei Dunkelheit in einem Aufzug gefangen war, der hat zum Thema Blackout ein anderes Verhältnis als einer, der darüber nur gelesen hat.
4. Intelligenz (IZ)
Intelligenz ist notwendig, um in komplexen Entscheidungen sein Wissen und seine Erfahrung nutzbringend einsetzen zu können. Auf den ersten Blick könnte man glauben, es gäbe Intelligenz im Überfluss, denn niemand beklagt sich darüber, zu wenig abbekommen zu haben, während ja sonst immer mehr Menschen jammern, in irgendeiner Hinsicht benachteiligt worden zu sein. Es gibt jedoch keine „MeToo“-Bewegung der kognitiv Benachteiligten, keinen Jahrestag für die IQ<90-Bevölkerung. Dennoch scheint da in der Politik hin und wieder ein Mangel an Intelligenz zu herrschen – etwa wenn gefordert wird, man solle das Zusammenleben täglich neu aushandeln, als lebten wir im Dschungel oder im Neandertal.
5. Menschlichkeit (ME)
Menschlichkeit steht hier für die Grundhaltung, den Menschen und dem Leben in Liebe zu begegnen. Diese Liebe ist ein starker Antrieb. Der Gegenpol dazu ist das Ressentiment, und der daraus folgende Impuls ist nicht weniger stark, wenn auch in entgegengesetzter Richtung. Ressentiment ist der Vorsatz, sich an der Welt dafür zu rächen, dass man vom Schicksal benachteiligt wurde. Das ist keine gute Grundhaltung für Politiker. Die schlimmsten Diktatoren der Geschichte waren oft solche Kandidaten.
Kleine Berechnungsformel für den Politiker Ihres Herzens
Ich habe eine kleine Hausaufgabe für Sie vorbereitet: Bitte geben Sie jedem unserer Bundesminister für jede der „fünf Tugenden“ eine Punktezahl von 0 bis 3. Und jetzt wird’s schwierig. Vergeben Sie zuerst Ihre Wertung für Integrität IN. Dann bewerten Sie bitte die vier weiteren Tugenden und addieren diese – im Kopf. Jetzt multiplizieren Sie das Ergebnis mit „IN“ und schreiben das Resultat in die Spalte Q.
Ich erläutere das an einem Beispiel, etwa an der Bundesministerin des Äußeren.
Integrität = IN = 1 von 3 Punkten (ich vermute, dass sie sich ihrer Partei mehr verpflichtet fühlt als ihrem Amtseid. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie auf Grund der geringen Welterfahrung und des geringen Wissens – ja, sie hat ein Buch geschrieben, ja, sie hat einen beeindruckenden Lebenslauf – wenig Vertrauen in die eigene Urteilskraft hat und daher von WWF, WEF oder ähnlichen Organisationen leicht beeinflussbar ist. Daher meine geringe Wertung in Sachen Integrität)
Wissen = WI = 1 (kein Kommentar)
Erfahrung = ER = 1 (hinsichtlich Karriere in der Partei hat sie Erfahrung, aber hilft die, wenn es um die Verteidigung deutscher Interessen gegen andere Länder geht? Hilft da eine „feministische Außenpolitik“?)
Intelligenz = IZ = 2 (kein Kommentar)
Menschlichkeit = ME = 3 (Begründung: sie hat nicht diesen typischen feministischen Gesichtsausdruck: „ich bin unglücklich und ihr seid schuld daran“, den viele Politikerinnen und Aktivistinnen zur Schau stellen und der ihre Ressentiments verrät.)
Also, liebe Annalena:
Die Summe WI + ER + IZ + ME = 1 + 1 + 2 + 3 = 7
multiplizieren wir jetzt mit Integrität IN = 1 und wir bekommen
Qualifikationszahl QU = 7
… von maximal 36 möglichen Punkten – wie sie vielleicht ein gewisser Helmut Schmidt erreicht hätte.
Und noch etwas: Warum wird die Integrität nicht auch einfach dazu addiert, so wie die anderen Punkte?
Weil ohne Integrität die anderen Qualifikationen nutzlos, ja vielleicht sogar gefährlich sind. Lassen Sie mich einen hypothetischen Politiker konstruieren, der es in WI, ER und IZ auf insgesamt beeindruckende 9 Punkte bringt, der aber eine intensive Abneigung gegen alles Deutsche hat; der auf Nationalhymne oder schwarz-rot-gold neurotisch reagiert und der die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in „Mannschaft“ umtaufen würde. Der sogar seine Abneigung gegenüber der eigenen Partei hemmungslos zur Schau stellt und der bei Bedarf das Grundgesetz missachtet. So jemand könnte kaum Schaden von Deutschland wenden, geschweige denn den Nutzen für sein Volk mehren – egal wie gescheit, erfahren und intelligent er sein mag. Wenn Integrität gleich null, dann ist die ganze Qualifikation null – oder sogar darunter. Deswegen wird zur Berechnung von QU mit „IN“ multipliziert.
Wo bleibt die Qualitätssicherung?
Wenn man also die Qualifikation für diese wichtigen Ämter so leicht bestimmen kann, dann wäre eine entsprechende Qualitätssicherung vor Amtseinführung doch relativ einfach durchzuführen. Warum passiert das nicht?
Nun, im Prinzip passiert das ja: Da gibt es einen Präsidenten, von dessen Urteil die Bestallung der Diener des Volkes abhängt, aus dessen Händen die Minister und Kanzler ihre Urkunden überreicht bekommen. Er hat seine politische Laufbahn in der linken Studentenbewegung begonnen und residiert jetzt in einem Palast mit 50 Zimmern. Hat er nicht die Herzensbildung, die weltmännische Erfahrung und das Allgemeinwissen, um die geeigneten Kandidaten auszusieben? Die hat er leider nicht. Er demonstrierte seine Inkompetenz in Sachen jüngerer deutscher Geschichte, indem er kürzlich eine gewisse Gudrun Ensslin, Terroristin der Roten Armee Fraktion, als eine der großen Frauen der Weltgeschichte bezeichnen ließ. (Es wurde nach Protesten korrigiert.)
Deshalb sind Sie an der Reihe; unten finden Sie die Kandidaten, die auf Ihr Urteil warten. Bitte machen Sie Ihre Bewertung im Leserbrief bekannt. Hier die Mitglieder des Regierungskabinetts.
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
Christian Lindner, Bundesminister der Finanzen
Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat
Annalena Baerbock, Bundesministerin des Auswärtigen
Marco Buschmann, Bundesminister der Justiz
Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales
Christine Lambrecht, Bundesministerin der Verteidigung
Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Karl Lauterbach, Bundesminister f. Gesundheit
Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr
Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung
Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zus…
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung…
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