Thomas Rietzschel / 26.09.2018 / 15:00 / 16 / Seite ausdrucken

Volker Bouffier: Mit der Vorsehung im Bunde

Knappe fünf Wochen vor der Landtagswahl hat Volker Bouffier auch bei der hessischen CDU den Sinkflug eingeleitet. Die Fallhöhe verringerte sich bereits um drei Punkte, von 31 auf 28 Prozent. Es bleibt aber noch Luft nach unten. 25 Prozent wären ein erreichbares Ziel. Der Ministerpräsident tut dafür, was er kann. Er weiß, wie man sich die Wähler vom Hals schafft.

Statt Verwirrung zu stiften, indem er darüber spricht, was die eigenen Partei vorhat, warnt er die Hessen bis zum Überdruss vor der AfD als „einer Gefahr für Deutschland“. Mache sie doch „den Staat verächtlich“. Nun stimmt es zwar, dass die Verachtung des Staates in breiten Kreisen wächst. Nur kann das Vertrauen in denselben immer bloß von denen verspielt werden, die ihn politisch vertreten. Und das wiederum darf sich die CDU im Gespann mit der SPD mehr als sonst etwas auf die Fahnen schreiben. Dazu bedurfte es keiner AfD. 

Wenn sie den Staat angreift, sein Handeln gar verächtlich findet, macht sie lediglich von dem Recht der politischen Kritik Gebrauch. Der parteilich organisierten Opposition steht dies ebenso zu wie jedem einzelnen Bürger. Allein in der Diktatur ist der Staat sakrosankt, nicht in der Demokratie. Gewöhnliche Büromöbel, keine heiligen Stühle, sind die Sessel der Kanzler und Ministerpräsidenten. 

Bis zu Volker Bouffier indes scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben. Die Ablehnung der amtierenden Staatsgewalt gilt ihm per se als Frevel. „Wenn wir denen“, sagte er dieser Tage bezogen auf die AfD, „wenn wir denen das jetzt durchgehen lassen, versagen wir vor der Geschichte.“  Nun ist das mit der Geschichte freilich so eine Sache. Sie liegt in der Vergangenheit. Und rückwirkend kann niemand versagen, wohl aber in der Gegenwart sowie in der Zukunft. 

Angela Merkels getreuem Volker, dem letzten nach Volker Kauders gestriger Bruchlandung, dürfte das mit dem Sinkflug seiner Partei bravourös gelingen, zumal er schon heute die Geschichte kennt, vor der er morgen nicht versagen möchte. Der Mann wähnt sich allen Ernstes mit Vorsehung im Bunde; er hat einen Vogel. 

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Thomas Weidner / 26.09.2018

Bouffier macht den deutschen Rechtsstaat verächtlich. Denn die Staatsgewalt (und deren Vertreter bzw. Repräsentanten - will Bouffier ja sein) in einem demokratischen Rechtsstaat - der Deutschland ja sein will oder zumindest vorgibt sein zu wollen - hat sich der Verfassung (also dem Grundgesetz) und den Gesetzen überhaupt zu unterwerfen. Sollte der Staatsgewalt ein Gesetz nicht passen, kann es die Regierung ja entsprechend den geltenden Spielregeln ändern. Aber nicht das Prinzip legal - illegal - sch…egal zur Maxime des Handelns machen.

Wolfgang Richter / 26.09.2018

Der Herr Bouffier versucht sich als Rattenfänger und Falschmünzer, denn “die AfD” macht nicht den Staat (Deutschland) verächtlich, sondern die aktuellen Politdarsteller, die sich als überheblich moralisierende Amtswalter dieser Republik ohne für die Bürger erkennbares Zukunfts weisendes Programm darstellen. Und er als einer der amtierenden Versager regt sich darüber auf, daß genau dieses Versagen angeprangert wird. Er kommt mir vor wie der Bankräuber, der beim Erscheinen der Polizei in deren Richtung weist und lauthals “Haltet den Dieb” brüllt. Gerade auch dank der “AfD”, wie auch anderer Kritiker wird immer mehr Bürgern / Wählern klar, daß und wie sie nach dem “Juncker-Prinzip” fortlaufend vorgeführt werden. Nur Herrn Bouffier und Gleichgesinnten ist es offenbar unmöglich, zur Erkenntnis zu gelangen, daß dieses Auftreten der “Merkelianer ” immer weniger verfängt. Möge er dabei bleiben.

Enrique Mechau / 26.09.2018

Der Posten des Ministerpräsidenten schafft einen kleinen König mit Königsreich und seine Landkreise sind die Herzogtümer mit ihren Herzögen, den Landräten. Was will man von dieser Bande in Demokratie erwarten. Diese Leute halten sich selbst für sakrosankt und ihr Amt als persönliches Eigentum und gegen jeden andersdenkenden, mit allen Mitteln, auch denen der Verläumdung, der üblen Nachrede, der Verunglimpfung zu verteidigen. Es wird Zeit, dass diese “Berufspolitiker” und notorischen Wortverdreher endlich die Quittung für ihr Handeln bekommen und ich schätze in Hessen und in Bayern ist es soweit. Ob sich Frau Agitprop und das Fischweib (dann gibt’s was vor die Fresse) noch lange halten wage ich zu bezweifeln, es sei denn - das ist immerhin möglich - man aktiviert die sogenannten “Notstandsgesetze” (innerer Notstand) die zu einem Ermächtigungsgesetz führen. Im Extremfall könnte man auch Art 20.GG (das Wiederstandsrecht) aktivieren und die islamischen Horden und grün-roten Metastasen bewaffnen um der großen Masse der protestierenden Bürger Herr zu werden.

Klaus Reichert / 26.09.2018

Bouffy – Im Bann der grünen Dämonen. Und das, während es die grüne Chefin bereits aus der Kurve trägt. Der Zuspätkommende. Die Landesregierung, für die der Spurwechsel von Dregger/Kanther/Koch zum schwarzgrünen Lummerland der Bouffier/Al Wazir wohl nicht zum nachhaltigen Erfolg wird. Denn schon schallen die Alten aus den Grüften “siehste, hätteste mal Kurs gehalten”. Aber zu spät. Irgendeiner in alter Hessen - CDU - Tradition Stehende wird in Zukunft einmal Schwarz/Blau machen müssen. Dann kochen die südhessischen Eliten und die Fuldaer schlafen wieder besser.

ulix vanraudt / 26.09.2018

“[...] er hat einen Vogel” ... muss das sein? Es reicht doch, seine Taktik bei der Bekämpfung der AfD zu kritisieren. Diese Taktik gleicht jener von SPÖVP in Österreich gegenüber der FPÖ, welche die FPÖ erst groß gemacht hat. Allein eine solche Kritik sagt doch alles über die Qualität von Herrn Bouffier.

Karla Kuhn / 26.09.2018

“Statt Verwirrung zu stiften, indem er darüber spricht, was die eigenen Partei vorhat, warnt er die Hessen bis zum Überdruss vor der AfD als „einer Gefahr für Deutschland“. Mache sie doch „den Staat verächtlich“.  Werden vielleicht extra “SEMINARE” angeboten, WIE kann ich die AfD noch verächlicher machen als bisher?  Allerdings wohl ohne Finale, was heißt DANKE Für die Wahlkampfhilfe.  Anscheinend sehnen sich viele Politiker danach, wie MUREN, den Berg runterzurutschen. Na dann,  immer weiter so !

Jörg Themlitz / 26.09.2018

In Abwandlung Kaiser Ferdinand I., ´Die wählen die AfD, Majestät Bouffier !`  ´Ja, dürfen`s denn des ?`

Robert Bauer / 26.09.2018

Als Politiker mit der Vorsehung im Bunde zu sein, ist kein Alleinstellungsmerkmal des Volker Bouffier. Déjà vu!

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