Cora Stephan / 11.04.2018 / 06:15 / Foto: Agence Role/Vergue / 26 / Seite ausdrucken

Viele Frauen stehen sich selbst im Weg

Wer hätte das gedacht? Wenn Frauen dürfen, tun sie, was sie wollen. Nicht, was sie sollen. Seit Frauen, jedenfalls hierzulande, nicht mehr den Gatten fragen müssen, ob sie dieses tun oder jenes lassen dürfen, also seit etwa 1977, ist genug Zeit verstrichen, um verlässliche Aussagen darüber zu treffen, was es will, das Weib, wenn es frei ist, sich zu entscheiden.

Möchte es in die Aufsichtsräte der Republik? Begehrt es, neue Wege der Energiegewinnung zu erforschen? Möchte es auf den Mond geschossen oder an entlegene Kriegsschauplätze entsandt werden, Wolkenkratzer oder Fußgängerbrücken errichten? Nur zu! Republikweit wird Frauen der rote Teppich vor die Füße gelegt und innigst gebetet, dass sie ihn auch betreten mögen.

Doch sie tun es einfach nicht. Eine neue Untersuchung hat untermauert, was man außerhalb der Filterblase von feministischen Lobbys, Frauenbeauftragten und Politikern längst ahnt – ach was: weiß: Frauen wollen nicht massenhaft Aufsichtsrat werden. Und auch nicht Ingenieur oder Informatiker, weshalb es dort partout nicht gelingen will, die Hälfte der Führungspositionen weiblich zu besetzen, wie es politisch erwünscht ist.

Der weibliche Anteil an den technischen Berufen mit den höheren Gehältern steigt trotz aller Bemühungen nicht, im Gegenteil: Er sinkt, und das vor allem in den westlichen Wohlstandsländern. Einer Studie der Columbia University  kann man entnehmen, dass in Ländern mit den besten Bildungschancen wie den skandinavischen der Anteil der Frauen, die mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer studieren, inzwischen bei 20 Prozent stagniert. Könnte es sein, dass sich Frauen dort, wo das private Glück dank starkem Sozialstaat nicht vor allem vom Gelderwerb abhängt, freier fühlen, ihren Neigungen nachzugehen, die offenbar auch noch ganz anders geartet sind als die der Männer?

Schaden die Quoten sogar?

Das hört natürlich niemand gern, der Strategien wie Quotierung und positive Diskriminierung befürwortet. Es wird schon nach wie vor das Patriarchat schuld sein, das Frauen in die Küche zu den Kindern schickt. Oder auch der konkrete Mann, der ihnen beim Aufstieg im Weg steht. Oder sexuelle Übergriffe alter weißer Männer. Und dann der Gender Pay Gap: Werden Frauen nicht bei gleicher Arbeit noch immer schlechter bezahlt?

Politiker profilieren sich hierzulande gern mit frauenfreundlichen Forderungen, oder besser: mit allem, was sie dafür halten. Kinderbetreuung etwa, ganztags, so früh wie möglich, damit die Mütter ungehindert arbeiten gehen können. Aber wollen sie das? Wollen das alle Frauen? Und wollen es alle Frauen gleichermaßen?

Unzweifelhaft sollen Männer und Frauen gleiche Chancen haben. Doch sie sind nicht gleich in ihren Neigungen, und das betrifft keineswegs nur den biologischen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Den allerdings auch: Frauen verdienen oft deshalb weniger, weil sie, ihrer Familie wegen, auf die eine oder andere Weise weniger arbeiten. Positiv gewendet: Sie arbeiten weniger verbissen an ihrer Karriere, weil sie auch noch andere Interessen haben. Und, auch das sei berücksichtigt, weil sie (männliche) Partner haben, die sie darin unterstützen.

Wenn also Quoten und positive Diskriminierung nicht das gewünschte Ergebnis haben, sofern man darunter Gleichheit zwischen den Geschlechtern versteht, dann stellt sich die Frage, ob sie nicht geradezu schaden.

An mangelnder Nachfrage liegt es nicht

Quoten auch in Bereichen, in denen Frauen in der Minderheit sind, woran übrigens auch die Verwendung weiblicher Formen anstelle des generischen Maskulinums nichts ändert, stellt die Qualifikation jeder Frau infrage, die hier reüssiert: Sie wird stets im Verdacht stehen, lediglich Quotenfrau zu sein.

Noch bedenklicher: Wer die unterschiedlichen Neigungen und Interessen unterschlägt, damit also die freie Entscheidung von Frauen bezweifelt, hält sie in der Opferrolle fest. Dabei werden Frauen dank politischem Druck mittlerweile überall händeringend gesucht. An mangelnder Nachfrage dürften Frauenkarrieren also nicht mehr scheitern.

Womöglich gibt es mittlerweile nur noch eins, das weiblichem Streben im Wege steht: die Frauen selbst. Lieber sieht sich manch eine als Opfer der Männer oder des Patriarchats, als sich einzugestehen, dass sie sich nicht nur entscheiden kann, sondern auch entscheiden muss. Kurz: dass sie selbst für ihr Schicksal verantwortlich ist. Um es mit Martin Luther King zu sagen: Wir sollten aufhören, dem weißen Mann die Schuld zu geben.

Freiheit erhöht Verschiedenheit. Entsteht einer Gesellschaft, deren Eliten es doch gern möglichst bunt und divers haben, dadurch ein Nachteil? Ich denke: nein.

Dieser Beitrag erschien auch als Kommentar im NDR.

Foto: Agence Rol Vergue via Wikimedia

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Leserpost

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Veronika Geiger / 11.04.2018

Liebe Frau Stephan, ich halte so gar nichts von den Frauenquoten. Denn wer will denn schon als Frau eingestellt werden nur aufgrund so einer (m.E. dämlichen) Quote? Mein Eindruck ist, dass Frauen heutzutage mit einer guten Qualifikation viel im Job erreichen können. Da hat sich viel getan in den letzten ca. 10 Jahren in der Arbeitswelt. Mein Mann arbeitet in führender Postion in einem Großunternehmen und dort ist man wirklich sehr offen für Frauen in guten Postionen. Dort gibt es auch einen Betriebskindergarten und ein Fitnessstudio und Einkaufsmöglichkeiten. Alles was einer Frau so das tägliches Leben erleichtert. Das war zu meiner Zeit noch etwas anders. Einen Kindergartenplatz gab es erst, wenn das Kind 4 Jahre alt war.  Ich bin heute Ü 50 und habe keine Karriere mehr im Kopf. Damals blieb ich zuhause bei meinen Kindern und jetzt im Nachhinein bin ich froh darüber die ersten Lebensjahre ausschließlich für meine Kinder dagewesen zu sein. Diese Jahre lassen sich nicht mehr nachholen. Klar sehnte ich mich da ab und zu auch nach einem tollen Job. Aber ist es nicht so, dass das was man nicht hat begehrenswert erscheint?  Nun arbeite ich zwar schon wieder lange Jahre, aber natürlich ist der Zug ab für eine Karriere. Dennoch finde ich das nicht schade. Ich hatte wirklich eine schöne Zeit mit meinen Kindern und blicke gerne zurück und nun freue ich mich auf die Ankunft meines erstes Enkelkindes. :-)) Was ich damit sagen will?  Eine Sache hat immer 2 Seiten und jede Seite hat was für und wider.

Dirk Jungnickel / 11.04.2018

Das ist ein längst einmal fälliger Schuss vor den Bug der nervenden Frauen -, Gleichstellungs- , Quoten - , Antidiskriminierungs - , usw. Beauftragten. Danke.

Marla Arbogast / 11.04.2018

Ich bin keine Feministin. Denn sonst wäre ich Sexistin und hätte nur die Belange eines Geschlechts im Sinne.  Humanistin sein - darum bemühe ich mich.

HaJo Wolf / 11.04.2018

Schön, dass dies von einer Frau geschrieben wurde. Zwanghafte Gleichmacherei bedeutet noch lange keine Chancengleichheit, im Gegenteil, sie hat immer nur geschadet, und zwar allen Beteiligten (außer den Politikern).

Bettina Landmesser / 11.04.2018

Politiker hierzulande profilieren sich nicht nur mit frauenfreundlichen Quoten im Berufsleben, sondern auch mit männerfreundlichen Quoten im Privatleben. Das Pedant zu der Quote bei Aufsichtsratsmandaten (für einige wenige Frauen) ist das Wechselmodell für alle Väter bei Trennung. Aber wie man sieht: es ist nicht wirklich ein Pedant. Das eine betrifft wenige, das andere betrifft viele. Es sind die vielen Mütter benachteiligt, die ihre Kinder unter Aufgabe der Karriere zu Hause betreuen und nach der Trennung erfahren, dass Kinder beide Eltern zu ganz genau gleichen Teilen brauchen…..

Klaus Metzger / 11.04.2018

Meine, die beste aller Ehefrauen, weiß immer genau was sie nicht will, dagegen selten was sie will.

Peter Bundschuh / 11.04.2018

Ja, die Neigungen sind unterschiedlich., was wir an unseren 3 Kindern feststellen konnten und Ausnahmen bestätigen die Regel. Während meine Frau leidenschaftlich gern mit schnellen Autos unterwegs ist, auch vor einem 8-tägigen MTB Marathon nicht zurückschreckt und unserer Tochter als modernes Rollenvorbild dienen könnte, hat sich unsere Tochter immer für „typisch weiblichen“ Interessen entschieden, obwohl wir die Kids möglichst geschlechtsneutral behandelt haben. Während die Jungs Motocross lieben hat es die junge Dame des Hauses in 2 Jahren nicht geschafft, überhaupt mit so einem Ding anzufahren. Es hat sie letztlich nicht interessiert. Während die Jungs (Wett)Kämpfe lieben, macht die Tochter gerne Yoga. Während die Jungs es lieben mit dem MTB die Berge runterzurasen, joggt die auch sehr sportliche Tochter lieber. Ich habe mit überlegt warum, ich glaube, weil man beim joggen nicht schalten muss. Während die Tochter gerne liest, sind die Jungs im Netz unterwegs. Zum Abschluss dürfen die Leser raten, welches Kind sich für ein Studium des Grundschullehramtes entschieden hat und welches für Fahrzeugbau?

Franck Royale / 11.04.2018

Das ist eben das Problem grundsätzlicher Art mit Sozialisten, speziell mit Grünsozialisten seit fünfzig Jahren, noch spezieller mit grün sozialisierten Feministinnen: Wenn sie von Vielfalt reden, meinen sie Gleichheit. Und wenn sie von Gleichheit reden, meinen sie die Abschaffung der Freiheit. Das penetrante Predigen von Gleichheit ist seit gut zweitausend Jahren der ideologische Zucker um die nach Süßigkeiten lechzenden Massen zu paralysieren und die Freiheit des Einzelnen zu beschränken. Wenn es immer und überall nach Sozialisten gegangen wäre, dürften wir heute nicht diese enorme Vielfalt an kulturellen Artefakten bestaunen. Wenn es bei der Evolution nach feministischen Lobbys und Gender-Apologeten gegangen wäre, wäre zumindest die Menschheit schon längst ausgerottet.

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