Peter Grimm / 25.03.2017 / 14:34 / 6 / Seite ausdrucken

Verzwickte Symbolik: Wenn kein Licht aufgeht

Beim Licht kann man so viel falsch machen. Die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley hat mit einem wahrscheinlich ganz ehrlichen Twitter-Satz empörte Reaktionen geerntet. Die immer öfter zu beklagenden islamistischen Anschläge in verschiedenen Ländern haben in Berlin zu einer beinahe liebgewonnenen Tradition geführt. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem verantwortliche Politiker betonen, dass die Mordtaten, die  im Namen Allahs und seines Propheten verübt wurden, nichts mit dem Islam zu tun hätten, da erstrahlt das Brandenburger Tor in den Farben des Landes, in dem der jeweils aktuelle Anschlag verübt wurde.

Auf diese Weise konnte man das Berliner Wahrzeichen in den letzten Jahren schon oft in verschiedenen Farben illuminiert sehen. Manchmal ist der Anblick einfach überwältigend und so twitterte auch Genossin Barley ganz angetan vom schönen Lichtspiel: „Ein trauriger Anlass für einen wunderschönen Anblick.“ Das kam bestimmt aus ehrlichem Herzen und sie fand den Anblick auch viel zu schön, um falsche Betroffenheit zu heucheln. Aber klare, ehrliche Tweets von Politikern kommen ja heutzutage in der Öffentlichkeit gar nicht mehr gut an. So musste sich die SPD-Generalsekretärin solche Reaktionen gefallen lassen:

  • Und so kann man 'nem Terroranschlag doch noch was positives abgewinnen?
  • Ja, ich erinnere mich. Nach dem Anschlag vom Breitscheidplatz sah es auch ganz toll aus...
  • Wohl nicht die rechte Zeit für den "Dekorationsmodus", nichts ist hier schön, nur traurig! Grüße von einem (noch) Genossen
  • Gott sein Dank gab es den Anschlag in London - was hätten wir diesen Anblick vermisst! Weiter so!
  • Früher fand das #FestivalOfLights ja nur einmal jährlich in #Berlin statt. Jetzt immer öfter. Einfach toll! (Sarkasmus)

Vielleicht ist es besser, man macht das Licht mal für eine Weile aus, so wie am Samstagabend. Hier geht es allerdings nicht um eine Verdunklung zum Gedenken an Anschlagsopfer. Der WWF ruft alljährlich zur Earth Hour und so gehen auch 2017 am letzten Märzsamstag abends für eine Stunde alle Lichter aus, zumindest überall dort, wo man das Klima retten möchte, denn diese Aktion dient erklärtermaßen dem Kampf gegen die Klimaerwärmung. Auch am Brandenburger Tor wird zur Earth Hour alljährlich das Licht gelöscht. Dann kann eine Stunde lang niemand durch die Illumination des Wahrzeichens in falsche Verzückung geraten. Mit der Verdunkelungs-Stunde ist man zweifellos auf der richtigen Seite. Böse Reaktionen sind nicht zu erwarten. Vielleicht erklärt uns Genossin Barley ergänzend ihre Verzückung über das dunkle Brandenburger Tor und die darf sie sogar ohne schlechtes Gewissen genießen.

Nur manche Privatleute stürzt der Verdunkelungs-Appell in Konflikte. Gerade in Zeiten gestiegener Einbruchszahlen will man doch lieber dem polizeilichen Ratschlag folgen, abends für mehr Licht zu sorgen und dunkle Ecken auszuleuchten. Im Umgang mit dem Licht kann man wirklich viel falsch machen.

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Leserpost

netiquette:

Christoph Kaiser / 26.03.2017

Da sieht man, mit wieviel Armseligkeit man heute SPD-Generalsekräter werden kann! Ist es nicht noch verabscheuungswürdiger, wann der Protagonist diesbezüglich keine Scham mehr besitzt?

PETER CWIKLENSKI / 26.03.2017

sehr geehrter herr siegert, erneuerbare energie gibt es nicht, siehe energieerhaltungsgesetz

Rainer Kaufmann / 26.03.2017

345 000 deutsche Haushalte machen auch earth hour. Allerdings 24H/Tag, zwangsweise. Stromsperre, sie können sich den zweitteuersten Strom Europas nicht mehr leisten.

Wolfgang Richter / 25.03.2017

Der Tweed ist nur insofern ehrlich, weil er ihre Dummheit offen legt. Bei so viel Peinlichkeit sollte sie Dame von der politiswch-öffentlichen Bühne in die Versenkung verschwinden.

Georg Siegert / 25.03.2017

Wenn wir erst zu 100% auf erneuerbare Energiequellen umgestellt haben, werden die Blackouts zum Alltag gehören. Und werden uns dann garantiert als etwas ganz positives dargestellt werden. Außer natürlich die Franzosen bewahren uns davor mit ihrem Atomstrom.

Karla Kuhn / 25.03.2017

“Im Umgang mit dem Licht kann man wirklich viel falsch machen.”  Diese Aktion kann natürlich negativ ausgelegt werden und diejenigen, die das machen sollte man nicht kritisieren aber da die Anschläge nun mal erfolgt sind, finde ich es wichtig, daß man ihrer gedenkt.  Mit Licht läßt sich das eindrucksvoller demonstrieren als mit Gelabere.  In jedem Fall hat der Taler zwei Seiten und jeder sie anders. C`est la vie.

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