Thomas Rietzschel / 19.11.2021 / 12:00 / Foto: achgut.com / 92 / Seite ausdrucken

Verzweiflungstaten einer mitleidenden Humanistin

Mit Angela Merkel verhält es sich wie mit der Katze. Sie kann das Mausen nicht sein lassen.

Obwohl nur noch „geschäftsführend“ im deutschen Kanzleramt, macht sie weiter in Weltpolitik. Unverdrossen spricht sie mit Potentaten und Autokraten über die Innenpolitik souveräner Staaten, ohne diese vorher ins Bild zu setzten. Alles um der Humanität willen, versteht sich. Erst telefonierte sie mit Putin, dass er seinen Freund Lukaschenko davon abhalten möge, weiterhin Flüchtlinge gegen die EU loszulassen.  

Nun, eine Woche später, hat sie Ihro weißrussische Gnaden direkt angerufen, um ihm dasselbe nahezulegen. Auch forderte sie ihn auf, mit der EU zusammenzuarbeiten. Die Polen, die das zuerst anging, da sie den arabischen Ansturm auf die EU-Außengrenze abwehren müssen, staunten nicht schlecht, als die Medien über den diplomatischen Vorstoß der Deutschen informierten. Polens Präsident Andrzej Duda machte klar, dass sein Land keine Vereinbarungen akzeptieren werde, die ohne seine Beteiligung getroffen würden. 

Wieder ein Beispiel mehr für den besonderen Charakter der europäischen Demokratie, und ein besonders absurdes zudem. Schließlich hätte Churchill 1940 genauso mit Hitler telefonieren können, um ihn vom Bombardement Coventrys abzuhalten und überdies aufzufordern, die Juden nicht so garstig zu verfolgen. 

Eine außenpolitische Anmaßung

Nun wollen wir hier nicht ins Fahrwasser der Grünen, der Sozialisten, der Kommunisten und der links gedrehten Christdemokraten geraten, die den Holocaust frei von der Leber weg relativieren, indem sie jeden, der ihre Politik kritisiert, als einen „Nazi“ diffamieren, ihn oder sie des „Faschismus“ verdächtigen. Es geht nicht darum, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, sondern Merkels Diplomatie als das zu erkennen, was sie ist: eine außenpolitische Anmaßung und Missachtung der nationaler Souveränität anderer Staaten. 

Wie kommt eine Frau, deren Partei abgewählt wurde, dazu, sich derart aufzuspielen, mit regierenden Verbrechern irgendwelche Absprachen zu treffen, nicht zum ersten Mal. Aus purer Menschlichkeit, aus Mitleid mit den Frierenden, die die Polen nicht in ihr Land lassen wollen und dürfen, weil sie gehalten sind, die Außengrenze der EU zu „verteidigen“.

Welcher Hochmut hat Angie geritten, als sie den Deal der EU mit dem türkischen Sultan einfädelte und dafür sorgte, dass ihm Europa Milliarden überweist, damit er die Auswanderer aus dem Nahen Osten in seinem Land kaserniert. So finanzieren wir den Aufbau einer Flüchtlingsarmee, die er jederzeit nach Lust und Laune gegen uns in Marsch setzen kann. 

Man mag das alles als die Verzweiflungstaten einer mitleidenden Humanistin verstehen. Die gute Absicht ist nicht von vornherein auszuschließen. Ebenso wenig ist aber auszuschließen, dass damit eine Situation wie im Herbst 2015 heraufbeschworen wird: die nächste Flüchtlingswelle, die für den inneren Frieden Deutschlands, das eigentliche Ziel der Andrängenden, höchst gefährlich wäre. 

So wahr ihr Gott helfe

Wie sich das dann mit dem Amtseid der Kanzlerin vertragen würde, hat sie uns bisher nicht erklären können. Weiß sie nicht mehr, was sie schwor, als sie Kanzlerin wurde, sie sich verpflichtete, ihre „Kraft dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm zu wenden“, und zwar so wahr ihr Gott helfe. 

Allein wie das Mausen in der Natur der Katze liegt, so liegt das autokratische „Durchregieren“ in der politischen Erziehung Angela Merkels in der DDR begründet. Lieber als mit demokratisch gewählten Politikern verhandelt sie mit denen, die ihre Macht autokratisch ausüben. Dass sie dabei manches auszurichten vermag, mag durchaus sein. Immerhin spricht man die gleiche Sprache. 

Welche Spätfolgen das für die Demokratie in Deutschland hat, auch unter einer neuen Regierung, wird sich zeigen. Politische Viren wirken nicht weniger infizierend als die gesundheitlichen Epidemien. Sie besitzen sogar eine besondere Ansteckungskraft. Der linke und der grüne Dogmatismus verraten es bereits erschreckend.

Für Habeck, Baerbock und Scholz ist nach 16 Jahren Merkel die Gasse geschlagen. Mögen die anderen sehen, wo sie bleiben. Nicht nur zwischen Sylt und der Zugspitze, auch draußen im Ausland, in Polen, Tschechien  oder in Ungarn, soll die Welt wieder am deutschen Wesen genesen. 

Die Katze lässt das Mausen nicht, es steckt ihr im Blut. 

Foto: achgut.com

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Leserpost

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Dirk Jungnickel / 19.11.2021

Leider ist eine ungeheure   i n n e n politische Anmaßung unbeachtet geblieben. In ihrem gestrigen Jammer - Aufruf über die furchtbare Pandemie - Lage hat die Erleuchtete sich nicht entblödet, quasi die Ungeimpften dafür verantwortlich zu machen. Im Altertum wurden Ziegenböcke in die Wüste getrieben, auf dass sie die Schuld auf sich zu nehmen hätten. Sie waren ausnahmslos unschuldig. Ratet mal wen man heute zu Dutzenden in die Wüste treiben sollte !

Anna Barbara Zahn / 19.11.2021

Ich persönlich habe den Eindruck, dass das Machtende naht und sie plötzlich unter Entzug steht. Deshalb macht sie auch der Anblick von Scholz so fassungslos, weil er ihr Ende verkörpert. 16 Jahre - fast ein halbes Leben - hat sie mit Taktik meistens reagiert, eine Strategie konnte man bei ihr nicht feststellen. Die meisten - falschen - Entscheidungen hat sie unter Panik entschieden, beste Beispiele 2011 und 2015.

Stefan Riedel / 19.11.2021

Das Merkel-Politbüro kann doch nicht abgewählt werden. Da haben wir die Genossen. Seit 1998 bis heute, 23 Jahre, sage und schreibe 19 Jahre in der Regierungsverantwortung. Verantwortung? Nöh! Schuld sind die anderen und im Besonderen Donald Trump. Und dann die Ökomarxisten (womit sich der Kreis zu Merkel schließt). Annalena Kobold, die Schutzheilige der Bienen, KGE…, wer ist der schlimmste Merkelklon?  Ach ja, die Umfallerpartei? Und sonst? Gute Nacht CDU/CSU, es wird Zeit für dich zu gehen!

Dr. Jäger / 19.11.2021

Ich verbitte mir Vergleiche von Katze und Merkel. Das passende Wort ist leider strafbewehrt . Manche Leute wird man so schwer los , wie Hundek.. am Schuh.

Bernd Meyer / 19.11.2021

Frau Merkel ist keine Katze, aber das haben Sie auch nicht behauptet. Frau Merkel ist Frau Merkel. Ihr Artikel verdient wirklich (fast) jeden Ortsnamen dieser schrecklichen Republik. Freue mich immer von Ihnen zu lesen, Herr Rietzschel.

S.Wietzke / 19.11.2021

Also ich bin für die sofortige Flutung mit mindestens 10 Millionen Migranten, wobei unbedingt darauf zu achten ist das sie ausschließlich aus tribalen Gesellschaften stammen und noch nicht mit (heutigen) westlichen Ideen kontaminiert sind. Die können den “inneren Frieden” nicht mal ansatzweise so stark gefährden wie unsere sogenannten “Eliten” es täglich tun. Und da ich inzwischen jede Hoffnung aufgeben habe, mit den sogenannten Autochthonen von der historischen Resterampe noch irgendwas reißen zu können, ist das eh die einzige Möglichkeit die ganzen Irren los zu werden. Gegen die ist ja jeder des Lesens und Schreibens unkundige Hardcore Taliban ein Ausbund an Rationalität und Denkfähigkeit.

Detlef Fiedler / 19.11.2021

Recht so, lieber Herr Rietzschel. Das hat sie bis ins Mark verinnerlicht, es liegt ihr im Blut. Vorzüglich gelernt in den FDJ-Versammlungen. Denn wie sagte schon Walter Ulbricht am 20.04.1946 (Vereinigungsparteitag KPD/SPD): “Es hat sich erwiesen, dass nur eine Sozialistische Einheitspartei notwendig ist, denn es gibt nur einen wissenschaftlichen Sozialismus, es gibt nur eine Lehre von Karl Marx und Friedlich Engels. Es hat sich erwiesen, dass nur eine Sozialistische Einheitspartei notwendig ist, denn es gibt nur einen Weg, der zu dem gemeinsamen grossen Ziel des Sozialismus führt”. Und so hat sich es heute erwiesen, es gibt nur eine wahre Kanzlerin, nur eine wirkliche Königin von Europa, nur eine tatsächliche Herrscherin über das Universum, daher nunmehr aber eine Vielzahl von Wegen in den Abgrund.

Claudius Pappe / 19.11.2021

Die Böse lässt das Böse nicht, es steckt ihr im Blut.

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