Dushan Wegner, Gastautor / 26.02.2021 / 10:00 / Foto: ZooFari / 34 / Seite ausdrucken

Coca-Cola: „Versuche, weniger weiß zu sein!“

Stellen wir uns für einen Augenblick vor, ein Konzern würde im Rahmen einer Schulung spezielle Erziehungsvideos verfügbar machen, worin es heißt, sie sollten „versuchen“, „weniger schwarz zu sein“. – Ja, ja, es wäre ein Skandal, die Empörungsadern würden anschwellen, et cetera.

Dieser Tage verbreiteten sich die Bilder von Videos, die von den Angestellten eines bekannten Limonadenkonzerns verfügbar gemacht wurden. Die Betrachter lernen, sie sollten weniger weiß sein – und die Reaktion ist eher ein wenig überraschtes Aufstöhnen denn wirklich Empörung zu nennen.

Ein Whistleblower hatte Fotos hochgeladen, die wohl von Videos stammen, die Angestellte des Brauseverkäufers im Kontext einer Schulung zu sehen bekommen konnten (siehe hier), voll neumoralischer Kampfrhetorik.

Es geht um ein „Global-Training“-Programm namens „Better Together“ (ja, so sektenhaft klingt das wirklich), welches einen „inclusive workplace“ schaffen soll. Das Video ist aber laut Coca-Cola, wenn ich das richtig verstehe, nicht offizieller Teil dieses Lernprogramms, wenn auch im Rahmen dieses Programms verfügbar. (Ja, die Angelegenheit hat etwas von Magrittes „Ceci n’est pas une pipe“.)

Wesentliche Qualität

Die Inhalte jenes Videos strotzen vor typisch links-woker Widersprüchlichkeit. Man will Rassismus überwinden, indem man Weißen einredet, dass sie alle mit dem Gefühl der Überlegenheit aufwachsen, und die einzige Art, dies zu bekämpfen, sei es eben, „weniger weiß“ zu sein (siehe hier).   

Es sei, hier kurz, die offensichtliche Absurdität dieser „Moral“ dokumentiert: Die linke „Wokeness“ ist eine von Konzernen vertriebene Fake-Moral. Globalisten ohne erkennbaren Skrupel verkaufen offenen Rassismus, Spaltung und die Bestätigung schwarzer und weißer Stereotype als „Inklusivität“ und/oder „Diversität“ (und dass es keinen Sinn ergibt, ist wesentliche Qualität, so wird „Wokeness“ von prüfbarer Realitätsanpassung zum Dogma, dem man unterworfen wird, zu dem man sich bekennen soll – und bei Strafe sozialer Ächtung und ökonomischer Nachteile bekennen muss).  

Coca-Cola bekam das Aufstöhnen ob des rassistischen Anti-Rassismus-Videos mit. Man verteidigte sich, dass diese Inhalte zwar Teil der verwendeten Plattform seien, aber nicht Teil des offiziellen Programms. Im üblichen Konzern-Sprech wiegelte man ab (zitiert nach Derwesten): „Wir werden unseren Mitarbeitern weiterhin zuhören und unsere Lernprogramme entsprechend anpassen.“

Mittlerweile wurde der umstrittene Kurs übrigens offline genommen (siehe etwa hier), und Coca-Cola wehrt sich, so liest man, dass die umstrittenen Inhalte zwar empfohlen, aber nicht verpflichtend waren („although it had recommended the course to its staff, it was not compulsory for them to take it“).

Es ist auch bemerkenswert, wie selbstverständlich es wurde, dass Konzerne wie auch Staaten ihr Personal in weltanschaulichen Fragen drillen – dies ist fürwahr ein Zeitalter der Propaganda. Ich denke, es wird noch lange so bleiben – der Mensch ist einfach nicht für die Welt, die er sich selbst schuf, geeignet, und Umerziehung soll ihn zur Eignung reifen lassen. 

In der Struktur der Inhalte klüger werden

Was jedoch jenen Konzern betrifft, im Rahmen dessen Schulung diese so sektiererischen wie rassistischen Anti-Rassismus-Botschaften bereitgestellt wurden, gilt doch weiterhin, was ich 2018 im Essay „Jetzt ist er halt da“ zu anderen „moralischen“ Äußerungen von Beauftragten jenes Konzerns schrieb: „Ob Coca-Cola generell die richtige Firma ist, um moralische Statements zu machen, können Sie nach einem Studium der Wikipedia-Seite 'Criticism of Coca-Cola' selbst entscheiden.“

„Woke“ Inhalte sind allein und an der Oberfläche meist kaum debattenwürdig (siehe auch „Wokeness“ bei Wikipedia) – wie soll man dem widersprechen, was in sich widersprüchlich ist und offen als „heiliger Widerspruch“ (siehe Talking Points) auftritt? Man kann aber (und sollte also, und sei es für einen Augenblick!) in die Inhalte hineinblicken und dann an ihrer Struktur klüger werden.

In tieferen Erdschichten

Ich zitiere, wie Sie als Leser gewiss wissen, gern die Bibel, auch um vor mir selbst die Verankerung dieser Texte in tieferen Erdschichten als nur meinem jeweiligen Bewusstseinszustand zu rechtfertigen.

Ich kenne zugleich manchen Vorwurf ans Christentum, und ein bestimmter Vorwurf scheint mir tief und bislang unwiderlegt zuzutreffen, und er lautet: „Christen reden den Menschen erst die Sünde ein, um ihnen dann die Erlösung von ebendieser zu verkaufen.“ – (Ja, ich weiß, liebe Widersprechende, dass Jesus nach christlicher Lehre zur Sühne gestorben ist – doch wird dies nicht erst dadurch notwendig, dass man überhaupt erst die Existenz der Schuld als gegeben ansieht?) 

Die verschärfte Variante der christlichen Schuld-Last ist die katholische Lehre von der Erbschuld – und eben diese erinnert sehr an den Anti-Weißen-Rassismus angeblicher Anti-Rassisten.

„Ja, nicht einmal Begriffe“

Im Essay „Warum sind Linke so von Hautfarbe besessen?“ notierte ich: „Linke sprechen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe negative Eigenschaften zu, ja sogar eine mythische Erbschuld, eine Ursünde, die durch den Pigmentgehalt der Haut festgelegt ist.“

Der Kult um die weiße Erbschuld ist selbstredend intellektuell lächerlich und in sich selbst gleich auf mehreren Ebenen widersprüchlich, beginnend mit der performativen. Um es mit dem bekannten Bonmot des brillanten Klonovsky zu sagen: „Wenn man sämtliche Schöpfungen des weißen Mannes von diesem Planeten entfernte, besäßen seine Ankläger weder Zeit noch Mittel, ja nicht einmal Begriffe, um ihn mit Vorwürfen zu überhäufen.“ („Allerlei“ vom 8.12.2020, kein Link, da aktuell nur zitiert und in Caches online.)

Wenn ich es wage, einer alten Weltreligion zu widersprechen, dann werde ich gewiss nicht zögern, dieser neuen, von Konzernen und gewissen globalen Akteuren geförderten Wokeness-Quasireligion zu widersprechen. Die alte Religion hat über das Einreden von Schuld hinaus ja einiges an Weisheit und Menschenkenntnis zu bieten – die neue Wokeness ist und bringt wenig mehr als Zwist und Bitterkeit (und innere Schwächung der Gesellschaft, was natürlich nützlich für Macht und Marketing der Konzerne ist).

Von keiner angeborenen

Nein, die Farbe meiner Haut ist keine „Schuld“. Nein, ich werde nicht versuchen, „weniger weiß“ zu sein – und gewiss werde ich nicht meinen Kindern solchen Erbschuld-Wahn einreden.

Konzerne und Kirchen, denen ich gefühlt weniger moralisches Standing zutraue als den Kleinunternehmern im Görlipark, wollen mir predigen, was meine Moral zu sein habe. – Sorry, nein.

Auf gewisse Weise ist meine eigene „Lehre“ eine „anti-woke“ Lehre (und Sie können manchen anderen Begriff konstruieren, wenn Sie zu „anti-“ ein vorgegebenes Moralsystem frei anfügen).

Ich beginne nicht bei der Schuld (und gewiss bei keiner angeborenen), nicht bei Sünde und nicht bei Sühne. Mein eigener Ansatz ist denkbar einfach: Gehe in dich und finde heraus, was deine relevanten Strukturen sind – und dann stärke diese, denn das ist es, was du auf (wirklich) lange Sicht als „gut“ empfinden wirst.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Dushan Wegner.

 

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

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Leserpost

netiquette:

Claudius Pappe / 26.02.2021

@Heiko Stadler: Leider kommt keiner der braunen Brausehersteller an den Geschmack von C-C heran. Haben wohl irgendeinen Wirkstoff im Getränk, ja,ja Zucker ,  Coffein + X. Lidl und Aldi werben ja auch mächtig mit PoC Kindern, Männer und Frauen. Schon mal die Voltaren Werbung angeschaut ? Ist das Werbung für Schmerzsalbe oder ” ich adoptiere ein Migranten” ?

Karl Kaiser / 26.02.2021

Die können rennen so schnell wie sie wollen- weiß werden sie nie.

E Ekat / 26.02.2021

da kann man sehen, wo die unendlich vielen Bildungsbemühungen hingeführt haben.  Demnach scheint es doch sowas wie eine Elite zu geben, die jedoch abseits von Schulen und Universitäten entsteht und der nur wenige zugehörig zu sein scheinen. So wenige, daß diese im Moment garnicht hervortreten. Die Tatsache, daß Schulen in Zeiten von home- office ihrer Aufgabe nicht nachkommen nehme ich als Chance wahr. Die Grundrechenarten, sowie Lesen und Schreiben, das wäre schon mehr, als man sich sinnvoll erhoffen kann. 

Günter Wagner / 26.02.2021

Was soll das, die Plörre ist doch braun, schon immer! Fast jeder hat sie schon gesoffen und dabei nicht diskriminiert. Ich trinke auch gerne Weißwein, bevorzugt Silvaner aus guten fränkischen Lagen. Warten wir mal ab, was da auf die geschätzten Winzer noch alles zukommt.

Dr. Ralph Buitoni / 26.02.2021

Zur Sündenfrage nur kurz: ja, es ist ein alter Irrtum, dem auch schon Nietzsche aufgesessen ist, dass das Christentum “die Sünde erfunden” hat. Das Gegenteil ist richtig. Die Idee der “Sünde” als der “Urschuld” des Menschen ist uralt, ja kann als anthropologische Konstante angenommen werden. Was aber ist damit gemeint? Es ist die existenzielle Erfahrung des Menschen, aus dem Naturzusammenhang herausgetreten zu sein - die conditio humana per se. In der Metaphernsprache der Bibel (die Genesis geht dabei auf noch viel ältere Quellen zurück): vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben. Dadurch wurde der Mensch ein bißchen wie Gott - aber wie Genesis so treffend feststellt: der Mensch war alles andere als glücklich darüber, die Reaktion waren Angst und Scham (“und sie machten sich Kleider”). Der Mensch ist damit ein widersprüchliches Wesen, teils Animal mit tierischen Bedürfnissen und Instinkten (vor allem was die körperliche Existenz angeht: Essen und Defäkieren müssen, Sexualität um sich fortpflanzen zu können - diese Bereiche sind daher IN ALLEN KULTUREN mit Tabus belegt); teils mit dem göttlichen Funken der Erkenntnis und Reflektion ausgestattet. Auf diese traumatische Erfahrung der Trennung vom reinen Naturzusammenhang entstand beim Menschen das Bedürfnis, etwas “an die Natur” zurückzahlen zu müssen: sprich - zu opfern! DAS OPFER ist in ALLEN KULTUREN das zentrale Element des Kultus. Das kostbarste Opfer ist aber der Mensch selbst. Daher waren in ALLEN KULTUREN Menschenopfer üblich - in manchen mehr (wie bei Inkas und Atzteken), in anderen weniger, aber überall präsent, von den Griechen und Babyloniern, den Römern (ja, auch die Gladiatorenspiele gehören dazu), den semitischen Kulturen ebenso wie bei Kelten und Germanen, von Polynesien (inkl. rituellem Kannibalismus) bis Afrika. Das im Christentum zelebrierte SELBSTOPFER Gottes (durch den inkarnierten Gottessohn) ist aber die ENDGÜLTIGE ÜBERWINDUNG der Notwendigkeit, opfern zu müssen.

T. Weidner / 26.02.2021

CocaCola soll erst einmal die schwarze Farbe aus deren Plörre entfernen….

Franz Reinartz / 26.02.2021

Werter Herr Menzen! Auch ich erreiche im Frühling/Sommer immer eine leichte Brauntönung der Haut, manchmal über eine intensive Rotfärbung. Ich hoffe nur, dass nicht noch irgendwer so woke ist, weißen Menschen den Aufenthalt im Freien zu verbieten. Eigentlich gibt es in den USA ja gar keine weißen Menschen. Diese werden doch “kaukasisch” genannt. Was den Aufenthalt im Freien betrifft, sollten wir der Stadt Dusseldorf einen Preis verleihen (Anti-Corona-Fight-Award (ACFA) - mein Vorschlag). Das nicht-gehende Verweilen in Altstadt und am Rhein ist dort bußgeldbewehrt. Finde ich gut, da kann sich kein Weißbrot toasten.

Sabine Lotus / 26.02.2021

Mooooment mal, “versuche weniger weiss zu sein”, wir sollen also Blackfacen? Und dann kommt direkt wieder der nächste Kasper angelaufen und faselt sich über irgendwas von wegen ‘cultural appropriation’ Schaum vor den Mund? Jaja, das könnte denen so passen. Das hat man davon, wenn man sich auf Diskussionen mit Bekloppten einlässt.

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