News-Redaktion / 14.07.2019 / 13:00 / Foto: Pixabay / 39 / Seite ausdrucken

Verschwörung im Bundestag?

„Folgt man dem Spiegel, dann nimmt eine aus zwei kleinen Vereinen bestehende, von der israelischen Regierung und dem Mossad gesteuerte jüdische Lobby mit Geld und schmutzigen Tricks entscheidenden Einfluss auf die deutsche Nahostpolitik. Das klingt nicht nur abenteuerlich, das ist es auch, denn Beweise für ihre steile These bleiben die sechs Autoren natürlich schuldig.“

So beginnt die Auseinandersetzung von Alex Feuerherdt mit einem Spiegel-Artikel, der am Sonntag noch hinter der Bezahlschranke lag, auf Mena Watch.

„Irre Spekulationen zu jüdischer Nahost-Lobby“ hieß es bei Bild.

Konkret unterstelle der Artikel zwei Berliner Vereinen, „Naffo – Nahost Friedensforum e.V.“ und die „WerteInitiative e.V.“, dass sie einen „überproportionalen Einfluss auf die Regierungspolitik“ hätten. Dieser Umstand ist es dem „Spiegel“ wert, immerhin auf drei Druckseiten ausgebreitet zu werden. Allein die Zitate, die Bild zusammenfasst, sind beeindruckend:

„Sie übten eine „systematische Einflussnahme“ auf die deutsche Außenpolitik, betrieben „offensive Lobbyarbeit“ und nutzten „aggressive Lobbymethoden“, um für „Positionen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zu werben“ – und das alles in „höchst fragwürdiger“ Manier. „Der Verdacht liegt nahe“, schreiben die Autoren, dass ‚WerteInitiative‘ oder Naffo zu „Frontorganisationen“ der israelischen Regierung gehören – und zwar bei Aktivitäten, bei denen „selbst der Geheimdienst Mossad“ mitmischen soll.“

Angst vor dem Antisemitismus-Ruf?

Nur Belege blieben die Autoren nach Meinung der Kritiker schuldig. Es sei denn, man halte es für einen Beleg, dass der Deutsche Bundestag die Resolution gegen die antiisraelische Boykottbewegung BDS („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) angenommen habe, was sich auch die „WerteInitiative“ gewünscht hätte. Schließlich hätten viele Abgeordnete nur widerwillig und „auch aus Angst, als Antisemiten zu gelten“ für die Resolution gestimmt, heiße es in dem Spiegel-Text.

Und mit welch unlauteren Mitteln gehen diese angeblichen israelischen Einflussagenten zu Werk? Was sagt einem die Spiegel-Lektüre? Feuerherdt schreibt:

„Nun, die „Lobbyisten“ von WerteInitiative und NAFFO pflegen doch tatsächlich Kontakte zu Abgeordneten, von denen sie dem Spiegel zufolge hoffen, „dass sie die Positionen der Vereine weitertragen“! Zu diesem Behufe entwürfen sie „nicht nur Positionspapiere und veranstalten ‚Runde Tische‘, sie laden die Abgeordneten auch zu Reisen nach Israel ein – und vermitteln sogar Spenden an die Politiker“. Mit anderen Worten: Diese beiden Vereine tun exakt das, was Umweltinitiativen, Bürgerrechtsgruppen, Sozialverbände, Gewerkschaften, Unternehmerverbände und all die anderen über 2.300 Vereinigungen, Foren und Organisationen, die der Bundestag auf seiner offiziellen Lobbyliste verzeichnet hat, ebenfalls tun.“

Aber, wenn es um Israel und die Juden geht, ist das alles ganz anders. Da werde von 30 Millionen Euro geraunt, die der Staat Israel für Lobbygruppen ausgebe, dass auch der Mossad involviert sei und dass das auch mit den beiden Berliner Vereinen zu tun haben könnte. Immerhin wird offenbar nicht in Relotius-Manier eine falsche Tatsache niedergeschrieben, sondern man beschränkt sich lieber gleich auf die Verbreitung von Gerüchten. Solange man allenfalls suggeriert, aber nicht behauptet, dass es sich um die Wahrheit und Wirklichkeit handelt, sind solche Texte juristisch nicht zu beanstanden. Die Betroffenen sind verständlicherweise dennoch empört. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Müller-Rosentritt ist einer der Initiatoren der Anti-BDS-Resolution gewesen. Den Spiegel-Artikel kommentierte er auf Facebook:

„Für die Autoren des SPIEGEL-Artikels scheint es offenbar unvorstellbar zu sein, dass CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP sich in einem gemeinsamen Antrag positionieren und meine Kollegen und ich uns aus Überzeugung (und sicher niemals für Geld!) gegen Antisemitismus und für die Freundschaft mit Israel einsetzen. Dass Interessengruppen sich mit ihren Anliegen - in allen möglichen Politikbereichen - an Abgeordnete wenden und Politiker wie Parteien Spenden erhalten, ist in einer Demokratie absolut legitim. Es befremdet mich, dass hier ganz offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen und mysteriöse Fremdsteuerung von Parlamentariern unterstellt wird, nur weil es um Israel bzw. Antisemitismus geht. Der zumindest unterschwellige Vorwurf der Korruption, der im Artikel aufgeworfen wird, ist ungeheuerlich und fernab jeder Realität.“

Aber irgendwie scheint sich das alte Bild von der jüdischen Weltverschwörung immer noch in einigen deutschen Redaktionsstuben festgesetzt zu haben. Es ist ja nicht erst durch diejenigen, die es aus Gesellschaften, in denen es ungebrochen offen gepflegt wird, mitbringen, wiederbelebt worden.

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Leserpost

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Matthias Thiermann / 14.07.2019

Eine Politik, die nicht nachlässt den Palästinensern und Anverwandten alles mögliche in den P.p. zu blasen, lässt freilich alle kleinen Geister sofort an den Mossad denken. Ist doch logisch!

Dr. Klaus Rocholl / 14.07.2019

... ist der Ruf erst ruiniert, relotiert es sich ganz ungeniert !

Michael Behrmann / 14.07.2019

Was wir gerade beim “Spiegel” wieder sehr schön beobachten können, ist nichts anderes als der zentrale Unterschied zwischen Rechten und Linken: Die Rechten sind Antisemiten und zeigen sich auch so. Die Linken sind ebenfalls Antisemiten, aber möchten nicht als solche erkannt werden.

Andreas Mertens / 14.07.2019

Habe den Spiegel vor 15 Jahren das letzte mal erworben. Davor ..  deutsch, gehorsam und geduldig… hab ich ihn über 20 Jahre lang, brav jeden Montag am Kiosk erworben. Min. 1040 mal hab ich mir das Blatt angetan! Aber irgendwann wacht auch der größte Esel mal auf und merkt das ihn jemand vor seinen Karren gespannt hat. Aus dem Joch kommt der Esel vielleicht nicht, aber er kann sich weigern auch nur einen Schritt weiter zu gehen.

Rainer Niersberger / 14.07.2019

Der proislamische oder vielleicht sogar proislamistische „ Spiegel“, bei diesem „ Blatt“ schließe ich nichts mehr aus,  kann doch ganz „ beruhigt“ sein. Diese Republik trägt doch jede antiisraelische und proislamische Resolution ( der UN) ganz „ tapfer“ mit, ob aus dem Antisemitismus der Linken und/ oder Furcht vor den Gotteskriegern und / oder wirtschaftlichen Motiven heraus, bleibt offen. Wahrscheinlich kommt hier Alles zusammen. Also „ Spiegel“ : keine Panik, das wird schon.

Sabine Schönfelder / 14.07.2019

Wir sind wieder soweit, die weltweite zionistische Verschwörung schlägt zu! Und sie beginnt ausgerechnet in dem Land, welches Millionen von Juden abschlachtete! Haltet sie auf, die Brunnenvergifter vom Mossad! Bestimmt hat auch Trump seine schmutzigen Finger im Spiel. Wo??? Scheißegal… Das ist Lobbyarbeit, klare Sache…....und wer hat’s geschrieben??? Der Spiegel. Das ist Lobbyarbeit, was sonst ? Oder Ist es nur eine kleine Gute-Nacht-Geschichte aus ‘Bento’ zur Entwicklung frühantisemitischer Tendenzen in der noch unbefleckten Kinderseele? Mit Fleischhauer hat sich der letzte Rest menschlichen Verstandes vom Spiegel verabschiedet, ganz klare TATsache, der verbleibende Rest ist ein erbärmlicher Haufen im Auflagenabsturz, da hilft auch die antisemitische, hysterische Judenverschwörungsnummer nicht weiter. Ein letztes verzweifeltes Aufbäumen gegen den fortschreitenden Leserschwund der linken Anbiederungstruppe des blind gewordenen Spiegels. Niveaulos.

Martin Müller / 14.07.2019

Vom “internationalen Finanzjudentum” , welches die Welt beherrsche, schwadronierte schon Hitler. “Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.” Mark Twain —————————— Entscheidend ist heute, sich vor die lebenden Juden zu stellen, nicht vor die toten! Der Spiegel jault im Göbbelsjargon. Vielleicht sind ja die Linken die wirkliche Gefahr für die heute lebenden Juden, vereint mit den größten Antisemiten, die man in Deutschland willkommen heißt…

Frank Dom / 14.07.2019

Die Antisemiten kommen aus ihren Rattenlöchern.

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