„Wie der kleine Moritz sich die Weltgeschichte vorstellt, so ist sie auch,“ schrieb Tucholsky. Daran musste ich unwillkürlich denken, als ich ein Interview mit Ahmed Sheikh, Chefredakteur von Al-Dschasira las (Die Weltwoche Ausgabe 47/06) …
Auszug:
Weltwoche: Wollen Sie damit sagen, dass es ohne Israel plötzlich Demokratie in Ägypten gäbe, dass die Erziehung in Marokko besser wäre, dass die staatlichen Kliniken in Jordanien effizienter wären?
Ahmed Sheikh: Ich glaube schon.
Weltwoche: Erklären Sie mir doch bitte, was diese Probleme mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt zu tun haben.
Ahmed Sheikh: Die palästinensische Sache ist zentral für das arabische Denken.
Weltwoche: Geht es am Ende etwa um Selbstwertgefühle?
Ahmed Sheikh: Genau. Es geht darum, dass wir stets gegen Israel verlieren. Die Leute im Nahen Osten wurmt es, dass ein so kleines Land wie Israel mit rund 7 Millionen Einwohnern die arabische Nation mit 350 Millionen Bürgern besiegen kann. Das schadet unserem kollektiven Ego. Das palästinensische Problem ist in den Genen eines jeden Arabers. Und das Problem des Westens ist es, dass er dies nicht versteht.
Dank an L. für den Hinweis.