Verheerende Studie zum Atomausstieg – Zwickmühle für die Grünen

Auch auf die „Energiewende“ und den „Atomausstieg“ trifft das alte Sprichwort „Es ist nichts so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist“ zu. Weniger für Deutschland, aber wenigstens für den Rest der Welt als abschreckendes Beispiel. Kein anderes Land hat je einen solchen Versuch mit seiner eigenen Gesellschaft durchgeführt. Ist jedem denkenden Menschen schon qualitativ klar, dass eine so gigantische Kapitalvernichtung nicht ohne Folgen sein kann, so war es bisher der Politik möglich, mit allerlei Esoterik darüberhinweg zu schwafeln. Zumindest konnte man den fürsorglichen Staat geben, der seine Bürger vor der „tödlichen Atomgefahr“ schützt. Es gab zwar bis heute keine Strahlentoten durch das Reaktorunglück in Fukushima, aber es hätte ja vielleicht sein können. Fachleute haben zwar stets das Gegenteil behauptet, aber was sind schon Fachleute gegen „Atomexperten“ von „Bündnis 90/Die Grünen“ oder sonstigen Vertrauen erschleichenden Organisationen wie „Greenpeace“ und so weiter?

Im Ausland sieht man die Sache etwas anders. Vielleicht nur, weil man nicht so viele Öko-Sozialisten in den Parlamenten hat, auf die man für künftige Regierungsbildungen Rücksicht nehmen muss. Nun gut, Deutschland ist ja auch noch nicht so lange Demokratie. Irgendwann verstehen auch die Deutschen den Zusammenhang von Stimmenabgabe, Regierung und daraus folgender Politik. 

Langsam hat die Wissenschaft die Einmaligkeit des Experiments „Atomausstieg“ an einer realen Gesellschaft erkannt. Besonders Phase 1 mit der unmittelbaren Abschaltung von 10 der 17 Reaktoren in Deutschland im Zeitraum 2011 bis 2017 ist geradezu ideal zur Gewinnung quantitativer Ergebnisse. Ein Zeitraum von nur sechs Jahren ist kurz genug, um von ziemlich konstanten gesellschaftlichen Randbedingungen (zum Beispiel Industrie und Verbrauchsstruktur) ausgehen zu können. Entscheidend ist, dass über 8 GWel (entsprechend 5 Prozent der Gesamtleistung) innerhalb weniger Monate nach dem Beschluss vom Netz genommen wurden und bis 2017 insgesamt 11 GW. Dieser Anteil ist viel mehr, als jemals irgendwo auf der Welt in Betracht gezogen wurde.

Eine quantitative Auswertung dieser Phase erlaubt auch die Abschätzung der weiteren wirtschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen bis zu einem vollen Ausstieg bis 2022 und der Belastungen durch Import von Leistung und Energie, die für unsere Nachbarländer entstehen. Besonders der letzte Punkt wird sich noch zu einer außerordentlichen Belastung für die EU entwickeln. Für die Erkenntnis, dass die Produktion der Kernkraftwerke durch fossile Kraftwerke ersetzt werden muss, braucht man eigentlich nur gesunden Menschenverstand. Die zufällige Wind- und Sonnenenergie kann niemals eine an der Nachfrage orientierte Erzeugung ersetzen.

Anschaulich gesagt, will man das Licht einschalten, wenn es dunkel wird oder den Fernseher, wenn die Fußballübertragung beginnt. Ob dann gerade der Wind weht oder die Sonne scheint, brauchte bisher keinen Menschen zu interessieren. Der Strom kam aus der Steckdose. Das National Bureau of Economic Research der USA geht nun in einer Studie den interessanten Weg, einmal auszurechen, wie stark die Preise und die Schadstoffbelastung angestiegen sind, gegenüber dem Fall, wenn man die Kernkraftwerke weiter in Betrieb gelassen hätte. Dies ist alles andere als eine einfache Aufgabe.

Fiktiver Weiterbetrieb der Kernkraftwerke

Die Stromwirtschaft ist außerordentlich genau dokumentiert. In jedem Kraftwerk wird die produzierte elektrische Energie kontinuierlich aufgezeichnet, ebenso die eingesetzten Brennstoffe, die produzierten Schadstoffe und so weiter. Man kann also nicht nur das Geschehen im gesamten Netz zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen, sondern die Daten sind auch sehr zuverlässig, da zahlreiche Plausibilitätskontrollen möglich sind. In dieser Studie wurden zum Beispiel alle Kraftwerke mit einer Leistung ab 100 MWel in ganz Europa verwendet. Dies ist notwendig, um die Stromexporte und -importe entsprechend abbilden zu können.

Die Preise für „Strom“ sind über die Strombörsen (elektrische Energie) und die Netzbetreiber (Regelenergie und so weiter) dokumentiert. Ebenso sind in verschiedenen Quellen die Brennstoffkosten aufgezeichnet. Hinzu kommen noch die Randbedingungen des Netzes (zum Beispiel Transportkapazitäten der einzelnen Hochspannungsstrecken) oder der Grenzkuppelstellen zu unseren Nachbarn. Ebenso noch die Wetterdaten (Tag/Nacht, Windgeschwindigkeiten, Außentemperaturen und so weiter), die Kalenderdaten (Sonn- und Feiertage) und die regional gemessenen Schadstoffbelastungen (NOx, Feinstäube und so weiter).

Die Erschaffung eines allumfassenden analytischen Modells für die Stromwirtschaft ist wegen der riesigen Zahl von Variablen und den nahezu unendlichen Kombinationsmöglichkeiten praktisch nicht möglich. Man muss immer vereinfachen und kann immer nur gegebene Situationen „nachrechnen“. So hilft einem der „Merit-Order-Ansatz“ in der Praxis nicht viel weiter, wenn sich das Kraftwerk mit den aktuell geringsten Grenzkosten zum Beispiel am falschen Standort befindet (Leitungskapazitäten) oder dessen Leistungsänderungsgeschwindigkeit nicht ausreicht, um die durch zum Beispiel Bewölkung oder Windböen erzeugten Rampen der „Erneuerbaren“ abzufangen.

Produktionskosten sind in der realen Welt eben nicht die einzige Randbedingung. Zum Glück ist die hier gestellte Frage wesentlich einfacher: Man hat über den Betrachtungszeitraum von (nur) sechs Jahren einen sehr gut dokumentierten Datensatz der realen Verhältnisse (circa 4,5 Millionen Daten). Wichtig ist, dass hier die Berechnung nur in eine (definierte) Richtung verläuft. Man muss nur die „richtigen“ fossilen Kraftwerke „abschalten“ und erhält dann die Geld- und Schadstoffmenge als Differenz beider Rechnungen. Hier ist der Gedankengang also umgekehrt: Man gibt nicht den Zahlenwert für eine Variable vor, um ein Gesamtergebnis zu erhalten, sondern erhält aus der Kenntnis über die Gesamtsituation die Zahlenwerte der Variablen. In diesem Falle sind die Zahlenwerte für die geringeren Schadstoffmengen und die geringeren Kosten durch einen (fiktiven) Weiterbetrieb der Kernkraftwerke gewünscht.

Ziel der Regressionsanalyse ist hier, für jeden Brennstoff in jeder Stunde die durch ihn erzeugte Elektroenergie als Funktion des restlichen Nettobedarfs zu ermitteln. Eingabedaten sind hierfür die in jeder Stunde gemessenen tatsächlichen Produktionsmengen aus den „regenerativen Energien“, Braunkohle, Steinkohle, Erdgas und so weiter. Dem steht die in dieser Stunde (gleich hohe) Stromnachfrage gegenüber. Definitionsgemäß ergibt sich nun der „restliche Nettobedarf“ durch Abzug aller nicht fossilen Quellen. Durch umfangreiche Rechnungen kann man für jeden Brennstoff eine Funktion der produzierten elektrischen Energie als Funktion des im Netz anliegenden „restlichen Nettobedarfes“ ermitteln. Eine Nachrechnung der gemessenen Zustände im Netz mittels der gefundenen Funktionen und ihrer Konstanten ergibt eine recht hohe Genauigkeit. Dies ist jedoch nur für die betrachtete Periode von sechs Jahren gültig.

Maschinelles Lernen

Eine weitere hier verwendete Methode verwendet maschinelles Lernen – in Deutschland auch „künstliche Intelligenz“ genannt – zur Simulation. Voraussetzung ist eine möglichst große Datenmenge. Vorteil dieser Methode ist, dass man selbstständig (verborgene) Muster erkennen kann und nicht Gleichungen vorgeben muss, die ja bereits ein möglichst vollständiges Verständnis aller Zusammenhänge erforderlich machen würden. Ein Beispiel ist die Berechnung der Schadstoffe. So stoßen beispielsweise nicht alle Kohlekraftwerke die gleichen spezifischen Schadstoffmengen aus. Sie hängen vom Typ, der Abgasnachbehandlung und vom Betriebszustand ab.

Ebenso sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen über den Betrachtungszeitraum nicht konstant. So verändern sich die Relationen von Kohlepreis zu Erdgaspreis. Dies koppelt auf die Einsatzplanung zurück. Zusammenfassend kann man sagen, dass „maschinelles Lernen“ zu wesentlich besseren Ergebnissen bei der Widerspiegelung des Marktgeschehens (Strombörse) führt als klassische statistische Methoden und ökonomische Modelle. Freilich steht diese Methode erst am Anfang von Forschung und Entwicklung.

Mit dem durch maschinelles Lernen gewonnenen Programm wurde nun ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke im Zeitraum 2011–2017 berechnet und dem tatsächlichen Verlauf mit politischer Zwangsabschaltung gegenübergestellt. Die in diesem Schritt der Studie interessierenden Größen sind die geringere fossile Produktion, die veränderten Stromimporte und -exporte von und zu unseren Nachbarländern und die Stromproduktion der weiterlaufenden Kernkraftwerke. Die Rechnung ergab gegenüber dem Weiterbetrieb eine um 3–5 TWh monatlich verringerte Stromproduktion aus den Kernkraftwerken. Die Bandbreite ergibt sich aus der beim Weiterbetrieb notwendigen Stillstandszeiten infolge des Brennelementewechsels. Um diesen Ausfall durch Zwangsabschaltung zu kompensieren, ist die Produktion aus fossilen Kraftwerken um 2–3 TWh monatlich angestiegen. Der Rest wäre durch die Nettoimporte abgedeckt worden. Der Ausbau der „regenerativen“ Energien in der Periode ist dabei berücksichtigt worden.

Schöne neue Welt der Windmühlen

Durch den Teilausstieg waren die Strompreise an der Börse um 0,5 bis 8 Dollar pro MWh höher. Ferner gab es durch die Zwangsabschaltung zum Beispiel im Februar 2017 infolge eines Kälteeinbruches und Dunkelflaute sehr viel höhere Spitzenpreise. Dies zeigt deutlich, dass eine rein energetische Betrachtung (Stromproduktion aus „regenerativen“ ersetzt Energie aus Kernkraft) zu völlig falschen Ergebnissen führen kann. Steigt der Stromverbrauch an (zum Beispiel Kälteeinbruch), aber der Wind weht nicht stark genug, explodieren die Strompreise an der Börse, weil die gesamte fehlende Leistung ausschließlich durch die (noch) vorhandenen fossilen Kraftwerke kompensiert werden muss. Zumeist über Erdgaskraftwerke, dessen Brennstoffpreise selbst durch die Kälte übermäßig ansteigen.

Ein sich gegenseitig aufschaukelnder Preisanstieg in der schönen neuen Welt der Windmühlen und Sonnenkollektoren. Im Betrachtungszeitraum 2011 bis 2017 waren die Großhandelspreise inflationsbereinigt um 1,8 $/MWh – entsprechend 3,9 Prozent – höher durch den (damals noch teilweisen) „Atomausstieg“. Die Stromproduktion aus den deutschen Kernkraftwerken ging in dieser Periode um 38,2 Prozent (-53,2 TWh/a) zurück. Die Produktion aus Steinkohle nahm um 31,7 Prozent (28,5 TWh/a) zu, die Produktion aus Erdgas um 26,2 Prozent (8,3 TWh/a) und die Stromimporte (netto) um 37,1 Prozent (10,2 TWh/a).

Hier wird der ganze Wahnsinn eines nahezu gleichzeitigen Ausstiegs aus Kernkraft (2017 noch 86,2 TWh/a) und Kohle (Braunkohle 160,4 und Steinkohle 118,3 TWh/a) deutlich. Dies müsste nahezu alles durch Erdgas und Stromimporte abgedeckt werden. Weder können die „regenerativen“ (2017 noch 175,8 TWh/a) die Lücke füllen, noch unsere Nachbarn ihre Kapazitäten für die Dunkelflaute beziehungsweise Entsorgung unseres Stromabfalls ausbauen. Die entstehenden Kosten aus unserer Nachfrage und dem geringen Angebot aus Erdgaskraftwerken und Stromimporten werden uns eine Preisexplosion bescheren. Danke Frau Merkel, wir schaffen das.

Ein klassisches Geschäft zu Lasten Dritter

Einen noch tieferen Einblick erhält man, wenn man die mittleren jährlichen Umsätze, Kosten und Gewinne für die Varianten Weiterbetrieb und Ausstieg vergleicht. Als Umsatz jedes Kraftwerks wird das Produkt aus dessen Stromproduktion und zeitgleichen Börsenpreisen angesetzt. Etwaige Zusatzeinnahmen werden nicht berücksichtigt. Bei den Kosten wird das Produkt aus Stromproduktion und Grenzkosten (Brennstoffkosten + Verschleiß; Kapital und Personalkosten fallen ohnehin an) angesetzt. Der entgangene Gewinn ergibt sich aus der Differenz beider Varianten.

Der Umsatz der Kernkraftwerke ging um 2,2 Milliarden Dollar jährlich zurück. Parallel stieg der Umsatz der fossilen Kraftwerke um 2,6 Milliarden $/a an. Die Kosten verringerten sich bei den Kernkraftwerken um -0,6 Milliarden $/a (kein Brennstoff und keine zusätzlichen Endlagerkosten mehr), stiegen aber bei den fossilen Kraftwerken um 1,7 Milliarden $/a an. An dieser Stelle sei angemerkt, dass diese Kosten durch die CO2-Abgaben zukünftig noch wesentlich höher ausfallen werden. Damit ergibt die Vergleichsrechnung einen Rückgang der Gewinne der Kernkraftwerke um 1,6 Milliarden $/a bei einem gleichzeitigen Anstieg der fossilen Kraftwerke um 0,7 Milliarden $/a. Man kann also feststellen, dass die Belastung für die Verbraucher weit überproportional angestiegen ist.

Die Stromverbraucher müssen über die EEG-Umlage und die Netzentgelte die vollen Kosten tragen, während man für die Produzenten salopp sagen könnte: Ist uns doch egal, wie wir den Strom produzieren, wir verdienen immer. Ein klassisches Geschäft zu Lasten Dritter – uns Bürgern. Bei diesem Vergleich wurde unterstellt, dass die Strombörsen unserer Nachbarländer durch unseren „Atomausstieg“ nicht beeinflusst werden. Man sollte aber tunlichst im Auge behalten, dass Preise immer durch Angebot und Nachfrage gebildet werden.

Wie lange werden unsere Nachbarn es hinnehmen, dass ihre Preise durch erhöhte Nachfrage aus Deutschland weiter nach oben gezogen werden und gleichzeitig durch die Entsorgung unseres Abfallstroms zu Dumpingpreisen (Preis unter Herstellungskosten) ihre Energieversorger geschädigt werden? Spätestens nach erfolgtem „Atom-“ und Kohleausstieg sind gewaltige politische Konflikte absehbar, die man nur mit dem Geld des deutschen Steuerzahlers glätten können wird. Auch an dieser Stelle ein herzliches „Danke, Frau Merkel“ für ihre tolle Europapolitik.

Zusätzliche Tote durch den „Atomausstieg“

Externe Kosten sind Kosten, die in betriebswirtschaftlichen Rechnungen gar nicht oder nur indirekt erfasst werden: In diesem Falle zum Beispiel die Schäden durch Stickoxide und Feinstäube. Eigentlich ist das Geschwafel von der „Internalisierung der externen Kosten“ lediglich ein Versuch, die Planwirtschaft durch einen vermeintlich wissenschaftlichen Ansatz zu legitimieren. Aber Angelsachsen sind für ihren schwarzen Humor bekannt, also warum nicht einmal den Spieß umdrehen und die bekannte Zahlenakrobatik über Todesfälle durch Dieselabgase, Strahlenbelastung (durch Kernkraftwerke) und so weiter einmal umdrehen? Flugs wird hier nicht nur ausgerechnet, wie viele zusätzliche Todesfälle die Abschaltung der Kernkraftwerke gefordert hat, sondern auch, was das gekostet haben soll.

Die Freisetzung des CO2 wird für jedes Kraftwerk mit seinem spezifischen Wirkungsgrad und seines verwendeten Brennstoffs ermittelt. Wären in Phase 1 die Kernkraftwerke nicht abgeschaltet worden, wären 36,3 Millionen Tonnen jährlich weniger abgegeben worden. Für die Berechnung der Emissionen von SO2 , NOx und Feinstaub werden für jedes Kraftwerk die Daten aus den Brennstoffen, der Bauart (Entstickung, Entstaubung und Rauchgaswäsche) und des Betriebszustandes (Leistung) ermittelt. Hätte es nur in der Phase 1 des „Atomausstiegs“ keine Abschaltungen gegeben, wären 15.900 t SO2 jährlich, 23.700 t NOx jährlich und 600 t Feinstaub jährlich weniger in die Umwelt abgegeben worden. Mittels dieser Daten wurde die Anzahl der zusätzlichen Toten durch den „Atomausstieg“ mit 1.142 Toten pro Jahr nur zwischen 2011 bis 2017 ermittelt. Man mag das glauben oder nicht, aber es ist die gleiche Zahlenakrobatik, die uns sonst im Zusammenhang zum Beispiel mit Dieseln aufgetischt wird. Dort jedenfalls wird sie von Politikern und Medien für bare Münze gehalten.

Um die Aussagen zu verbessern, werden noch die Immissionen im Umfeld jedes Kraftwerks berechnet. Basis sind die Messstationen im Umkreis von 20 km um das Kraftwerk. Aus ihnen können die lokalen Ausbreitungsverhältnisse abgeleitet werden. Es ergab sich ein Anstieg von (im Mittel) Toten pro Jahr: 124,9 durch Braunkohle-, 315,7 durch Steinkohle-, 20,2 durch Erdgas- und 32,3 durch Ölkraftwerke. Die Gesamtzahl der Toten pro Jahr ist nach dieser Methode nur rund halb so hoch. Prinzipiell ist sie genauer, da sie die örtliche Bevölkerungsdichte, die Wetterverhältnisse und die schon vorhandene Belastung berücksichtigt.

Durch die Abschaltung der Kernkraftwerke wurde das Risiko eines Störfalls eliminiert und kein zusätzlicher „Atommüll“ mehr erzeugt. Je nach Risiko für einen Störfall (Eintrittswahrscheinlichkeit mal Schadenhöhe) und Endlagerung ergeben sich in der Literatur als externe Kosten 1 bis 4 $/MWh. Setzt man 3 $/MWh an, wären durch die Abschaltung 200 Millionen Dollar pro Jahr eingespart worden. Selbst wenn man für die externen Kosten das Zehnfache ansetzen würde – 30 $/MWh sind absurd hoch – wäre die Ersparnis mit 2 Milliarden Dollar pro Jahr immer noch erheblich geringer als die zusätzlichen externen Kosten durch den Mehreinsatz fossiler Energien.

 

Hier werden noch einmal die Differenzen der internen und externen Kosten des simulierten Weiterbetriebs zu der (tatsächlichen) Abschaltung der Kernkraftwerke in der Periode 2011 bis 2017 zusammengefasst. Die Großhandelspreise für elektrische Energie waren im Mittel um 1,6 Milliarden Dollar (alle Preise zum Wechselkurs von 2017) pro Jahr höher, entsprechend 12,7 Prozent.

Für das freigesetzte CO2 wurde ein Preis von 50 $ pro Tonne angesetzt. Damit ergaben sich zusätzliche externe Kosten von 1,8 Milliarden pro Jahr, entsprechend 13 Prozent. Die höchsten externen Kosten sind durch die höhere Luftbelastung entstanden. Der geldwerte Betrag für die Verkürzung der Lebensdauer wurde mit 8,7 Milliarden Dollar pro Jahr ermittelt. Siehe jedoch weiter oben die Einschätzung solcher Berechnungen über „virtuelle Tote“. Allerdings ist dies nichts anderes, als uns sonst durch „Umweltschützer“, Politiker und Medien vorgesetzt wird. Nach dieser Rechnung ergibt sich ein Schaden von über 12 Milliarden Dollar jährlich durch die Zwangsabschaltungen (nur) der Phase 1 des „Atomausstiegs“. Was die Leistung der verbliebenen (größeren) Kernkraftwerke bis 2022 betrifft, wird der Gesamtschaden mehr als doppelt so groß sein. Etwaige Kosten für den „Netzausbau“, Ersatzinvestitionen etc. sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Diese Studie hat zumindest immense politische Bedeutung. Seit Jahren ertragen wird die irrsinnigsten Zahlen über die „wahren“ Kosten der Kernenergie. Obwohl überall auf der Welt Kernenergie die geringsten Kosten der Stromerzeugung vorweist – und deshalb auch weiterhin in Kernkraftwerke investiert wird –, lassen wir uns durch neomarxistische Ansätze über „externe Kosten“ ins Bockshorn jagen. Schön, wenn man einmal den Spieß umdreht.

Es wird eine Freude sein, zu sehen, wie die einschlägigen Verfechter der „Großen Transformation“ von DIW, Ökoinstitut, Fraunhofer, Agora, Umwelthilfe etc. diese 12 Milliarden jährlich allein durch die erste Phase des „Atomausstiegs“ infrage stellen werden. Mögen sie ihre Excel-Tabellen zum rauchen bringen. Es wird sie nicht von ihrem Dilemma erlösen: Entweder sind die Zahlen hier falsch, dann sind aber auch alle ihre Studien zur „Energiewende“ falsch, oder sie verteidigen ihre Methoden als richtig, dann geben sie damit endlich zu, dass der „Atomausstieg“ ein schwerer Fehler war.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Klaus-Dieter Humpichs Blog "NukeKlaus".

Foto: Koetjuh via Wikimedia

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Leserpost

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Karl Dreher / 22.01.2020

Der Versuch linksrotgrüner Volksverdummung mit Billigung von Mutti/CDU und im Gleichschritt mit unseren “Qualitäts-” Medien schreitet unbeirrt fort. Vorgenannte versuchen in erster Linie, daraus eigenen (kurzfristigen) Vorteil (Pöstchen, Mandate, Versorgung etc.) zu ziehen! Der glänzende Achgut-Beitrag zeigt: Es bedarf im Bereich Energiewirtschaft (sinngemäß) vieler “eierlegender Wollmilchsäue” ... aber das wird dem Bürger nach Möglichkeit verheimlicht. Der Versuch, ihn für dumm zu verkaufen, wird letztlich scheitern. Aber auf dem Weg bis dahin wird Deutschland zugrunde gerichtet. Europa und die Welt lachen darüber und profitieren!

Hartmut Runge / 22.01.2020

@Sabine Schönfelder - Sehr geehrte Frau Schönfelder. Ich bin Rentner und war in meiner Jugend ein begeisterter Fan der Atomkraft. Das brachte es mit sich, dass ich mich auch relativ intensiv damit beschäftigt hatte. Die Beschäftigung damit hat mich allerdings auch gelehrt, dass die Wissenschaft und auch die Wirtschaft - nochzumal innerhalb marktwirtschaftlicher Konkurrenz - eben nicht immer verantwortlich agiert. Wenn Sie dazu mehr wissen wollen, schauen sie sich einfach mal die Risiken an, die bei den ersten Kernspaltungsversuchen eingegangen wurden. Es hat nichts mit Ideologie zu tun, festzustellen, dass der Wettbewerb immer auch dazu führt, unverantwortliche Risiken einzugehen. Und in dem Zusammenhang ist eine Technik, die als militärisches oder terroristischen Ziel ein - aus meiner Sicht - unvertretbares Risiko darstellt nicht zielführend.

Sabine Schönfelder / 22.01.2020

H.@Schmidt, bin ganz Ihrer Meinung. Übrigens, ein Studium macht noch keinen Sommer. (in Anlehnung an die Schwalbe) Talent, gesunden Menschenverstand und geistige Beweglichkeit hat man oder auch nicht. Finde bei Ihnen hat es doch vorzüglich geklappt. In Ihrer Verabschiedung ( im Kommentar) könnten Sie allerdings ein wenig mehr Charme wirken lassen….

Steffen Rascher / 22.01.2020

@T.Johannson - Vor etwas mehr als 20 Jahren hätte ich die Dinge vermutlich eher so gesehen wie Sie. Der Großwasserkocher ist eine schöne Beschreibung für unsere aktuelle Stromerzeugung. Eigentlich ist es die gute alte Dampfmaschine die immer noch für uns schnauft. Da gibt es bestimmt noch eine bessere Lösung, die aber erst gefunden werden muss. Die anderen Ideen sind spannend und es wäre ohne Frage toll, wenn da ein Durchbruch gelänge – möglichst ohne Spargel in der Landschaft. Wir brauchen Strom in genau der Menge und zu genau der Zeit die uns eine leistungsfähige Wirtschaft nun mal abverlangt. Ich sehe keine Versorgungssicherheit bei Wind und Sonne und die Speicherung ist weitestgehend ungenügend. Industrie 4.0 läuft nicht mit einer Solarzelle auf dem Rucksack und einem Windrad auf dem Balkon. Die neue Atomtechnik ist nach meinem Standpunkt eine Problemlösungstechnologie. Extrem lange Laufzeiten, Atommüllverwertung und vieles mehr. Strom in Hülle und Fülle wann immer er gebraucht wird und eine Asche als Rest, die vergleichsweise unproblematisch ist. 100 oder 300 Jahre im Keller verstecken, um es mal etwas flapsig zu formulieren. Wenn wir diesen Weg nicht gehen bleibt es bei Kohle, Erdöl und Gas. Wenn man wie ich nicht an CO2 als Problem glaubt, geht das auch. Die Grünen und alle Ergrünten haben nun ein Problem. Atomstrom ist immernoch ein rotes Tuch, obwohl es längst ein Grünes ist.

H. Schmidt / 22.01.2020

Jeden Tag das gleiche Thema und keinen Schritt weiter. Die Grünen, Greta und KoKG sind zwar gut im Boykottieren und Abschaffen, aber wie sie das Abgeschaffte ersetzen wollen 1:1 sagt niemand. Deswegen ist der ganze Klima-Hype für den Popo. Ohne eine Lösung zu haben alles abschaffen zu wollen, bedeutet den Untergang der Industrienation Deutschland, der lokalen Wirtschaft, Arbeitslosigkeit ohne Ende, niemand mehr der die Rente und Sozialhilfen erwirtschaften kann usw.. Deutschland, seine Mainstream hörigen Politiker und der ganze Greta-Ratenschwanz haben nichts, aber auch rein nichts bis zum Ende durch gedacht. Und der verbliebene noch “normal denkende Michel” buckelt vor dem ganzen Hype und lässt es mehr oder weniger unwillig über sich ergehen. (Vorausgesetzt er interessiert sich überhaupt für das was Deutschland bewegen sollte) Deutschland hat fertig! Ist meine Meinung. Aber das habe ich ja schon öfter gesagt. Interessiert natürlich keinen was ich sage? (...weil ich nicht studiert habe und geschwollen vor mich hinsabbeln kann.) Macht ja nichts. Gut, dann schaut mal wie sich das nahende Ende anfühlen wird. Wem nicht zu raten, dem nicht zu helfen. Mir jeden Tag bei AG den Mund fusslich zu reden und mir dann von Denunzianten-Schlaumeiern dann auch noch hier gelegentlich blöde Kommentare einzufangen, ist mir auf Dauer zu blöd. Macht was ihr wollt, aber wehe einer kommt am bitteren Ende angerannt und klugscheißt mich wieder voll. Das kann dann unangenehm werden. Versprochen.

Detlef Fiedler / 22.01.2020

@Herr Runge: Ist Ihnen bekannt, dass Fukushima wegen eines Tsunamis ausgefallen/abgesoffen ist? Neue Sicherheitsstandards, welche einen möglichen Tsunami berücksichtigen, gelten also jetzt auch in Europa? Die anschliessende Knallgasexpolosion können wir mal aussen vor lassen, dabei handelte es sich um menschliches Versagen. Richtig ist, dass der Artikel des Herrn Humpich Tschernobyl ignoriert, völlig zu Recht, denn man würde heutzutage derartige Kraftwerkstypen definitiv nicht mehr bauen. Der technische Fortschritt geht weiter. Zu Hinkley Point: Die Subvention soll dort ungefähr 100 Milliarden € betragen. Die “Energiewende kostet die Bürger 520 Milliarden Euro ” titelte die WELT bereits vor einiger Zeit. Ungefähr Gleiches prognostiziert Statista aktuell. Und das Ende der Fahnenstange ist dabei noch lange nicht in Sicht. Denken Sie jetzt bloss nicht ich wäre ein Verfechter der Kernenergie und ein Verteufler von Umweltenergien. Ich bin ein Verfechter von bezahlbarem, verlässlichen Strom aus der Steckdose, sowie ein Verfechter für bezahlbaren und verlässlichen Strom für den Industriestandort Deutschland. Beides gibt es mit nur zyklisch vorhandenen Umweltenergien jedoch nicht. Dieser Realität hat man sich zu stellen, ob es die Ideologie nun erlaubt oder nicht.

Jörg Klöckner / 22.01.2020

Könnte man mit den Methoden und Daten, die für diese Studie erarbeitet wurden, auch berechnen, welchen finanziellen Vorteil die vorrangige Abnahme des Wind- und Sonnenstromes bietet? D. h. welchen Vorteil hat die Priorisierung in der Nachfrage?

Sabine Schönfelder / 22.01.2020

Hey@ Lobby Runge! Der Autor ist Lobbyist und Sie, was sind Sie? Ein neutraler Vertreter mit Überblick? Alle Argumente für die Energieversorgung mittels Atomkraft wurden hier bereits u n z ä h l i g e Male erörtert und Sie argumentieren jedesmal wie ein vernagelter Atomkraftgegner, der repititiv seine eingeschworene Argumentationsebene völlig autistisch abermals in den Raum stellt. Das ist keine Diskussion Herr Runge, sondern die hartnäckige Wiederholung des ewig gleichen Standpunkts. Das ist einfältige Propaganda. Die Welt wird sich radioaktiv energetisch versorgen, mit ständig verbesserten Reaktoren, bis Kernfusion, technisch beherrschbar, übernehmen wird, Herr Runge. Gott sei Dank. Mit verbohrten Ideologen kommen wir nicht weiter, und glauben Sie mir, wenn sozialistische Dünnbrettbohrer sich auch zeitweise auf dem Boden menschlicher Unzulänglichkeiten ( bequem, denkfaul, neidisch) Macht verschaffen à la DDR, die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Übrigens, Atomkraft ist nicht versicherbar im ERNST als Argument gegen Atomkraft anzuführen, ist schon fast süß! Atomkraft ist versichert, Sie sind nicht informiert. Energiekonzerne haften mit ihrem Vermögen. Bis 256 Millionen existieren Haftpflichtversicherungen bei Atomunfällen, danach springt die Solidargemeinschaft der deutschen Energieversorger ein. Offshorewindparks werden auch höchst ungern versichert und die hohe Versicherungssumme der AKWs wurde von der Anti- AKW- Lobby angetrieben, wie Ihr Artikel aus der Moz über Umbach. In Deutschland wird bereits das Wort ATOM verteufelt und alles in Verbindung mit Atom künstlich verteuert, damit der energetische Wahnsinn der Linken besser dasteht. Bleiben Sie locker.

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