Peter Grimm / 04.06.2017 / 14:42 / Foto: George.jc& / 5 / Seite ausdrucken

Vereint in Verantwortungslosigkeit und Beschweigen?

Diesmal sind es sieben Tote. Je häufiger die Anschläge sind, desto mehr verändert sich das Muster der Reaktion deutscher Politiker. Konnte man früher beinahe umgehend den Satz abrufen, dass die aktuelle Mordtat nichts mit „dem Islam“ zu tun habe und wir uns jetzt zuvörderst vor Generalverdacht und Islamophobie zu schützen haben, so wird jetzt so lange wie möglich das I-Wort im Zusammenhang mit dem Terror vermieden. Mag die britische Innenministerin Amber Rudd erklären, dass es sich bei den Attentätern wahrscheinlich um „radikale islamische Terroristen“ handelt, in der hiesigen Berichterstattung ist das nicht das Allerwichtigste.

Interessant ist auch die Berichterstattung über die Reaktion der britischen Premierministerin Theresa May, die sich nicht scheute, die Ideologie, die die Terroristen zu ihren Mordtaten treibt, klar als Problem zu benennen. In der Bild-Zeitung konnte man das auch noch so nachlesen:

Um weitere Anschläge in Großbritannien zu verhindern, schlägt Theresa May einen Vier-Punkte-Plan vor.

– Sie fordert, dass die islamistische Ideologie in allen Gesellschaftsschichten bekämpft werden muss.

– Zudem braucht es ein internationales Abkommen, um Islamisten im Internet zu bekämpfen. Denn immer wieder nutzen Terroristen das Internet für Absprachen und als Ort der Radikalisierung neuer Attentäter.

– Auch die Rückzugsorte der Islamisten in der realen Welt müssen zerstört werden – ob durch Militäraktionen in Syrien und im Irak oder durch gezielte Schläge in der westlichen Welt.

– Zuletzt will sie die Polizei und Sicherheitskräfte ausbauen und ihre Kompetenzen stärken sowie die Gefängnisstrafen für Islamisten erhöhen.

Das ist nachvollziehbarer Klartext. Schon in der Welt liest man diese Aussagen Mays deutlich entkräftet:

Die britische Premierministerin Theresa May hat ihren Ton verschärft und die „bösartige“ Ideologie hinter den jüngsten Terrorattacken verurteilt. Es gebe „viel zuviel Toleranz für Extremismus in unserem Land“, sagte May nach einer Sitzung ihres Krisenkabinetts am Sonntagmorgen. […]

– Die Ideologie kann nicht allein durch Militäraktionen bekämpft werden.

– Wenn Strafen für Terrorakte erhöht werden müssten, sogar bei augenscheinlich kleinen Taten, werde dies passieren. “Genug ist genug”, sagte May.

– Die Herangehensweise, Extremismus zu bekämpfen, muss sich ändern.

– May kündigte an zu überprüfen, ob die Polizei und Anti-Terrorismus-Einheiten alle Befugnisse hätten, die sie bräuchten.

– Das ganze Land müsse zusammenkommen, um Extremismus gegenüber zu treten.

Jede Andeutung, dass es sich bei der „bösartigen Ideologie“ um eine Auslegung des Islam handelt, fehlt. Welches Signal sendet man mit diesem kleinlauten Verschweigen aus? Keiner anderen Ideologie, in deren Namen gemordet wird, würde eine solche Rücksicht widerfahren.

Entschiedenheit zum Zerreden des Problems

Kein Wunder, dass auch deutsche Politiker sich weigern, das ideologische Motiv der Täter auszusprechen. Inzwischen hat sich eine Zusammenstehen-gegen-den-Terror-Rhetorik etabliert, die in ihrer Beliebigkeit geradezu erbärmlich wirkt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt: „Wir sind heute über alle Grenzen hinweg im Entsetzen und der Trauer vereint, aber genauso in der Entschiedenheit.“ Welche Entschiedenheit? Wer entschieden etwas gegen Terroristen tun will, der muss doch wissen, was sie antreibt und woher sie kommen. Oder ist es nur die Entschiedenheit zum Zerreden des Problems bis zur Belanglosigkeit, solange es sich nicht beschweigen lässt?

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier liefert eine erwartbare Anschlags-Stilblüte: „Noch sind nicht einmal alle Hintergründe des schrecklichen Anschlags in Manchester aufgeklärt, da erreichen uns heute Nacht neue Nachrichten von einem furchtbaren Attentat mit Toten und Verletzten mitten in London. Die Kaltblütigkeit, mit der die Täter Passanten in London attackiert haben, ist verabscheuenswürdig und lässt uns in Trauer zusammenstehen. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden der Opfer. Den Verletzten wünsche ich baldige Genesung.“

Wie gut, dass noch nicht „alle Hintergründe“ aufgeklärt sind. Dann muss man ja auch nicht auf die Hintergründe eingehen, die schon sonnenklar sind. Lieber stehen wir in Trauer zusammen. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat offenbar in den selben Textbausteinkasten gegriffen: „Noch kennen wir nicht alle Hintergründe der Tat, aber klar ist schon jetzt: Für die Brutalität und Hinterhältigkeit solcher Verbrechen kann es keinerlei Rechtfertigung geben.“

Gewöhnung an die Verantwortungslosigkeit

Vereint sind unsere politischen Führerinnen und Führer also in Entsetzen und Trauer während sie noch auf ein paar Hintergründe warten. Kann man von regierenden Politiker nicht erwarten, dass sie sichtbar Verantwortung übernehmen und zielgerichtet an der Gefahrenabwehr arbeiten? Aber inzwischen gibt es in der deutschen Öffentlichkeit wahrscheinlich noch nicht einmal diese Erwartung, denn mittlerweile hat sich die Gewöhnung an den Geist organisierter Verantwortungslosigkeit leider weit verbreitet.

So bekommt das Publikum jetzt nach jedem Anschlag und jeder Veranstaltung, die wegen Terrorgefahr abgesagt wurde, die freundliche Empfehlung, so weiter zu leben wie bisher. Wir sollen unseren Lebensstil nicht ändern, denn sonst hätten die Terroristen gewonnen. Gleichzeitig wächst die Rücksicht auf muslimische Vorschriften in Kantinen, Schulen und Kindergärten und die Polizei wird zu größerer Sensibilität gegenüber fastenden Muslimen im Ramadan ermahnt. Aber diese Veränderungen im Alltagsleben haben damit nichts zu tun, denn auch der Terror hat ja nichts mit dem Islam zu tun. So wenig, dass man ihn möglichst gar nicht mehr in einem solchen Zusammenhang erwähnt.

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Leserpost

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Reiner Hoefer / 05.06.2017

Liebe Frau Karla Kuhn, sie haben recht, wir sind auf einem Narrenschiff.

Joachim Kuhlmann / 04.06.2017

Man kann es nicht oft genug wiedrholen: Nur wer im September NICHT den Merkel-Wagen aus CDU-SPD-Grüne samt seinen Reserverädern FDP und Linke wählt, hat eine Chance, dass diese Zustände sich doch noch ändern lassen…

Wolfgang Richter / 04.06.2017

Erstaunlich, daß die britische Polizei entsprechend und bewaffnet und zügig vor Ort war und dem Spuk konsequent durch Schußwaffengebrauch ein Ende setzte. Und keiner der hiesigen die üblichen Beileidsreflexe zur Schau tragenden Politdarsteller hat das bisher bemängelt. Im Land der hier aufgegebenen Grenzen würde vermutlich als erstes die Frage gestellt und untersucht, ob derart rigoroses Einschreiten der Sicherheitskräfte gerechtfertigt wäre und nicht vielleicht das Niedersprechen der Angreifer angesagt u. ausreichend gewesen wäre.

Hubert Bauer / 04.06.2017

Vor 150 Jahren sind die Moslems aus Pakistan im Anzug nach Großbritanien gekommen und heute läuft die sechste Generation der Pakistaner in Großbritanien herum wie Wüstenmenschen aus dem Mittelalter (Kaftan und Burka). Bevor man - nach 150 Jahren - mit der Integration beginnt muss man zuerst mal verhindern, dass die Moslems (Bestimmte nicht Alle) kulturell immer weiter zurückfallen und sich immer mehr von den europäischen Ureinwohnern entfernen. Dazu gehört ein absolutes (!) Verbot der Vollverschleierung und ein Verbot von bewusst zur Schau getragener moslemischen Kleidung usw. in Behörden und Schulen (auch für die Schüler) und ein absolutes (!) Recht für jeden Arbeitgeber bewusst zur Schau getragene moslemischen Kleidung am Arbeitsplatz zu verbieten. Außerdem muss jeder (!) Imam, der behauptet Terroranschläge von Moslems und die erhöhte allgemeine Kriminalität der Moslems hätte nichts mit dem Islam zu tun, vom Verfassungsschutz überwacht werden. Ein Imam, der nicht erkennt, dass er selber ein Teil des Problems sein könnte, wird das Problem nie lösen.

Karla Kuhn / 04.06.2017

“Interessant ist auch die Berichterstattung über die Reaktion der britischen Premierministerin Theresa May, die sich nicht scheute, die Ideologie, die die Terroristen zu ihren Mordtaten treibt, klar als Problem zu benennen. ”  Theresa May ist eine kluge Frau, die das Kind beim Namen nennt. Darum ist sie bei meisten Engländern auch beliebt und wird geachtet.  Wenn ich Frau Merkel sagen höre, wir stehen fest an der Seite der Engländer, muß ich lachen. Seit zwei Jahren kommen ungehindert Asylanten ins Land, wurden die Kontrollen verschärft ? Und nach jeder Terrortat wird erst mal rumgeeiert, ehe überhaupt das Wort Islam in den Mund genommen wird. Ganz furchtbar finde ich auch daß der Afghane, der abgeschoben werden sollte, gesagt hat : “Ich bin in einem Monat wieder da, dann bringe ich Deutsche um” wieder auf freien Fuß ist. Dieser Mann gehört sofort in Abschiebehaft. Diese Morddrohung muß ernst genommen werden, die war sicher nicht einfach so dahergesagt, wie man uns weismachen will. Diese Verharmlosungen nehmen Züge an, die nicht mehr tragbar sind und vor allem GEFÄHRLICH. „Noch kennen wir nicht alle Hintergründe der Tat, aber klar ist schon jetzt: Für die Brutalität und Hinterhältigkeit solcher Verbrechen kann es keinerlei Rechtfertigung geben.“  Du meine Güte. Hören sie sich eigentlich reden ?  “Solche Verbrechen”  so kann man islam(istische)  (islamistisch ist ein Kunstwort) Terrortaten auch verbrämen. ” Wir sollen unseren Lebensstil nicht ändern, denn sonst hätten die Terroristen gewonnen. Gleichzeitig wächst die Rücksicht auf muslimische Vorschriften in Kantinen, Schulen und Kindergärten und die Polizei wird zu größerer Sensibilität gegenüber fastenden Muslimen im Ramadan ermahnt.”  Wenn diese Äußerungen nicht so entsetzlich traurig wären, könnte man direkt lachen. “Dürfen die fastenden Muslime jetzt alles machen und werden nicht bestraft ? ” Wir müssen auf dem Narrenschiff sein, das kann doch alles nicht wahr sein.

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