Gastautor / 25.09.2015 / 10:08 / 1 / Seite ausdrucken

Vereinigung Deutscher Wissenschaftler ehrt Quacksalber

Von Hans-Jörg Jacobsen

Professor Giles-Eric Séralini soll den Whistlerblower-Preis 2015 der „Vereinigung deutscher Wissenschaftler“ (VDW) erhalten. Der Verein, 1959 gegründet von den „Göttinger 18“ aus Protest gegen die Atombewaffnung, ehrt den bekannten grünen Troll Giles-Eric Seralini. Aus der Begründung: „Gegenüber allen wissenschaftlichen und persönlichen Angriffen, auch solchen, die sich vor Gerichten als haltlos erwiesen, blieb Professor Séralini in diesen durch seine Studien ausgelösten Konflikten in Wahrnehmung seiner berufsethischen Verantwortung standhaft. Diesen Attacken setzte er auf hohem wissenschaftlichem Niveau mit großer Ausdauer und Entschiedenheit seine Argumente entgegen“. Daran ist so gut wie nichts wahr, aber darauf kommt es in diesem Fall ja auch nicht an. Selbst die Süddeutsche Zeitung und die FAZ gehen mit dieser Nachricht kritisch um.

Seralinis „Verdienste“ sind u.a. umstrittene Rattenexperimente, in denen er mit einem völlig untauglichen Versuchsansatz (falsche und zu wenige Versuchstiere) unter Verwendung sehr willkürlicher statistische Methoden beweisen wollte, das Gentechnik und das Herbizid Glyphosat gefährlich sind. Siehe hier auf Achgut.com. Seralinis Studie ist darüberhinaus von allen namhaften Toxikologen als wertlos und überflüssig zerrissen worden. Das sinnlose Opfern von Tieren hätte eigentlich Tierschützer vom Kaliber PETA auf den Plan rufen müssen, aber die blieben hier merkwürdig still. Übrigens: Aus den Daten könnte man auch schließen, das Glyphosat offenbar bei männlichen Ratten lebensverlängernd wirkt, aber das ist genauso wenig plausibel, wie alles andere an der Rattenstudie.

Man kann vermuten, dass es der VDW mit dieser skandalösen „Ehrung“ eher darum geht, mal wieder wahr genommen zu werden. Sucht man mit einer Suchmaschine (ich verwende Bing) nach „VDW“, dann findet man zuallererst interessante Vereinigungen, vom „Verband der Wellpappen-Industrie“ bis zum „Verband für Waffentechnik und -geschichte“. Auch dentale Verbände sind zu finden, irgendwann taucht die „Vereinigung deutscher Wissenschaftler“ auf. Auch sollten sich Fans von „Whistleblowern“ an den ersten Vertreter dieser Art erinnern, den Rattenfänger von Hameln. Der verschwand dereinst mit den Hamelner Kindern im Nirgendwo. Und genau da gehört die „Ehrung“ von Seralini hin!

Hans-Jörg Jacobsen war Leiter der Abteilung Pflanzenbiotechnologie am Institut für Pflanzengenetik der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover

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Dr. Christel Happach-Kasan / 25.09.2015

Schon im September 2012 hat die TU Darmstadt die Arbeit von Séralini als Unstatistik des Monats bewertet. Es gehört in Deutschland zwar bei manchen Menschen zum guten Ton, sich mit dem Fehlen mathematischer Kenntnisse zu brüsten, doch eine Vereinigung von Wissenschaftlern sollte sich diesem mainstream der deutschen Gesellschaft gerade nicht verpflichtet fühlen. Séralini fühlt sich verpflichtet - nicht “seiner berufsethischen Verantwortung” - sondern dem eigenen finanziellen Interesse. Mit der spektakulär inszenierten Veröffentlichung, die der Herausgeber auf Grund konkreter Kritik an der Arbeit zurückzog, machte er gleichzeitig auf sein Buch aufmerksam. Die Kritik an der Arbeit wird vom IARC geteilt. In der Begründung für die Preisverleihung heißt es: “Sie (die Arbeit) konnte damit auch für die kürzlich veröffentlichte Neubewertung von Glyphosat als ‚wahrscheinlich krebserregend‘ durch die „International Agency for Research on Cancer (IARC)“ der Weltgesundheitsorganisation WHO herangezogen werden.” Sie konnte - aber sie wurde nicht herangezogen. Auf Seite 35 der Monographie des IARC zu Glyphosat heißt es: “The Working Group concluded that this study conducted on a glyphosate-based formulation was inadequate for evaluation because the number of animals per group was small, the histopathological description of tumours was poor, and incidences of tumours for individual animals were not provided.” Dem VDW dürfte all dies bekannt sein. Es ist breit in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Die Veröffentlichung des IARC stammt vom 29. Juli. Er hat dennoch den Preis an Séralini verliehen, weil es ihm auf die Botschaft ankam: Wir sind gegen Glyphosat und Gentechnik, denn wir sind die Guten. Wissenschaftliche Erkenntnisse? Wer interessiert sich denn dafür? Es kommt auf die richtige Meinung an.  Die bis jetzt veröffentlichten Kommentare in den Zeitungen zur Preisverleihung zeigen, dass es in Deutschland eine kritische Öffentlichkeit gibt, die nicht bereit ist alles zu schlucken, was der Zeitgeist an Land spült. Die Kritik in der ZEIT von Ulrich Bahnsen trägt die Überschrift “Ausgezeichnete Pfeife”. Stimmt!

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