Schon im September 2012 hat die TU Darmstadt die Arbeit von Séralini als Unstatistik des Monats bewertet. Es gehört in Deutschland zwar bei manchen Menschen zum guten Ton, sich mit dem Fehlen mathematischer Kenntnisse zu brüsten, doch eine Vereinigung von Wissenschaftlern sollte sich diesem mainstream der deutschen Gesellschaft gerade nicht verpflichtet fühlen. Séralini fühlt sich verpflichtet - nicht “seiner berufsethischen Verantwortung” - sondern dem eigenen finanziellen Interesse. Mit der spektakulär inszenierten Veröffentlichung, die der Herausgeber auf Grund konkreter Kritik an der Arbeit zurückzog, machte er gleichzeitig auf sein Buch aufmerksam. Die Kritik an der Arbeit wird vom IARC geteilt. In der Begründung für die Preisverleihung heißt es: “Sie (die Arbeit) konnte damit auch für die kürzlich veröffentlichte Neubewertung von Glyphosat als ‚wahrscheinlich krebserregend‘ durch die „International Agency for Research on Cancer (IARC)“ der Weltgesundheitsorganisation WHO herangezogen werden.” Sie konnte - aber sie wurde nicht herangezogen. Auf Seite 35 der Monographie des IARC zu Glyphosat heißt es: “The Working Group concluded that this study conducted on a glyphosate-based formulation was inadequate for evaluation because the number of animals per group was small, the histopathological description of tumours was poor, and incidences of tumours for individual animals were not provided.” Dem VDW dürfte all dies bekannt sein. Es ist breit in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Die Veröffentlichung des IARC stammt vom 29. Juli. Er hat dennoch den Preis an Séralini verliehen, weil es ihm auf die Botschaft ankam: Wir sind gegen Glyphosat und Gentechnik, denn wir sind die Guten. Wissenschaftliche Erkenntnisse? Wer interessiert sich denn dafür? Es kommt auf die richtige Meinung an. Die bis jetzt veröffentlichten Kommentare in den Zeitungen zur Preisverleihung zeigen, dass es in Deutschland eine kritische Öffentlichkeit gibt, die nicht bereit ist alles zu schlucken, was der Zeitgeist an Land spült. Die Kritik in der ZEIT von Ulrich Bahnsen trägt die Überschrift “Ausgezeichnete Pfeife”. Stimmt!
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