Eine Mutter steht mit ihrem ca. 7 Jahre alten Kind in einer Buchbinderei, möchte ein Buch binden lassen. Die Buchbinderin zeigt ein Musterbuch, hält es dem Kind hin. Nach kurzer Zeit drückt das Kind unten rechts auf die Seite — immer wieder. Die Buchbinderin fragt, warum es das macht. Das Kind sagt: Seite soll umblättern… Die Mutter sagt, das Kind wäre sehr intelligent und hätte ein Tablet und ein Kindle… Dass das Kind strunzdumm ist, merkt sie nicht.
Herr Schneider, können Sie ein Pferd satteln? Vermutlich haben Eltern vor 150 Jahren ihren Töchtern von jungen Männern, die kein Pferd satteln konnten, zwecks Verlobung oder Heirat abgeraten. So einer taugt nichts im Leben! Dinge ändern sich eben. Als Lehrer bedauere ich es auch, daß viele Schüler, vor allem Jungen, immer größere Probleme mit der Feinmotorik haben. Sie können keinen geraden Strich mit dem Lineal ziehen und ihre Krakelschrift ist nur mit viel gutem Willen und einer Mischung aus der Erwartung, was da geschrieben sein sollte, und dem Erraten, was wohl geschrieben sein dürfte, zu entziffern. So ist es. Wie das aber einzuschätzen ist, da wäre ich vorsichtig. Welche Kulturtechniken für die Zukunft wichtig sind und welche entbehrlich werden, darüber wage ich keine sichere Vorhersage. Und? Können Sie ein Pferd satteln? Falls ja, dann herzlichen Glückwunsch! Ich kann es jedenfalls nicht.
Lieber Herr Schneider, Sie können sich beruhigen. Sie verdummen nicht. Sie haben was gelernt und von dem Wissen zehren Sie. Sie können noch Zusammenhänge erkennen und Analysen betreiben mit dem, was Sie gelernt haben, und dem, was jetzt neu ist, herstellen. Sie vergessen höchstens was wegen schleichender Demenz, bei mir ist es wenigstens so. Aber ich weiß noch, wo man nachschauen bzw. sich kundig machen kann. Heute muss die Jugend ja nichts mehr wissen, denn die können ja alles googeln oder mit dem Taschenrechner ausrechnen. Nur sehe ich das Problem in der Tatsache, dass die Jugend nicht mehr erkennen kann, ob das „ ergoogelte“ oder das Ergebnis mit dem Taschenrechner auch richtig sein kann. Beispiel: Wenn einer berechnet, dass die Kabeln der Stromtrassen einen Durchmesser von 40 cm haben und dieses Ergebnis als richtig ansehen, weil es der Taschenrechner sagt, dann ist Hopfen und Malz verloren. Ich höre öfter „Gruselgeschichten“ von Berufsschullehrern, das ist unglaublich. Da fehlen einfach die Grundlagen. Aber nach dem Motto “Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nichts” wird alles gut. Deutschland hat als moralischer Weltmarktführer eine prächtige Zukunft.
Die Jugend an sich ist nicht dumm, sondern hat nur viel sehr Pech bei der Entwicklung. Wer früher mit 15 eine Lehre als Bäcker oder Metzger machte, treibt sich heute bis 30 in Schule und Ausbildung herum, um seine Legasthenie und Dyskalkulie mit elektronischen Krücken zu kaschieren. Doch von Bits und Bytes wird keiner satt; bleibt also Stütze. – Kein Wunder sind sie sauer auf die Alten Weißen Säcke, die ihnen ihr hart erwartetes Erbe ums Verrecken nicht herausrücken wollen; der blöde Ödipus klaut ihnen die Zukunft, weil er einfach nicht in die Kiste will. Und die Säckinnen respektive Fregatten? Das sind ihre Mütter und Wunschpartnerinnen. Das sind die Borg und die Jugend wird assimiliert.
In den Augen der Spezialdemokraten, RotenSocken, Sozen oder wie diese Speziellen sonst noch genannt werden, war die Einführung der Allgemeinen Schulpflicht das schlimmste was je passiert ist. Denn es stellt einen erheblichen Unterschied dar von Bildung, Bildung, Bildung zu reden oder mit den Folgen derselben zurecht zu kommen. Das hat sich ja nun endlich erledigt und darauf ein erfrischendes, motivierendes: “Heil Greta!” Wohlan…
Was glauben denn diese Analoguhrenabschaffer, was die Prüflinge später draußen in der wirklichen Welt erwartet? In der Schule kann man vielleicht Analoguhren beseitigen, aber in der Realität kommen sie nun einmal vor. Und ist es nicht die Aufgabe der Schule, die Schüler auf die Welt da draußen vorzubereiten? (Non scolae sed vitae discimus).
Genau, Herr Schneider, ich kenne das! Ich war auch so ein dummes Kind, ich konnte rein gar nichts. Lesen, Schreiben, Rechnen, selbst die einfachsten Dinge musste man mir beibringen. Damals gab es für solch hoffnungslose Fälle wie mich eine Einrichtung, die nannte man “Schule” und dort gab es “Lehrer”. Ich erinnere mich an sie als meist missmutige ältere Leute (kein Wunder, mussten sie sich doch Tag für Tag mit uns Deppen abgeben) und wir mussten sie mit “Sie” und mit “Herr” bzw. “Frau” oder “Fräulein” (sic!) anreden. Das war wohl ihre Art, sich von uns Dummköpfen abzugrenzen. Außerdem hatte ich auch Eltern, die nicht mit mir befreundet sein wollten (wer könnte es ihnen verdenken, sicher schämten sie sich für ihr beschränktes Kind) sondern darauf aufpassen, dass ich in der Schule nicht nur meine Zeit totschlug, sondern tatsächlich was lernte. Unter diesen erschwerten Bedingungen schaffte ich meinen Abschluss und sogar noch ein Studium. Gut, Abschluss und Studium braucht heute kein Mensch mehr, Hauptsache, man ist selbstbewusst. Und Selbstbewusstsein wird diese Generation auch brauchen für eine Zukunft als Pausenclown für all die Chinesen, Japaner und Koreaner, die in ein paar Jahren uns allen sagen werden, wo es langgeht.
Es will ja niemand aus der Reihe tanzen und sich durch Bildung verdächtig machen! Das ist die Methode Schweig! Auch unter Pol Pot und anderen Khmer kann man darauf zählen!
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