Archi W. Bechlenberg / 24.07.2022 / 12:00 / Foto: achgut.com / 45 / Seite ausdrucken

Verdächtiger Waldgang

„Bücher sind ein fürchterlicher Humbug. Deshalb verbrennen wir sie“, heißt es in Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“. Verbrannt werden Bücher nicht mehr, nur kaum noch gelesen. Schauen wir in ein Buch, das ich seit Jahrzehnten stets bei mir trage.

„Bücher sind ein fürchterlicher Humbug. Deshalb verbrennen wir sie.“

In Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“, steht als zentrales Thema das Verbot und Vernichten von Büchern. „Vernichten“ heißt in diesem Fall „verbrennen“, eine Aufgabe, die von der Feuerwehr erledigt wird; diese löscht nämlich keine Feuer, sie legt sie.

Bücher darf es in der Gesellschaft, die Bradbury beschreibt, nicht mehr geben. Sie werden als Auslöser von selbstständigem Denken gesehen, und selbstständiges Denken ist laut Staatsdoktrin die Quelle jeglichen Übels. Um dem Volk diese destruktive Angewohnheit auszutreiben, wird das durch die Abschaffung des Buches entstehende Unterhaltungsvakuum mit dauerhafter TV-Beschallung und Klamauk aller Art ausgefüllt. Das Volk macht diese Entwicklung weitgehend dankbar mit und freut sich über die bis in ihre Wohnungen dringende Beklopptmachung durch Shows und Ablenkungen aller Art. Da Servilität und Kritiklosigkeit zu einem hohen Aggressionspotenzial führen, schaffen sich Teile der Gesellschaft ein Ventil. Vor allem Heranwachsende betätigen sich ungestraft als Rowdies und Vandalen auf den Straßen und im Umgang mit Anderen. Körperverletzung, Mord, Totschlag, Vergewaltigung sind an der Tagesordnung und bleiben, außer für die Opfer, folgenlos.

Eine kleine Gruppe von Menschen widersetzt sich der Barbarei; nicht offen, sondern im Stillen, um weder sich noch ihre Aufgabe unnötig zu gefährden. Diese Dissidenten verstecken sich in Wäldern, lesen dorthin gerettete Bücher und lernen sie auswendig, um sie immateriell zu erhalten und so vor dem endgültigen Verschwinden zu retten. Zu ihnen gesellt sich der frühere Feuer(wehr)mann Montag, dem im Rahmen seiner Tätigkeit klar geworden ist, dass nicht er zu den Guten gehört, sondern diejenigen, an deren Bestrafung und Beseitigung er sich bis dahin beteiligt hat.

Ich werde mich hüten, Analogien zu anstehenden Entwicklungen im Hier und Jetzt zu ziehen. So etwas, wie von Bradbury 1953 beschrieben, wäre im besten Deutschland, das wie je hatten, undenkbar. Ein generelles Buchverbot würde auch bahnbrechende Werke von Denkern und Dichtern wie Annalena Baerbock („Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“), Robert Habeck („Kleine Helden, große Abenteuer“), Anja Reschke („Haltung zeigen“), Olaf Scholz („Hoffnungsland: Eine neue deutsche Wirklichkeit“), Margot Kässmann („Margot Käßmann: Folge dem, was Dein Herz Dir rät“) oder Heiko Maas („Aufstehen statt wegducken: Eine Strategie gegen Rechts“), um nur einige wenige Erfolgsautoren zu nennen, auslöschen. Und Karl Lauterbach hätte dann keine Gelegenheit mehr, in naher Zukunft eine Autobiografie („Alle meine Viren“ – Klabusterverlag Köln, 321 Seiten, Recyclingpapier, Bio-Halbleinen aus nachhaltiger Herstellung, Veganleder-Rücken) vorzulegen. Und wem würden nicht die öffentlichen Rezensionen durch Literaturkritik-Titanen wie Dennis Scheck oder Max Moor fehlen?

"Verdächtig und beängstigend"

Davon abgesehen – ein Punkt schlägt alle anderen Argumente, die das Kremieren von Büchern rechtfertigen könnten: Das massenhafte Verbrennen von Papier – selbst wenn dieses aus verantwortungsbewussten Quellen stammt – wäre im Kampf gegen den Klimawandel eine Katastrophe. Feinstaub und CO2 sind nur zwei Beispiele für die klimaschädlichen Verbrennungsprodukte. Zwar würde beim Abfackeln ganzer Bibliotheken eine nicht unbedeutende Wärmeentwicklung stattfinden; nur – wie wollte man diese für Notzeiten speichern? „Das Netz“, ist bereits bis unter die Haube mit darin gespeichertem Strom gefüllt, da bekommt man also nichts mehr rein. Sicher, man könnte die Verbrennungshitze als Reserve für frostige Tage einfrieren, bloß wird für diese Schritte zwangsläufig Elektrizität benötigt, ebenso für das Lagern und Wiederauftauen bei Wärme-Bedarf. Das klingt nicht besonders nachhaltig.

Es gibt ein Buch, das ich seit einigen Jahren stets bei mir trage, im Kopf und in gedruckter Form. Letzteres ist nötig, mit Auswendiglernen tue ich mich schwer, das Alter fordert langsam seinen Tribut, aber auch bei intakterem Gedächtnis sähe das wenig anders aus, da der schmale Band dem Leser sprachlich und gedanklich einiges abfordert. Seit wenigen Tagen besitze ich zusätzlich ein antiquarisches Exemplar aus dem ursprünglichen Erscheinungsjahr 1951; es ist ein schmuckloses Paperback mit Schrunden und Narben auf dem Schutzumschlag und bietet nicht einmal einen visuellen Anreißer in Form eines Coverbildes, einzig Titel und Autor weisen auf den Inhalt hin. Der aber hat es in sich.

Verfasst hat es Ernst Jünger, einst geschätzter und gefeierter deutscher Autor, geehrt nicht nur in seinem Heimatland und bewundert von Politikern wie Mitterand und Kohl. In seinem Todesjahr 1998 widmete die Deutsche Bundespost ihm eine Sonderbriefmarke. Heute ist Jünger „umstritten“, wie jeder und alles, sofern es von offiziellen Lesarten auch nur im Detail abweicht. Jünger, 1895 geboren und dem Nationalsozialismus strikt in Ablehnung gegenüber stehend, wird heute von interessierten Seiten als „Wegbereiter und Ideologe der Neuen Rechten“ bezeichnet. Ich kann dazu wenig sagen, ich bin weder ein alter noch ein neuer Rechter. Um so mehr schätze ich Ernst Jünger seit bald 50 Jahren, damals las ich zum ersten Mal „Das abenteuerliche Herz“ und „Auf den Marmorklippen“ und begann mich ein wenig mit seinem durch und durch abenteuerlichen Leben zu beschäftigen. Den letzten Lebensabschnitt, immerhin noch 47 Jahre, verbrachte er zusammen mit seiner Frau in Wilflingen bei Biberach auf persönliche Einladung von Friedrich von Stauffenberg. Jünger wurde 102 Jahre alt.

„Der Waldgang“ heißt sein inzwischen mehr als 70 Jahre alter Essay, in dem man erstaunliche Parallelen zu heutigen Zuständen findet. Jüngers Thema im „Waldgang“ ist die Frage, wie sich der einzelne Mensch gegenüber totalitären Entwicklungen in seiner Gesellschaft verhalten kann. Darin finden sich Gedanken und Sätze, die 1:1 einem aktuellen Text entstammen könnten, welcher sich mit der heutigen Buntesrepublik auseinandersetzt. So über Wahlen („Der Wähler steht vor der Klemme, daß er zur freien Entscheidung eingeladen wird durch eine Macht, die sich ihrerseits nicht an die Spielregeln zu halten gedenkt. Es ist die  gleiche Macht, die ihm Eide abfordert, während sie selbst  von Eidbrüchen lebt.“), über politische diktierte Narrative  und Zielsetzungen („Verdächtig und im höchsten Maße zur Vorsicht mahnend ist der immer größere Einfluß, den der Staat auf den Gesundheitsbetrieb zu nehmen beginnt, meist unter sozialen Vorwänden.“), oder über die Kumpanei von Politik und Medizin („Bei allen ärztlichen Konsultationen ist Mißtrauen zu empfehlen. Man weiß doch nie, in welche Statistik man eingetragen wird, und zwar nicht nur  bei den Medizinalstellen.“). Und weiter: „All diese Heilbetriebe […] sind verdächtig und können sich über Nacht beängstigend verwandeln, nicht nur im Kriegsfalle. Daß dann die musterhaft geführten Kartotheken wieder die Unterlagen liefern, auf Grund deren man interniert, kastriert oder liquidiert werden kann, ist zum mindesten nicht unmöglich.“

Frei muss man sein, um es zu werden

Wer denkt bei einer Feststellung wie „Die Furcht gehört zu den Symptomen unserer Zeit. Sie wirkt um so bestürzender, als sie sich an eine Epoche großer individueller Freiheit anschließt, in der auch die Not, wie etwa Dickens sie schildert, fast unbekannt geworden war.“ nicht sofort an die seit 2020 herrschende, massiv geschürte Panikpolitik in Sachen Corona – welche sich zur Freude mancher Regierender als probates Mittel zur weitgehenden Ruhigstellung des Volkes erwiesen und sich hervorragend auch für andere Themenbereiche wie Klima, Krieg und Kriebelmücken eignet. Angstmachen geht immer! Notiert hat Jünger diesen Gedanken – man muss es immer wieder erwähnen – vor mehr als 70 Jahren! Kein Wunder, dass der Autor „umstritten“ ist. Wie die Deutschen damit umgehen, damals wie heute, war Jünger natürlich völlig klar: „Das eigentliche Problem liegt [...] darin, daß eine große Mehrzahl die Freiheit nicht will, ja daß sie Furcht vor ihr hat. Frei muß man sein, um es zu werden.“

Im Typus des „Waldgängers“ skizziert Jünger ein Individuum, das sich gegen hemmungslose Vereinnahmung durch einen Staat wehrt, dem es die Legitimation abspricht. „Große  Machtentfaltung lebt von der Furcht“. Eine Furcht, die von den Massen bereitwillig adaptiert wird, das Individuum aber nicht zwangsläufig mitgetragen werden muss, will es sich gegen übergriffige Tendenzen wehren: „Auf alle Fälle ist es nützlich, die Katastrophe ins Auge zu  fassen und auch die Art, auf die man in sie verwickelt werden kann. Das ist ein geistiges Exerzitium. Wenn wir es recht angreifen, wird die Furcht verringert werden, und darin liegt  der erste, bedeutende Schritt zur Sicherheit. Die Wirkung ist nicht nur persönlich heilsam, sondern auch verhütend, denn in dem gleichen Maße, in dem sich in den Einzelnen die  Furcht vermindert, nimmt die Wahrscheinlichkeit der Katastrophe ab.

Nicht alles im „Waldgang“ ist derart zutreffend auf heute übertragbar. So sah Jünger damals in den Kirchen einen Verbündeten gegen das Machtstreben des Staates. Ich weiß nicht, ob das vor 70 Jahren stimmte, immerhin gehörten christliche Würdenträger zu Hitlers treuesten Paladinen. Die wenigen Aufrechten, mit denen sich die Kirchen seit damals schmücken, waren Ausnahmeerscheinungen. Immerhin weiß Jünger, dass die Kirchen nicht zuverlässig als Teil einer Opposition gesehen werden sollten, auch sie können, wie er schreibt, „zu Organen der Tyrannis verkümmern“.

Ein Absatz im „Waldgang“ verblüfft besonders, weil er heutige Verhältnisse und Akteure geradezu gespenstisch genau beschreibt: „Zur Eigenart unserer Zeit gehört die Verknüpfung bedeutender Auftritte mit unbedeutenden Darstellern. Das wird vor allem an ihren großen Männern („und Frauen“, Anmerkung von Loretta) sichtbar; man hat den Eindruck, daß es sich um Gestalten handelt, wie man sie in beliebiger Menge in Genfer oder Wiener Kaffeehäusern, in provinziellen Offiziersmessen oder obskuren Karawansereien finden kann.“ Ich ergänze: Oder in grünen und roten Kreisen, in Ministerämtern, auf linksradikalen, Deutschland verachtenden Demonstrationen und Kirchentagen (kath./ev./div.).

Jünger weiter: „Das Ärgerliche an diesem Schauspiel ist die Verbindung von so geringer Höhe mit ungeheurer funktionaler Macht. Das sind die Männer („und Frauen und Diverse“, Anmerkung von Loretta), vor denen Millionen zittern, von deren Entschlüssen Millionen abhängen. Und doch sind es dieselben, von denen man zugeben muß, daß der Zeitgeist sie mit unfehlbarem Griff auswählte, wenn man ihn unter einem seiner möglichen Aspekte, nämlich dem eines gewaltigen Abbruchunternehmers, betrachten will. All diese Enteignungen, Abwertungen, Gleichschaltungen, Liquidationen, Rationalisierungen, Sozialisierungen, Elektrifizierungen, Flurbereinigungen, Aufteilungen und Pulverisierungen  setzen weder Bildung noch Charakter voraus, die beide den Automatismus eher schädigen.“ Jünger, etwas zu optimistisch, nennt diese Gestalten „Schaum der Zeit“, sieht sie also als etwas, das zunächst zwar mächtige Blasen wirft, dann aber in sich zusammen fallen wird. Ich bin da für die nähere Zukunft Deutschlands weniger zuversichtlich. Und stelle mir die Frage: Was würde Jünger wohl über die schreiben, die heute an der Macht sind? Würde er überhaupt etwas zu ihnen kommentieren, oder sich nicht eher mit Grausen abwenden?

Dem freien Einzelnen ein Weg

Es fällt schwer – wenn man einmal mit dem Zitieren angefangen hat – sich auf wenige Sätze aus dem „Waldgang“ zu beschränken; zu verlockend ist es, hier noch etwas zu zitieren und dort noch etwas, denn was man auch auf den wenig über 100 Seiten an Gedanken findet, ist gleichermaßen wertvoll. Ich bremse mich und empfehle zur Vertiefung des Themas einen Vortrag, den der Publizist Parviz Amoghli 2016 auf Einladung der Bibliothek des Konservatismus in Berlin hielt: „Ernst Jünger und wir – Der Waldgang heute“. Amogli: „Der Waldgang weist dem freien Einzelnen einen Weg aus dem Dilemma. Und der führt ihn immer weiter zurück in Richtung Ursprung, also genau entgegengesetzt zum Zug der Zeit. Sein Ziel ist die Seinsverdichtung, die Begegnung mit dem eigenen Selbst. Doch schon weit vorher tun sich demjenigen, der sich in den Wald aufmacht, bis dahin ungekannte Sichtweisen auf.“

 

Ernst Jünger: Der Waldgang. Klett-Cotta; 104 Seiten, 13,- Euro. Auch als Kindle-eBook erhältlich

Ray Bradbury: Fahrenheit 451. Roman, 208 Seiten, Heyne Verlag. Auch als Kindle-eBook erhältlich.

Parviz Amoghli: Ernst Jünger und wir - Der Waldgang heute https://www.youtube.com/watch?v=7yNWwyTdcz8

Fahrenheit 451: Filmausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=TsNMxUSCKW

 

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Thomas Schmied / 24.07.2022

Der “Waldgang” ist ein Schatz, in dem man immer wieder neue Perlen entdecken kann. Daran ist nichts “rechtsradikal”, daran ist nichts “braun”, wie es die vielen “Anbräuner” behaupten. (Jünger nannte in seiner Goethepreis-Rede solche Leute “Anbräuner”, die überall den Nazi erkennen und erkennen möchten.) Man könnte noch `zig weitere Zitate und Zusammenhänge bringen, die überraschend relevant für die heutige Zeit sind. Jünger spricht z.B. von einem “Termitenzustand”, der drohe. Hätte er geahnt, dass es heute offenbar viele Menschen gibt, die einen solchen Termitenzustand regelrecht herbei sehnen? Es gibt derzeit bei Youtube übrigens noch eine vollständige, hervorragend von Thomas Arnold gelesene Hörbuchversion des Werkes, “Edition Apollon 2012”, die nicht mehr erhältlich ist. Runterladen und sichern, bevor sie verschwindet!  - W -

Rudhart M.H. / 24.07.2022

Danke , Herr Bechlenberg, ich bin in meine Bibliothek gegangen und habe fast auf Anhieb auch gefunden, was ich suchte, nämlich die Erstausgabe für die DDR von 1974. Mehr soag I ned , wie der Bayer zu sagen pflegt. Es lohnt sich ,ab und zu mal wieder ,auch in alte Bestände zu sehen!

Hans Reinhardt / 24.07.2022

Ernst Jünger, ein Geistestitan und ein Held, wie in Deutschland wohl nie mehr hervorbringen wird. Im hohen Alter letzter lebender Träger des Pour le Merite. Heute leben wir im besten Deutschland aller Zeiten, welches auch die besten “Helden” aller Zeiten hervorgebracht hat, so etwa eine 82jährige senile Kanaille die vom Kampf mit der Waffe schwärmt, sich aber schon bei der Ankunft in der Etappe vor Angst einnässen würde. Oder eine Generation von veganen Birkenstockträgern, denen man schon beim Transport an die Front eine Triggerwarnung mit auf den Weg geben müsste: “Vorsicht: bei der Anreise ins Kriegsgebiet könnten Sie Zeuge von verstörenden Szenen von Gewalt werden”. Sie hätten bei der Ankunft in Orainville zuerst nach nach einer Toilette für das dritte Geschlecht gesucht und dann weinend nach ihrer Mama verlangt. Eine Begegnung mit dem eigenen Selbst setzt zwingend die Existenz desselben voraus und wo nichts ist, da kann auch keine Begegnung stattfinden. Ich glaube nicht, dass Ernst Jünger sich zu einem Kommentar des heutigen Deutschlands und seiner Insassen herabgelassen hätte, er hätte sich mit Grausen und voller Ekel abgewandt.

Dirk Jungnickel / 24.07.2022

Herzlichen Dank, Herr Bechlenberg für die Rückschau auf die Gegenwart mit Ernst Jünger. Solche mit Visionen ausgestattete Autoren sind heute Magelware (in der “DDR” “Bückware” ). Womöglich wäre dieser große Autor heute auf der Suche nach einem neuen Verlag ! “Zur Eigenart unserer Zeit gehört die Verknüpfung bedeutender Auftritte mit unbedeutenden Darstellern”, diese Zitat läßt mich auf Karl, den lauten Bach, abheben. Mich wundert es sehr, dass sein “bedeutender Auftritt ” als Comedian kaum Resonanz erfahren hat, oder hat ihn ein gnädiges Schicksal schon gelöscht ? Schon die Ankündigung sucht Ihresgleichen: Ein wahrer Lichterdom wird über ihn entzündet, so als käme der Mime Brad Pitt wie von Geisterhand aus dem Hollywood - Himmel geschwebt. Der posiert übrigens inzwischen ausgestopft von Madame Toussauds schon unter dem Brandenburger Tor. Wetten, dass man in dieser Institution schon an einem Exemplar von Panik - Karl bastelt !!!

Andreas Spata / 24.07.2022

Danke für die Rezension dieses herausragenden Buches, dass auch mir bleibend und stark in Erinnerung geblieben ist. Den Vortrag von Amoghli werde ich mir natürlich ansehen. Amoghlis Zitat zum Buch ist eine überaus treffende Zusammenfassung, im ersten Moment würde ich sagen er stammt direkt aus Ernst Jüngers Buch!? Neben Dem Waldgang gibt es, in diesem kurzen und knappen freiheitlichen Format, nur wenige Bücher. Warum ich kein Linker mehr bin von Hartlage und Anmerkung zu Hitler von Haffner, fallen mir ein. Und Finis Germania natürlich. Hätten Sie vielleicht eine Empfehlung für ein Buch von A. Rand? Arbeite mich gerade an dem “Liebesroman”, Vom Leben unbesiegt ab, das für meinen Geschmack zu schnulzig ist. Einen schönen Sonntag Nachmittag.

Ingbert Bauer / 24.07.2022

„Es ist nun das natürliche Bestreben der Machthaber, den legalen Widerstand und selbst die Nichtannahme ihrer Ansprüche als verbrecherisch darzustellen, und diese Absicht bildet besondere Zweige der Gewaltanwendung und ihrer Propaganda aus. Dazu gehört auch, daß sie in ihrer Rangordnung den gemeinen Verbrecher höher stellen als jenen, der ihren Absichten widerspricht.“ Ernst Jünger, Der Waldgang, 1951, S. 85

Manni Meier / 24.07.2022

Na da schau her, noch ein Jünger Jünger! Aber warum zum Teufel, Monsieur B., haben Sie uns denn den Lösungsweg unterschlagen, den Jünger im “Waldgänger” eben so deutlich anspricht wie die Probleme? “...daß sich die Unverletzbarkeit der Wohnung (ihrer Rechte; MM) auf die Verfassung gründe, durch sie gesichert sei. In Wirklichkeit gründet sie sich auf den Familienvater, der, von seinen Söhnen begleitet, mit der Axt in der Tür erscheint.” Hätte ich Söhne oder besser gesagt überhaupt Nachfahren, wäre ich schon längst auf dem Weg in den Baumarkt - ‘ne große Axt kaufen.

Alexander Peter / 24.07.2022

Naja, “umstritten” war Ernst Jünger bereits seit dem Erscheinen von “In Stahlgewittern” Anfang der zwanziger Jahre und, aus verschiedenen Gründen, auch im Deutschland der Nachkriegszeit. Lesenswert ist Peter de Mendelssohns Essay “Über die Linie des geringsten Widerstands” zu Autor und Werk aus dem Jahre 1953.

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