Venezuela: Die Strategin der Diktatur

Hand in Hand. Auf dem Panzerfahrzeug. Im Patrouillenboot. Auf der sozialistischen Jubelfeier. Venezuelas Diktator Nicolás Maduro zeigt sich derzeit demonstrativ oft und eng mit seiner Frau Cilia Flores. Als die Hilfslieferungen für das hungernde Volk blockiert worden waren, tanzten beide ein Siegestänzchen auf einer Kundgebung in Caracas – Hand in Hand im roten Sozialisten-Anorak. Die Dauer-Demonstration der innigen Verbundenheit ist weniger ein emotionales als ein politisches Signal. Denn Cilia Flores ist mitnichten nur die Frau an seiner Seite. Sie ist die Strategin der Diktatur.

Immer wenn es mit der „Revolution” heikel wird, tritt sie demonstrativ auf und alle wissen – Obacht! In Venezuela sieht man sie als die eiserne Hand des Regimes. Flores hat sich schon immer geweigert, ihre politische Macht nur von der Rolle als Ehefrau abzuleiten. „Ich bin keine Zweite”, soll sie gesagt haben. Deswegen strebte sie stets eigene politische Ämter an.

Parlamentspräsidentin war sie, Generalstaatsanwältin ebenfalls, inzwischen ist sie die allmächtige „Erste Kombattantin der Revolution”. Erste, nicht zweite. Ihr Einfluss in der Nomenklatur der Diktatur gilt als enorm. Sie hält die Fäden der Macht zwischen Geheimdienst, Schlägertrupps und Militärs zusammen. Überall hat sie Vertraute platziert. Ihr Bruder, Bladimir Flores, ist Leiter der Staatspolizei. Hohe Generäle sollen regelrecht Angst vor ihr haben. Die Medien der Exil-Venezolaner nennen sie „unsere tropische Version der Lady Macbeth”.

„Ich habe zu Hause nur das letzte Wort, wenn ich sage ‚Du hast recht, meine Liebe’” – mit diesen Worten machte Maduro vor einigen Jahren bereits deutlich, wer in der Beziehung das Sagen hat. Seine Frau habe einen „feurigen Charakter”.

Ohne sie wäre Maduro nicht an die Macht gekommen

Flores gilt als wesentlich intelligenter als ihr Mann Maduro, sie ist studierte Juristin und Strategin; er hat als Leibwächter seines Vorgängers Hugo Chavez Karriere gemacht und ist typologisch Schläger geblieben. Flores ist sechs Jahre älter als er und wirkt wie das geistige Oberhaupt der Präsidentschaft. Ohne sie wäre er nicht einmal an die Macht gekommen.

Cilia Flores wurde 1956 in Tinaquillo als jüngste von sechs Geschwistern einer armen Familie geboren, hinein „in eine Scheune mit Drecksboden”, wie Maduro einmal öffentlich erzählte. Die Familie floh in die Hauptstadt, und die hoch begabte Cilia schaffte den Aufstieg bis zum Jurastudium. In den 90er Jahren begann sie als linke Anwältin des späteren venezolanischen Machthabers Hugo Chávez, als dieser wegen eines versuchten Staatsstreichs 1992 im Gefängnis saß.

Flores findet ihre Rolle als geistiger Kopf der oft groben sozialistischen Revoluzzertruppe. Sie wird eine enge Vertraute von Hugo Chávez. 1994 sorgte Flores mit für die Freilassung von Chávez und bahnte ihm so den Weg zur Macht. Sie blieb an seiner Seite und stieg nach dessen Wahl zum Präsidenten vier Jahre später zur mächtigsten Frau des Landes auf. Als Chavez starb und die Machtübergabe – unter aktiver Strippenzieherei von Flores – an Maduro gesichert war, heiratete sie den neuen Führer. Seitdem regieren sie Venezuela Hand in Hand.

Im staatlichen Fernsehen tritt Flores mit einer Fernsehsendung „Mit Cilia in der Familie” auf. Dort interviewt sie propagandistisch inszeniert Menschen, denen es angeblich dank des Sozialismus wieder besser geht.

Ein hohes Maß an Korruption und Vetternwirtschaft

In lateinamerikanischen Medien wird Flores ein hohes Maß an Korruption und Vetternwirtschaft zugeschrieben. Aktenkundig ist, dass sie Dutzende Verwandte auf die Gehaltsliste des Parlaments setzte. Zwei mit venezolanischen Diplomatenpässen ausgestattete Neffen von ihr wurden in Haiti beim Versuch, 800 Kilogramm Kokain zu schmuggeln, verhaftet und an die USA ausgeliefert. Beim Prozess kam außerdem ans Licht, wie der Maduro/Flores-Clan in Luxus lebt, während das Volk zusehends aushungert. Die USA belegten Maduro, Flores und weitere Clan-Mitglieder inzwischen mit persönlichen Sanktionen. Die Familie soll in Panama mehrere Geldwäsche-Unternehmen betrieben haben.

Doch diese Vorwürfe dürften Flores weniger kümmern als die Ankündigung mehrerer lateinamerikanischer Staaten, das Präsidentenpaar wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zu bringen. Argentinien, Chile, Kolumbien, Paraguay, Peru und Kanada haben den Internationalen Strafgerichtshof formell aufgefordert, in Anbetracht massenhafter Festnahmen, sozialistischer Schlägertrupps, systematischer Folter und willkürlicher Exekutionen die Ermittlungen aufzunehmen. Sie wollen Maduro und Flores wegen schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht stellen. Eine Grundlage der Anklage ist der Report des Uno-Hochkommissars für Menschenrechte über die Folterungen in Venezuela.

Flores weiß seither, dass ihr mit einem Regimewechsel Tod oder Gefängnis droht. Darum hat sie sich entschlossen, grimmig durchzuhalten und ihren Maduro an der Hand durch die Volksaufstände zu führen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf The European

Foto: Cancillería del Ecuador Flickr CC BY-SA 1.0 via Wikimedia Commons

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Gert Köppe / 01.03.2019

Das ist typisch für linke Diktaturen. Die Vorgehensweise ähnelt sich, wie ein Ei dem Anderen. Zwar ist mal ein Ei größer und das Andere kleiner, oder eins ist braun und das Andere weiß, aber im Prinzip sind sie gleich. So auch linke Diktaturen. Sie unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. Sie sind immer einer kollektivistischen Denkweise verfallen mit sich selbst als absolute Führungsspitze. Das Volk muss als geschlossenes Kollektiv hinter ihren linken Ideen stehen. Da aber Menschen nun mal nicht alle gleich sind, wird es immer Abweichler geben. Vor Allem wenn das Volk merkt das der andauernde Eingriff, von “Links-Oben”, in alle Bereiche des gesellschaftlichen und privaten Lebens der Bürger und in die Wirtschaft generell, keine versprochenen Erfolge bringt, sondern auf Dauer regelrecht in Richtung Staatsbankrott führt. Darum werden Andersdenkende auch grundsätzlich nicht geduldet. Das geht nur in einer Demokratie. Folglich müssen die Bürger, welche sich nicht auf “offizieller Linie” befinden, “zu ihrem Glück gezwungen werden”. Das heißt “umerzogen”, “gemaßregelt”, “mundtot” gemacht werden, oder gleich wegsperren. Das ist notwendig, weil sonst der Machtverlust droht. Ihr wahres Gesicht und ihre menschenverachtende Sichtweise zeigen solche linken Diktaturen immer dann, wenn es an’s “Eingemachte” geht. Wenn das Volk rebelliert und sie Entmachten wollen, sei es durch Abwählen oder durch Demonstrationen. Spätestens dann kann jeder sehen, das kaum noch ein Unterschied zu der Nazidiktatur im 3. Reich besteht. Da ich selbst reichlich Erfahrung mit der SED-Diktatur sammeln “durfte/musste”, kann ich heute nur jeden Bürger warnen, diesem linken Gedankengut zu verfallen und darin eine bessere Gesellschaft zu vermuten. Das könnte später zu einem bösen Erwachen führen. Sie versprechen Alles mit “Engelszungen”, aber sie sind der Teufel im Kostüm des “Heilsbringers”. Leute, immer wachsam bleiben!

Heiko Stadler / 01.03.2019

Mit Cilia Flores neben ihrem Mann an der Spitze des Staates wird eine 50-prozentige Frauenquote perfekt eingehalten.

HaJo WOlf / 01.03.2019

So ist das eben, wenn man die Sozis von der Leine lässt. Blüht uns auch, nur dass die Sozis von morgen, die Grünen von gestern sind.

Heinrich Moser / 01.03.2019

Wann ist denn das letzte Mal ein Sozialist vor dem internationalen Gerichtshof gestanden?

Bernart Welser / 01.03.2019

Prominente Vorbilderinnen: Jiang Qing, Elena Ceausescu, Margot Honecker…

Werner Arning / 01.03.2019

Wie geht der Spruch? Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Frauen wissen oft viel besser als Männer, was sie wollen und verfolgen ihre Pläne nicht selten recht skrupellos. Der trottelige und häufig im Grunde gutmütige Mann wird vorangeschickt und steht „offiziell“ im Vordergrund, der mitunter „mörderische“ Ehrgeiz geht jedoch von IHR aus. Ob es sich im vorliegenden Fall so verhält, sei dahingestellt. Aber diese Frau weiß, was sie will und der „arme“ Maduro hat wahrscheinlich vor niemandem mehr Angst als vor seiner Frau.

Dieter Franke / 01.03.2019

Angesichts dieser Tatsachen fällt es schwer zu verstehen, daß es prinzipiell besser sein soll, mehr Frauen in die Politik und an die Macht zu bringen. Sieht so die “weibliche Politik” aus? Schon bei Merkel beschlichen mich Zweifel.

H.Milde / 01.03.2019

Frau Roth. Sie, und andere Nichtmännliche,  fordern doch das Frauen weltweit mehr in der Politik zu sagen haben, weil sie doch empathischer, sozialer, ja sanfter und logischweise friedfertiger sind, als diese bösen alten weißen Männer? Das Agieren von dieser Art Politkerin/Pupara aus dem Sinistrium/Sozilismus, als Ihrem Lager, dürfte da doch ein prächtiges Vorbild sein, oder?  Stellen Sie sich vielleicht auch nach Merkel als €uropa-Kanzlein eine Greta als Weltkanzlerin vor? P.S., haben sie auch schon den friedliebenden Regimen im Iran, SArabien, Qatar, NKorea, Kuba,Türkei, Syrien, Afghanistan,Pakistan etc. ihre Ergebenheitsheitsadresse geschickt, verbunden mit ihren Forderungen?

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