Weil mir in einer internen Debatte in einem Facebook-Forum wieder einnmal die armen grausam misshandelten und augebluteten Tierbabies vor den Latz geknallt wurden: Ach. Komm. Hört. Auf.
Juden und Muslime haben Speisevorschriften. Wie übrigens auch Gläubige (gibt’s da noch welche?) Katholen… Fisch am Karfreitag! Bockbier saufen in der Fastenzeit! Nicht ins Weihwasser spucken! Und dergleichen.
Im Netz, nicht nur (aber vor allem) im liebsten unserer sozialen Netzwerke, kursieren Texte und Bilder, die sich gegen das Schächten wenden. Vordergründig geht es immer gegen die „muslimischen Invasoren“. Die ja „unsere deutsche Lebensart“ (Empathie gegenüber Tieren, unterdrückten Bäumen, Juden - solange sie nicht pro Israel sind oder noch leben et cetera) durch ein schwarzgrüngoldenes Kalifat ersetzen wollen. Halal ist Scharia durch die Hintertür! Wer das akzeptiert ist ein Dhimmi oder direkter IS-Einflussagent. Und ausserdem ein Tierbabymörder.
Also erstmal Fakten. Das Schächten ist eine Schlachtmethode, bei der die Tiere mit einem schnellen Schnitt durch die Hauptschlagader getötet werden. Nicht human per Elektroschocker oder (wie vor nicht allzulanger Zeit hierzulande) mit dem Bolzenschussgerät. Wie das abläuft - hier eine sachliche Darstellung (falls sie im Link teilbare Fotos finsterer Mullahs, die grossäugige Kälbchen mit stumpfen Obsidian-Klingen misshandeln, erwarten, muss ich Sie leider entäuschen. Suchen Sie in diesem Fall bitte an anderer Stelle).
Aber: Klar, es sterben Tiere dabei. Nicht schön für sie. Doch wen das stört… der möge Vegetarier werden. Ich selbst bin kein Vegetarier, esse aber aus mehreren verschiedenen Gründen eher selten Fleisch. Und wenn, dann nur vom Metzger meines Vertrauens. Nicht aus irgendeiner Schlachtfabrik. Allen, die das wundert, empfehle ich einmal den Besuch in einem durchschnittlichen Schlachthof (klingt nicht umsonst so harmlos wie „Entsorgungspark“).
Trotzdem: sowohl Vegetarier als auch Carnivore geniessen - erstmal, bis zum Beweis einer intoleranten Grundgesinnung - meinen Respekt, so wie alle Menschen. Wer wäre ich auch, anderen Menschen in ihre persönliche Lebensgestaltung hineinzureden? Gleich ob sie auf Gebratenes, Püriertes, Gerauchtes oder Geschnupftes stehen. Mit der Gicht, dem Mineralstoffmangel, der… ach is mir doch egal… oder der Koks- und/oder Schnapsnase muss jeder dann schon selbst zurecht kommen.
Doch zurück zum Thema. Die Nazis haben das getan. Sie waren die ersten, die ein Schächtverbot gefordert und auch, an der Macht angekommen, durchgesetzt haben. Sicher wegen des Tierschutzes, oder? Adi war ja Vegetarier…
Ja, schächten tun nicht nur - gläubige - Muslime, sondern auch Juden. Sie können kein Blut sehen, schon gleich nicht im Essen. Deshalb lässt man die (toten) Tiere auch ausbluten. Strenggläubige Juden sind da noch etwas konsequenter als Muslime, sie legen das Fleisch anschliessend extra in Salzwasser ein, um noch die letzten Blutreste zu entfernen. Wer das albern findet: Mögen Sie Hunde? Leckere Suppe gibts in Shanghai ab umgerechnet 7,50 Euro zu kaufen. Vom fetten, extra gezüchteten, Pekinesen. Guten Appetit!
Die Suppe habe ich nie probiert auf meinen Geschäftsreisen. Man muss sich ja nicht alles antun. Aber die gegrillten Stierhoden in Mexico waren super! :-) However, wenn Sie mir für diesen Beitrag Ihr tiefstes Missfallen senden wollen… ich habe auch meine ganz speziellen Abneigungen… schicken Sie mir einfach ein Paket mit Blutwurst oder ein Schweinesteak „blue“. Beides gebe ich dann meinem Hund. Er wird sich freuen. Und ich blockiere Sie auf allen meinen Kontaktlisten sämtlicher sozialen Netzwerke. Versprochen. Danke im Voraus!
Aber ich werde jederzeit dafür kämpfen, dass Sie Ihre persönlichen Vorlieben und Abneigungen ungehindert zelebrieren können, werte Leser, solange Sie dadurch keinem anderen Menschen Schaden zufügen oder ihm zu nahe treten - ebenfalls versprochen! - ganz im Sinne des grossen Liberalen Ludwig von Mises:
"Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen".
Veganer, Carnivore, Kiffer, Juden, Muslime - vereinigt Euch gegen die Ernährungs- und Genuss-Gouvernanten!
Achim Hecht betreibt das liberale Autorenblog antibuerokratieteam.net. Dort erschien dieser Beitrag zuerst.