Thomas Rietzschel / 16.07.2019 / 16:00 / 71 / Seite ausdrucken

Ursula von der Leyen: Die richtige Frau am richtigen Platz

Worin besteht die Qualifikation eines Berufspolitikers? Ganz einfach: darin, keine zu haben. Denn nur wer nichts kann, kann dem Wahn verfallen, alles zu können, für jedes Amt geeignet zu sein. Das war nicht immer so. Man stelle sich Gustav Stresemann, Reichsminister des Auswärtigen in der Weimarer Republik, als Chef der Reichswehr vor. Ein Unding!

Ludwig Erhard blieb fast fünfzehn Jahre Wirtschaftsminister, weil er von der Sache etwas verstand. Als Bundeskanzler war er eine Fehlbesetzung, über die man damals noch den Kopf schüttelte. Wie die Schuster blieben die Politiker bei ihren Leisten. Ausnahme bestätigten die Regel. Doch selbst Helmut Schmidt wagte es als Minister gerade mal, von der Verteidigung zu den Finanzen zu wechseln. 

Hätte sich einer oder eine heute dies und morgen jenes zugetraut, wären er oder sie über Nacht von einem an den nächsten Schreibtisch umgezogen, womöglich mehrmals hintereinander, wäre es um den guten Ruf geschehen gewesen. Schlimmstenfalls hätte das die Karriere gekostet. Was unterdessen selbstverständlich scheint, ging gar nicht.  

Die Stunde der Dilettanten

Erst im gemäßigten Klima postmoderner Beliebigkeit konnten die Politiker als eierlegende Wollmilchsäue Speck ansetzen. Erst als die Politik nicht mehr Mittel zum Zweck war, sondern ein Geschäft, das dem Einzelnen öffentliche Aufmerksamkeit und das Ansehen von Schauspielern versprach, schlug die Stunde der Dilettanten. Ihrer Selbstverwirklichung dient das politische Handeln seither.

Nachdem Ursula von der Leyen zum Spurt auf den Chefposten der EU angesetzt hatte, sagte die Bundeskanzlerin, dass sich die Kandidatin „für eine neue Etappe ihres Lebens entschieden“ habe und „dass sie (Merkel) mit ganzer Kraft dafür eintreten möchte, dass sie (UvdL) Kommissionspräsidentin wird“. Das war das Wichtigste.

Als die Ausgelobte nachher über das sprach, was sie außerdem vorhat, konnte sie es bei dem üblichen Wischiwaschi belassen, bei der Ankündigung die „Frauenquote“ zu erhöhen und die Rolle eines Parlaments zu stärken, über dessen Rechte man sich mit ihrer eigenen Nominierung eben erst achselzuckend hinweggesetzt hatte. 

Schminkspiegel für die Wehrkraft

Auf die Spitze trieb sie das Schmierentheater schließlich mit dem haltlosen Versprechen, bis 2030 für eine Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen um 55 Prozent zu sorgen. Zu geben ist darauf so wenig wie auf alles, was sie als Verteidigungsministerin zur Stärkung der Bundeswehr in Aussicht stellte. Gerade damit aber hatte sie sich bei den übrigen Staatschefs der EU für das angestrebte Amt empfohlen.

Dass ihnen eine Frau, die die deutsche Wehrkraft zu erhöhen dachte, indem sie Spinde der Soldatinnen und Soldaten mit Schminkspiegel ausstatten wollte, nicht ernsthaft ins Handwerk pfuschen werde, haben Schlitzohren wie Emmanuel Macron oder auch Viktor Orban längst erkannt. Sie werden der Unbedarften keine Steine in den Weg legen. Frauen wie sie braucht eine Politik, die zur Klamotte verkommen ist, zu einem Theater der Laiendarsteller.  

 

Korrektur / Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag wurde aus Versehen zunächst unter dem Autorennamen Thilo Sarrazin eingestellt, er stammt aber von Thomas Rietzschel. Wir bitten bei beiden um Entschuldigung.

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Leserpost

netiquette:

N. Schneider / 16.07.2019

Wahrlich ein Possentheater bzw. Postentheater, ... und die “Grande Nation” transformiert die EZB vor aller Augen zu einem Instrument französischer Interessenspolitik. Ganz ungeniert agiert die “Grande Nation” als sei die Besetzung des Präsidentenamtes der EZB französisches Vorrecht. Und Mutti ist bis auf den eigenen Machterhalt alles egal.

Winfried Jäger / 16.07.2019

Als Meuthen im EU Paralament sprach, hat sie genau das getan, was Merkel im Bundestag macht: Scheinbar desinteressiert sich mit etwas beschäftigt. Merkel macht das mit ihrem Handy. Was steckt dahinter? Arroganz , Verlegenheit oder das Wissen um die eigene Inkompetenz? Mangelnder Respekt vor der anderen Meinung und damit vor der parlamentrischen Demokratie auf jeden Fall.

Herwig Mankovsky / 16.07.2019

Die Politik ist jetzt endgültig. auf die Frau gekommen…..

Dr. Borkner-Delcarlo / 16.07.2019

Also, ich finde Frau Von der Leiden befindet sich genau am richtigen Ort, im richtigen Job. Sie hat doch das Verteidigungsministerium in relativ kurzer Zeit komplett ruiniert, das gibt doch Anlass zur Hoffnung dass sie ähnliches mit der EU auch schafft. Ich wünsche ihr hierzu viel Erfolg.

Bargel, Heiner / 16.07.2019

Gerhard Branstner kommentierte diese Methode schon 1977: Im Chor der Tiere war der Rabe der unmusikalischste. Da man ihn nicht anders los wurde, machte man ihn zum Dirigenten.

S. v. Belino / 16.07.2019

In den so herrlich bunten Zeiten, die unsere bunte “Buntesrepublik” durchlebt, scheint es nur logisch und konsequent, dass auch die wechselnden Portfolios eines (Buntes-)Ministers eine gewisse Buntheit aufweisen. Ironie aus. - Dass ein fähiger Experte gerade aufgrund seiner fachspezifischen Meriten in ein entsprechendes Ministeramt berufen wird, gilt heute doch eher als Ausnahme. - Prinzipiell ist die kontinuierliche Vernachlässigung wichtiger Aspekte in beruflichen Auswahlverfahren gefährlich. Jede diesbezügliche Nachlässigkeit wird dazu beitragen, dass das Fundament der “Sache” mit der Zeit an Tragfähigkeit verliert. Der Schaden, welcher dadurch entsteht, ist immens, im schlimmsten Falle irreparabel.

Klaus-Dieter Zeidler / 16.07.2019

Sie ist sich sicher im Klaren, daß sie an Marionettenfäden baumelnd nur Playback singt. Was muß sie da können?

G. Schilling / 16.07.2019

Nun ist der Kuhhandel durch. Weber war das Bauernopfer, zum Scheitern verurteilt. Macron (nicht Merkel!) brachte vdL ins Spiel um im Gegenzug Lagarde in die EZB zu hieven. VdL ist eine schwache Figur an der Spitze der EU und dem Frauenquoten-Mainstrem geschuldet. Die Strippen ziehen andere im Hintergrund, egal was sie verspricht. EU-Arbeitslosenversicherung, Klimarettung usw.

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