Wie man sehen kann, gibt es offenbar keinen einheitlichen Standard zur Berechnung der Sterberate. Insofern können ein paar Gedanken nicht schaden. Grundsätzlich würde ich die Gruppe der über 80-jährigen getrennt berechnen, da deren Grundsterblichkeit von vornherein jede Statistik verfälscht. Kein Versicherer würde denen noch eine Risikolebensversicherung zu akzeptablen Konditionen anbieten, sondern sie allenfalls zum nächsten Wettbüro weiterschicken. Als Zeitspanne ist ein Jahr am sinnvollsten, da somit alle jahreszeitlich bedingten Einflüsse erfasst sind und Vergleiche mit Folgeperioden möglich sind. Sind jedoch noch keine Daten für die vergangenen 365 Tage vorhanden, wird es sehr schwierig, seriöse Prognosen zu erstellen. Ist ein Jahr vorbei, kann im Zähler die Summe aller Toten stehen. Um die Tödlichkeit des Virus durch einen Wert ausdrücken zu können, würde im Nenner idealerweise die Zahl all derer stehen, die mit dem Virus direkt in Kontakt gekommen sind. Diese Zahl lässt sich jedoch nicht ermitteln, da hierfür allein die Testmöglichkeiten nicht vorhanden sind. Also bleibt für den Nenner nur die Gesamtbevölkerung, mit zusätzlichen unbekannten Parametern, da jeder durch individuelles Verhalten das eigene Sterberisiko beeinflussen kann. In geringem Maße wirkt sich das auch auf das Sterberisiko Anderer aus, was in der Gesamtheit jedoch vernachlässigbar ist. Beim Autofahren ist das ebenso der Fall. Während ich in Bus und Bahn der Statistik ausgeliefert bin, habe ich am Steuer die Möglichkeit, den Wert des durchschnittlichen Sterberisikos durch defensive Fahrweise und die Wahl sicherer Fahrzeugmodelle zu unterbieten.
Ja, so wie Ioannidis habe ich es auch gemacht. Ich wollte ja wissen, was passiert, wenn das Virus mein Viertel ungehindert überrollt. 3000 Leute auf dem Schiff, 15 hat es erwischt, Mortalität 0,5. Alle müssen irgendwie mit dem Virus in Berührung gekommen sein. Die Hälfte war aber nicht infiziert. Von den Infizierten hatte nur die Hälfte Symptome und von denen ist wieder nur die Hälfte deutlich erkrankt, immerhin noch über 6 Prozent. Bei der Alterszusammensetzung auf diesem Schiff kann man diese Werte in der Tat als eine Obergrenze ansehen, als worst case. Ok - das habe ich vor fast einem Jahr heraus gefunden. Ich habe es so satt.
Damit die Grundsäulen der Statistik stimmen, wurden 1920 Akademien für Soziale Hygiene in Breslau, Charlottenburg und Düsseldorf gegründet. Für angehende Amtsärzte und Schulärzte war der Besuch dieser Einrichtungen Pflicht. Sie wurden gerade in dieser Hinsicht ausgebildet, damit die späteren Auswertungen durch Statistiker eine solide Basis hatten. Mit der Machtergreifung Hitlers verlagerte sich der Ausbildungsschwerpunkt von einer gründlichen Grundausbildung in sauberer medizinalstatistischer Datenerhebung hin zur Rassenlehre. Breslau und Düsseldorf wurden geschlossen. Davon hat sich die epidemiologische Medizinalstatistik nie so richtig erholt. Den Gründer tilgten die Nazis gleich mit aus der Erinnerung, weil er Jude war: Adolf Gottstein, Stadtältester von Berlin. Die Stadt Berlin zahlt die Grabpflege für sein Ehrengrab in Stahnsdorf. Ich bezweifele, daß im Senat von Berlin, besonders in der höheren Gesundheitsverwaltung, heute noch jemand wirklich um diesen Titanen der Sozialhygiene und seine Arbeit auf dem Gebiet der Seuchenbekämpfung in Berlin und Preußen weiß. In seinen Memoiren beschreibt Gottstein die schon damals bestehende Unfähigkeit von Politikern im Umgang mit Todesursachen und Epidemien. Damals verwechselte man z.B. “Tod im Kindbett” mit “Tod am Kindbettfieber”. Auch die “Übergriffigkeit” von Politkern, in Seuchenfragen mit immer radikaleren und aktionistischeren Forderungen einander zu übertrumpfen, gab es schon damals. Nur Gottsteins sachlicher Argumentation war es zu verdanken, daß das preußische Tuberkulosegesetz Fürsorgeaspekte bekam und die Kontrollgewalt bei den Gesundheitsbehörden und nicht mehr bei der Polizei lag. Die Intention des aktuellen Infektionsschutzgesetzes war ähnlich und lag in der Verantwortung der Gesundheitsbehörden. Wohin die Kontrollverantwortung mittlerweile übergegangen ist, überlasse ich dem aufmerksamen Beobachter.
Die Eingangsgrößen für die schwammigen Berechnungen sind so flexibel gestaltbar (PCR-Test mit 1, 2 oder 3 Targets, Weglassen einer medizinischen Diagnose, Anzahl der Ct-Zyklen nach Bedarf, Anzahl der Tests von symptomlosen Opfern, .....) dass man am Ende jedes politisch gewünschte Ergebnis produzieren kann. Wobei die an diesm Spiel beteiligten Parteien - außer dem jeweiligen Test-Opfer natürlich - alle ein handfestes Interesse an möglichst hohen Zahlen von positiven Tests haben. Die “Inzidenz” mit einer Nachkommastelle kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass im Grunde nur nach der altbewährten Methode “Garbage In, Garbage Out” eindrucksvolle Ziffernfolgen ohne jede Aussagekraft produziert werden.
@Karl-Heinz Faller: wenn in Spätsommer die bundestagswahl näher rückt, werden wir alle erleben, dass Spahn eigentlich ganz vernünftige Ansichten hat, Merkel nicht die eigentliche Treiberin der Lockdowns war und Söder doch wirklich besonnen und maßvoll und voller Verständnis ist. Da brauchen die einen Schuldigen. Ich vermute es wird Lauterbach. Unschuldig ist der zwar nicht, aber er ist nur der Blödquatscher, nicht der wirkliche Quall des Wahnsinns. Er ist nur nicht intelligent genug, seinen geistigen Wirrwar gut zu verkaufen. Und alle werden sich gegenseitig erzählen, dass die Kanzlerin angesichts der Gefahr nicht anders handeln konnte und eigentlich einen wirklich guten Job gemacht hat. Nur die Quertreiber, Leugner, Menschenfeinde und Nazis, die über Leichen gehen mit ihrem Egoismus, haben es ihr wirklich schwer gemacht. Wer könnte es denn besser machen als Merkel? laschet, ja. Der kann es noch besser!. Oder Helge Braun, Otto Kölbel und wie sie alle heißen. Oder Herr Grenell kommt doch wieder aus Amerika und macht einen Dreier mit Shahn und dingens.
Es gibt eine einigermaßen verläßliche Zahl und das ist diejenige der auf Intensivstationen Verstorbenen. Man kann davon ausgehen, daß bei dieser Erkrankung nahezu niemand außerhalb einer intensivmedizinischen Behandlung verstirbt. Alles andere wäre stark erklärungsbedürftig. Das offizielle DIVI Intensivregister (betrieben vom RKI) meldet per heute 21.679 Verstorbene seit der Erhebung Februar/März 2020. Unterstellt, daß es sich bei allen um an COVID-19 Erkrankte handelt, ist es doch relativ gesehen eine völlig unbedeutende Zahl und dürfte als statistische Unschärfe zu betrachten sein. Also für die Ableitung irgendwelcher allgemeinverbindlichen Maßnahmen völlig ungeeignet und bedeutungslos. Hier setze ich auch mit meiner Kritik in Gesprächen regelmäßig an: Wenn tatsächlich drei Viertel aller Covid-Erkrankten ohne ausreichende medizinische Versorgung versterben, dann ist dies kein Skandal mehr, sondern ein Verbrechen.
“Aber vor allem in dieser Altersklasse stellt Corona eine große Bedrohung dar.” Aber auch keine größere als andere Infektionen der Atemwege, die uns bislang kollektiv nicht weiter gekümmert haben. Oder nicht?
Ein seriöser “Coronatoter” wäre ein nach Differentialdiagnostik und durch Obduktionsnachweis einwandfrei an Covid-19 Verstorbener. Weil das nirgendwo vorliegt, gibt es also keine seriösen “Coronatoten”, sondern nur einen irrelevanten Zahlensalat. Diese Zahlen sind genauso Müll wie die asymptomatischen testpositiven “Infizierten”. Der Kaiser ist offensichtlich nackt, aber fast alle bewundern seine neuen Kleider. Und das ist die eigentliche Krise dieser Gesellschaft.
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