Walter Krämer / 30.11.2016 / 11:53 / 4 / Seite ausdrucken

Unstatistik des Monats: Noch 170 Jahre bis zur Gleichberechtigung von Mann und Frau

Die Unstatistik November sagt: „Erst im Jahr 2186 werden Frauen und Männer wirtschaftlich gleich gut aufgestellt sein.“ So berichtete das Schweizer Magazin Blick. Auch Focus online und andere deutsche Medien griffen diese Zahlen aus dem „Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums vom 25. Oktober auf und meldeten noch im November: „Es dauert noch 170 Jahre bis zur Gleichberechtigung“.

Technisch gesehen ist das eine lineare Trendextrapolation: Was wäre, wenn die Angleichung der Löhne und Gehälter im gleichem Tempo fortschreiten würde wie letztes Jahr? Niemand hat dergleichen Extrapolationen überzeugender als Unfug entlarvt als der großartige Mark Twain. „Binnen 170 Jahren hat sich der untere Mississippi um 240 Meilen verkürzt“, schreibt er in „Leben auf dem Mississippi“. „Das macht im Durchschnitt 1 1/3 Meilen pro Jahr. Daher sieht jeder Mensch, es sei denn er ist blind oder ein Idiot, dass vor einer Million Jahren der untere Mississippi mehr als eine Million dreihunderttausend Meilen lang gewesen ist.“

Ob also Frauen in 10 oder 100 Jahren oder niemals das Einkommen der Männer erreichen, ist aus aktuellen Wachstumsraten nicht abzulesen. Seriöse Medien haben denn auch die 170 Jahre als reine „Was-wäre-wenn“ Gedankenspielerei kolportiert. Mit einer ernstzunehmenden Prognose hat das nichts zu tun. Letztes Jahr hatten die Experten des Weltwirtschaftsforums noch 118 Jahre geschätzt, was die Unzuverlässigkeit solcher Hochrechnungen illustriert. Das Problem ist, dass Zahlen wie 170 Jahre ernstgenommen werden könnten und dann entsprechend wenig unternommen wird, um die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen demnächst wirklich zu beseitigen.

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karl Walter / 30.11.2016

In der Altergruppe 18-35 gibt es jetzt in Deutschland schon 21% mehr Männer als Frauen.Wenn so weitermerkelt sind es in 1-2 Jahren 40% .Wird dann wohl noch etwas länger dauern…

Viola Heyer / 30.11.2016

Ich befürchte, dass auch in 170 Jahren die Männer bei uns noch immer nicht die gleichen Rechte wie Frauen besitzen.

Vaga Lum / 30.11.2016

Jeder scheint diesen Unfug der wirtschaftlichen Ungleichheit zu glauben. Wenn dem so wäre würde ich nur noch Frauen einstellen weil diese günstiger zu haben wären. Machen Sie doch mal eine Liste von nur 10 Personen aus ihrem bekannten Umfeld die einer solchen Ungleichheit ausgesetzt sind. Sie werden wahrscheinlich keine Person finden die Sie auf die Liste schreiben können.

Wilfried Cremer / 30.11.2016

Randbemerkung: Ein Blick in den “Blick” zeigt, das man/frau in der Schweiz nicht im Parlament sitzt, sondern einsitzt. Damit erhellt sich auch der Begriff “Entschädigung” der Abgeordneten. Und noch was nebenbei: Warum immer nur Quoten für Frauen und nicht auch z.B. für heterosexuelle Flugbegleiter bei der Lufthansa?

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Walter Krämer / 20.12.2023 / 10:00 / 66

„Bündnis Beitragszahler“ gegen Selbstbedienung und Indoktrination

Eine neue Initiative will der gebührenfinanzierten Indoktrination der Öffis ein Ende setzen. Das Bündnis Beitragszahler startet heute mit der schönen Domain „www.rote-karte-staatsfunk.de“. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland…/ mehr

Walter Krämer / 02.01.2023 / 12:00 / 35

Statistik für Volkserzieher

Der Erziehungszweck heiligt beim Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk auch Mittel wie Manipulation und Desinformation. Zu den immer häufigeren offenen Fälschungen gesellen sich bei ARD und ZDF auch…/ mehr

Walter Krämer / 12.08.2021 / 06:00 / 152

Uni-Klima: Wie in der DDR, nur mit Bananen

Ein befreundeter Ex-Professor einer ostdeutschen Universität schreibt mir: „In der vergangenen Woche traf ich einige meiner alten Bekannten. Mehrfach hörte ich den Satz: ‚Jetzt haben…/ mehr

Walter Krämer / 28.07.2021 / 17:00 / 10

Unstatistik des Monats: Corona macht die Deutschen dicker

Es kursierte die Meldung, dass die Deutschen in der Corona-Zeit im Schnitt 5,5 Kilo zugenommen hätten. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Die Unstatistik des Monats…/ mehr

Walter Krämer / 28.04.2021 / 11:00 / 10

Unstatistik des Monats: Corona und der Regenwald

Unsere Unstatistik April ist wieder einmal ein Korrelationskoeffizient – der zwischen dem weltweiten Bestand an Regenwald und dem Vorkommen von tiergetriebenen (von Tieren ausgehenden oder…/ mehr

Walter Krämer / 31.03.2021 / 17:12 / 35

Unstatistik des Monats: Die Sache AstraZeneca einfach erklärt

Der Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford steht für die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Lockdowns. Er lässt sich in einem normalen Kühlschrank…/ mehr

Walter Krämer / 26.02.2021 / 11:00 / 30

Unstatistik des Monats: Verwirrende Zahlen zur Coronasterblichkeit

Die Unstatistik Februar ist die Coronamortalität. Leider tragen die dazu publizierten Zahlen fast mehr zur Verwirrung als zur Aufklärung des Pandemiegeschehens bei. Das Internetportal Statista etwa meldet…/ mehr

Walter Krämer / 03.02.2021 / 16:00 / 13

Unstatistik des Monats: Corona-Mutationen und die Probleme von Prognosen

Im Januar hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer internen Sitzung vor den Gefahren der in Großbritannien aufgetretenen Mutation B.1.1.7 des Corona-Virus gewarnt, unter anderem focus.de…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com