Walter Krämer / 28.09.2018 / 13:00 / 11 / Seite ausdrucken

Unstatistik des Monats: Konfusion bei Sommer- und Winterzeit

Die Unstatistik des Septembers 2018 ist die Zahl 80 Prozent. So viele EU-Bürger wünschen sich angeblich das Ende der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit und zurück. So das Ergebnis einer Online-Umfrage der EU-Kommission. Es ist mit dafür verantwortlich, dass die Zeitumstellung in der EU abgeschafft werden soll, wie beispielsweise tagesschau.de unter dem Titel „2019 zum letzten Mal“ berichtete.  

Das Pro und Contra dieser Umstellung steht hier nicht zur Debatte. Sehr wohl dagegen die Repräsentativität der Stichprobe, auf der die Hochrechnung von 80 Prozent Umstellungsgegnern beruht. Denn die Beteiligung war freiwillig, und das Hochrechnen aus Umfragen, bei denen die Betroffenen selbst entscheiden, ob sie teilnehmen oder nicht, ist eines der heikelsten Probleme der angewandten Statistik überhaupt. Im vorliegenden Fall spricht viel für den Verdacht, dass vor allem Gegner der Zeitumstellung, denen diese ein großes persönliches Ärgernis bedeutet, die Mühe des Ausfüllens des Fragebogens auf sich nahmen. Damit wären diese aber unter den insgesamt 4,5 Millionen Teilnehmern der Umfrage überrepräsentiert und die Hochrechnung der Gegner zu hoch.

Eher unterrepräsentiert sind dagegen Menschen, die alles beim Alten lassen wollen oder die sich für das Problem nicht interessieren oder keine Meinung dazu haben – die nehmen an dergleichen Umfragen kaum teil. Daher hat die EU-Kommission auch nie von einer repräsentativen Umfrage gesprochen. Aber viele Medien haben die 80 Prozent Gegner möglicherweise zu Unrecht als Beweis für ein massives Unbehagen an der Zeitumstellung interpretiert.

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de .

 

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Sabine Schönfelder / 28.09.2018

Die meisten Menschen wissen nicht, was es überhaupt bedeutet , die Zeitumstellung abzuschaffen und was sich änderte, führte man eine Sommerzeit oder Winterzeit ein. Man läßt sich mal wieder von einer auf europäischer Ebene bereits beschlossenen Sache, von Funk und Fernsehen die schrecklichen körperlichen Strapazen des jährlichen Zeitwechsels reinnudgen,ohne zu bedenken , wie lange die winterlichen Morgende sein werden, entschiede man sich für die ständige Sommerzeit. Gerade die Zeitumstellung bringt uns Menschen das meiste Licht des Tages. Das sollte man nicht unter ökologischen Gesichtspunkten betrachten, sondern unter dem ’ gute -Laune- Aspekt’! Übrigens stimmte der europäischen Rat selbst gegen die Abschaffung der Zeitumstellung, aber wahre Demokraten wie Juncker und Merkel inszenieren lieber eine Umfrage, doppelt geheim, denn sie war der Öffentlichkeit kaum bekannt und berufen sich auf 80% Zustimmung, obgleich von über 512 Millionen Europäern nur 4.6 Millionen abstimmten. Davon waren 3 Millionen Deutsche, ein Schelm, wer sich Böses dabei denkt!

Hubert Bauer / 28.09.2018

Joe Haeusler: Wer hat die Landwirte und Dachdecker daran gehindert an der Abstimmung teilzunehmen? Die Juristen sagen, das Recht ist für den Aufmerksamen geschrieben. Man kann es noch ergänzen durch, das Recht wird auch von Aufmerksamen geschrieben. Oder anders formuliert; wer sich nicht um die Politik kümmert, um den kümmert sich die Politik.

Giovanni Brunner / 28.09.2018

Was für ein typisches Sch…. EU Schmierentheater! Die Umstellung von Winter - Sommerzeitumstellung ist eine nationale Angelegenheit!!!!Brüssel kann höchstens eine Empfehlung abgeben.

Nadja Schomo / 28.09.2018

“Nach mir fragt keiner” - das könnte eine Grundbefindlichkeit sein, die auf viele zutrifft. Vielleicht auf die meisten, die gern an einer Umfrage teilnehmen. Wer dem Ausfrager ein “darf ICH erst SIE mal was fragen?!?” entgegnet - der ist von einem anderen Format!

Andreas Rühl / 28.09.2018

Na klar ist das so, dazu muss man kein Statistiker sein. War es denn eine Umfrage? Oder doch nicht so was ähnliches wie ein Plebiszit? Eher wohl letzteres. Repräsentativ ist das so wenig wie der Wählerwille an der Wahlurne etwas mit den wahren Überzeugungen der Wähler zu tun hat. Bürgerliche Wähler sind oft wahlfaul, der Mobilisierungsgrad bei den Linken liegt höher. Rechnet man den Faktor heraus, hätte es vielleicht nie einen SPD Kanzler gegeben. Ich fand die Sache gut. Andersherum formuliert: Vielleicht sind diejenigen, die die derzeitge Umstellungspraxis “gut” finden auch nicht wirklich daran interessiert, dass es so bleibt. Wenn eine Frage 90% nicht interessiert, dann müssen eben die 10% darüber entscheiden, die es interessiert. WER DENN SONST?

Joe Haeusler / 28.09.2018

Warum werden nicht die befragt, für die die Uhrzeit nicht nur eine Freizeitbefindlichkeit ist? Schulkinder und Landwirte im Winter, Dachdecker im Sommer. Und über Gemütsstörungen wegen 2x einer Stunde der Umstellung pro Jahr können all die Schichtarbeiter nur den Kopf schütteln.

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