S.g. Herr Loewe, Sie haben die Meldung nicht sorgfältig gelesen. es war vom Joggen die Rede, nicht vom Gehen! Wenn vom Gehen die Rede gewesen wäre, dann könnte ich Ihnen Recht geben, aber es war vom Joggen die Rede. Ansonsten leben Sie wohl in einer ganz heilen Welt, wo die Bergbauern den Kühen Abendlieder singen? Kein Wunder, wenn die Kühe alt werden.
Nicht genug damit, dass die meisten Interpretationen von Statistiken, auch wenn diese objektiv und mathematisch korrekt erfasst sind, vielfach die falschen Rückschlüsse ziehen. Nein, auch sind solche Erhebungen mit fiesen Singularitäten behaftet. So ist mein alter, geschätzter Herr Professor beim Joggen tödlich verunglückt. Er ist keinem Herzinfarkt erlegen, sondern von einem PKW erfasst worden.
Vor etlichen Jahren konnte ich lesen (ich glaube in der SZ, die ich heute nicht mehr lese) daß ein “Joggerpapst” , noch jung, umgekippt ist und tot war er. Da hat sich das Joggen ja gelohnt. Ein Orthopäde hat mir gesagt, durch die Jogger werde ich nicht arbeitslos. Die meisten Statistiken kann man in die Tonne kloppen.
Im FOCUS online darf ich von Zeit zu Zeit lesen, dass Kaffee tringen der Weg zur Unsterblichkeit ist. Da steht dann sowas wie ” Eine Tasse Kaffe am Tag reduziert die Sterbewahrscheinlichkeit um 15%”. Demnach machen 6 Tassen am Tag unsterblich. Und ich dachte früher, dass die Sterbewahrscheinlichkeit gleichmäßig bei jedem Lebewesen genau 100% beträgt. So täuscht man sich, wie gut dass es die Qualitätspresse gibt, ich wär’ einfach irgendwann gestorben! Wohlan…
Diese Studie ist der übliche Mist. Heute ist es das Joggen, das lebensfördernd ist. Gestern waren es der tägliche Apfel und/oder der Löffel Honig (viel bequemer als Joggen). Vorgestern war es geistige Beweglichkeit, Überübermorgen wird es die tägliche Teilnahme am Politunterricht und an der täglichen Demo gegen rechts sein. Zurück zum Joggen. Was hat der Jogger vom längeren Leben, wenn seine Knie, seine Bänder kaputt sind? Dann wird sein Rotationskreis 1x täglich rund um das Haus sein, und wenn er Glück hat, wird er die Tür ohne Schmerzen wieder erreichen.
Ganz so falsch ist die Studie nicht. Für mich als Allgemeinmediziner kann ich die Studie im gossen und ganzen bestätigen. Ich lebe und arbeite in einer der schönsten Landstriche Europas in ca. 1000 m Höhe, hoch über dem Bodensee im Appenzellerland. Die Menschen sind hier wesentlich gesünder als in Deutschland. Viele Erkrankungen treten hier wesentlich weniger auf als in Deutschland. Ich komme mit sehr vielen Menschen in Kontakt, da ich eine Spezialsprechstunde durchführe. Dabei sehe ich erstaunlich viele 85-90 Jährige, die sich bester Gesundheit erfreuen. Es gibt nur 2 Ursachen, die dies für mich erklären : Tägliches Laufen, nicht Joggen, von 1-3 Stunden und eine innere Zufriedenheit mit dem bisherigen Leben, vielleicht noch positiver Stress durch Arbeit bis ins hohe Alter, immer aktiv bleiben und die Möglichkeit mitzubestimmen in Form der direkten Demokratie.
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