Walter Krämer / 29.08.2019 / 12:00 / Foto: Pixabay / 9 / Seite ausdrucken

Unstatistik des Monats: „Immer mehr Nitrat im Grundwasser“

Die Unstatistik des Monats August ist ein Artikel aus der Rheinischen Post vom 8. des Monats. Unter der Überschrift „Immer mehr Nitrat im Grundwasser“ kommentiert die Rheinische Post darin die Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen. Demnach nahm der mittlere Nitratgehalt an den 15 am stärksten belasteten deutschen Messpunkten von 2013 bis 2017 um rund 40 Milligramm pro Liter zu. Daraus folgt aber nicht, wie von der Rheinischen Post fälschlicherweise kolportiert, dass die Nitratbelastung insgesamt gestiegen ist. Sie ist vermutlich, wie schon in den Vierjahres-Zeiträumen davor, weiter gefallen.

Erstens sind die Messpunkte nicht die gleichen – im Jahr 2017 wurden verschiedene Messpunkte aus dem Jahr 2013 gegen bekannte Hochnitrat-Messstellen ausgetauscht. Die Werte an den 2013er Messpunkten sind bis 2017 im Mittel gefallen. Und zweitens gingen 2013 die Jahresdurchschnittswerte, im Jahr 2017 aber die Höchstwerte (über ausgewählte Tage) in die Analyse ein. Die Meldung aus der Rheinischen Post ist also statistisch gesehen der gleiche Unfug, als wollte man die Veränderung der jährlichen landesweiten Niederschlagsmenge durch einen Vergleich der 15 jeweils feuchtesten Orte ermitteln (und dann auch noch für ein Jahr basierend auf dem Durchschnitt pro Ort, das andere Jahr basierend auf dem Tagesmaximum).

Damit ist natürlich nichts gegen eine sinnvolle Messung der Nitratbelastung in Flüssen, Seen und im Grundwasser gesagt. Deren Begrenzung und Absenkung ist Gegenstand einer der ersten Umweltschutzdirektiven der EU, der Nitratrichtlinie von 1991. Das dazu nötige europaweite Messnetz ist allerdings wissenschaftlich durchaus angreifbar. Wie schon in der Meldung der Rheinischen Post werden speziell in Deutschland Messstellen gerne ausgetauscht beziehungsweise mit Bedacht in Hochbelastungsregionen angelegt. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wäre man an der zeitlichen Entwicklung der Maxima interessiert. Zum Betrug wird diese Vorgangsweise immer dann, wenn man das Ergebnis als landesweiten Durchschnitt verkauft. Hier zeigt sich, dass bei unveränderten Messpunkten die Belastung eher sinkt.

 

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. In diesem Monat hat Gastautorin Katharina Schüller, Geschäftsleiterin und Gründerin von STAT-UP, die „Unstatistik“ verfasst. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

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Andreas Rochow / 29.08.2019

Fragt sich, ob hinter dieser methodischen Schlamperei überhaupt eine seriöse Sorge um Gesundheits- und Umweltprobleme steht. Ganz sicher will man in Sachen Panikmache dem 16-jährigen Greta-Kind nicht nachstehen. Die Unstatistik anzuprangern ist aber nur die halbe Miete: Die Fälscher und Manipulateure sollten mit Institut, Vor- und Zunamen genannt werden. Kümmert es wirklich niemanden, dass die Nitrat-Werte höchstwahrscheinlich im Auftrag und auf Kosten der öffentlichen Hand zustande kamen?

J.P. Neumann / 29.08.2019

Moment, Moment, die Hochnitrat-Messstellen wurden notwendig, weil die alten Messpunkte das Ende ihrer Skala erreicht hatten.  So geschehen bei der Messstelle i.d.N. unseres Ferienhauses in Dithmarschen.  Die Vergiftung der Böden kommt mittlerweile auch aus dem Ausland.  Agrarkonzerne aus den Niederlanden fahren ihre Gülle nach Deutschland. Hier werden die deutschen Bauern dafür bezahlt, dass sie die Erlaubnis erteilen, diese Fäkalien auf ihren Felder auszubringen.  Ein Umweltverbrechen dass auch noch vom Steuerzahler subventioniert wird.  (Wer das verseuchte Wasser an Kleinkinder gibt,  begeht übrigens Körperverletzung bzw Verletzung der Sorgfaltspflicht). MMn sollte die Subvention für jeden Bauern an den Nitratgehalt gekoppelt werden. Übersteigt er den Grenzwert verliert der Bauer alle Subventionen.

Jürg Rückert / 29.08.2019

Ich vermute, dass z.B.  in Italien “bessere” Messstellen zur Anwendung kommen. In Deutschland werden Nitrat am liebsten direkt am Güllerohr und Stickoxide am Auspuff gemessen, oder?

J.G.R. Benthien / 29.08.2019

Leider ist es so, dass nichts passiert. Die Verantwortlichen werden nicht belangt werden, müssen nicht um ihre Jobs und die fetten Renten fürchten. So gesehen sind Artikel dieser Art über Bürokraten und Polit-Lügen-Kasper leider flüssiger als Wasser — überflüssig. Schade um die Zeit.

Petra Wilhelmi / 29.08.2019

Es lebe die Ideologie. Wissenschaft wurde abgeschafft. Unterschiedliche Messstationen sollen Ergebnisse bringen. Da hat man den Euro an einen Journalisten rausgeschmissen, der Ideologie verkauft. Aber das ist ja heutzutage so gewollt. Alles, was uns die Wissenschaft, die Technologie und die Moderne gebracht hat, wird verteufelt. Das angeblich zuviel an Nitrat im Wasser ist nur ein Teil der Kampagnen gegen alles, was wir hier und Generationen vor uns hart erarbeitet haben. Eine dekadente Klasse, die dazu noch ungebildet ist, will uns in ein Drittweltland zurück katapultieren. Das kranke Kind “Greta” wird zur Heilsbringerin hochgejazzt. Sie weiß nicht, sie kann nichts, sie ist krank, sie hat nur Weltuntergangsgedanken - das kommt dieser dekadenten, verwahrlosten Kaste gerade recht, da deren geistiger Horizont auch nicht über den von Greta geht. Wogegen wird alles Front gemacht: die normale Landwirtschaft, Fleisch, tierische Produkte, Chemie und deren Produkte, heutige Energiewirtschaft, Wasser in Plastikflaschen (die Ideologen sollten mal unser Leitungwasser kosten, dann würden sie mit fliegenden Rockschößen zum gekauften Wasser rasen), alles was Spaß macht und noch vieles mehr. Was fehlt noch? Nun, der Islam ist gegen Musik, Malerei, Kunst allgemein und Theater. Kommt das als nächstes auf die Angriffsliste?

Rüdiger Kuth / 29.08.2019

Ist doch ein ähnlicher Mumpitz wie bei Temperaturmessungen. Messstellen, die früher auf dem platten Land lagen, sind heute meistens rundherum von Straßen und Häusern umzingelt. In bebauten Gebieten ist es durch die dunklen Flächen wie die von Parkplätzen, Straßen und Hausdächern aufgeheizter als eine Wind umströmte grüne offene Wiese. So lassen sich aber wunderbar steigende Umgebungstemperaturen, passend zum Mainstream, herbei messen. Es gibt sie noch die Messstellen in der FREIEN Natur, allerdings sind die langjährigen Ergebnisreihen von dort nicht mit dem grünen Erwartungen konsensfähig.

B. Ollo / 29.08.2019

Gestern war im DLF einfach mal gar nicht von Grundwasser die Rede, sondern vom Trinkwasser. Eine unschuldige, dusselige Verwechslung, eine Nebensächlichkeit, nicht so wichtig. Ist ja fast das Gleiche: H2O. Wer wird das denn genau nehmen, wenn es heißt, die Nitrat-Grenzwerte werden in Deutschland beim Trinkwasser überschritten? Qualitätsjournalismus eben.

Arnold Krämer / 29.08.2019

Der Artikel der Rheinischen Post ist Teil des medialen Dauerfeuers gegen die konventionelle Landwirtschaft. Auf dieser Grundlage wird dann Politik betrieben, die widersprüchlicher und verlogener nicht sein könnte. So stellt jetzt aktuell das Bundesumweltministerium 1,3 Millionen € zur Verfügung, um Werbung machen zu lassen für die Verwendung von Leitungswasser bei gleichzeitigem Verzicht auf zugekaufte Mineralwässer, weil das Leitungswasser aus den Förderbrunnen qualitativ ja so gut sei.

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