Artikeltyp:Meinung

Unsere neue Mini-Serie: Neues aus Bottrop (1)

Von Henryk M. Broder und Joachim Steinhöfel

Vergessen wir die Metropolen der Welt und widmen uns Bottrop. In der "zweitkleinsten kreisfreien Stadt in Nordrhein-Westfalen" (Wiki) spielt das wirkliche Leben – und jetzt regelmäßig auch bei uns. 

Oh Bottrop, du Perle des Reviers, lang unerkannte Schönheit, der man vielleicht nur nachsagen kann, dass es nicht genügend öffentliche Klos gibt und dass Jürgen von Manger in Koblenz-Ehrenbreitstein zur Welt kam und nicht, wie es sich eigentlich gehört, im Knappschaftskrankenhaus Bottrop. Wer noch nicht in Bottrop zur Welt gekommen ist, ist die Bottroperin Sonja Schraven. Und schon sind wir mittendrin in dieser aufregenden Metropole mit ihren weltbekannten Protagonisten. Hier ist der Chronist nun mit einem so breiten Fächerkanon an aufregenden Vorkommnissen konfrontiert, dass Henryk M. Broder und ich uns kurzerhand entschlossen haben, eine Serie daraus zu machen. Das Material ist unüberschaubar, dramatisch, spannend, lustig und mittendrin immer dieser ruppige Charme vom Pott und seine (Anm. lokales Idiom) Originale. Auch, und dat gehört dazu, wenn der ein oder andere nich ganz unumstritten is.

Was bisher geschah: Mein Buch „Die digitale Bevormundung“ war oder ist in allen wichtigen deutschen Bestsellerlisten auf Platz 1. Ein längeres Kapitel befasst sich mit den „Faktencheckern“ von Correctiv. Die Kernvorwürfe lauten:

  • Correctiv-Chef Schraven hat vor Gericht über „Correctiv“ gelogen oder hat die Unwahrheit gesagt (wenn man ihm bodenlose Inkompetenz in eigener Sache zugute halten will).
  • Die Faktenchecks von „Correctiv“ wurden wiederholt als rechtswidrig untersagt.
  • Dubiose Gewährung ungesicherter Darlehen der gemeinnützigen Gesellschaft an die gewerbliche Tochter.
  • Satzungswidrige Akkumulation von Gewinnrücklagen.
  • Zahlreiche bußgeldbewehrte Verstöße wegen des pflichtwidrigen Unterlassens der rechtzeitigen Offenlegung von Abschlüssen bei Gesellschaften, deren Geschäftsführer Schraven ist.

Keiner dieser Vorwürfe wurde angegriffen. Stattdessen flatterte eine Abmahnung der Bottroperin Sonja Schraven gegen den Bestseller ins Haus. Sonja Schraven wurde in dem Buch als „gebürtige Bottroperin“ bezeichnet. Und das darf man nicht sagen, weil Frau Schraven tatsächlich in Groß-Gerau das Licht der Welt erblickt hat. Und das – so ihre Anwälte, die auch Correctiv vertreten und eine gewisse Erfahrung darin gesammelt haben, als Zweiter Sieger vom Platz zu gehen – sei „diskreditierend“ und „beeinträchtigt…das Persönlichkeitsrecht der [Schraven] in nicht hinnehmbarer Intensität.“ Das steht wirklich im Schriftsatz an das Gericht.

Man hoffte vielleicht, auf diese Weise das Buch und die schwerwiegenden Vorwürfe vom Markt zu schießen. Was aber schon deshalb misslang, weil die Auflage längst verkauft ist und in der Folgeauflage das Wort „gebürtig“ fehlt. Wohl dem, der eine frühere Version hat, die wird einmal viel wert sein.

Frau Schraven und ihr Mann David sind Geschäftsführer der Marktviertel Café UG („Drei Bottroper setzen sich dafür ein, den Wochenmarkt zu stärken. Mit einem Kaffeewagen wollen sie den Anfang machen – und haben weitere Ideen“, WAZ 24.07.2020, „Ein Kaffeewagen soll das Bottroper Marktviertel wachküssen“), die im Bottroper Marktviertel einen Kaffeewagen betreibt und jetzt Kunden wird erklären müssen, warum datt so Scheisse sein soll, in Bottrop geboren zu sein. Oder wie man das da ausspricht. Dies soll nur der kleine Auftakt sein, der schon viel zu lang geworden ist. Ach, drauf geschissen, noch ein paar Zitate aus Social Media (gucken Sie mal in mein X oder Facebook oder LinkedIn-Profil auf die Postings zu diesem Thema, Sie finden hunderte von großartigen Kommentaren). Ich bin noch dabei, mich bezüglich des lokalen Idioms zu assimilieren und bitte bei gelegentlichen Irrtümern um Nachsicht.

Beispiele (gehen Sie mal hin, Sie lachen sich schlapp):

„Das erinnert an Torbergs 'Tante Jolesch', in der der Rechtsanwalt Dr. Sperber auf eine Beleidigung reagiert, er sei ein 'fetter, versoffener Münchner Winkeladvokat'. "Dass ich Anwalt bin, ist allgemein bekannt; meine Beleibtheit ist nicht zu übersehen. Dass ich gelegentlich gerne dem Alkohol zuspreche, streite ich nicht ab. Aber das Wort 'Münchner' wird ein Nachspiel haben!"

„Der berühmte Streisand-Bottrop-Effekt – blöder kann man sich nicht aufs Schild helfen lassen.“

„Sie muss es ja wissen, schließlich ist sie doch mit einem echten Bottroper verheiratet.“

„Ob das Bottroper Stadtmarketing und der Bürgermeister schon wissen, wie ehrverletzend es ist, in Bottrop geboren zu sein?“

Und als hätte Jürgen von Manger (aus „Bottroper Bier“, 1977) es schon damals geahnt:

„Arthur saß schon vor sein Bier und sagte ‚Menschenskind‘“.

Mehr zum Hintergrund: Broder auf „Die Achse des Guten“, Die Corretiv-FilesWelt vom 29.08.2024: „Correctiv“ geht gegen Buch vor – ‚Aber dieser Schuss geht wohl nach hinten los‘“. Tichys Einblick, Correctiv gegen Steinhöfel. Apollo News, Mit windigen Methoden versucht Correctiv seine Kritiker zu stoppen – so kann man sich wehren. Achtung, Reichelt! – Meinungsfreiheit! 

Von jetzt an geht’s dann in regelmäßigen Abständen mit neuen Folgen von „Neues aus Bottrop“ weiter. Freuen Sie sich drauf.

Foto: Montage achgut.com/ Imago

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Leserpost

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Sigrid Miller / 04.09.2024

Oh Tegtmeier! Den habe ich noch live gesehen, das war toll! “Watte nich selber weißt, dat musste dir erklären.” Unvergessen!

Christine Holzner / 04.09.2024

Herr Steinhöfel, ich schätze Sie wirklich, aber jetzt ist dann auch mal gut mit Frau Schraven und ihrem Geburtsort: Man sollte sich bei so was halt einfach nicht vertun und damit der Gegenseite einen völlig unnötigen Angriffspunkt liefern. Ich hoffe, die nächsten Folgen bringen tatsächlich Neues aus Bottrop.

Thomin Weller / 04.09.2024

Allüberall Scholz Korruption. Das Thema „Die digitale Bevormundung“ könnte auch “Die digitale Vergewaltigung” heissen. Die Vergewaltigung alle Europäer geht viel weiter. Eigendarstellung Schraven Nassauer Marktviertel Cafe UG (haftungsbeschränkt) “Wir wollen nicht auf den reichen Onkel aus Amerika warten..” wir haben Brüssel. Wildwest in Brüssel, jeder Depp kann mit abstrusen Plänen ESF Förderanträge stellen und Gelder erhalten. Das in Scholz Hamburg erstmalige installierte Business Improvement Districts (BID) ist als Instrument der Stadtentwicklungspolitik etabliert, dass exemplarisch für eine „mobile policy“ angesehen werden kann. So der Franz Steiner Verlag, Stuttgart “Geographische Zeitschrift, Band 101 · 2013 · Heft 2 · Seite 82–100. Business Improvement Districts in Deutschland –Kontextualisierung einer „mobile policy“” Das BID wird typisch für neue Governance-Formen der „unternehmerischen Stadt“ angesehen. Zu finanziellen Lasten aller in der Umgebung und gleichzeitige Privatisierung der Stadt, Okkupation öffentlicher Räume und verständlich, Korruption Tür und Tor öffnet. Es ist dringend das der ESF nicht vergewaltigt werden kann. Kultur kann nicht gekauft und gesetzlich einfach installiert werden. Die EU fördert die kulturelle Zerstörung.

E.Braun / 04.09.2024

@Thomas Ebs; Wuascht, no oa Papperl “Freistaat Franken” wann i siag, kriagst ias mit da Antifa zum doa. Rassisten!

Didi Hieronymus Hellbeck / 04.09.2024

In Bottrop wurden (bedeutende) Persönlichkeiten geboren (nicht unbedingt auch gezeugt): darunter neben Schraven (geb. 1970) u. a. Kelly Trump (ebenfalls geb. 1970), vormals erfolgreiche Pornodarstellerin. Quelle: Liste von Persönlichkeiten der Stadt Bottrop (wikipedia), dort Kelly Trump auch mit Bild, Herr Schraven leider ohne Bild.

D. Brauner / 04.09.2024

So, getz musich auma wat sagen: Ich komm’ nämmich au ausen Ruhrpott un Bottrop war bei mir umme Ecke un datte da sofort ein auwen Kopp kriß, sofort wenne da hinkomms, dat stimmt ja getz so aunich ... - also früher jedenfalls nich -  Heute krißße wohl eher ma en Messer in Hals, aber nich von’n Bottroper! - Aber datse den bekloppten Straven nich ma anständich ein auwen Kopp kloppen, dat iss schon ganz schön überfällich. Aber da habbich ja getz gute Hoffnung dat Steini und Broder dat getz ma richtich anständich nachholen! Tu den ma von mich und den ganzen Ruhrpott au no ordentlich eine scheuern! Dat dumme Arschloch! Und die Alte von dem, die soll ihren dämlichen Kaffee alleine saufen! So, feddich!

Detlef Rogge / 04.09.2024

War mal etwa 1969 für eine Woche in Bottrop. Mit fünfzehn, als Roadie für unser riesiges schuleigenes Marionettentheater, das sich seinerzeit dort einem Wettbewerb stellte. Gespielt wurde Sartre: “Das Spiel ist aus”. In Erinnerung blieben mir unterschiedliche Grautöne, damals auch Fotos gemacht, klar in s/w. Muß ich mir nachher mal raussuchen.

D.Schilling / 04.09.2024

Damals,als alle Läden pünktlich um 18:30 die Rollläden runtergelassen haben,fiel einem Studenten ein,daß er ja noch was zum Frühstück einkaufen mußte.Er fragt also einen Passanten(zufällig ein Türke:” Hoemma,wie komm ich denn hier beim Aldi?” Verbessert ihn der Türke:” Zu Aldi!“Sagt der Student:” Boa,hammer schon halb sieben?”

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