Sollen die Bürger etwa vom Konsum abgehalten werden, indem man an einmal erworbene Produkte nur noch mit Tricks und Geheimwissen herankommt?
Wenn man früher in einem Feinkostgeschäft oder beim Metzger einen lose angebotenen Mayonnaisesalat kaufen wollte, wurde dieser in unterschiedlich große Plastikbehältnisse gefüllt und mit einem einfachen Deckel verschlossen. Manchmal sicherten gut ausgebildete Fachverkäuferinnen den Deckel noch mit einem Gummiband, steckten die ganze Packung in einen Plastikbeutel oder umwickelten sie mit Plastikfolie, um zu verhindern, dass sich das fragile Gebinde unterwegs versehentlich öffnet und sich der fettige Inhalt in die Einkaufstasche ergießt.
Dann ersannen Verpackungstechniker eine neue Generation stabilerer Feinkostbecher „mit Originalitätsverschluss“, bei denen der Deckel fest einrastet und nur zu öffnen ist, wenn man eine spezielle Lasche nach unten biegt oder abbricht. Eigentlich eine kluge Idee. Nur leider stand ich, als mir ein solcher Becher zum ersten Mal begegnete, wie der Ochs vorm Berg. Ich hatte schon einen Schraubenzieher aus dem Werkzeugkasten gekramt, um dem widerspenstigen Ding auf robuste Weise zu Leibe zu rücken, als ich nach längerem Herumgefummele mit lädierten Fingernägeln den Dreh herausfand.
„Originalitätsverschlüsse sind ein häufiges Merkmal von Arzneimittelflaschen und sollen dafür sorgen, dass der Inhalt der Flasche sicher und geschützt bleibt“, heißt es im Internet. „Das Öffnen eines manipulationssicheren Verschlusses kann ein kniffliger Vorgang sein, da der Verschluss so konzipiert ist, dass er sich nur schwer öffnen lässt, ohne dass ein Beweis dafür zurückbleibt, dass er geöffnet wurde.“ Ob ein Fleischsalat manipulationssicher sein muss, leuchtet mir nicht so recht ein – wobei dem Russen ja alles zuzutrauen ist. In jedem Fall ziehe ich die alten, einfacheren Becher vor, auch wenn ich mit schlechtem Ökogewissen darum bitten muss, sie zur Verhütung eines Malheurs in eine Plastiktüte zu stecken.
Völlig unkaputtbar, atombombensicher
Barrierefreiheit ist ein Fetisch der „inklusiven“ Gesellschaft. Längst bezieht sich der sperrige Begriff nicht mehr nur auf Behinderte, politisch korrekt „Menschen mit körperlichen Einschränkungen“, sondern auf alle Leute vom Kleinkind bis zum Greis, die im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder wo auch immer ein „selbstbestimmtes“ Leben führen sollen.
Eine spezielle Art von Barrierefreiheit steht gemeinhin nicht im Fokus der woken Öffentlichkeit: die Zugänglichkeit von Produkten. Verpackungen wurden deswegen ersonnen, um einen Inhalt beim Transport zu schützen oder haltbarer zu machen. Leider wird dabei das Prinzip der Barrierefreiheit oft schmählich missachtet, wenn Verpackungen nämlich so beschaffen sind, dass es kaum noch möglich ist, an ihren Inhalt heranzukommen, sofern man keine spezielle Schulung absolviert hat und nicht zur Anwendung roher Gewalt neigt.
Mit das Schlimmste, was mir bislang untergekommen ist, ist die Verpackung von Knopfbatterien. Völlig unkaputtbar, atombombensicher. Ich erinnere mich noch an die Zeit des im Juni vergangenen Jahres verstorbenen Bundesumweltministers Klaus Töpfer, eines redlichen Mannes, der den „grünen Punkt“ auf den Weg gebracht und sich vorgenommen hatte, die Menge an Verpackungsmüll zu reduzieren. Ein löbliches Ansinnen, das jedoch spätestens mit Aufkommen des Internethandels ins Gegenteil verkehrt wurde.
Damals kamen Verpackungen für Batterien, sogenannte Monozellen, aus Pappe und ohne Plastik auf den Markt, die ich ausgesprochen sympathisch fand und die überaus leicht zu öffnen waren. Man musste sie nur einreißen. Warum das nicht auch für Knopfbatterien geht, erklärt einem heute KI: sie müssten einzeln in „Doppelblisterverpackungen“ eingeschweißt werden, um Kurzschlüsse zu verhindern und zudem „kindersicher“ sein, also gegen unbeabsichtigtes Verschlucken gewappnet. Glücklicherweise findet man im Netz Anleitungen, wie man an die Knöpfe herankommt.
Die sogenannten Sicherungsringe unter den Verschlüssen von Getränkeflaschen
Aber auch filigranere Verpackungsgimmicks machen einem das Leben als Konsument nicht leichter. Zahnpastatuben und Tuben für Hautcremes und Kosmetika werden heute unter dem Schraubverschluss oft noch einmal mit kleinen Alu- oder Plastikhäutchen geschützt, wahrscheinlich ebenfalls vor allfälliger „Manipulation“. Die Deckelchen besitzen eine kleine Lasche, um sie besser abziehen zu können. Diese zu finden, ist ohne Lupe kaum möglich. Und wenn man sie gefunden hat, braucht man eine Pinzette, um zuzugreifen. Ich habs mal mit den Zähnen versucht, mit dem Ergebnis, dass ich anschließend wusste, wie meine Gesichtscreme schmeckt.
Ausgesprochen lästig sind enganliegende, dünne Plastikfolien, wie sie bei Büchern, CDs und DVDs zur Anwendung kommen. Diese Hüllen sind, anders als bei klassischem Cellophan, sehr widerstandsfähig und dehnbar, sodass man einen spitzen Gegenstand benötigt, um ihrer Herr zu werden. Einmal stocherte ich mit einem Brieföffner hilflos auf einer DVD herum, die leider in diesem Fall einmal nicht eingeschweißt war. Auch die sogenannten Sicherungsringe unter den Verschlüssen von Getränkeflaschen, die gewährleisten sollen, dass der Verkäufer im Getränkemarkt sich noch keinen Schluck aus ihnen gegönnt hat, sind zumindest unpraktisch. Manchmal reißen sie nicht vollständig ab und behindern einen beim Zudrehen.
Ursachenforschung: Ist es nur das Bestreben oder, besser gesagt, das Nanny-Gehabe der EU-Bürokraten, Produkte vor möglichen Manipulationen zu schützen, was einem den Konsum derselben verleidet? Oder sollen die Bürger im Rahmen des Green New Deal überhaupt vom Konsum abgehalten werden einfach als Folge der Tatsache, dass man an einmal erworbene Produkte nicht mehr so leicht herankommt. Auf jeden Fall sollte man sich möglichst rasch eine Handflex zulegen, mit der man so gut wie alles aufbekommt. Es sei denn, sie ist nicht so meisterhaft verpackt wie Knopfbatterien.
Georg Etscheit ist Autor und Journalist in München. Fast zehn Jahre arbeitete er für die Agentur dpa, schreibt seit 2000 aber lieber „frei“ über Umweltthemen sowie über Wirtschaft, Feinschmeckerei, Oper und klassische Musik. Er schreibt auch für www.aufgegessen.info, den von ihm mit gegründeten gastrosophischen Blog für freien Genuss, und auf Achgut.com eine kulinarische Kolumne.

Es gibt Werkzeuge. Schere, vierkant Schraubenzieher (Spitze, optimal), normaler Schraubenzieher, Hammer, Meisel? Und bist du nicht willig, gebrauch ich Gewalt!
Boykott!
Eine herrliche Sauerei ergibt auch der Versuch, eine jener flachen Dosen mit "Hering in Tomatensoße" gänzlich zu öffnen. Ab Hälfte des Deckels beginnt dieser zu aufzurollen und das allerletzte Stück "schnalzt" von der Dose.
Tisch und Bekleidung sind unweigerlich rot gesprenkelt.
Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen und mit der kleinen Kurbel ganz nach oben drehen. Dann erscheint auch schon ein Pfeil und da drücken Sie dann drauf…. Und schon… geht die Sache auf!
Wir brauchen die EU nicht, das wissen die meisten. Und da wir sie nicht brauchen, macht sie dauernd neue Regeln, damit sie dort was zu tun haben und wir denken, sie werden gebraucht. In Wirklichkeit kann viel Geld gespart werden, indem man den Apparat drastisch verkleinert und das Ganze reformiert oder erstmal abschafft und eine gute EWG macht, eine Handelsvereinigung.
Trinke gern Waldmeister- und Himberbrause eines regionalen Herstellers. Drehverschlüsse lassen sich nur mit Rohrpumpenzange öffnen, weswegen diese mittlerweile im Besteckkasten ihren festen Platz hat.
Ich sehe sie geradezu vor meinem geistigen Auge, die Brüsseler EU Schergen, wie sie in ihren wohltemperierten Büros sitzen und sich dabei versuchen zu überbieten, wie sie ihre Untertanen täglich neu schikanieren können. Was offensichtlich ihre einzige Aufgabe ist. Wer Grünen und Roten nahe steht, ist dabei klar im Vorteil, denn Grüne sind nur dann glücklich, wenn sie anderen etwas verbieten können, und Rote, wenn sie Freiheiten unterbinden können. Die unteren Chargen praktizieren ihr Geschäft anhand von Käsepackungen und Flaschendeckel, die höheren mit Pandemie und Klimak(r)ampf. Und die ganz oben arbeiten an der völligen Verarmung und zu verordnenden Kriegsbereitschaft.
@ Frau Else Schrammen, das Trennen des Schraubdeckels vom Ring an der Flasche ist nun wirklich keine Raketentechnik und bedingt auch kein 12-monatiges Ingenieurstudium, sondern einfach Sachverstand ! Stufe 1 : Flaschenöffnung mit Daumen abdecken und herzhaft den Deckel abreißen, den restlichen Steg mit einer scharfen Schere abschneiden. Fertig ! Eleganter wird das mit Stufe : Kunststoffring an der Flasche mit Wellenschliffmesser ankanten, dehnen und über das Gewinde ziehen...oder gleich durchschneiden. Frohes Gelingen !