Den hochstrebenden Titel Universität führen weltweit mehr als 24.000 Einrichtungen. Über 4.000 von ihnen entziehen sich der genaueren Wahrnehmung, weil einschlägige Signale – Publikationen, Konferenzen, Spezialfächer, Sammlungen und dergleichen – ausbleiben. Die genau 19.788 akzeptierten Hochschulen können keineswegs als besonders zahlreich gelten. Bei bald acht Milliarden Menschen gibt es im Durchschnitt nur eine auf 400.000 Einwohner. Gleichwohl sind für das „Center for World University Rankings“ (CWUR; United Arab Emirates) im Jahr 2021/2022 nur 2.000 für ein internationales Ranking tauglich.
CWUR ist noch großzügig im Vergleich mit „Times Higher Education“ (THE; London), das für 2021 nur 1.526 Universitäten einer genaueren Betrachtung für würdig befindet. Selbst dabei bilden die Plätze 1.001 bis 1.526 eine einzige Gruppe, in der nur noch alphabetisch unterschieden wird. Schon ab Rangplatz 201 werden Universitäten in Paketen präsentiert. Sie beginnen mit vier Fünfzigern (201 bis 400), wechseln dann zu zwei Hundertern (401 bis 600) und enden in zwei Zweihundertern (601 bis 1.000).
Nur für die besten 200 Universitäten kann man deshalb das Startjahr 2004 von THE – damals noch mit Hauptgewicht auf der Forschung – mit 2021 vergleichen. 2004 ist Deutschland siebzehnmal in der Spitze dabei. Im Jahr 2021 gelangen sogar zwanzig unter die THE-Top-200. Zusätzlich wird die Medizinerausbildung an der Berliner Charité auf Rang 75 verzeichnet. Das ist ein starkes Ergebnis. Es gibt kein zweites derart essenzielles Feld, auf dem Deutschland – mit lediglich einem guten Prozent der Weltbevölkerung – global besser dasteht. Knapp um den Faktor zehn ist es überrepräsentiert.
Bei CWRU schaffen es allerdings nur 13 deutsche Universitäten unter die besten 200. Dort wird mehr Gewicht auf die Forschungsleistung als etwa auf Studentenzufriedenheit oder Genderanteile gelegt. Global belegen diese dreizehn die Forschungsplätze 51, 57, 72, 77, 84, 116, 142, 149, 150, 153, 181, 192 und 193. Das ist – unter global fast 20.000 Einrichtungen – immer noch bemerkenswert. Obwohl das demografisch schwächere United Kingdom (19) in Europa führt, lässt man China (12) oder Japan (8) hinter sich. Gleichwohl gehört man nicht zu den fünfzig Besten, obwohl der 51. Platz der Universität München das Verfehlen der Erstklassigkeit abmildert.
Deutschland unter Maschinenbau-Exporteuren immer noch Nummer Eins
Eindeutig dominieren das Feld die Angelsachsen mit 36 von fünfzig (USA 26; UK 5; CDN 3; AUS 2). Ostasien folgt mit sieben (China 5; Japan 1; Singapur 1). Die verbleibenden sieben entfallen alle auf Europa (F 3; NL 2; B 1; CH 1).
Dass Lateinamerika, Afrika sowie West- und Südasien fehlen, bestätigt einmal mehr, dass diese Territorien mit 80 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren in der globalen Konkurrenz chancenlos bleiben. Von den CRWU-Universitäten haben sie – meist auf hinteren Rängen – nur 370 (18,5 Prozent). Auswanderung der Besten und Gewalt unter den Zurückbleibenden wird ihre Zukunft noch viel stärker prägen als die Gegenwart.
Überraschen muss, dass Ostasiaten, die weltweit bei PISA (seit 2000) und TIMSS (seit 1995) immer mit Abstand die besten Schüler stellen, lediglich siebenmal unter die fünfzig besten Forschungsuniversitäten gelangen. Schließlich zeigen andere Indikatoren, dass sie gerade in hoch komplexen Feldern weltweit längst führen. Mit Daten von 1994 bis 2020 gibt es einen besonders langen Vergleichszeitraum für die streng gesiebten PCT-Patentanameldungen. 1994 erreichen die drei stärksten westlichen Nationen (USA, D, UK) rund 24.000 Anmeldungen, währen sich die drei führenden Ostasiaten (Japan, Südkorea, China) mit knapp 2.600 bescheiden. Bis 2020 steigen die Westler (USA, D, F) auf knapp 86.000, während die Ostasiaten (China, Japan, Südkorea) auf über 130.000 regelrecht explodieren. Aus einem 1:9 Rückstand steuern sie auf einen 2:1 Vorsprung.
Klammert man die Universitäten bei PCT-Patenten aus und betrachtet allein Unternehmen, so kommen von den zwanzig erfolgreichsten aus den USA drei (Plätze 5, 11 und 12), aus Deutschland zwei (13: Bosch; 18: Siemens) und dazu mit Ericsson auf Platz 6 eine aus Schweden. Hingegen glänzt die Wirtschaft in Japan mit sechs (3, 9, 10, 15, 19, 20), in China mit fünf (1, 7, 8, 16, 17) und in Südkorea mit drei Firmen (2, 4, 14). Die Vollbringer dieser Leistungen müssen irgendwo studiert haben. Gleichwohl erscheint bei CRWU etwa Südkoreas beste Forschungsuniversität erst auf Platz 58.
Wer Patente für überschätzt hält, mag sich den Volumina in der Produktion zuwenden. Ihre Königsbranche ist der Maschinenbau. Deutschland ist unter den Exporteuren dieser anspruchsvollen Geräte immer noch die Nummer eins, obwohl sein Weltanteil zwischen 2008 und 2018 von 19 auf 16 Prozent fällt. China mit dem Dreifachen des deutschen Umsatzes liegt bei den Ausfuhren noch auf Platz zwei.
Genauere Auskunft für das wahre Können
Aufschlussreich ist, dass bei der Herstellung von Maschinen zwar alle sechs führenden Nationen zwischen 2014 und 2019 wachsen, dabei aber ganz unterschiedliche Geschwindigkeiten vorlegen. Die drei besten westlichen erreichen 113% (USA), 114% (Italien) und 116% (Deutschland) der Leistung von 2014. Hingegen sind es 124% in Südkorea, 133% in China und sogar 136% in Japan. Ist Japan seit 1991 nicht durch zwanzig oder gar dreißig verlorene Jahre in die Knie gegangen und überdies heilloser Vergreisung anheimgefallen? Mit 47,3 Jahren hält das Land in der Tat den Weltrekord beim Durchschnittalter. Dennoch sind unter den sechs Top-Roboterfirmen des Jahres 2021 fünf japanisch (Mitsubishi, Fanuc, Yaskawa, Epson und Kawasaki). Nur die 2016 durch den Verkauf nach China gerettete KUKA (Augsburg) ist auf Platz vier dabei.
Tokio folgt einer simplen Strategie: Wer unheilbar alt ist, muss sich auf Branchen verlegen, in denen die jüngeren Nationen nicht mithalten können, weil es ihnen an natürlicher Intelligenz für die Erstellung ihrer künstlichen Varianten mangelt. Nur mit ihnen gibt es noch Innovationen im Maschinenbau. Wer die Chips selber herstellt und 75 Prozent der Mathe-Asse für deep learning beherbergt, hat das Morgen. Verstand schlägt Geld und Jugend. Das spiegelt sich unzureichend in den Forschungsrängen, weil nur den Besten die teure Übersetzung von Fachtexten ins Englische für das Erscheinen auf dem Radar von CRWU oder THE bezahlt wird. Im Westen hingegen publizieren auch die lediglich Guten auf Englisch.
Genauere Auskunft für das wahre Können liefern deshalb nicht universitäre Großorganisationen, sondern Spezialfelder, auf denen von vornherein das Englische Lern- und Arbeitssprache ist. Ganz oben steht dabei künstliche Intelligenz (KI). Bei Publikationen mit Peer-Review liegt Ostasien im Jahr 2020 mit 26,7 Prozent Weltanteil (China allein 18%) deutlich vor Nordamerika (14%) und Europa (13,3%). https://aiindex.stanford.edu/wp-content/uploads/2021/03/2021-AI-Index-Report-_Chapter-1.pdf; figure 1.1.9">Beim Zitieren durch andere führt China mit 20,7 Prozent. Es erreicht damit erstmals die Weltspitze vor den USA (19,8%) und der EU (11,0%).
Da Amerika überhaupt nur noch im Rennen ist, weil 64,3 Prozent seiner KI-Doktoranden aus dem Ausland stammen, liefert es zugleich das Gegenrezept zu Japan und seinen kognitiven Mitstreitern: Wer unheilbar auf dem zweiten Platz liegt, kann nur durch Abwerbung von Ostasiaten weiter mithalten. Als die Vereinigten Staaten 2019 bei der 60th International Mathematical Olympiadmit China gleichziehen, stehen fünf American Chinese in ihrem Sechser-Team.