Und was tut Europa? Es redet viel

Europa ist eine Wertegemeinschaft. Europa steht für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit. Europa ist wirtschaftlich stark, hält seine Verträge ein. Wir Europäer können stolz sein auf das, was wir gemeinsam geschaffen haben. 

Dazu folgende Richtigstellung:

Der weißrussische Diktator Lukaschenko hat einen Passagierjet von Ryanair vom Himmel holen lassen – um Roman Protassewitsch einzufangen. Dessen Schuld: Er ist Lukaschenko, einem Lispler mit Bart, um die eigene Hasenscharte zu camouflieren, auf den Geist gegangen. Hunderttausende haben gegen den Gewaltmenschen und Wahlfälscher Lukaschenko wochenlang protestiert, vor aller Welt, und ihn leider nicht aus dem Amt gejagt. Ergebnis: Er rächt sich. Tausende sitzen in seinen Kerkern, sofern sie noch sitzen können. 

Das darf man unterstellen, weil Lukaschenko sich nicht scheut, den erkennbar verprügelten Protassewitsch öffentlich vorzuführen. Der musste sich, nach dem Muster der Moskauer Schauprozesse von 1936 bis 1938, selbst bezichtigen. Lukaschenko hat viel von Stalin gelernt. 

Womit wir bei der Rolle Europas wären. Müsste es nicht seine Pflicht sein, Protassewitsch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln freizubekommen? Was heißt alle Mittel? Alles außer Schießen. Keine Exporte, keine Importe. Einfrieren sämtlicher Guthaben, Abzug aller Botschafter, Grenzen dicht. Solange, bis Lukaschenko Protassewitsch freilässt oder aufgibt. 

Europa aber redet viel, ist empört, tut leider wenig. In der Zwischenzeit wird Protassewitsch vermutlich jeden Tag weiter verprügelt. Jeder Schlag in sein Gesicht ist ein Schlag ins Gesicht Europas. Das Gesicht Europas aber ist Frau von der Leyen. Was die tut, weiß ich nicht. Hoffentlich stimmt wenigstens die Sitzordnung. 

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag.

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Leserpost

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Werner Liebisch / 20.06.2021

Assange, Snowden…  Flugzeuge wurden auch von westlichen Staaten zu Notlandungen gezwungen, auch von der Ukraine. Schluss mit der Heuchlerei.

T. Weidner / 20.06.2021

Wer das Messen mit zweierlei Maß betreibt - hat sich selbst in jeder Hinsicht disqualifiziert… ___ Bevor Tiedje also nach Weißrussland schaut - soll er nach USA und EU schauen… Wer selbst mit schlechtem Beispiel voran geht, hat kein Recht, andere zu kritisieren - USA und EU sollen sich erstmal selbst an die eigene Nase fassen…

J.G.R. Benthien / 20.06.2021

Sie müssen in einem anderen Europa leben als ich: Als die grösste Verbrecherin aller Zeiten 2006 verkündete, dass die Deutschen »wahrlich kein Recht auf Demokratie und soziale Marktwirtschaft auf alle Ewigkeit haben«, wo haben Sie Ihre Stimme erhoben? Als sie 2015 die Grenzen angeblich nicht schliessen konnte, um illegale Einwanderung zu unterbinden, wohl aber 2020 für die Deutschen — wo war da Ihre Stimme? Als Julien Assange vor 2 Jahren in ein Hochsicherheitsgefängnis in England gesteckt wurde, wo haben Sie Ihre Stimme erhoben? Als Edward Snowden 2013 verfolgt wurde und Deutschland ihm Asyl verweigerte, wo war da Ihre Stimme? Als die Wahl von Kemmerich in Thüringen rückgängig gemacht wurde, wo haben Sie damals Ihre Stimme erhoben? Als nach der Europawahl von der Leyen statt des gewählten Kandidaten undemokratisch eingesetzt wurde, wo war da Ihre mahnende Stimme? Als vor ein paar Monaten das BVerfG der »Klimaneutralität Verfassungsrang« zusprach, wo waren Sie da? Wo ist Ihre Stimme gegen die Zwangsgebühren für die ÖRR? Und jetzt wollen Sie sich in Angelegenheiten eines souveränen Staates einmischen?

Peter Zinga / 20.06.2021

O.K.! Und jetz schreiben Sie was über Assanger ...

Hein Bollo / 20.06.2021

Tiedjes Meinung sei ihm gegönnt.  Es gibt aber auch eine andere Sicht der Dinge. Möge der geneigte Leser beim anti-spiegel vorbeischauen und sich selbst ein Urteil bilden. Besonders, was Röper über das arme “Opfer” ausgegraben hat, ist schon interessant.

Volker Kleinophorst / 20.06.2021

Diese gekauften “Oppositionellen” gehen mir am Poppes vorbei. Was ist mit der GEZ-Geisel Thiel? Und: Ist hier nicht auch jegliche Regierungskritik Volksverhetzung? Aber natürlich zu Ungarn, Tschechien, Steinmeier in Dänemark oder eben Weißrussland die undemkratische Klappe aufreißen. Und zu dem armen Protassewitsch: “Im Jahr 2017 bekam Protassewitsch ein Journalisten-Stipendium einer tschechischen Nichtregierungsorganisation. Im selben Jahr war er auch für den US-Staatsender Radio Liberty tätig. Im April 2018 unternahm Protassewitsch eine Reise nach Washington, D.C. und besuchte das US-Außenministerium, wovon er berichtete, dass er während dieser Reise viele wichtige Treffen gehabt hätte. Seitdem wechselte er zum USAID-finanzierten Euroradio, wo er bis Ende 2019 arbeitete. Im Dezember 2019 emigrierte er schließlich nach Polen, wo er politisches Asyl beantragte. In Polen war der Aktivist seit Februar 2020 beim Projekt NEXTA bis zur Trennung von seinem Gründer Stepan Putilo Ende September tätig. Danach zog Protassewitsch nach Litauen, wo er mit dem Stab der Ex-Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja kooperierte. Kurz vor seiner Verhaftung berichtete der Aktivist, dass er bald ein neues “cooles” Projekt starten werde.” (Ja ist RT, kann man aber auch gegen checken. Denn leider recherchieren auch die besser als unsere Staatsmedien.”)

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