Thilo Spahl, Gastautor / 16.04.2021 / 15:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Und plötzlich steigt der Meeresspiegel noch langsamer

Die Schmelzgeschwindigkeit des antarktischen Eisschildes wird hauptsächlich durch den Anstieg der Ozeantemperaturen um die Antarktis herum gesteuert. Mit einer neuen, höher aufgelösten Klimamodell-Simulation (hier sehr anschaulich im Video) fanden Wissenschaftler der Universität Utrecht einen viel langsameren Anstieg der Ozeantemperatur im Vergleich zu den bisherigen Simulationen heraus. Infolgedessen ist der prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels in 100 Jahren um etwa 25 Prozent geringer als in den aktuellen Simulationen erwartet. Diese Ergebnisse wurden jüngst in der Zeitschrift Science Advances veröffentlicht.

Die Schätzungen für den zukünftigen Meeresspiegelanstieg basieren auf einem großen Ensemble von Klimamodell-Simulationen. Die Ergebnisse dieser Simulationen helfen, den zukünftigen Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Meeresspiegel zu verstehen. Klimaforscher arbeiten kontinuierlich daran, diese Modelle zu verbessern. Das neue hochauflösende Modell berücksichtigt Ozeanwirbelprozesse, die zum Transport von Wärme und Salz beitragen. Die Einbeziehung von Ozeanwirbeln in die Simulation führt zu einer realistischeren Darstellung der die Antarktis umgebenden Ozeantemperaturen, was für die Bestimmung des Massenverlustes des antarktischen Eisschildes entscheidend ist.

Die aktuellen Klimamodell-Simulationen, die keine Ozeanwirbel berücksichtigen, gehen davon aus, dass die Ozeantemperaturen um die Antarktis durch den Klimawandel steigen. Die neue hochauflösende Simulation zeigt ein ganz anderes Verhalten und einige Regionen in der Nähe der Antarktis kühlen sich sogar ab. So ergibt sich ein geringerer Massenverlust: nur ein Drittel im Vergleich zu aktuellen Klimamodellen. Das reduziert den prognostizierten globalen Meeresspiegelanstieg um 25 Prozent in den kommenden 100 Jahren.

Meeresspiegelanstieg alles andere als eine Katastrophe

Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass die Wissenschaft sich weiter entwickelt und oft auch zu Ergebnissen kommt, die die allgemeine Panikstimmung keineswegs unterstützen. Sie bekräftigen damit eine Tatsache, die schon heute bekannt ist, dass nämlich der Meeresspiegelanstieg alles andere als eine Katastrophe ist. Er ist nicht dramatisch und gut beherrschbar.

Statt acht Meter steigt das Wasser also nur sechs Meter.

Nein, das war ein Scherz. Während der globale Meeresspiegel seit 1900 um etwa 19 Zentimeter gestiegen ist, schätzt der IPCC bisher, dass der Meeresspiegel bis 2100 in seinem mittleren Szenario um 66 Zentimeter (und in seinem extrem unwahrscheinlichen Maximalszenario um 83 Zentimeter) steigen wird. Nach den neuen Erkenntnissen könnten wir demnach wohl sogar unter einem halben Meter bleiben.

Wie Björn Lomborg in einer im Juli letzten Jahres erschienenen Arbeit beschreibt, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass wir mit einem solchen Anstieg nicht relativ leicht zurechtkommen werden. Wir werden Deiche bauen beziehungsweise erhöhen und andere Schutzmaßnahmen durchführen. Durch geeignete Anpassungsmaßnahmen reduzieren sich die durch Überflutungen verursachten Kosten im Worst-Case-Szenario für das Jahr 2100 von hypothetischen 5,3 Prozent des BIP auf vernachlässigbare 0,008 Prozent (siehe hier).

Ein Blick in unser Nachbarland lehrt uns, dass man mit einem steigenden Meeresspiegel relativ unkompliziert zurechtkommen kann. Mehr als ein Viertel der Niederlande liegt schon heute unter dem Meeresspiegel. Und zwar nicht nur ein paar Zentimeter, sondern bis zu sieben Meter. Offenbar hat man die Sache ganz gut im Griff. Das Meer ist nach wie vor eine Bedrohung. Aber wir können zuversichtlich sein, dass die Holländer angesichts eines weiteren Anstiegs um derzeit durchschnittlich 3,3 Zentimeter pro Jahrzehnt auch in Zukunft nicht kapitulieren und ihr Land dem Meer überlassen werden.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Novo-Argumente.

 

Mehr darüber, warum der Klimawandel keine Katastrophe ist und mit welchen Maßnahmen wir ihn beherrschen können, lesen Sie in dem von Thilo Spahl herausgegebenen Sammelband „Schluss mit der Klimakrise: Problemlösung statt Katastrophenbeschwörung“.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Willy Kronberg / 16.04.2021

Mein Programm arbeitet vom Ende her !  Endergebniss eingeben…   und schon sucht es sich die dazu passenden Parameter zusammen !  Einfach , aber genial !

Peter Krämer / 16.04.2021

Diese Meldung wird mit Sicherheit nicht in den ÖRR-Medien auftauchen. Könnte ja den einen oder anderen Bürger verwirren, er hat ein Recht, davor geschützt zu werden.

Jakob Mendel / 16.04.2021

@Udo Kemmerling: Sie mißverstehen das. Bis der Meeresspiegel ansteigt, wird das BIP so weit gesunken sein, daß wir die 5,3 % spielend erreichen.

Klaus Biskaborn / 16.04.2021

Um Gottes Willen,  welch eine Verschwörungstheorie. Da werden aber die Grünen und ihre willigen Helfer in Politik und Wissenschaft, die Wirtschaft nicht vergessen, schnellstens eingreifen und das Gegenteil von auserkorenen Wissenschaftlern darstellen lassen. Schließlich steuern wir auf eine Klimakatastrophe zu und die bedarf vielfältiger Maßnahmen. Nachdem Corona-Lockdown geht es nahtlos zum Klimalockdown über, dieses ( Geschäfts-) Modell wird man sich doch nicht durch solche wie hier dargestellten ( un-) wissenschaftlichen Aussagen kaputt machen lassen. Wir sind in Deutschland, da wird kein Widerspruch geduldet.

Thomas Brox / 16.04.2021

Ich bin kein Gegner numerischer Simulationen von Klimamodellen. Aber man muss sich im klaren sein, dass es um Modelle von komplexen physikalischen Wechselwirkungen zwischen vielen Zustandsgrößen geht. Die Physik kennt Stand heute vermutlich noch nicht alle relevanten Zustandsgrößen (siehe Artikel, die Wirbel erweisen sich als wichtig), und erst recht nicht deren (hinreichend) genaue Wechselwirkungen. Ich vermute mal, dass einige Wechselwirkungen als linear angenommen werden, und die Parameter durch den Abgleich von Programmläufen mit der Realität gefittet werden. Selbst scheinbar kleine Vernachlässigungen können bei der Simulation des langfristiger Trends zu schweren Fehlern führen - das ist ein bekanntes Phänomen komplexer Systeme. Hier geht es - unter anderem - um die Hydrodynamik der Weltmeere und der Atmosphäre. Das ist mindestens eine Größenordnung schwieriger als die Strömung um einen Flügel oder in einem Kühlkreislauf zu berechnen. ++ Bevor man aufgrund von solchen Simulationen ganze Volkswirtschaften an die Wand fährt, sollte man noch einige Jahre im stillen Kämmerlein forschen. Um die Physik mathematisch in Klimamodellen abzubilden, ist eine enormes Können über viele physikalische Theorien hinweg erforderlich. Ich habe übrigens starke Zweifel, dass Deutschland hierfür noch die nötige Kompetenz besitzt (siehe Energiewende).

Volkmar du Puits / 16.04.2021

@Udo Kemmerling: You made my day!

Daniel Oehler / 16.04.2021

Die Natur richtet sich nicht nach den dubiosen Endzeit-Visionen grüner Apokalyptiker. Ich halte es für einen Ausdruck (über-)menschliche Hybris, zu glauben, der Mensch könne und müsse das Klima retten. Wenn Frau Merkel versucht, das Klima zu retten, ist freilich das Schlimmste zu befürchten. So wie sie die Banken, die Griechen und den Euro “gerettet” hat. Mehr CO2 wäre gut für ein besseres Wachstum der Pflanzen, mit denen nicht nur Veggies und Veganer, sondern auch die sich in den kommenden Jahrzehnten verdoppelnde Bevölkerung Afrikas ernährt werden müssen, vom vegetarischen Fressen für mein Essen ganz zu schweigen. Der bescheidene Anstieg des Meeresspiegels verblasst gegenüber dem Anstieg der Erregung in Medien und Politik.

Harld Unger / 16.04.2021

Der Klimawandel ist spürbar. In der guten alten Zeit hatte ich die Regel, ab 20° vom Waldlauf auf die Radmaschine umzusteigen. Welch ein Luxus das war. In den vergangenen Jahren musste ich auf 10° umstellen, da man sonst kaum auf Kilometer kam. Jetzt stand die nächste Hürde an, ein Tabu zu brechen. Nämlich erstmals mit langen Hosen bei unter 10° rauszufahren. - - - Um die Jahreszeit beginnt daher meine Betzeit. Jeden verdammten Tag bete ich um wenigstens seltene 20° im Mai, Juni, Juli und August. Es gibt dann im August, mit viel Glück, eine kurze Hochsommerphase, die aber im Gegensatz zum wochenlangen Hochsommer früher, kaum länger als zwei Wochen währt. Wir haben seit etlichen Jahren nur noch kalte Sommer, zumindest wo ich fahre, am Niederrhein, Bergisches Land und Eifel.

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