Guterres-Besuch: Nach dem Notstand ist vor dem Notstand

Es war so furchtbar leicht vorhersehbar. Nur naive Zeitgenossen können geglaubt haben, dass der seit einem dreiviertel Jahr in weiten Teilen der Welt geltende Ausnahmezustand irgendwann beendet sein würde. Wenn Herrschende sich mehr Macht gesichert haben, geben sie diese freiwillig nicht mehr her. Macht macht gierig. Das ist in Corona-Zeiten nicht anders als in jeder anderen Epoche der menschlichen Geschichte. Früher bedurfte es allerdings der Kriegsführung mit Armeen und Waffen, um Herrschaftsansprüche durchzusetzen. Heute erledigen dies supranationale Organisationen, die einst als völkerverbindende Institutionen gegründet wurden, längst aber der globalen Durchsetzung kollektivistischer Ideologien sowie der Etablierung favorisierter Industrien dienen.

Sie haben sich zu schlagkräftigen Formationen entwickelt, deren Waffen so vernichtend sind wie Panzer und Kanonen. Ob Weltgesundheitsorganisation, Vereinte Nationen, Weltklimarat oder all die anderen Satelliten, die angeblich zum Wohl der Weltgemeinschaft um die immer gebrechlicher erscheinenden Demokratien kreisen – das Leben der Menschen wird kaum noch dort bestimmt, wo sie zuhause sind.

Uniformes Handeln ist das Gebot der Zeit, weil angeblich nur so den vielen Bedrohungen für das menschliche Leben entgegengewirkt werden kann, deren inflationäres Auftauchen ausgesprochen beachtlich ist. Dabei haben sich in der Vergangenheit viele der Weissagungen der selbsternannten Weltverbesserer nicht bewahrheitet, sind vorhergesagte Horrorszenarien ausgeblieben und müssen prognostizierte Weltuntergänge immer wieder verschoben werden. Dennoch glauben ihnen die Menschen.

Neue weitreichende Grundrechtseingriffe

Nun hat UN-Generalsekretär Guterres die Katze aus dem Sack gelassen: Auch nach Corona denkt niemand im herrschenden Olymp daran, die Zügel noch einmal locker zu lassen. Anlässlich eines virtuellen Klimagipfels in London forderte der Portugiese, der einst als Präsident der Sozialistischen Internationalen fungierte und später als UN-Hochkommissar die Flüchtlingsströme organisierte, die Staats- und Regierungschefs aller Länder der Welt mögen umgehend den „Klimanotstand“ ausrufen.

Was als symbolische Geste bereits in vielen Städten und Regionen passiert ist, soll auf diese Weise institutionalisiert werden, um per gesetzlicher Verankerung neue weitreichende Grundrechtseingriffe dauerhaft zu legalisieren. Während wir bereits einen erheblichen Teil unserer verfassungsmäßigen Rechte aus „Gesundheitsgründen“ abgegeben haben, wird also bald der Nachschlag zur „Rettung“ des Klimas folgen. Realisten dürfte bewusst sein, dass die Notstandsgesetze, mit denen inzwischen regiert wird, von Dauer sein werden. Gesetze, die einmal da sind, nimmt niemand mehr zurück.

Das Damoklesschwert einer vermuteten Pandemiegefahr wird auch nach Corona über der Demokratie schweben. Schon die nächste Grippewelle, vielleicht aber auch nur der Masernausbruch in den Kitas einer Region, könnte die gesetzlichen Mechanismen erneut in Gang setzen. Guterres will dies auch für den sogenannten Klimaschutz erzwingen. Und er hat durchaus gute Karten. Der Notstand soll so lange verhängt werden, „bis Klimaneutralität erreicht ist“. Dass dieser Begriff so unwissenschaftlich ist wie all die anderen Messzahlen, Statistikmodelle und Entscheidungsparameter, die der Klima-, Umwelt- oder Corona-Politik zugrundeliegen, wird inzwischen kaum mehr wahrgenommen.

Unübersehbare Kollateralschäden 

Kern des dramatischen Appells des UN-Generalsekretärs ist der Ruf nach der Vermeidung jeglicher „zusätzlicher Treibhausgase“. Die plumpe populistische Forderung ist gefährlich, weil sie nicht nur auf einem fehlenden Grundverständnis des hochkomplexen Klimasystems beruht, sondern vor allem einen Aktionismus propagiert, der – ähnlich, wie wir es bei den Corona-Maßnahmen erleben – zu unübersehbaren Kollateralschäden führen wird.

Die Entwicklungs- und Schwellenländer würden um Generationen zurückgeworfen, wollte man ihnen die Klimaideologie der westlichen Welt aufzwingen. Schon heute konstatieren Experten ernüchtert, dass die Errungenschaften vieler Länder der „Dritten Welt“ – Erfolge im Gesundheitswesen, die Reduzierung der Sterblichkeit sowie der Sprung aus der totalen Armut – in weniger als einem Jahr Corona zunichte gemacht worden sind. Noch weit mehr Ungemach droht den Ärmsten der Armen, sollte das rigide UN-Klimaregime global verordnet werden.

Daran ändern auch die von Merkel eilig zugesagten 500 Millionen Euro an weiteren „Klimageldern“ nichts. Milliarden von Menschen haben völlig andere Probleme als die Elfenbeinturmbewohner der westlichen Politik. Und ein „Klimanotstand“ ist ohnehin weit und breit nicht zu sehen. Allenfalls ein Klimawandel, dem wir uns anzupassen haben, wollen wir unser Dasein auch künftig aktiv gestalten. In entwaffnender Offenheit hat einer ausgesprochen, was tatsächlich hinter dem UN-Vorstoß steckt: Der britische Premierminister Johnson versprach Millionen „grüner“ Arbeitsplätze. Es geht um die Etablierung neuer Geschäftsmodelle. Und wie bei Corona soll ein verordneter „Notstand“ die rasche Verwirklichung gegen alle bisherigen Widerstände möglich machen. Welch durchschaubares Spiel.

Dieser Beitrag erschien auf Ramin Peymanis „Liberale Warte".

Foto: U.S. Mission/Eric Bridiers via Wikimedia Commons

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Leserpost

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B. Klevers / 18.12.2020

Als ich die Zitate der Rede hörte war ich fassungslos. Es war eigentlich nur ein einziges: haben wollen, umverteilen, der Impfstoff muss den Armen genauso oder besser ausschließlich. zugute kommen. Dass vielleicht die exponentielle Zunahme menschlicher Biomasse eines der größten Probleme sein könnte, trotz der seit 1970 möglichen Geburtenplanung, aber nein doch, kein Gedanke. Hier werden mit gigantischem Aufwand die ganzen Pillen entwickelt die die Massenvermehrung der angeblich Armen ermöglichen und anfeuern.  Was passiert in Afrika, wo man eine komplette Infrastruktur samt Schulen und Krankenhäusern Universitäten, Straßen, Eisenbahnen und Kraftwerken von den Weißen übernehmen konnte? Nichts, denn man war zu blöd etwas damit anzufangen und hat das Erbe lieber in Kalschnikows eingetauscht. Auch heute noch werden Schulen Krankenhäuser, sogar die Hacken für’s Feld und Fahrräder von den Industrieländern gebaut. Seit 60 Jahren Abstieg der Kulturtechniken und Fortschritte im Kopfabschneiden. Hey, könntet ihr vielleicht mal einen Impfstoff selber entwickeln? Habt ihr noch nicht gemerkt dass wir langsam aussterben? Denkt mal drüber nach wer euch dann versorgt!

Stephan Bujnoch / 18.12.2020

Die größte langfristige Bedrohung unseres Lebens in Sicherheit heißt “EU” und residiert in Brüssel. Die UN ist noch ein Ticken schlimmer. Und innerhalb dieser zeigt Guterres seit Jahrzehnten, daß nichts wissen, dumm daherreden in der Politik fürstlich belohnt wird. Der Mann ist die geistige Dekadenz auf zwei Beinen. Er gehört zu der Gruppe Gutmenschen, die ein so dickes Fell haben, daß sie ohne Rückgrat zu haben trotzdem aufrecht stehen können!

Stefan Riedel / 18.12.2020

...” Jenseits der Pandemie nannte Guterres den Klimawandel als „größte langfristige Bedrohung für unsere Sicherheit…”. Die größte kurz,-mittel-, langfristige Bedrohung für unsere Sicherheit sind die UN, EU und natürlich in D die regierende Merkelpolitmafia!

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