Henryk M. Broder / 12.08.2008 / 01:55 / / Seite ausdrucken

Ulla Jelpke - die Torheit unseres Jahrhunderts

In keiner anderen etablierten Partei gibt es so viele schräge Vögel wie in der LINKEN, deren Mitglieder den Spagat fertigbringen, gegen das System zu sein und dabei von ihm zu profitieren. Sahra Wagenknecht treibt es mit Hummer und Sichel gleichzeitig (http://www.stern.de/politik/panorama/:Sahra-Wagenknecht-Kommunistin-Fotos-Hummer-Essen/605400.html), Oscar Lafontaine predigt Luxus für alle und Ulla Jelpke ist die Torheit unseres jahrhunderts. Zum 122. Geburtstag von Ernst Thälmann hielt sie eine grandiose Rede, in der sie den “Antifaschisten” würdigte, der “vom Sohn seiner Klasse zum Führer seiner Klasse wurde”.

Als ob diese politisch korrekte Variante der Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär noch nicht eindrucksvoll genug wäre, schlug Ulla Jelpke einen weiten Bogen von Thälmann über das bessere Deutschland (”... die Sowjetunion half den Arbeiterinnen und Arbeitern zumindest in einem Teil Deutschlands, auch den Verantwortlichen für die Machtübernahme des Faschismus, den Monopolkapitalisten und Junkern, das Genick zu brechen und so zumindest vorübergehend die Wurzeln für ein anderes, nichtkapitalistisches Deutschland zu legen”), die Verbrechen der Bundeswehr (“Im Namen der Terrorbekämpfung überzieht die Bundeswehr heute Afghanistan mit Terror. Im Namen der geknechteten afghanischen Frauen liefern Bundeswehrtornados den Bombern der USA die Ziele –auch zivile Dörfer oder Hochzeitsgesellschaften”), um schließlich mit einer verbalen Arschbombe bei Thomas Mann zu landen: “Zu Recht nannte Thomas Mann des Antikommunismus die Grundtorheit des Jahrhunderts – des 20.Jahrhunderts wohlgemerkt. Leider ist diese Grundtorheit heute alles andere als tot.”  Und auch Ulla jelpke ist alive and kicking, während sich Thomas Mann vor Schmerzen im Grabe krümmt. http://www.ulla-jelpke.de/news_detail.php?newsid=833

Das hochaktuelle Mann-Zitat hat es Ulla Jelpke dermaßen angetan, dass sie es bald darauf in abgewandelter Form wieder einsetzte. „Der Antiislamismus ist auf dem besten Wege – um ein geflügeltes Wort Thomas Manns über den Antikommunismus im 20.Jahrhundert zu benutzen – zur Grundtorheit unseres Jahrhunderts zu werden.“ Das soll ein Berliner Rechtsanwalt namens Eberhard Schulz gesagt haben, wie Jelpke ein großer Thomas-Mann-Kenner. Von Jelpke selbst stammt dagegen die folgende Erkenntnis:

“Die immer rabiatere Islamhetze ist die Kehrseite der imperialen Kreuzzüge des Westens gegen Staaten des Nahen und Mittleren Ostens – von Afghanistan und dem Irak über Palästina bis womöglich bald zum Iran. Gleichzeitig kaschiert der Islamhass den Abbau demokratischer Grundrechte in Deutschland durch immer neue ‘Sicherheitsgesetze’.“ http://www.ulla-jelpke.de/news_detail.php?newsid=943

Und zwischen der rabiaten Islamhetze auf der einen und den imperialen Kreuzzügen auf der anderen Seite zeigt die Abgeordnete Jelpke ihre eigene Kehrseite: die einer sensiblen Literaturkennerin, die mit einem Zitat auf den schmalen Lippen von Afghanistan über den Irak und Palästina bis zum Iran eilt, um für die Sünden des Antiislamismus Abbitte zu leisten.

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