Bisher hat sich der Streit zwischen Moskau und Kiew meist am Gas entzündet, nun geht es um Kohlelieferungen, die Russland eingestellt hat, meldet derstandard.at. Begründet werde dies mit Eigenbedarf. Dass in der laufenden Woche die ersten Nachtfröste erwartet werden, dürfte die akute Energiekrise, in der das Land stecke, noch verschärfen. Schon jetzt sei die Ukraine gezwungen, Strom aus Weißrussland zu importieren. Die erste Lieferung sei am 1. November erfolgt, damals noch mit dem Hinweis Reservelieferung versehen. Der Preis habe laut dem Rada-Abgeordneten Maxim Uschanski aus der Präsidialfraktion "Diener des Volkes" dementsprechend beim Dreifachen des Normalpreises gelegen. Der Strom stamme dabei vor allem aus einem mit russischer Hilfe erbauten Atomkraftwerk, der seit einem Jahr in Betrieb sei.
Hervorgerufen habe die Situation ein neuer Energiestreit zwischen Russland und der Ukraine. Seit dem 1. November habe Russland die Lieferung von Anthrazitkohle, die zur Befeuerung der ukrainischen Heizkraftwerke nötig sei, eingestellt. "Die Entscheidung hängt mit der wachsenden Nachfrage nach Energiekohle zusammen", im Winter sei es nötig, zunächst den Eigenbedarf zu decken, habe das russische Energieministerium den Schritt begründet. Ungeachtet der Auseinandersetzungen zwischen Moskau und Kiew sei Russland bis heute der wichtigste Kohlelieferant für die Ukraine. Bis November seien etwa 68 Prozent der in die Ukraine importierten Kohle aus Russland gekommen. Daneben habe die Ukraine noch Kohle aus Kasachstan und – inoffiziell – aus den Separatistengebieten im Donbass bekommen, wo seit Jahrzehnten die Kohle für die ukrainische Industrie sowie für die Deckung des Strom- und Wärmebedarfs im Land gefördert werde.
Kiew könne die russische Kohle nicht einfach gegen andere Kohle austauschen, da die ukrainischen Kraftwerke auf die russischen Kohlenarten geeicht seien. Die Kohlekraftwerke stünden daher teilweise still. Die ukrainischen Atomkraftwerke hingegen würden nach Angaben aus der Regierung bereits jetzt schon "am Anschlag" arbeiten. Alternative Energieträger würden trotz umfangreicher Förderung noch keinen wesentlichen Beitrag zur Energiesicherheit des Landes liefern. Ohne ständige Hilfe aus Weißrussland drohe der Ukraine daher eine großflächige Stromabschaltung.