Henryk M. Broder / 26.05.2025 / 12:00 / Foto: Achgut.com / 59 / Seite ausdrucken

Überleben, um von Kriegsverbrechen abzulenken?

Warum wächst der Antisemitismus eigentlich, wenn es immer mehr und neue Antisemitismus-Beauftragte gibt? Vielleicht, weil manch einer, der sich dazu berufen fühlt, auch schon mal Bemerkenswertes über Juden schrieb, die ein judenfeindliches Massaker überlebten.

Es gibt in der Bundesrepublik inzwischen mehr als zwei Dutzend „Antisemitismus-Beauftragte“, jedes Bundesland hat einen, über allen thront der „Bundesbeauftragte“; Justiz- und Polizeibehörden beschäftigen eigene „Beauftragte“, auch Hochschulen und Stadtteile, wie z.B. Lichtenberg in Berlin, wo es kaum Juden und keine jüdischen Einrichtungen gibt, dafür aber einen „Antisemitismus-Beauftragten“. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch ALDI, Butter Lindner und Kaufland „Antisemitismus-Beauftragte“ ernennen werden.

Schwer zu sagen, was die vielen „Antisemitismus-Beauftragten“ so machen. Ein wenig vereinfacht könnte man sagen: Die einen treiben den Antisemitismus mit wirren Gedanken voran, andere versuchen, ihn zu „dekonstruieren“, indem sie andere Zielgruppen als Ersatz anbieten: Impfverweigerer oder Klimaleugner. Fest steht nur: Die Antisemitismus-Beauftragten mehren sich, und der Antisemitismus boomt, als wäre er eine „All-you-can-eat“-Filiale von Golden Corral in Maryland.

Logisch ist das nicht, denn eigentlich müssten mehr Antisemitismus-Beauftragte für weniger Antisemitismus sorgen. Aber es ist nun mal so, und daran wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern.

Redakteur im Regieressort der taz

Auch die taz hat inzwischen einen informellen „Antisemitismus-Beauftragten“. Er heißt Daniel Bax und ist, laut Selbstauskunft, „Redakteur im Regieressort der taz“, was immer das bedeuten mag – einen Schreibtisch von Thonet, eine Kaffeemaschine von Bugatti oder eine eigene Toilette von Burlington.

Bax hat sich allerdings weniger einen Namen als Kenner edler Wohnutensilien gemacht, sondern als „Israel-Kritiker“, der kaum eine Gelegenheit verpasst, den ersten und bisher einzigen „Judenstaat“ zur Hölle zu wünschen. Gäbe es so etwas wie ein Format „Antisemitismus mit menschlichem Antlitz“, wäre Bax der ideale Presenter.

Zuletzt schrieb er in einem Beitrag zum European Song Contest, wie verhindert werden könnte, dass Israel auf den zweiten Platz kommt: Indem das Land nicht zur Teilnahme zugelassen wird. Nicht nur zum ESC, sondern überhaupt. O-Ton Bax:

Es ist längst überfällig, Israel von internationalen Wettbewerben wie dem Eurovision Song Contest auszuschließen. Das gilt auch für europäische Fußball-Wettbewerbe, wie man es mit russischen Mannschaften nach Russlands Angriff auf die Ukraine getan hat… Dass man von dort  (Israel) in diesem Jahr eine Sängerin schickt, die den Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 überlebt hat, passt in die propagandistische Linie der Regierung, immer wieder auf die Kriegsverbrechen der Hamas und das dadurch verursachte Leid hinzuweisen, um von eigenen Kriegsverbrechen abzulenken oder diese gar zu rechtfertigen. Yuval Raphael ist eine unpolitische Sängerin, versteht sich aber dezidiert als Botschafterin ihres Landes. Ihre vordergründig ebenfalls unpolitische Ballade „New Day Will Rise“ handelt von Trauer und Selbstbehauptung angesichts eines erzwungenen Abschieds und kann, sicher kein Zufall, durchaus nationalistisch gelesen werden.

Intifada bis zum Sieg!

Das – und noch mehr – verdient es, richtig gelesen zu werden. Nämlich so: Was erlaubt sich diese Schlampe aus Israel? Statt zu krepieren, überlebt sie den „Angriff“ der Hamas und taucht hinterher als „Botschafterin ihres Landes“ beim ESC auf, um der Regierung zu helfen, von ihren „eigenen Kriegsverbrechen abzulenken oder diese gar zu rechtfertigen“. Sauber konkludiert! Aber vermutlich nicht die ganze Wahrheit. 

Im Netz kann man andernorts auch erfahren, dass der „Angriff der Hamas“ inszeniert bzw. von den Israelis provoziert wurde, um ihn als Vorwand für die erneute Besetzung von Gaza zu benutzen. (So wie 9/11 ein Insiderjob war.) Und diese Version der Ereignisse ist nur ein Falafel-Bällchen weit entfernt von der, die Gefreiter Bax verbreitet.

Yallah, yallah, Intifada bis zum Sieg! From the river to the sea!

 

Henryk M. Broder ist einer der Herausgeber der Achse des Guten.

Foto: Achgut.com

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Leserpost

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Daniel Oehler / 26.05.2025

Ich kann mich noch an den Film “Entebbe” erinnern. Der Film erzählt von einem sehr realen Geschehen, der Entführung eines Flugzeuges als Teamwork palästinensischer Terroristen und deutscher Linker. Dabei haben zum ersten Mal seit 1945 Deutsche Juden von Nichtjuden separiert. Der Anführer der israelischen Befreiungsoperation war ein Bruder von Benjamin Netanjahu, der bei dieser Aktion sein Leben geopfert hat. Das ist neben dem Holocaust ein Grund, weshalb deutsche Politiker, Politikerinnen, Medien und sonstige Großmäuler ihre Klappe halten sollten, wenn es um die Politik des Herrn Netanjahu geht. Die Kritik sollte man weniger belasteten Ländern überlassen. Das gilt auch für die deutsche Politik gegenüber Russland, Weißrussland, Polen und anderen Opfern deutscher Vernichtungspolitik.

Dirk Jungnickel / 26.05.2025

Danke, Frau Altmann !

Dr. Wilhelm Dierkopf / 26.05.2025

Hier kämpft Israel nicht gegen den Staat Palästina, sondern gegen Terroristen, die Palästina in Geiselhaft nehmen. In Deutschland kämpfen Antisemiten nicht gegen Israel, sondern gegen die bei uns lebenden Juden. Sie bekommen den neuen Judenstern aufgesetzt, denn sie sind Kriegsverbrecher, zumindest unter der linken Avantgarde mit Hilfe der zugereisten jungen Judenhasser. Menschen wie meine Schwiegertochter aus Tel Aviv erzählen mir unter Tränen, wie sie von dieser Szene attackiert werden und sich leider nicht mehr wohl fühlen in Deutschland.

Axel Robert Göhring / 26.05.2025

Wenn der Antisemitismus wiederkehrt, wird er nicht sagen, “Sieg Heil, ich bin wieder da!” Er wird sagen,“‘ich bin der Antisemitismusbeauftragte!” (in Anlehnung an Ignazio Silone RIP)

R. Matzen / 26.05.2025

Das kann man doch nur noch verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Nazis, also jene, die von 1933 bis 1945 hier das Sagen hatten, eben auch Linke waren. Nur solche Leute bringen soviel Unheil über andere. Es sind immer die Linken, die anderen die Köpfe einschlagen. Bürgerliche tun das nicht.

E Ekat / 26.05.2025

Zur Frage: Warum wächst der Antisemitismus eigentlich, wenn es immer mehr und neue Antisemitismus-Beauftragte gibt? Als Antwort böte sich an, daß aus der Bezeichnung “Antisemitismus- Beauftragter” keineswegs hervorgeht, wie ein Beauftragter sich zum Antisemitismus positioniert, ob er diesen unterstützt, oder sich lediglich irgendwie dazu äußert.

Gerd Maar / 26.05.2025

Bax stammt aus Blumenau in Brasilien, eine Stadt die ironischerweise nach einem Juden benannt ist- Hermann Blumenau. Dort gab es auch mal eine deutschnational antisemitische Zeitung namens “ Der Urwaldbote”. Das wäre doch was für ihn.

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