@W.H.Scharff: “... des stalinistischen Apitprop-Dramatikers Friedrich Wolf.“___ Ich bin einiges jünger als Frau Lengsfeld, habe aber aus meiner Ost-Schulzeit u. a. noch das Stück “Professor Mamlock” von Friedrich Wolf in Erinnerung. Darin geht es um einen jüdischen Medizin-Professor in Deutschland, der zu angepasst und regimetreu war, um sich gegen den aufkommenden Faschismus zu wenden, obwohl sein eigener Sohn ihn schon massiv versuchte aufzurütteln. Am Ende half dem Professor seine Regime-Loyalität nichts und auch sein berufliches Renommee nicht - er wurde als Jude zum Opfer. Man kann diesen Text sicher verschieden auslegen, aber ich bzw. wir haben ihn damals so interpretiert, dass Regimetreue und Opportunismus, gelinde gesagt, nicht immer gut und richtig, sondern auch sehr verhängnisvoll sein können. Es ging auch um das Thema: Wie politisch dürfen/müssen Wissenschaftler/Mediziner sein ... Das war, zumindest in meinem Deutschunterricht damals, auch die “zugelassene” Interpretation - und das in einer Diktatur, wie der DDR! Man hat in Diktaturen viel sensibler zwischen den Zeilen gelesen und die subversiven Botschaften zwischen den Zeilen gefunden, wenn man wollte. Ich will jetzt nicht den Umstand, dass Regimekritik in Diktaturen nur zwischen den Zeilen möglich ist, verharmlosen oder gar verklären. Nein, ich will solche Zeiten nie wieder erleben! Aber es ist, möglicherweise, etwas differenzierter, als Sie es darstellen. ___Nebenbei gesagt, habe ich in den letzten 12 Monaten tatsächlich einige Male an “Prof. Mamlock” gedacht, wenn ich so die neue Macht gewisser Professoren sehe, die sie nur als Dank für ihre Regimetreue erhalten.
Ich bin irritiert und hake das mal unter “Anflug von Ostalgie” ab
@Dirk Jungnickel @M. Hartwig: Friedrich Wolf plädierte in “Zyankali” für die Ermordung der Leibesfrucht, Hermann Kant schrieb ungezählte Romane zur Verherrlichung des DDR-Regimes und diente ihm sich an als Vorsitzender eines “Schriftstellerverbandes”. Ganz ehrlich: das bin ich von unserer guten Vera Lengsfeld nicht gewohnt, dass diese Stalinisten hier verherrlicht werden. “Ein einig Volk von Brüdern”! So und immerdar. Wohlan!
Schon interessant, dass hier die gleichen Reflexe wirken, die sonst gern “den anderen” vorgeworfen werden. Danke, Vera Lengsfeld, für diese verdiente Würdigung eines der besten Drehbuchautoren Deutschlands.
Ergänzung in Sachen Kant: Wenn “Der Aufenthalt” ein sehenswerter Film war, dann ist das wohl kaum das Verdienst von Kant’s ” hervorragender” Dichtkunst sondern das von Kohlhaase und Beyer. ” Die Aula” z. B. - Plichtlektüre in der “DDR”- war ein schlimmes verlogenes Machwerk über die Nachkriegszeit.
Danke für den kleinen Artikel, Frau Lengsfeld! “Ich war neunzehn” ist auch für mich ein Film, dessen Bilder sich eingebrannt haben. “„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ habe ich noch nicht gesehen, da muss ich mal ins Kino meines Vertrauens gehen. Weil Sie vom Film “Der Aufenthalt” sprachen, der Autor der Romanvorlage Hermann Kant hat eine wunderschöne Erzählung “Der dritte Nagel” geschrieben, die mit zum besten zählt, was jemals in dieser literarischen Gattung in deutscher Sprache geschrieben wurde.
@Wolfgang Heinrich Scharff: Nur Stalinisten und deren Brut können großartige Kunstwerke erschaffen! Sie als jemand, der Anhänger der guten alten Sippenhaftung ist, werden nie verstehen, warum einer wie Friedrich Wolf mit seiner Familie in die Sowjetunion flieht, statt sich von den Deutschen vergasen zu lassen. Übrigens: Die Gestapo schon wollte die ganze Sippe der Wolfs in Haft nehmen. Und noch etwas: Hermann Kant kann man einiges vorwerfen, wenn man denn will. Was aber bleibt sind seine mäßigen, guten, sehr guten und auch hervorragenden Werke. Wolgang Kohlhaase und Frank Beyer müssen den Roman “Der Aufenthalt” eher in letzteren Kategorien verortet haben. Mit kulturmarxistischen Grüßen! P.S. Würden Sie, Herr Scharff, sich als Kultur-Nazi bezeichnen?
@W.H.Scharff— Wer - um Himmels Willen ! - ist der “stalinistische Romanpropagandist Kant” in Zusammenhang mit DEFA - Filmen ? Und: Warum machen Sie Konrad Wolf für das Werk seines Vaters verantwortlich ? K. Wolf hat in der Tat wichtige und nachhaltige DEFA - Filme gemacht. Man kann allerdings seinen “Ich war 19 ” durchaus differenzierter sehen, während Wolfs “Der geteilte Himmel” ( nach Christa Wolf) allerdings eine Propagandawerk ist. Als er nach 1961 ( Mauerbau) in die Kinos kam und wir als Schüler unter freiwilligem Zwang das Kinostück sahen, fanden wir es unverschämt, weil die Entscheidung der Heldin ( Ost oder West , natürlich Ost) gar nicht mehr mögliche war.
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