Ich ahne schon lange, daß der Dativ dem Genitiv sein Tod ist, aber daß er jetzt auch schon den Akkusativ bedroht, war mir neu. Neu ist mir auch, daß Verben ein Adjektiv haben können, aber warum nicht, beim Lesen merkt man - zumindest im Fall von “gerecht” - den Unsterschied ja nicht. Den weiteren Ausführungen des Leser Jaskolla ist absolut nichts hinzuzufügen.
Während die freie Welt – z.B. Amerika – die Freiheit als Produkt der eigenen Leistung ansieht, für die man stets kämpfen und leiden muss, empfindet es die freie deutsche Willkommens-Jugend wohl als naturgegebenes Geschenk, das man die eigene Freiheit schlicht an Jedermann einfach so verschenken, und auch generell verteilt werden könnte. Vielen Dank, für Ihren Beitrag, Frau Ziessler!
@ Heinz Jaskolla: Sie haben selbstverständlich recht. “Verteilen” ist ein transitives Verb. Das K ist da reingerutscht. Vermutlich, weil ich schnurstracks auf das indirekte Objekt zugesteuert bin - und weil es auf die Transitivität ohnehin nicht wirklich ankommt -, habe ich es dann überlesen.
Ja, ich habe auch schon länger den Verdacht, dass es beim ständigen Abkassieren durch das Finanzamt gar nicht um Gerechtigkeit für mich geht.
Liebe Frau Ziessler, natürlich ist “verteilen” ein transitives Verb: “er verteilt Schokolade” enthält Schokolade als Akkusativobjekt, passivisch “die Schokolade wird verteilt”. Sie verwechseln hier offenbar Aktiv und Passiv: “Die Schokolade wird verteilt” ist eine Passivkonstruktion mit dem transitiven Verb “verteilen”; da ist dann natürlich kein Akkusativobjekt möglich. Die Transitivität erkennt man jedoch in der Aktivkonstruktion. Semanisch-grammatische Überlegungen sind hier ohnehin völlig überflüssig. Denn jedermann weiß, daß sich “gerecht” auf die Lasten der Aufnehmenden bezieht, und nicht auf die Wünsche derer, die aufgenommen werden wollen. Und daß es dabei um lasten geht, die man durchaus gerecht verteilen kann, ist trivial. Aber: warum sollte jemand Bedürfnis haben, die Lasten, die andere sich freiwillig aufgebürdet haben, zu teilen, gerecht oder nicht? Wer die Last willkommen heißt, und nachher um Hilfe ruft, verliert nicht nur den Bonus der Hilfsbereitschaft, sondern zugleich seine Glaubwürdigkeit. Jede trage seine Last, insbesondere, wenn er sie gewählt hat - denn dann muß er akzeptieren, daß andere eben nicht so gewählt haben.
Und wie hätten Sie es denn gern? Eine Umfrage unter den Asylanten? “Ja, ich möchte gern nach Bulgarien” oder “nichts lieber als nach Polen”. Und wenn sie dann alle in Deutschland bleiben wollen, dann schaffen Sie die Wohnungen oder am besten, Sie nehmen persönlich einige Asylanten auf. Das wäre doch dann in Ihrem Sinn auch sehr menschlich.
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