Von Andreas Schulte.
Der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes mutet in datenrechtlicher Hinsicht geradezu kriminell an und beinhaltet eklatante Interessenkonflikte zwischen Behörden, privaten Vereinen und Firmen sowie personelle Verflechtungen. Ein zweiter Fall „Graichen“?
Hier vorab einige Kernsätze zu der nun folgenden Recherche:
- Das Umweltbundesamt (UBA) leitet sämtliche persönlichen Daten der Nutzer "ihres" CO2-Rechners an private Vereine oder Gesellschaften weiter, denen dieser offenbar gehört. Dem Nutzer wird nicht deutlich gemacht, dass er sich gar nicht mehr auf der Seite der Behörde befindet.
- Mitarbeiter der Behörde sind zugleich für Interessenvertreter in diesem schwer durchschaubaren Geflecht tätig.
- Die Bundesbehörde ruft Nutzer des Rechners zum Ablass über Spenden an private Vereine auf.
- Sie macht über eine Projektseite direkt Werbung für Banken und den Greenpeace Finanzguide.
Vorab: Der CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA) will Ihre Daten, und zwar in einem Umfang, von dem selbst chinesische Geheimdienste nur träumen können. Wenn Sie die Fragen im CO2-Rechner auf der Website des UBAs beantworten, weiß der Rechner (fast) alles über Sie: Ihr Alter, Geschlecht, Gewicht, Haushaltseinkommen (!), Ihr Budget für Theater, Kino, Haustiere, alles Wesentliche zu Ihrer Wohnung, Ihren Urlauben (Flug-, Schiffs-, Autoreisen), Alter & Art Ihres Kfz. etc. und, kein Scherz: Wie viel Gramm Wurst, Fleisch, Käse Sie denn so essen oder wie viel Milch Sie denn so trinken. Und: auch kein Scherz: Wie viel Geld Sie denn so in „grüne Anlagen“ investiert haben … und vieles mehr!
Man will Sie hier am Nasenring hinter die Fichte führen. Mit viel grünem Dunst wird Ihnen der Kopf vernebelt, das heißt, es wird Ihnen versichert, dass es nur um das Beste für uns alle geht, nämlich um die Bewältigung der Klimakrise, die nur durch Ihr sofortiges Handeln gelöst werden kann. Betonung auf: "Ihr" und "sofort". Oder will man doch nur das Beste von Ihnen, nämlich Ihr Geld und Ihre Daten? Letzteres wird deutlich, wenn Sie das neueste Faktenchecker-Video zum Thema sehen.
Vorsicht Falle! Der „grüne Dunst“ soll Sie davon ablenken, dass Sie Ihre Daten gar nicht auf der vorgeblich „sicheren“ Website einer Bundesbehörde in einen Rechner eingeben. Klicken Sie sich nämlich durch das Impressum und den Datenschutz-Button, erfahren Sie, dass der UBA-CO2-Rechner einmal ein Rechner der gGmbH KlimAktiv in Tübingen ist, bei einem anderen „Klick“-Weg gehört er einem eingetragenen Verein in Dessau, für den der Mitarbeiter des UBAs, der für den CO2-Rechner im UBA selbst verantwortlich zeichnet, als Vorstandssprecher fungiert. Glasklarer kann man den Begriff „Interessenkonflikt“ gar nicht definieren.
Nicht einmal der Präsident des UBA scheint davon zu wissen
Wie beim klassischen Hütchenspieler auf dem Jahrmarkt lenkt das UBA auf seiner Website davon ab und sagt Ihnen als Bürger, als Nutzer des CO2-Rechners, gerade nicht explizit, dass Sie Ihre intimsten Daten ja gar nicht dem Umweltbundesamt zur Verfügung stellen, sondern einer gGmbH oder einem e.V. Die gGmbH zeichnet dann aberwitzig auf der Website einer Bundesbehörde presse- und datenschutzrechtlich verantwortlich. Gehen Sie über einen Link einer „Projektseite des UBA“, sagt Ihnen auch niemand, dass Sie den geschützten Raum der Bundesbehörde verlassen und einem eingetragenen Verein (e.V). Ihre Daten übermitteln. Ist das Täuschen durch Unterlassen also ein Straftatbestand? Ich weiß es nicht. Aber: Hier liegt ein mindestens presse- und datenschutzrechtlich völlig unangemessenes Handeln einer Bundesbehörde vor!
Und: Sowohl die gGmbH als auch der e.V. sprechen von "ihrem" CO2-Rechner, sodass nicht klar ist, wer der Eigentümer nun wirklich ist und wen Sie zum Beispiel bei Datenmissbrauch belangen können. Das scheint nicht einmal der Präsident des UBA, Professor Dr. Dirk Messner, zu wissen, denn in Antworten auf Anfragen von Bundestagsabgeordneten erwähnte er mehrfach den "CO2-Rechner des Umweltbundesamtes". Aber bereits auf der UBA-Website selbst steht geschrieben: "Der CO2-Rechner von KlimAktiv mit Projektpartner IFEU". Was jetzt, Herr Präsident? Und: Warum sagen Sie das den Bundestagsabgeordneten nicht? Gibt es etwas zu verbergen? Ja, ganz offensichtlich!
Was ist jetzt die Hidden Agenda, die eigentliche Idee hinter dem CO2-Rechner, der wem auch immer gehört? Nun, im ersten Schritt geben Sie alle Ihre intimsten Daten in eine Datenbank ein – mithin geben Sie Ihre Daten einem e.V., nicht dem UBA: Noch mal: einem e.V. mit dem Namen „3 fürs Klima“, nicht dem Umweltbundesamt! Dies führt dann zu einem Resultat, nämlich "ihrer persönlichen CO2-Bilanz"! Dieser wird mit dem durchschnittlichen deutschen CO2-Fussabdruck verglichen, der bei etwa 10,4 Tonnen CO2 pro Person liegen soll. Ihrer wird darüber liegen, ich versprech’s Ihnen, insbesondere, wenn Sie einen Kaminofen haben oder gar mit Holz oder Pellets heizen. Denn das wurde vom UBA mit CO2-Emissioinen belegt, die ähnlich zu denen von Kohle oder Erdöl sind.
Nun, gegen das durch den CO2-Rechner erzeugte „schlechte Gewissen“ eines Fußabdrucks von z.B. 20 Tonnen CO2 hat „3 fürs Klima e.V.“ eine unmittelbare Antwort: Überraschung … Sie können spenden! Mit einer Spende/Kompensation von 500 Euro für 20 Tonnen CO2 können Sie Ihr Gewissen direkt beruhigen – immer noch auf der gleichen Website des e.V., also der „Projektseite des UBA“. Ein 2. Regler bietet die Möglichkeit, auch die Bildungsarbeit von 3 fürs Klima zu unterstützen! Und nun wird auch mehr als deutlich, was der CO2-Rechner des UBAs oder doch des e.V. oder von wem auch immer … wirklich ist:
Kommerzieller Ablasshandel über die Seite einer Bundesbehörde
Ein Tetzel-Kasten – „Wenn die Münze im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ – Dieser Satz wird dem deutschen Dominikaner Johann Tetzel zugeschrieben. Er gilt als der bekannteste Ablassprediger der Geschichte und steht sinnbildlich für eine verdorbene Kirche im ausgehenden Mittelalter. Wofür jetzt das UBA steht, müssen Sie selber entscheiden.
Wie viel Geld sich bereits im „Ablasskasten“ des Vereins „3 fürs Klima“ befindet, erfährt man natürlich nicht. Aber wer etwas recherchiert, erfährt: Das Bundesministerium von Herrn Habeck hat zum 1. März 2023 satte 528.000 Euro eingezahlt. Projekttitel: „Klimaneutral leben: Motivationsschub für individuelles Handeln!“ Nicht schlecht, für einen noch sehr sehr jungen Tetzel-Kasten, pardon, "Verein".
Was bietet der e.V. – oder ist es doch die Projektseite des UBA – noch? Zum Beispiel: Geldanlage für den Klimaschutz. Also, Sie können es sich aussuchen, der e.V. „3 fürs Klima“ oder doch das "Projekt des UBA" empfiehlt: „Pioniere der klimafreundlichen und nachhaltigen Geldanlagen: GLS Bank, Triodos Bank, EthikBank, UmweltBank“. Oder auch: den Greenpeace Finanzguide, falls Sie in Fonds, Aktien, ETFs investieren wollen et cetera.
Ich denke, allerspätestens an dieser Stelle reicht es, zumindestens mir! Eine Bundesbehörde, hier das UBA, ruft zum Ablass über Spenden auf und macht über eine Projektseite direkt Werbung für Banken und den Greenpeace Finanzguide?
Deshalb warne ich erneut vor dem Gebrauch des CO2-Rechners, egal, wer dafür schlussendlich verantwortlich ist …! Er ist eine Datenkrake und zeitgleich ein Tetzelkasten. Der gar nicht vom Umweltbundesamt ist, sondern einer gGmbH gehört … oder doch einem eingetragenen Verein? Vielleicht schreibt mir ja mal ein Fachanwalt oder Richter, wie man dies juristisch zu werten hat? In jedem Fall ist es ist ein Musterbeispiel für Grünen Filz. Man muss spontan an den Fall Patrick Graichen denken.
Hintergrundinformationen zum Thema
Das Umweltbundesamt hatte im März dieses Jahres Holzenergie in seinem CO2-Rechner völlig unerwartet und neu als klimaschädlich eingestuft. Das Amt hat damit die Grundlage für eine CO₂-Abgabe auf energetische Holznutzung geschaffen – mit einer aus wissenschaftlicher Sicht fehlerhaften Auftragsstudie einer Vorfeldorganisation, die vor allem von zwei grünen Ministerien und dem Umweltbundesamt selbst alimentiert wird. Nicht nur eine Fachverbände-Allianz aus Repräsentanten der Land- und Forstwirtschaft sowie der Regenerativen Energie, sondern viele Waldökologen und Forstwissenschaftler erhoben gegen den Präsidenten der Behörde schwere Vorwürfe.
Bei Achgut.com veröffentlichte Videos zum Thema „Warnung vor dem CO2-Rechner des Umweltbundesamts“ beziehungsweise „Geplante CO₂-Steuer auf Holz: Hintergründe und Größenordnungen zum Umverteilungswahn“ haben zwar in Kooperation mit Anfragen von Bundestagsabgeordneten, der Berichterstattung in Die WELT (Daniel Wetzel ) sowie vielen YouTubern, die das Thema aufgegriffen haben, zu einer Rücknahme der geplanten CO2-Steuer auf Holz durch das Wirtschaftsministerium geführt. Aber: Das System ist noch da und wird weiter alimentiert.
Das neue Video deckt hier die bisher nicht bekannten Zusammenhänge auf.
Prof. Dr. Andreas Schulte, geb. 1958, ist ein deutscher Waldökologe und Forstwissenschaftler und Inhaber des Lehrstuhls für Waldökologie, Forst- und Holzwirtschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.