107 Nobelpreisträger nehmen Greenpeace aufs Korn

Von Hans-Jörg Jacobsen

In den Siebzigern des letzten Jahrhunderts fehlte das, was man heute als die „Zivilgesellschaft“ bezeichnet.  Sogenannte „Nichtregierungsorganisationen“ oder „NGOs“ waren unbekannt, wenn man mal von den Vertriebenenverbänden absieht, aber die waren auch eher Kostgänger von CDU und CSU, also eher regierungsnah.

Auf der Basis der gigantischen Fehlprognose über die "Grenzen des Wachstums" des Club of Rome begann mit der Gründung von Greenpeace oder dem Umrubeln des ehemaligen eher unappetitlichen „Reichsbundes für Vogelschutz zum Nabu, nachzulesen hier, starteten Umweltschützer und bald auch die grüne Partei einen Aufbruch in eine neue Zeit. Mit einem Mal gab es eine Umwelt, die es zu schützen galt. Neben vielerlei Unfug wie der Waldsterbenhysterie haben wir diesen Bewegungen eine politische Wende zu verdanken, die es ohne sie nicht gegeben hätte. Danke dafür! Unsere Umwelt wurde sauberer, in Flüssen kann man wieder angeln und baden und dem Wald ging es nie besser als heute.

Ignorant gegenüber den eigenen Erfolgen

Die Industrieproduktion wurde nachhaltiger, die Luft dann mit der Wende auch in den neuen Bundesländern besser, unsere Autos verbrauchen weniger Sprit und wir alle werden immer älter. Eigentlich also eine gewaltige Erfolgsstory, wenn es nicht eben diese NGOs gäbe. Statt stolz auf das Erreichte zu sein, treten die griesgrämigen Vertreter der Schutzstaffeln und Sturmabteilungen der grünen Bewegung aber  immer wieder und in kürzeren Abständen auf  die Bühne, um mit gespielter Empörung den Umwelt-/Lebensmittel-/Verbrauchertäuschungsskandal der Woche zu präsentieren.

Unterstützt werden sie dabei von Teilen der Presse, die ohne jede seriöse Gegenrecherche jeden Scheiß von GreenpeaceNabuBUNDTestbiotech oder dem notorisch unseriös arbeitenden „Münchner Umweltinstitut“ aufs Tapet gebracht werden. Interessanterweise waren all diese Organisationen auf Tauchstation, als 2011 die EHEC-Katastrophe mit 53 Toten ausbrach. Die Stille setzte mit dem Tag ein, als ein hardcore Biobetrieb aus Bienenbüttel als Hauptverursacher ausgemacht wurde (hier nachzulesen).

An dieser Stelle wurde erstmals deutlich, dass die NGOs offenbar überhaupt keine Sorge um uns Verbraucher haben, sondern dass sie wohl eher durch ablenkende Aktionen und  aufgebauschte Scheinskandale von den gesundheitsgefährdenden Defiziten des Ökolandbaus ablenken wollen. Ein weiteres Beispiel ist die gegenwärtige Glyphosat-Diskussion, in der sich die PR-Abteilungen des ökoindustriellen Komplexes auf der Basis von windigen Untersuchungen unter Missachtung wissenschaftlicher Kriterien die naturwissenschaftliche Unwissenheit der Öffentlichkeit oder einer offenbar völlig überforderten Bundesumweltministerin zu Nutze machen, um Panik zu verbreiten, wo ruhiges Nachdenken über Vor- und Nachteile angebracht wäre.

Die grüne Kirche missachtet wissenschaftlicher Erkenntnisse

Aus diesem Grund ist eine Aktion der 107 Nobelpreisträger, die Greenpeace wegen deren Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Fragen der grünen Gentechnik auf die Hörner nehmen, von großer Bedeutung: "We urge Greenpeace and its supporters to re-examine the experience of farmers and consumers worldwide with crops and foods improved through biotechnology, recognize the findings of authoritative scientific bodies and regulatory agencies, and abandon their campaign against 'GMOs' in general and Golden Rice in particular". Die Nobelpreisträger berufen sich hier auf den wissenschaftlichen Konsens, der in Fragen der grünen Gentechik übrigens wesentlich größer ist als bei der Bewertung der Ursachen und Folgen des Klimawandels (den die NGOs weltweit schamlos ebenfalls für ihre Zwecke instrumentalisiert haben).

Aber vielleicht sind diese noblen Herren und Damen ja alle von Monsanto gekauft und somit auch für die Chemtrails, Autismus und Schweißfüße verantwortlich? Das große Problem ist aber – und darauf weist der Appell der Nobelpreisträger hin- dass die NGOs weder demokratisch legitimiert sind, noch irgendeiner ethischen Kontrolle unterliegen. Sie gelten in weiten Teilen unserer Gesellschaft wegen ihrer in der Vergangenheit liegenden Verdienste stets als „die Guten“, auch wenn die Schäden, die sie anrichten, so langsam evident werden. Das Schlimme ist: Sie können überhaupt nicht mehr kontrolliert werden, denn welcher Politiker setzt sich der Gefahr aus, durch einen wohl orchestrierten Shitstorm aus dem Amt gejagt zu werden, wenn er gegen diese Mafia aufsteht? Das Einzige, was vielleicht hilft, ist die sachliche Information der Unterstützer, damit die in die Lage versetzt werden, die Sinnhaftigkeit ihre Unterstützung zu hinterfragen. Wenn man sich aber durch die Foren ekelt, zweifelt man, ob dies ein erfolgverspechender Ansatz ist. Da der aber nicht strafbar ist, sollte er unternommen werden.

Hans-Jörg Jacobsen war Leiter der Abteilung Pflanzenbiotechnologie am Institut für Pflanzengenetik der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Dr. Reinhard Huchthausen / 02.07.2016

Ich lese hier immer ganz gern. Aber dieser Text ist mir doch zu unseriös. Etwas weniger auf den Putz hauen hätte auch nicht geschadet. Es ist wohlfeil auf den “Club of Rome” zu schimpfen, aber eine “gigantische Fehlprognose” war “Grenzen des Wachstums” nicht, das ist nur primitives Draufhauen. Viele der in der Studie enthaltenen (wissenschaftlichen) Prognosen waren zutreffend; andere sind aus heutiger Sicht nur deshalb nicht eingetroffen, weil man gegengesteuert hat. “Grenzen des Wachstums” war ein sehr wertvoller Weckruf, der uns alle vor Schlimmerem bewahrte. “...dass die NGOs offenbar überhaupt keine Sorge um uns Verbraucher haben…” - das ist eine pauschale Aussage, wertlos. Hier müsste man differenzieren. “...denn welcher Politiker setzt sich der Gefahr aus, durch einen wohl orchestrierten Shitstorm aus dem Amt gejagt zu werden, wenn er gegen diese Mafia aufsteht…” - da wäre ich vorsichtig. Ausgerechnet ein lupenreiner Demokrat hat sich hier ja hervorgetan. Und einen Shitstorm hat es da auch nicht gegeben. Ich bin ein sehr kritischer Mensch, und lasse mir auch von NGOs nichts aufschwätzen. Aber so zu tun, als seien diese Organisationen in Bausch und Bogen einfach alle nur “Mafia”, das ist schlicht Unsinn und geht an der Realtität vorbei. Vor allem, wenn man kein Wort über die Machenschaften von Monsanto, Nestle und Konsorten verliert. Aber der Autor hat offenbar ein sehr einfaches Weltbild. Mir kommt es bei diesem Text streckenweise so vor, als wolle der Autor die auf der einen Seite vorhandenen Klischees über die Großkonzernne einfach nur ummünzen auf die NGOs. Und das tut er in seinem Furor ziemlich primitiv und durchschaubar. Etwas weniger Zorn wäre schon hilfreich gewesen. Natürlich gibt es an den NGOs vieles zu kritisieren. Wenn man aber so undifferenziert draufhaut, wie das dieser Autor hier tut, entwertet man seine eigene Aussage.

Rainer Winzenried / 01.07.2016

Enorm ist der Einfluß der NGOs auf die Mitarbeiter der öffentlichen Institutionenin Brüssel und Berlin/Bonn. Die Transparenz ist jedoch gering.

Ulrich Berger / 01.07.2016

Was Herr Ernestus oben sehr überzeugend schildert, ist mMn ein charakteristischer Ausschnitt aus dem weltweit zu beobachtenden Aussterben der Ratio, des Kalküls bei der Betrachtung der Welt - zugunsten einer wahngetriebenen, teilweise regelrecht esoterischen und vollkommen irrationalen, “gefühligen”  Moralisierungswelle. Wo kommt dieser fanatisierende WAHN her? Ich bin regelrecht verzweifelt über diesen schleichenden Tod der Aufklärung. mfg

Jochen Hansen / 01.07.2016

GP-Deutschland schreibt immer gern auf seine Broschüren.. “...Kein Geld von Industrie und Staat Greenpeace ist international, überparteilich und völlig unabhängig von Politik, Parteien und Industrie….” http://www.undueinfluence.com/greenpeace.htm http://www.rbf.org/grantees/greenpeace-fund

Hans Schnakenhals / 01.07.2016

Ich lass das mal so hier stehen: Organised by” Richard Roberts, chief scientific officer of New England Biolabs”. Mal abgesehen davon werden hier mehrere Dinge wieder mal komplett vermischt, wahrscheinlich mit Absicht. 1. Vorsorgeprinzip. Ähnlich wie bei z.B. Fracking (mit geheimen Chemikalienmischungen) läuft es im Bereich der GMOs. Das Vorsorgeprinzip gilt in den USA, der Hochburg der GMOs nicht. Es muss nicht bewiesen werden, dass das jeweilige Produkt nicht schädlich ist. Beispiele mit Konsequenzen sind Resistenzen in Insekten und der darauf folgende erhöhte Insektizitverbrauch.  Da es bei GMOs eben nicht wie bei Züchtungen vorgeht, ist dies ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Die Auswirkungen auf die jeweiligen Ökosysteme, man nehme mal als Analog die vielen Beispiele von durch Menschen verbreitete invasiven Spezies, werden auch nicht ausreichend bedacht. 2. Copyright und Patentierung von Lebewesen. Paradebeispiel: Der Versuch Monsantos, Lizenzgebühren auf Milch zu kriegen, die von Kühen stammt, die mit Monsantoprodukten gefüttert wurden.

Carl Schurz / 30.06.2016

“Danke dafür! Unsere Umwelt wurde sauberer, in Flüssen kann man wieder angeln und baden und dem Wald ging es nie besser als heute.” Bitte? Nein. Sorry. Das sehe ich nicht so. Die Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Natur und Umwelt (ja, das sind zwei verschiedene Dinge mit Schnittmenge) waren schon beschlossen, als - salopp gesagt - , die sogenannten Grüne und ihre Wasserträger noch in die Windeln machten oder noch flüssig waren. Die saubere Umwelt ist keine Verdienst der Grünen. SPD und CDU waren zu einfältig und geistig fehlgeleitet, dass sie ihre eigenen Leistungen in diesem Bereich nicht kommunikativ unter Volk bringen konnten. Schade.

Walter Ernestus / 30.06.2016

Eine Anmerkung: Auch ich war in den 80er Jahren Mitglied einer NGO “Amnesty International”. Damals kämpften wir im Ortsverband für die Freilassung eines Deutschrussen der in Kaliningrad im Gefängnis saß, weil er damals gerne aus der Sowjetunion ausgereist wäre. Er bekam dafür 10 Jahre Haft. Dies war nach der Satzung von AI die originäre Aufgabe Die Gruppe bestand damals überwiegend aus Frauen - von der 20 Jährigen bis zur 70 Jährigen - wobei ein Großteil kinderlose gut begüterte Hausfrauen waren, die neben der Hausarbeit noch was leisten wollten. Schon damals hatten wir ein Problem mit sehr vielen Asylanten überwiegend junge kräftige Männer aus Ghana und Somalia. Der Gipfel einer Gruppenbesprechung war damals die Diskussion unter den Mitgliedern, wie man das sexuelle Problem dieser jungen Männer lösen könnte und warum nicht einige weibliche Mitglieder sich diesem Problem annehmen wollten. Gleichzeitig hatten wir ein Problem mit einer somalischen Familie die Ihre Tochter beschneiden ließen. Was ich bis heute nicht verstehen konnte, erregte dieser Vorgang die weiblichen Mitglieder der Gruppe kaum - war halt ein religiöses Problem! Das dabei ein Mädchen verstümmelt wurde schien die wenigsten der Damen zu interessieren. Heftige Diskussionen zwischen den wenigen Männern und der Frauen entbrannten, zu Teil mit Argumenten die zum Himmel schrien. Einigen Männern - man höre und staune - wurde Rassismus, Sexismus, Frauenfeindlichkeit etc. vorgeworfen. Ich entschloss mich damals AI zu verlassen, weil eine sachliche Diskussion war in dieser Gruppe einfach nicht möglich. Und was ist aus der Gruppe geworden: Sie vertrat wie ich aus der Zeitung immer wieder entnahm sehr extreme Positionen in Hinsicht Asyl, Rassismus, Faschismus etc. die geradezu hanebüchenend war. Das war die Vorstufe zu der Entwicklung der heutigen NGO, wenn ich es genau betrachte: Leute ohne im Berufsleben zu stehen, keine Ahnung von wissenschaftlicher Arbeit, lassen sich von Freizeit-Ideologen, -Wissenschaftler, Hobbygärtnern, Alt-Linken, etc. bequatschen, nehmen dies alles wirklich alles als bare Münze und ziehen damit in den Kampf. Nie wieder NGO-Mitglied das schwöre ich.

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