Der zypriotische Innenminister Constantinos Petrides hat am Donnerstag darauf hingewiesen, dass sein kleines Land vom jüngsten Anstieg der Flüchtlingszahlen überfordert sei. Laut einem Bericht des Internetportals „EURACTIV“ erklärte Petrides bei einer Pressekonferenz in Brüssel, dass im Zeitraum von Januar bis Mai 2019 über 3000 Flüchtlinge aus dem türkisch besetzten Nordzypern in der Republik Zypern eingetroffen seien. In den vorangegangenen 12 Monaten seien insgesamt 2000 Flüchtlinge gekommen, und im Jahr 2017 nur 137. Asylbewerber würden heute 3,5 Prozent der rund 850.000 Einwohner der Republik Zypern ausmachen – „eine äußerst besorgniserregende Situation“.
Laut „EURACTIV“ umriss Innenminister Petrides die neue Flüchtlingsroute wie folgt: Menschen aus asiatischen und afrikanischen Staaten, die mit der Türkei ein Visumsabkommen hätten, würden vollkommen legal von der Türkei nach Nordzypern fliegen und von dort zu Fuß die sogenannte Grüne Linie überqueren. So wird die Grenze genannt, die seit 1974 das EU-Mitglied „Republik Zypern“ und das türkische Marionettenregime „Türkische Republik Nordzypern“ trennt. Nach Angaben von „EURACTIV“ warf Petrides der türkischen Regierung vor, den Flüchtlingsstrom nicht nur zu dulden, sondern ihn gezielt zu befördern, unter anderem durch die Bereitstellung von Bussen, die die Flüchtlinge in die Nähe der Grünen Linie brächten. Aufgrund der „Toleranz“ und „Vorgehensweisen“ der türkischen Behörden habe sich die Zypern-Route zum einfachsten und billigsten Weg in die Europäische Union entwickelt. Man müsse in diesem Zusammenhang von „institutionalisiertem“ Menschenschmuggel reden.