Henryk M. Broder / 19.06.2018 / 16:00 / 22 / Seite ausdrucken

Trump lügt. Und t-online sagt die Wahrheit

Man muss seine Leser schon sehr verachten, um eine Seite zu machen, die noch blöder und unterbelichteter ist als die Huffington Post und bento zusammengenommen. t-online schafft es, wobei man dazu sagen muss, dass die Deutsche Telekom für den redaktionellen Inhalt der Seite seit November 2015 nicht mehr verantwortlich ist oder allenfalls ein bisschen – über eine Beteiligung an der Firma, die t-online betreibt.

Gestern nun meldete t-online eine Ungeheuerlichkeit: In einem beispiellosen Akt mischt sich US-Präsident Donald Trump in den aktuellen Streit um die Asylpolitik in Deutschland ein. Via Twitter behauptet er, die Deutschen würden sich gegen ihre Führung wenden.

Genau genommen ist es nicht das erste Mal, dass sich die Amis in deutsche Belange einmischen. Sie haben es im Juni 1944 in der Normandie getan, ein Jahr später in Nürnberg und 1948/49 in Berlin. Aber das müssen die Macher von t-online nicht wissen. Das war ja noch vor Elvis.

Trump, das hat t-online investigativ ermittelt, habe sich mit seinen Äußerungen offensichtlich auf den aktuellen Streit zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer bezogen. Der möchte in anderen EU-Ländern registrierte Migranten an der Grenze die Einreise verweigern. Merkel dagegen strebt eine europäische Lösung an, also irgendetwas mit t-online als Verbündeten.

Aus verschiedenen Gründen

Nachdem das klargestellt wurde, fährt t-online fort: Worauf Trump seine Behauptungen, die Kriminalität in Deutschland sei deutlich gestiegen, in dem Tweet stützte, erklärte er nicht. Der deutsche Innenminister Seehofer hatte im Mai die polizeiliche Kriminalstatistik für 2017 vorgestellt. Demnach fiel die Zahl der registrierten Straftaten in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 1992. Dass die Kriminalitätsrate gestiegen sei, wie Trump behauptet, stimmt also nicht. Was richtig ist: Aus verschiedenen Gründen sind Zuwanderer bei Straftaten überrepräsentiert

Das ist genau die Art von Logik, mit der es die DDR-Propaganda geschafft hat, sich selbst davon zu überzeigen, dass die Lebensqualität in der DDR viel höher wäre als in Westdeutschland, weil es in der DDR keine Arbeitslosigkeit, keine Kriminalität und keinen Privatbesitz an Produktionsmitteln geben würde.

Oder so formuliert, dass es auch die Dummerchen von t-online verstehen: Wenn in eurem Kiez besonders oft eingebrochen wird, dann nutzt es euch nichts, zu erfahren, dass die Zahl der Einbrüche bundesweit gesunken ist. Vor allem in den ländlichen Gebieten rund um Paderborn, Reit im Winkel und Dinkelsbühl. Mit eurer Behauptung, die Kriminalitätsrate sei nicht gestiegen, allerdings seien Zuwanderer bei Straftaten überrepräsentiert, füsiliert ihr euch rückwärts durchs eigene Knie. Bedeutet sie doch, dass Zuwanderer mehr oder öfter zu kriminellem Verhalten neigen als Eingeborene. Nur wenn man diese Gruppe aus der Statistik herausrechnet, geht die Kriminalitätsrate zurück, während die Anzahl der strafbewehrten Handlungen im Ganzen zunimmt. Ja, ihr Einfaltspinsel, so kreativ kann Statistik sein. Mach euch doch mal kundig, worin der Unterschied zwischen "absolut" und "relativ" liegt. Einstein hat es mal so erklärt: Drei Haare in der Suppe sind relativ viel, drei Haare auf dem Kopf sind relativ wenig. 

Das müsste sogar euch einleuchten, ihr Tomatensafttrinker. Noch so eine Geschichte, und ich verpetze euch bei Onkel Donald. Er und ich sind nämlich Nachbarn. 

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Leserpost

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Dirk Jungnickel / 19.06.2018

Man könnte es auch so formulieren:  Ein die Wahrheit twitternder Twitterer ist relativ (zu)  wenig, einige daneben liegende Medieninfos und deren Macher sind relativ (zu)  viel.

C. Honigmann / 19.06.2018

Ich frage mich sowieso seit längerem, was man in der Redaktion von t-online.de so alles geraucht wird… Ach ja, und wenn ein Thema ganz heikel ist, dann wird gerne mal die Kommentarfunktion gesperrt, es gibt wohl zu viel Widerspruch, das mögen die Redaktuere leider gar nicht.

Judith Hirsch / 19.06.2018

Außer der Huffington Post und bento fehlt in dieser Reihe der feministischen Propaganda-Postillen noch vice, dass Artikel veröffentlicht wie “So erreichst du, dass dein rechter Kollege gefeuert wird.”

Andrea Hendrich / 19.06.2018

Lieber Herr Broder…und wieder versüßen Sie mir den Feierabend! Diese Bananenrepublik ertrage ich nur noch mit viel Alkohol….oder Ihrem Humor! Danke!

Sabine Schönfelder / 19.06.2018

Gott schütze Ihre spitze Feder und Ihren Willen, sie so oft wie nötig zu gebrauchen!

Viola Heyer / 19.06.2018

Das erinnert mich an die gestiegene Geburtenrate. Fakt ist: Wenn man die Kinder von Ausländerinnen und Migrantinnen mit deutschem Pass abrechnet, ist die Zahl der neugeborenen deutschen Kinder noch weiter gesunken und befindet sich auf dem bisher niedrigsten Stand.

Gottfried Meier / 19.06.2018

Ich reg mich über unsere Medien gar nicht mehr auf. Es gibt andere Quellen wie z.B. Achgut, wo man nicht verarscht wird. T-Online, Smolka, Kleber, Will und Konsorten werden es auch nicht schaffen, mich noch umzuerziehen. Ich bin 63, geläuterter Sozaldemokrat. Meine Erziehung und Sozialisation sind abgeschlossen. Im Übrigen drücke ich Seehofer den Daumen.

Charles K. Mayer / 19.06.2018

Was kann man von einer Webseite erwarten, die eine Islam-“Wissenschaftlerin” wie Lamya Kaddor als Kolumnistin beschäftigt? Die Lektüre ihrer aus Dummgeschwätz und Taqiyya zusammengestoppelten Texte ist unübertroffen und disqualifiziert den verantwortlichen Chefredakteur als ahnungslosen Bötel. Obwohl permanent auf Trump, die AfD oder Seehofer eingedroschen wird, bleibt jedoch noch genügend Raum, um die anspruchslose Leserschaft mit ‘News’ aus der Promiwelt (“Starlet trippelte ohne Slip über den roten Teppich”) und Tipps für Schönheit und Gesundheit zu erheitern. O Niedertracht, o Peinlichkeit, wie weit seid ihr gediehen…

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