Die US-Rückkehr zu reichlicher herkömmlicher Energie lässt das Kartenhaus, die Schimäre, die blühende Phantasie der Weltrettung durch „Klimaneutralität“, endgültig zusammenbrechen – und damit ein zentrales Thema der grünen Wahlkampf-Panikmache.
Letzte Woche, am Abend des 20. Januar, Tag der „Inauguration“, sitzt Donald Trump in einer gewaltigen Arena auf einer weiten Bühne zwischen abertausenden von begeisterten Bürgern an einem altmodischen Tischchen und unterzeichnet schwungvoll mit dickem Filzstift eine Handvoll von „executive orders“ (präsidialen Dekreten), die die Welt verändern. Der direkt vom Volk gewählte US-Präsident kann sowas.
Mit zweien dieser Anordnungen hat er für Amerika das Pariser Klimaschutzabkommen (von 2015, offizielle Info der Bundesregierung) aufgekündigt und eine offizielle Ansage an die UN veranlasst, unter deren Dach das CO2-Vermeidungs-Spektakel stattfindet. Schluss mit dem Unfug! Auf Video sehr inspirierend anzusehen. (Der Mann im grauen Mantel ist übrigens Unternehmer und Nahost-Verhandler Steven Witkoff, der die Geisel-Freilassung erreicht hat.) Nebenbei hat Trump gleich noch Bidens Zwangsvorgaben gegen Verbrenner-Motoren zurückgenommen (näheres hier) und den nationalen Energie-Notstand ausgerufen, um rasant zusätzliche (fossile) Energiequellen zu erschließen (Wortlaut hier).
Die „green new deal“ Politik der Biden-Regierung hatte Trump seit langem nur als „green new scam“ bezeichnet: einen grünen Schwindel. Während „new deal“ an die historische Konjunktur-Offensive von Franklin Roosevelt anknüpfen sollte (historisches hier), als könne man mit Subventionen für Ökostrom Wirtschaft und Arbeitsmarkt voranbringen, sah Trump einen politischen Betrug, der Unsummen Geld verschlingt (Billionen – im US-Sprachgebrauch „Trillions“ – von Dollar), Energie überteuert, Inflation produziert, die Wirtschaft sabotiert und die Umwelt zerstört, zum Beispiel durch nach kurzer Einsatzzeit massenhaft verrottende Windräder, die sich nicht „recyclen“ lassen.
Während China fieberhaft Kohlekraftwerke baut (zwei große Blöcke pro Woche, laut Tagesschau) und damit alle denkbaren CO2-Minderungen der USA mehrfach überkompensiert – also warum sollte Amerika sich ökonomisch strangulieren, aber den kommunistisch geführten Rivalen durch den Kauf von Batterien, Elektro-Autos und Ökostrom-Anlagen reich machen? Zumal sich im US-Untergrund die weltgrößten Öl- und Gasreserven verbergen (Alaska!) – so dass man bald reichlich exportieren wird und strategisch wertvoll nationale Sicherheit stärkt. („Flüssiges Gold“ nennt Trump Öl und Gas.)
Amerika, China, Indien: zwingende Zahlen
Die neue US-Politik kann man je nach Weltanschauung so oder so beurteilen, aber dass Amerika beim „Weltklima“ und dessen angeblicher Rettung aussteigt, ist ein formidables Faktum, auf das man reagieren muss. Zu hoffen, dass in vier Jahren alles wieder aufs Öko-Gleis kommt, indem die „Demokraten“ das Weiße Haus zurückerobern, dürfte naives Wunschdenken sein, aber selbst wenn man dessen beinahe sicher wäre: Bekommen wir nicht seit Jahren erzählt, dass alles auf Messers Schneide steht und keinerlei Aufschub mehr möglich ist? „Fünf vor Zwölf“, aber fünf Sekunden?
Die US-Rückkehr zu reichlicher herkömmlicher Energie lässt das Kartenhaus, die Schimäre, die blühende Phantasie der Weltrettung durch „Klimaneutralität“, endgültig zusammenbrechen. Ein Blick auf die Relationen der CO2-Emission durch die Industrienationen der Welt beweist das eindeutig (nachfolgend Zahlen von „statista“):
Von 2010 bis 2023 hat China seinen Ausstoß von 8,6 Milliarden Tonnen CO2 auf beinahe 12 gesteigert, um fast 40 Prozent. China allein produziert knapp ein Drittel aller Emissionen weltweit (37 Gigatonnen in 2023, vergleiche hier).
- Die USA sind von 5,7 Gigatonnen runter auf 4,9 – hauptsächlich durch massiven Umstieg auf Erdgas aus heimischem „Fracking“.
- Indien ist von 1,7 auf über 3 beinahe „explodiert“.
- Russland war mit 1,6 fast gleichauf mit Indien, liegt aber jetzt mit mäßig erhöhten 1,8 weit zurück.
- Mit großem Abstand folgen Japan, Iran, Saudi-Arabien und Indonesien; die letzteren drei dynamisch anwachsend.
Deutschland auf Rang 9 hat sich von 827 Megatonnen auf 596 vorbildlich gemindert, scheinbar (dazu gleich mehr) über ein Viertel CO2 eingespart. Was Europa angeht, folgen mit weitem Abstand Italien und Polen, die zusammen etwa den deutschen Ausstoß erreichen. Das Vereinigte Königreich liegt trotz seiner Bevölkerungsstärke auf demselben Niveau, also halb so „klimaschädlich“ wie Deutschland, weil das Land längst ziemlich de-industrialisiert ist und massiv von der Finanzmetropole London zehrt. Frankreich taucht in der Liste gar nicht auf, trotz seiner Größe – dank „Atomstrom“.
Ein einsamer Torwart gegen Dauer-Elfmeterschießen
Also: Die CO2-Emissionen der USA mit knapp 5 Milliarden Tonnen jährlich sind über achtmal so groß wie die deutschen. Selbst wenn Deutschland, Italien, Polen und Briten schlagartig „klimaneutral“ würden, könnte das nur ein Drittel der heutigen US-Emissionen kompensieren. Noch viel beeindruckender: Wenn China und Indien nur vier Prozent drauflegen (wofür sie im Trend etwa 16 Monate brauchen), wiegt das Deutschlands komplette Jahresproduktion auf.
China und Indien zusammen schaffen schon 2023 fast 15 Milliarden Tonnen. Exakt gerechnet: was wir mit 13 Jahren verkrampfter Selbstkasteiung seit 2010 erreicht haben (rund 230 Megatonnen jährlich vermieden), emittieren China und Indien in fünfkommasechs Tagen: zwischen Montagfrüh und Samstagmittag einer einzigen Woche.
Amerika und Europa zusammen konnte man sehr blauäugig vielleicht als relevantes Gegengewicht betrachten, Europa allein sicher nicht. Bisher glich der Versuch von Amerika und Europa, die CO2-Zuwächse der Milliardenvölker China und Indien irgendwie „gerecht“ auszugleichen, einem Fußballmatch eines halben Dutzend alter Herren gegen 11 durchtrainierte Jungathleten. Ohne Amerika ist es nur noch ein vereinzelter Torwart gegen unaufhörliches Elfmeterschießen, bestenfalls.
Emissionen: nicht weniger, nur woanders
Helmut Schmidt (der schon vergeblich versuchte, die SPD vom „Atomausstieg“ abzuhalten!) sagte über Politiker mit „Visionen“, sie sollten zum Arzt gehen. Der Klima-Fanatismus ist schlimmer als visionär, nämlich pathologisch wahnhaft. Dabei sind es nicht nur die aufgezeigten Relationen, die eine verbissene „jetzt erst recht“ Fortsetzung des EU-Klimaregimes als Anzeichen politischer Unzurechnungsfähigkeit erscheinen lassen, oder schlicht als Beweis der Unfähigkeit zu rechnen, auf Grundschulniveau.
Es ist noch viel schlimmer, denn die Einsparungen, die Deutschland unter Schmerzen scheinbar (!) erzielt hat, beruhen vor allem darauf, dass das CO2 nur woanders erzeugt wird, nämlich in China. Die explodierenden Emissionen dort beruhen darauf, dass Industrie in Europa abgewürgt wird, um die Produkte lieber aus Fernost liefern zu lassen. Das gilt gerade auch für Elektro-Auto-Batterien, Solarpaneele und Windkrafttechnik. Ohne diese Verlagerung bräuchte China nicht so viele neue Kohlekraftwerke. Die „Klima-Schäden“ durch die Produktion der hier importierten Batterien müssen also mit dem CO2-Ausstoß für Kohlestrom in China bewertet werden; entsprechendes gilt für eine korrekte Betrachtung des deutschen „Strom-Mixes“ an der Ladebox. In der Folge verursachen Elektro-Autos viel mehr CO2 als ein sparsamer Verbrenner.
Der politische Zwang ruiniert die deutsche Autoindustrie, wie von "Sonntagsfahrer" Dirk Maxeiner geduldig immer wieder vorgeführt. Ohne profitable Exportprodukte kein Wohlstand und keine soziale Sicherheit. Aber diese Politik ruiniert uns nicht nur (wobei einige sich allerdings eine goldene Nase verdienen), sie wirkt in der Gesamtbilanz nicht mal netto-vermindernd auf das CO2. Fürwahr ein gewaltiger Schwindel. Selbst wenn Batterie-Autos hypothetisch eine minimale CO2-Vermeidung erzielen würden: um welchen Preis (für den Produktions-Mehraufwand, Ladesäulen, Netzumbau, ökonomische Verwerfungen)? Stehen Aufwand und Ertrag noch in einer erträglichen Relation? Das interessiert die blinden Fanatiker nicht.
Bleiben wir im Verkehr: Wenn das politisch so ersehnte „Umsteigen“ vom PKW auf die Eisenbahn je Person und Kilometer 100 Gramm CO2 einsparen würde (unrealistisch, denn dazu müsste die Bahn verglichen mit einem modernen kleinen Verbrenner komplett CO2-frei fahren, was im deutschen Strom-Netz unmöglich ist) und die anteilige Subventionierung der Eisenbahn „nur“ 10 Cent kosten würde (real eher 15 bis 20 Cent!), ergäben sich schon Vermeidungskosten von Tausend Euro je Tonne. Mit realistischen Basiswerten kommt man auch auf 5.000 Euro und mehr. Rechnet man die Investitionen (und den gewaltigen Energie-Einsatz) für den Bau neuer Strecken noch hinein, wird es endgültig bodenlos.
Gleichzeitig kippt man weitere Milliarden-Subventionen ins „Deutschland-Ticket“ beim verzweifelten Versuch, das „Umsteigen“ zu fördern. Einerseits produziert man Vermeidungskosten von tausenden Euro, anerkennt aber, dass Bahn-Fahrgäste nicht bereit sind, auch nur entfernt kostendeckende Preise beizutragen. Klimaschutz schön und gut, aber es darf uns beim Ticketkauf nichts kosten – und die Politik kuscht vor dem Unmut im Volk, aber nur an dieser Stelle. Verlogen und inkonsequent.
Wenn falsche Moral den Verstand erschlägt
Wenn wir die verbliebenen 600 Millionen Tonnen pro Jahr zum Preis von „nur“ je 3.000 Euro vermeiden könnten, ergäben sich Gesamtkosten von fast zwei Billionen Euro pro Jahr oder gut 40 Prozent der gesamten rechnerischen deutschen Wirtschaftsleistung (einschließlich der Staatsausgaben auf Pump, die das Bild verzerren – vergleiche hier).
Man hat uns erzählt, Klimaschutz müsse man nur mit gutem Willen anschieben, mit überschaubarer „Starthilfe“, und schon bald wird die ganze Welt uns die tollen Lösungen aus den Händen reißen wie ein Heroin-Junkie dem Dealer den Stoff, um jeden Preis. Stattdessen steigen die Subventionen und Verluste; ebenso der Aufwand für weitere CO2-Einsparungen – nachdem man die niedrig hängenden Früchte längst geerntet hat (steigende Grenzkosten, eine Grundwahrheit der Ökonomie!); die Welt kauft uns gar nichts ab, sondern hält uns für durchgedreht. Oder reibt sich die Hände, denn der Niedergang der deutschen Industrie und Europas insgesamt liegt natürlich genau im strategischen Interesse der Konkurrenz, insbesondere aus Fernost.
Der Wahnsinn mit Methode geht noch tiefer: Der Weltretter als solcher ist obsessiv verliebt in die Vorstellung, man müsse jedes Problem (einschließlich nur eingebildeter) „an der Wurzel bekämpfen“. Das ist aber nur dummdreist moralisierende Prinzipienreiterei: Würde der „Klimawandel“ häufigere Wirbelstürme verursachen (nicht der Fall), die z.B. in Florida Wohnhäuser zerfleddern und gewaltige Schäden anrichten, kann man entweder versuchen das Klima zu retten, oder man baut stattdessen Häuser aus Beton (statt Holz), die auch einem Sturm standhalten.
Würde der „Klimawandel“ den Meeresspiegel steigen lassen (frühere Horror-Prognosen sind grandios gescheitert), kann man wiederum rituelle Opfer für den Klimagott darbringen oder notfalls die Deiche entsprechend erhöhen. Ohne seine Deiche wäre Holland schon halb unter Wasser gewesen, bevor das CO2 überhaupt eine Rolle spielte. So sieht lebenstüchtiger, realistischer Pragmatismus aus. Und: Sich gegen hypothetisch drohende Klimakapriolen zu schützen, ist umso weniger ein Problem, je weniger man sich vorher für die CO2-Vermeidung ruiniert hat. Die ärmsten Völker der Welt leiden unter Naturkatastrophen, weil sie so arm sind. Und die Natur leidet unter der Armut, denn Hungernde können sich keinen Naturschutz leisten. Die Moral der Weltretter ist im Ergebnis verächtlich.
Europa als größenwahnsinniger Einzelgänger
Vor diesem Hintergrund, und alles noch abgesehen von der Kernfrage, ob die CO2-Panik im naturwissenschaftlichen Kern überhaupt berechtigt ist oder in Wahrheit die moderate Steigerung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre die Welt grüner macht und Nahrungsmittel leichter produzierbar – aber man will ja kein „Klimaleugner“ sein... Auf jeden Fall ist Amerika jetzt komplett raus aus der Weltrettungskoalition, emittiert bald zehnmal soviel CO2 wie Deutschland (und heute schon doppelt so viel wie die EU insgesamt, vergleiche hier). Die EU-Klimapolitik war bisher schon weltfremd, ideologisch getrieben, selbstzerstörerisch. Immerhin war man sich einig mit Amerika und es fühlte sich nach solidarischer Anstrengung an.
Jetzt ist die EU nur noch ein isolierter Einzelgänger und längst nicht so bedeutend, wie sie sich vorstellen möchte, sondern zunehmend ein lächerlicher Zwerg auf der Weltbühne. Und je mehr sie sich selbst ruiniert, durch bürokratischen Totalitarismus, wirtschaftlichen Niedergang, kulturelle Selbstverleugnung und offene Grenzen, desto weniger Einfluss hat sie. Europa ist nicht stark durch größenwahnsinnige Allmachtsphantasien, im Gegenteil. Europa hätte immer noch großes Potenzial, aber das wird mit der gegenwärtigen Politik in Brüssel wie in Berlin mutwillig zerschlagen.
Amerika hat gerade noch die Wende geschafft, von Selbstzerstörung zu mutigem neuem Aufbruch. (So sieht das jedenfalls eine klare Mehrheit da drüben, während hier immer noch heulend und zähneklappernd die verlogenen Zerrbilder der „mainstream“ Medien abgefeiert werden.) Die Amerikaner haben Trump gewählt, auch weil er ihnen versprochen hat, aufzuräumen mit dem Klima-Unfug, auf all seinen zahllosen Kundgebungen mit häufig zigtausend Teilnehmern pro Termin, mehr, als Scholz und Habeck zusammen im kompletten Wahlkampf an freiwillig teilnehmenden Bürgern sehen werden.
Beide Riesenstaatsmänner sind unwillig, die Realität wahrzunehmen und verantwortungsvoll (im deutschen Interesse!) damit umzugehen, sondern verdrängen sie trotzig, plustern sich auf, versuchen es mit Wortgirlanden und Wahlkampflügen. Sie erinnern bestenfalls an Loriots gezeichnetes Ehepaar, dessen Fernseher den Geist aufgibt, aber zu einem anderen Zeitvertreib fehlen Wille und Phantasie, und man argumentiert sofahockend wie festgenagelt: „Ich lasse mir doch von dem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wo ich hingucke.“
Es muss ein Moratorium her
Gibt es noch Hoffnung auf realpolitische Vernunft im früher „bürgerlichen“ Lager, bei den Herren Merz und Lindner – sind sie womöglich bereit, eine grundlegende Kurskorrektur beim „Klima“ in Betracht zu ziehen? Ein Kanzler-Dekret nach Trump-Vorbild gibt es in Deutschland natürlich nicht, nur den mühsamen Weg, die geltenden EU-Gesetze aufzubohren und aus der Welt zu schaffen. „Weiter so“ wäre verheerend und eigentlich ein Verbrechen an Europa. Wer Europa mag, muss es vor dieser EU und ihren geltenden Gesetzen („Richtlinien“) retten. Die Weltlage hat sich fundamental geändert, es bedarf eines Moratoriums.
Wenn Deutschland das will, kommt Brüssel daran nicht vorbei, zumal es Verbündete in vielen Ländern der EU gäbe, erst recht im EU-Parlament. Es bedarf meiner Einschätzung nach eines Sondertreffens der EU-Regierungs-Chefs, nach Neuwahl der Bundesregierung. Dort muss politisch beschlossen werden, dass die EU innehält und sämtliche Klima-Gesetze einer grundlegenden Revision unterzieht. Eine solche Besinnungspause, oder „Moratorium“, ist unabdingbar, nachdem die nun diametral geänderte US-Strategie den globalen Rahmen der Klimapolitik neu definiert.
(Fossile Energiepreise werden dank Trumps „drill baby drill“ bald rasant fallen, das allein ergibt schon eine ganz neue Dynamik. Will die EU ihre CO2-Strafsteuern und Ökosubventionen zum Ausgleich noch erhöhen und Europa erst recht abwürgen, noch schneller als bisher schon? Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben.)
Michael W. Alberts hat langjährige Erfahrung in der Politikberatung und in politischer Kommunikation, auch zugunsten von Funktionsträgern der Liberalen, und betätigt sich nebenberuflich publizistisch.