Nachdem am Wochenende erste Bilder vom Treffen Donald Trumps mit dem chinesischen KP-Chef und Staatspräsidenten Xi Jinping in Buenos Aires zu sehen waren, titelte SpiegelOnline „Der Klügere ist China“. Der US-Präsident „stoppt vorerst seinen Feldzug gegen Handelspartner China“, war gleich im Vorspann des Artikels zu lesen.
„Kommentarlos“ habe sich der US-Präsident verabschiedet, kleinlaut sozusagen. Andere Medien bliesen in das selbe Horn. „Steigender Druck aus dem In- und Ausland“, hieß es bei der ARD, hätten Trump veranlasst, die Zölle auf chinesische Importe nicht weiter zu erhöhen, wenigstens nicht in den nächsten 90 Tagen.
Einstimmig suggerierten die Kommentare, was sie am liebsten vermelden: eine Niederlage des Amerikaners, den Eindruck, als habe er über Monate den dicken Max markiert, mächtig das Maul aufgerissen, um schließlich als Bettvorleger zu landen, bezwungen vom Widerstand der klugen Chinesen gegen seine rüde verhängten Strafzölle.
Wieder einmal war der Wunsch der Vater des Gedanken. Berichtet wurde, wie es kommen sollte. Schon am 12. Oktober, Wochen vor dem G20-Gipfel, hatte die Wirtschaftswoche zu erklären versucht, „warum die USA den Kürzeren ziehen werden“, ihr Präsident „einem fatalen Irrtum“ aufsitzt, wenn er glaubt, das Reich der Mitte durch wirtschaftlichen Druck an den Verhandlungstisch zwingen zu können.
Bewährungsauflagen für die kommenden drei Monate
Dabei ist doch längst durchgesickert, dass es eher die Chinesen sind, die jetzt beigeben müssen, indem sie die Zölle auf Autoimporte aus den USA senken, ihren Handelsbilanzüberschuss von 375 Milliarden Dollar durch die Erhöhung amerikanischer Importe abbauen und den Export des synthetischen Opiats Fentanyl unter harte Strafen stellen wollen. Nicht zu reden von der Beteuerung, gegen den geistigen Diebstahl, den illegalen Technologietransfer, vorzugehen. Allesamt Bewährungsauflagen, die innerhalb der kommenden drei Monate zu erfüllen sind – nicht von Washington, sondern von Peking.
Dass es so weit auch ohne die von Donald Trump verhängten „Strafzölle“ gekommen wäre, mag glauben, wer die Wirklichkeit ohnehin nur noch durch die Brille seiner Vorurteile wahrnimmt. Wo aber politische oder persönliche Ressentiments, die Abneigung und der Hass ins Spiel kommen, ist es um die Glaubwürdigkeit des Journalismus schnell geschehen. Da wird einer kurzerhand als gefährlicher Verlierer eingestuft, obwohl er mit seiner Konsequenz etwas zuwege brachte, das zumindest die Möglichkeit eröffnet, den Welthandel wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Dass die Amerikaner selbst keine Waisenknaben sind, steht dabei außer Frage. Diesmal aber ging es um die Piraterie der Chinesen. Und da ist es Donald Trump mit seiner Doppelstrategie – mit Druck und Verhandlungsbereitschaft – immerhin gelungen, einen ausufernden Handelskrieg abzuwenden, wenn auch zunächst nur für neunzig Tage. Mag das den deutschen Kommentatoren nun in den Kram passen oder nicht.
Dass sie aus dieser Geschichte etwas lernen könnten, ist dagegen höchst unwahrscheinlich. Eher hören Hunde damit auf, den Mond anzubellen.