Michael Miersch / 14.04.2007 / 09:51 / 0 / Seite ausdrucken

Treibhaus im Klassenzimmer

Kolumne von Maxeiner & Miersch, erschienen in DIE WELT am 13.04.2007.

Ein Gymnasium in einem Vorort von München. Die Abiturklassen versammeln sich im Musiksaal. Es ist Klimakatastrophentag. Während der regulären Schulzeit führen Aktivisten von „Germanwatch“ ihre Roadshow „Klimaexpedition“ vor. Germanwatch setzt sich nach eigenen Worten für eine „soziale und ökologische Gestaltung der Globalisierung“ ein.

Martin, der bärtige Germanwatch-Frontmann mit Holzfällerhemd spricht seine Zuhörer gerne mit „Leutchen“ an und vermittelt den Siebzehnjährigen ihre Mitschuld am Klimafrevel, den mit dem austrocknenden Tschad-See illustriert. Schuld an dessen Schrumpfen sind zwar in erster Linie die Ableitung von immer mehr Wasser für die Landwirtschaft an seinen Zuflüssen, aber dieser Hinweis wäre für Martins pädagogische Botschaft kontraproduktiv. Martin macht gerne Witzchen spricht von „McDoofnalds“,  fordert mehr Subventionen für Biolandwirte, warnt vor der Gentechnik und natürlich den Amerikanern. Die beiden anwesenden „Leutchen“ von der Münchner-Rück-Versicherung fordert er auf, den Amis endlich die Prämien zu erhöhen. Die klopfen sich auf die Schenkel, schließlich sponsern sie diese verdienstvolle Form der Jugendbildung.

Die Erziehung zu eigenständigem Denken hat an deutschen Schulen ein wirklich bemerkenswertes Niveau erreicht. Der Hamburger Oberbürgermeister bezahlt Schülern den Besuch von Al Gores Klima-Propagandastreifen „Eine unbequeme Wahrheit,“ Umweltminister Siegmar Gabriel kauft gleich 6000 DVD’s und lässt sie kostenlos an Schulen verteilen. Die Aktion Menschheitsrettung muss einfach „rein in die Birne“ wie Martin das zu sagen pflegt. Und dies funktioniert am besten mit ständiger Wiederholung, moralischer Aufladung und Schuldzuweisung: Den Elementen der klassischen Propaganda eben.

Es wird jungen Menschen ein Notstand eingebläut, der weder Verzug noch Widerspruch duldet. Über die Gefahr als solche darf nicht mehr diskutiert werden, lediglich darüber, mit welchen Mitteln sie denn am besten abzuwenden sei. Wer da nicht mitmacht hat das falsche Bewusstsein, wie einstmals jene, die am wissenschaftlichen Sozialismus Zweifel anmeldeten.

Die Indoktrination beginnt bereits in der Grundschule. Mit dem Segen des Kultusministeriums werben in Bayern „Öko-Experten“ für Recyclingpapier. Das wäre völlig in Ordnung. Doch es gehört zum Programm, dass den Kindern die Kanadier als Schurken darstellen werden, weil die angeblich zuviel Holz fällen. Bayern, eine Provinz mit winzigen Urwalsresten und kaum großen Wildtieren, lässt in den Schulen gegen Kanada agitieren, das ein Vielfaches an Wäldern und Wildtieren hegt und pflegt. Man stelle sich vor, in Kanadas Schulen gäbe es Sonderstunden, in denen gegen deutsche Autos gewettert wird.

Anstatt Fragen zu stellen, sollen die Kinder den angeblichen Rettern des Planeten bedingungslos vertrauen – da waren wir schon mal weiter. Erkenntnisse des UN-Klimarates sind sakrosankt und das Umweltbundesamt so unfehlbar wie der Vatikan. Motto: Andere Denken für dich - und das ist besser so. Selbst die Kleinsten im Vorschulalter werden bereits eingestimmt, beispielsweise von der Firma Kosmos mit der Experimentier-Anleitung „Klima-Kollaps von Professor Eins-Os“.

Und doch werden die Denkverbote keinen Bestand haben. Der britische Fernsehfilm „The Great Global Warming Swindle“ hat sich im Internet zu einem Millionen-Renner entwickelt. Unliebsame Informationen fließen an den politischen Schleusenwärtern vorbei. Für die Lehrer könnte das eine große Chance sein. „The Great Global Warming Swindle“ ist ein bisweilen grober Klotz auf einen groben Keil: Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“. Liebe Lehrer, schaut mit den Schülern beide Filme an - und diskutiert dann. Last sie selbst denken. Dieses Land braucht skeptische Bürger ohne Angst. Und falls es um das Klima so schlimm stehen sollte, wie behauptet wird, dann brauchen wir solche Menschen ganz besonders.

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