Martin Voigt, Gastautor / 18.06.2024 / 16:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Trans-Diagnose: Alarmierender Anstieg bei Mädchen

Die Diagnose „Geschlechtsdysphorie“ bei jungen Patienten, besonders Mädchen, in Deutschland ist in den letzten 10 Jahren um 680 Prozent gestiegen. National und international wächst die Kritik an der schnellen und unkritisch affirmativen Behandlung von vermeintlichen Trans-Kindern.

Die ideologisch motivierte Leitlinie für die medizinische Transgender-Behandlung von Minderjährigen gerät immer mehr in die Kritik. Nun hat auch die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) die Behandlungsleitlinie für sogenannte Transkinder- und Jugendliche abgelehnt. Die Fachgesellschaft, die selbst einen Vertreter in die Leitlinienkommission entsandt hatte, kritisiert die zunehmende „trans-affirmative“ Behandlung von Minderjährigen. Ihr Brief, der Welt vorliegt, richtet sich an den Vorsitzenden der Leitlinienkommission, Georg Romer. 

Die Autoren fordern, dass „hormonelle und chirurgische Interventionen nach obligatorischer multiprofessioneller kinder- und jugendpsychiatrischer und somatischer Diagnostik wenigen Fällen vorbehalten sein“ sollten. Der trans-affirmative Ansatz, wie ihn hingegen die Leitlinie vorschlägt, hält Ärzte dazu an, der Selbsteinschätzung der Kinder zu folgen, entsprechende medizinische Diagnosen zu stellen und die gewünschte Trans-Behandlung zu starten. Auf diese ideologische Befeuerung des Trans-Kults zielt die Kritik der DGPPN ab. Jugendliche, die sich während der Pubertät unvermittelt als „trans identifizieren“ und zudem oft mit psychiatrischen Diagnosen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen bereits auffällig waren, sollten mit ihrem Begehr nach Pubertätsblockern, gegengeschlechtlichen Hormonen und Trans-OPs in den Gender-Kliniken nicht weiterhin vorbehaltlos offene Türen einrennen.

Die Abklärung der empfundenen Geschlechtsinkongruenz bei Jugendlichen müsse künftig ausführlicher und sorgsamer durchgeführt werden. Zudem wird ein „Ethikvotum“ gefordert und die Einbindung in klinische Studien. Die angemahnte Überarbeitung der Leitlinie soll auch die neuesten Studien wie zum Beispiel den Cass-Review berücksichtigen. Mit ihren Forderungen befindet sich die DGPPN in guter Gesellschaft. Für einen Paukenschlag hatte zuletzt der Deutsche Ärztetag gesorgt, indem er die Bundesregierung aufgefordert hat, die trans-affirmative Behandlung von Minderjährigen zu stoppen. Neben zahlreichen Ärzten und weiteren Fachverbänden hatten auch Elterninitiativen die neuen Leitlinien scharf kritisiert und die Verstrickungen der Leitlinienautoren mit der Trans-Lobby angeprangert. Die Kritik an der schnellen und unkritischen Behandlung von vermeintlichen Trans-Kindern erfährt unterdessen Unterstützung von einer Studie, die erstmals Daten zur Häufigkeit diagnostizierter Geschlechtsidentitätsstörungen erhoben hat. Sie ist veröffentlicht im Ärzteblatt unter dem Titel „Störungen der Geschlechtsidentität bei jungen Menschen in Deutschland: Häufigkeit und Trends 2013–2022. Eine Analyse bundesweiter Routinedaten“. Die Autoren werteten „bundesweite Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland“ aus.

„Geschlechtsdysphorie“ ist selten von Dauer

Das Ergebnis: Ein exponentieller Anstieg an jungen Patienten im Alter von fünf bis 24 Jahren, die wegen einer „Geschlechtsdysphorie“ (Diagnoseschlüssel F64) behandelt wurden. Für den zehnjährigen Beobachtungszeitraum liegen keine absoluten Zahlen, sondern Prävalenzen vor. Das heißt, die Forscher ermittelten den Anstieg der Geschlechtsdysphorie-Diagnosen in Bezug auf eine Population von 100.000 gesetzlich Versicherten. Zu Beginn des Beobachtungszeitraums entfiel auf 100.000 Kassenpatienten 22,5-mal die Diagnose Geschlechtsdysphorie. Zehn Jahre später war dieser Wert auf 175,7 gestiegen. Das ist ein Anstieg von mehr als 680 Prozent!

Deutlich wird zudem, wer am meisten vom Trans-Kult betroffen ist: junge Mädchen in der Pubertät. „In nahezu allen Jahren wurde die höchste Prävalenz von F64-Diagnosen in der Altersgruppe der 15- bis 19-jährigen weiblichen Jugendlichen festgestellt“, schreiben die Autoren. Darüber hinaus bestätigen die Daten eine Beobachtung, vor der Jugendpsychiater schon länger warnen: 67 Prozent der männlichen und 75 Prozent der weiblichen Jugendlichen, die mit „Geschlechtsdysphorie“ beziehungsweise mit der Selbstdiagnose „ich bin trans“ bei einem Arzt vorstellig wurden, waren bereits wegen einer anderen psychiatrischen Erkrankung im Abrechnungssystem der Kassenärzte vermerkt. Depressionen, Angststörungen und emotional instabile Persönlichkeitsstörungen vom Borderline-Typ sind darunter die häufigsten.

Es handelt sich also um jene psychiatrischen Grunderkrankungen, die oft jugendkulturell überformt werden und eine entsprechende Symptomatik ausprägen, die dann unter Jugendlichen gehäuft auftritt: Magersuchtswellen, das für „Borderliner“ typische „Ritzen“ oder seit einigen Jahren eben die Muster des Trans-Kults. Zwar merkt das Autorenteam an, dass „über mögliche Ursachen für die Zunahme der Häufigkeit von F64-Diagnosen“ auf der vorliegenden Datenbasis keine Aussagen getroffen werden könnten. Doch dass sozio-kulturelle Faktoren eine wesentliche Rolle spielen, dürfte klar sein, denn indirekt bestätigen die Daten genau das: Die Diagnose „Geschlechtsdysphorie“ ist selten von Dauer. Für sämtliche Vergleichsgruppen lag die Diagnosepersistenz, also das Fortbestehen der Symptomatik, bei unter 50 Prozent. Vermutlich spiegele dies die Fluidität des Konzepts „Geschlechtsidentität“ im Kindes- und Jugendalter wider, schreiben die Autoren.

Moderne Projektionsflächen

Etwas verklausuliert ziehen sie damit eine Trennlinie zwischen der Medizin und dem Trans-Kult. Denn die sogenannte „Geschlechtsidentität“ ist kein wissenschaftlich medizinischer Begriff sondern eine Erfindung aus dem Bereich der Gender-Ideologie. Ein Mädchen kann nicht wissen, wie sich ein Junge fühlt und somit auch keine entsprechende Geschlechtsidentität ausprägen. Vielmehr geht es um soziale Konzepte von Geschlecht und Identität, um Rollenvorstellungen und die individuelle Passung in Gesellschaft und Kultur – allesamt moderne Projektionsflächen, um ursächliche Identitätskrisen und Persönlichkeitsstörungen in Bezug auf das soziale Umfeld auszuhandeln.

Was nun charakteristisch für die Pubertät ist, schwächt sich gegen Ende der Adoleszenz wieder ab. Daher sind die Transgender-Diagnosen im Kindes- und Jugendalter naturgemäß „fluide“, sofern die unreifen Patienten nicht in ihrer selbst gewählten Trans-Identität bestätigt und affirmativ behandelt werden. So ganz wollen die Wissenschaftler die Gefahren der voreiligen Trans-Behandlung nicht unkommentiert lassen. In ihrem abschließenden Absatz geben sie einen zaghaften Konter gegen die geplante trans-affirmative Leitlinie:

Weitere Forschung zu den Ursachen der geringen Diagnosepersistenz und der beobachteten Zunahme der Prävalenz ist erforderlich. Inzwischen sollten die Diagnosestabilität und die hohe Prävalenz begleitender psychischer Störungen bei den Empfehlungen zum Beginn einer geschlechtsangleichenden Therapie im Jugendalter berücksichtigt werden.

Psychiatrische Vorerkrankungen sollen genauer in den Blick genommen werden

Die Leitlinienkommission hält sich indes bedeckt, was die Berücksichtigung der vielseitigen Kritik betrifft. Noch im Juni soll die finale Version der Leitlinie veröffentlicht werden, die Ärzten im gesamten deutschen Sprachraum fortan Orientierung bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die sich als „trans“ identifizieren, bieten soll.

Jegliches Festhalten am trans-affirmativen Kurs würde Deutschland international isolieren. Im Wochentakt verliert die Trans-Lobby an Boden, und das besonders deutlich in den ehemaligen Vorreiterländern des Trans-Kults. Wie eine finale Abrechnung der US-amerikanischen Kinderärzte mit der Trans-Lobby-Organisation WPATH wirkt deren jüngst veröffentlichte „Doctors Protecting Children Declaration“ (Ärzte-Schützen-Kinder-Erklärung).

Die „Pediatricians of the American College of Pediatricians (ACPeds)“ fordern darin eine Abkehr von der WPATH und den sofortigen Stopp der sozialen Bestätigung von jungen Menschen, die sich für „trans“ halten. Pubertätsblockierende Medikamente, gegengeschlechtliche Hormone und Trans-OPs sollen für minderjährige Patienten ebenfalls keine Option mehr sein. Stattdessen sollten deren psychiatrische Vorerkrankungen genauer in den Blick genommen werden.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Demo Für Alle.

 

Dr. Martin Voigt ist Publizist und Jugendforscher mit Schwerpunkt auf Identitätsentwicklung von Jugendlichen im Zusammenhang mit sozialen Medien.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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F. Michael / 18.06.2024

Das kommt davon wenn Kinder schon im Kindergarten sich solchen Regenbogenmist anhören müssen und das wird noch schlimmer, wenn erst die Queeren im Kindergarten unsere Kleinen versauen. Diese Land ist nur noch kacka. Aber wer als Eltern das zulässt ist selbst schuld, steht endlich auf und haut auf den Tisch, geht mit auf die Straße, am 1. August in Berlin.

Elena Georgi / 18.06.2024

Wir erleben eine solche Geschichte gerade im Freundeskreis unserer 16-jährigen Tochter. Eine Freundin hat sich plötzlich als “trans” geoutet und möchte von den Freundinnen Julian genannt werden. Dazu muss man wissen: in der Familie herrscht seit Jahren psychischer Stress, seitdem die depressive Mutter sich über Nacht vom Vater getrennt hat und das Verhältnis zwischen Vater und Kindern durch einen Scheidungskrieg nachhaltig gestört wurde. Die Mutter hat schon zahlreiche Freunde gehabt - einer von diesen soll das Mädchen,, welches auch schon länger in Therapie ist, sogar missbraucht haben. Jetzt die Flucht in eine neue geschlechtliche Identität.

Jochen Lindt / 18.06.2024

Dieser Transgenderquatsch ist doch nichts weiter als Hysterie. So wie im 19.Jahrhundert, als junge Mädchen dauernd in Ohnmacht fielen.

Karl Kulikowski / 18.06.2024

Der Treppenwitz ist das der perverse John Money mit seinem Experiment genau das Gegenteil bewiesen hat.Der Junge der als Mädchen erzogen wurde handelte trotzdem wie ein Junge.

MarcusCato / 18.06.2024

Es wäre ein totaler Paradigmenwechsel, bei einer psychischen Störung einen körperlichen Eingriff durchzuführen und diesen aus den Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen zu bezahlen. Wie würde man nach dem neuen Paradigma Schizophrenie behandeln? Teilung des Körpers? Die Entfernung einer Zyste gilt hingegen als kosmetischer Eingriff und muss privat bezahlt werden.

Boris Kotchoubey / 18.06.2024

Das Programm der Bevölkerungsreduktion (auf hebräisch “Shoa” genannt) läuft an.

Dr. Ralph Buitoni / 18.06.2024

Warum nur fallen gerade Frauen auf jeden gesellschaftlichen Scheiß rein, warum nur?

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