Günter Ederer / 20.04.2018 / 06:20 / Foto: kremlin.ru / 32 / Seite ausdrucken

Toxisches Russland (Teil 1)

Die Angst vor einem realen Krieg zwischen den USA und Russland kriecht in das Bewusstsein der Deutschen und löst gefährliche Lähmungen im Denken und Handeln aus. Zunehmend versuchen die Qualitätsnachrichten, ein ausgewogenes Bild zwischen den Westmächten USA, Frankreich und Großbritannien auf der einen und Russland auf der anderen Seite zu verbreiten. Tendenz der Debatte: Da wird mit unbewiesenen Vorwürfen auf beiden Seiten am Rande einer Katastrophe hantiert und gleichzeitig schaukeln wir uns in eine Situation, die noch schlimmer ist als der kalte Krieg oder die Kuba-Krise.

Der Angriff der drei Westmächte auf syrische Einrichtungen zur Lagerung oder Herstellung von Chemiewaffen kann alles mögliche bedeuten, sicher aber keine Herausforderung Russlands oder gar die Verschiebung des militärischen Gewichtes im Syrienkonflikt. Er war für die einen eine Strafaktion, für andere ein symbolischer Akt, um Flagge zu zeigen gegen Chemiewaffen oder um sein Gewissen zu beruhigen, gegen dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch den moralisch verkommenen Diktator Assad doch etwas unternommen zu haben.

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Die Angst vor einem Krieg zwischen Russland und den Westmächten gehört zu den schlimmsten Szenarien, die wir uns nach Jahrzehnten eines Friedens in den meisten Teilen Europas vorstellen können. Aber diese verständliche Angst legt Gedankenstrukturen frei, die jeden Mord, ja jeden Massenmord rechtfertigen, solange man nicht selbst davon betroffen ist. Wobei die Geschichte über Jahrhunderte gezeigt hat, dass dieses „Kopf in den Sand stecken" nie funktioniert hat.

Bei keinem Satz applaudiert das Publikum in den Talkshows so viel, wenn Politiker oder Moderatoren sagen: „Wir müssen die Ursachen der Flüchtlingsströme stoppen". Damit wurden Kopfbilder erzeugt von Entwicklungshelfern, die in bitterarmen Staaten Berufsschulzentren bauen, Brunnen bohren, Schulen eröffnen et cetera. Dass dies in Staaten geschieht, in denen die herrschenden korrupten Cliquen schneller klauen, als die Entwicklungshilfegelder wirken können, dass dort Geburtenraten von bis zu 7 Kindern pro Frau jede zukünftige Wirtschaftsentwicklung zunichte machen, wird natürlich nicht erwähnt, das passt nicht in die Illusionswelt der akuten Flüchtlingskrise, von der Europa gerade betroffen ist.

Fluchtursachen bekämpfen? Aber bitte ohne Waffen...

Dass da aber im Nahen Osten die mörderischen Banden des Islamischen Staates hunderttausende zur Flucht zwangen, dass da in Damaskus die Verbrecherclique Assad ihr eigenes Land in Schutt und Asche legt, wird bei der Ursachenbekämpfung ausgeblendet. Zwar kommen aus dieser Region zurzeit die meisten Flüchtlinge nach Deutschland, aber wir bleiben von Anfang an lieber Zaungast. Wir tun fast gar nichts, um ernsthaft die Ursachen der Flüchtlingsströme zu beseitigen.

Am deutlichsten wird dies seit dem militärischen Eingreifen der Türkei in Syrien sichtbar: Die fällt in die Provinz Afrim in Nordsyrien ein und vertreibt dort Kurden und Jesiden, um Platz zu schaffen für sunnitische Araber. Und was macht die Bundesregierung, was macht der Westen? Die Staaten der NATO schweigen oder stottern so ein bisschen herum. Dieser Verlust an Glaubwürdigkeit ist fast noch schlimmer als die eigentliche Kriegshandlung.

Jeder, der es schafft, aus diesem von den Türken eroberten Gebiet nach Deutschland zu kommen, hat meines Erachtens ein Recht auf Asyl – solange er nicht Kämpfer irgendeiner der vielen islamistischen Gruppen war. Und schon sind wir mittendrin im nahöstlichen Schlammassel, aus dem wir uns so gerne vornehm heraushalten möchten. Wir müssen uns entscheiden, ob wir Überfälle tolerieren und uns mit ein paar Friedensappellen davonstehlen, oder ob wir die laut verkündete Doktrin: „Wir werden die Ursachen der Flüchtlingsströme bekämpfen" auch dort durchsetzen, wo dies nur durch militärisches Eingreifen möglich ist. 

Nun wissen wir alle, dass die Bundeswehr zurzeit eher einer Geisterarmee gleicht als eine militärische Einrichtung, mit der wir irgendjemand erschrecken könnten. Was Deutschland aber gerade im Falle der Türkei anstoßen könnte, wäre eine konsequente Ächtung des Regimes Erdogans mit wirtschaftlichen Sanktionen. Dazu Beispiele: Einreiseverbot der Mitglieder der Erdogan-Partei, Auftrittsverbot von Erdogans AKP-Partei in Deutschland, Abbruch aller Beziehungen zur Religionsbehörde DITIB et cetera. Darüber hinaus ist eine Diskussion nötig, ob ein Staat wie Erdogans Türkei noch Mitglied in der NATO sein kann – es sei denn, die NATO versteht sich ausschließlich als antirussisches Militärbündnis ohne weltanschauliche Grundwerte. 

Je gewalttätiger, je siegreicher

Deutlicher noch als im Verhältnis mit der Türkei muss sich die Bundesregierung entscheiden, wo sie unser Land in der Auseinandersetzung mit Russland positionieren will. Wenn je der Spruch: „Gewalt ist keine Lösung" deutlicher ad absurdum geführt wurde wie zurzeit mit der russischen Einmischung in Syrien, dann gehört dazu mehr als zynische Blindheit oder grenzenlose Menschenverachtung. Rohe Gewalt entscheidet, was in Zukunft aus der Region wird. Das Gemetzel in Syrien dauert mittlerweile mehr als 7 Jahre und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Opfer sind die Menschen, die Täter sind Strategen, denen es entweder um ihren regionalen Einfluss geht, wie dem Iran und Russland, oder um die Macht, sein Leben im Luxus weiter genießen zu können, wie dem Assad-Clan. Angeheizt wird das Morden noch von religiösen Eiferern, die jede Hemmung beim Töten verloren haben.

Über Lösungen in der Syrienfrage wird diskutiert, als ob es dort nicht um hunderttausende Tote ginge, um Millionen Vertriebene, um den Einsatz aller nur denkbarer Vernichtungsstrategien, Giftgase eingeschlossen. Und diese Vernichtung von Menschen wirft natürlich die Frage auf, für was die Vereinten Nationen überhaupt noch da sind. Im Kalten Krieg spielten sie die Rolle einer Institution, in der der Ost-West-Gegensatz verbal ausgetragen wurde. Und heute? Ist es nur noch die Blockade zwischen den USA und Russland um eine Vorherrschaft? Aber Vorherrschaft über was?

Russland ist als Staat so unattraktiv, wie ein Staat nur sein kann. Korrupt, ohne Rechtssicherheit, ohne soziale Kompetenz, dafür aber gekennzeichnet von einem Brutalokapitalismus, in dem Multimilliardäre von der Gunst des Neumilliardärs Putin leben. Russland hat auch ein Einwanderungsproblem. Die Geburtenrate ist sehr niedrig und die Bevölkerung schrumpft. Aber niemand mit einer qualifizierten Ausbildung kommt. Die USA sind trotz Trump immer noch ein Magnet, der Millionen Menschen aus aller Welt anzieht, vor allem aus Mittel- und Südamerika. Auch militärisch ist Russland isoliert, hat keine Verbündeten mehr. Im Gegensatz zu den USA. Trotz Trump kann sich Amerika auf seine traditionellen Freunde verlassen, voran Großbritannien, Frankreich und Australien. Im Ernstfall auch auf die Skandinavier und Osteuropäer. Dänen und Niederländer flogen zum Beispiel Angriffe gegen den IS. 

Und wir Deutschen? Wenn die Bundeskanzlerin verkündet, dass sich Deutschland nicht an militärischen Einsätzen gegen das Assadregime beteilige, dann solle sie auch in Zukunft vermeiden, den Satz zu wiederholen: „Wir wollen die Ursachen der Flüchtlingswellen bekämpfen." Und: „Gewalt ist keine Lösung". Die Bekämpfung des mörderischen Assadregims überlässt sie anderen. Und damit hat sie die Unterstützung der meisten Deutschen. Doch während Merkel vielleicht dazu bereit wäre, wieder einige hunderttausend Flüchtlinge aus den zerbombten Städten Syriens aufzunehmen, will das die überwiegende Mehrheit der Deutschen ganz gewiss auch nicht.

Deutschland: Weltmacht für moralische Sprüche

Wir sollten uns erst einmal entspannen, meinte der linke Politiker Jan von Aken in der Talkshow bei Anne Will. „Entspannt" beim Massenschlachten. Zynischer geht es kaum noch. Aber er hat auch einen Vorschlag: Bei dem Einfluss, den Deutschland in Moskau und Washington genießt, sollte es endlich aktiv werden und die beiden Großmächte an den Verhandlungstisch bringen. Da paart sich dann Zynismus mit Größenwahn. Im Nahen Osten bestimmt zurzeit die Gewaltbereitschaft. Das wird international auch anerkannt, selbst von der Bundesregierung. Denn die Erkenntnis aller lautet: Ohne Russland gibt es keine Lösung. Und Russland setzt auf Gewalt. Deutschland ist dagegen Weltmacht für moralische Aufrufe. Die retten aber in Syrien kein einziges Menschenleben.

Die neueste Diskussion über den Einsatz von Giftgas in Syrien durch das Assadregime fällt zusammen mit dem Giftgasanschlag auf den Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia in Salisbury. Die Sympathie für Geheimdienstagenten hält sich gewöhnlich in Grenzen. Umso verwirrender ist das, was da in einem beschaulichen Städtchen in Südengland passierte. Die Londoner Regierung machte schnell Russland und sogar Präsident Putin persönlich für diese Untat verantwortlich.

28 Staaten haben sich mit Großbritannien solidarisch erklärt und russische Diplomaten ausgewiesen. Das hat faktisch sicherlich nicht viel zu bedeuten, aber es zeigt, wie isoliert Russland mittlerweile ist. Die Ukraine, Moldawien, Albanien, Mazedonien und alle baltischen Staaten fühlen sich von den USA und dem Westen immer noch eher beschützt, als von einer Freundschaft mit Russland. Damit wurde durch die britische Giftgasaffäre deutlich, wie beschädigt das Ansehen Putins ist. Diese diplomatische Niederlage ist sicher wirkungsvoller als mancher wirtschaftlicher Sanktionsbeschluss. 

Parallel zum Krieg in Syrien tobt seither ein Krieg der Worte. Die Beschuldigung Londons, dass Russland verantwortlich sei, trifft Putin und seine Regierung offensichtlich ziemlich unerwartet. Außer bei den unerschütterlichen Russlandverstehern ist der Kreml isoliert. Alle Versuche sich reinzuwaschen und sogar die Schuld auf Großbritannien umzulenken, scheitern, weil Moskau gleichzeitig alle Aufklärungsversuche behindert. Was würde dagegen sprechen, die Internationale Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW mit einem umfangreichen Mandat auszustatten, um im Gebiet, in dem Giftgas eingesetzt worden sein soll, alles untersuchen zu können und auch den Schuldigen benennen zu dürfen? Genau das macht Moskau nicht und kann damit vielleicht die eigene Bevölkerung manipulieren, den größten Teil des Rests der Welt aber nicht.

Die lange Liste russischer Lügen

Die Reaktion Londons und die erstaunliche Solidarität von 28 Staaten wäre sicher nicht so schnell und umfangreich ausgefallen, hätte sich Russland nicht bei seinen dreisten Lügen mehrfach erwischen lassen oder durch sein Verwirrspiel das Misstrauensfass zum Überlaufen gebracht. Deutlicher als bei dem Giftanschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Julia ist die Sachlage beim Attentat auf Alexander Litwinenko mit dem radioaktiven Polonium-Isotop 210. Alle Indizien führen zu den russischen Agenten Andrej Lugowoi und Dimitri Kotun. Sie konnten Großbritannien vor ihrer Verhaftung verlassen und wurden von Russland weder ausgeliefert noch verhört. Im Gegenteil: Andrej Lugowoi sitzt heute im russischen Parlament als Abgeordneter der nationalistischen LDPR und wurde 2015 von Putin mit einem Verdienstorden ausgezeichnet. 

Bei der Annexion der Krim log Putin persönlich so unverblümt, dass selbst seinen internationalen Hofsängern nichts anderes übrig blieb, als von einer Verletzung des Völkerrechts zu reden. Von den „Männern in Grün" erzählte Putin, die Kleidung trugen, die es in jedem Supermarkt zu kaufen gäbe. Als sich diese nicht länger als Soldaten der russischen Armee tarnen ließen, gab er zu, gelogen zu haben – aber es sei eine Notlüge gewesen, um die Menschen auf der Krim in ihr ersehntes Russland zu verhelfen. Mit einer getürkten Wahl ließ er sich das bestätigen.

Ähnlich war es dann in der Ostukraine, wo angeblich Armeeangehörige ihre Waffen mit in den Urlaub genommen hätten und freiwillig den unterdrückten russlandaffinen Ukrainern geholfen hätten, den Angriff der Neofaschisten abzuwehren. Irgendwann fühlte sich Moskau dann stark genug zuzugeben, dass es sich um reguläre russische Einheiten handelte.

Leugnen, Verwirrung stiften, unabhängige Aufklärer behindern, war auch die Taktik, um den Abschuss einer zivilen Boeing der malaysischen Fluggesellschaft MH mit 289 Toten zu vernebeln. Dazu Cyberattacken, Behinderung bei der Aufklärung von früheren Giftgasvorfällen in Syrien und sichtbar verlogener Berichte in den russischen Medien haben Putin und sein Herrschaftssystem immer mehr in die Isolierung getrieben. Und umso mehr er sich eingekreist fühlt, umso mehr giert er nach internationaler Beachtung.

Die Langzeitwirkung von Lügen

So ist er sich auch nicht schade genug, mit einem iranischen Religionsmachthaber (mit der zweithöchsten Hinrichtungszahl der Welt) und einem türkischen Religionspotentaten zu treffen, um dabei gemeinsam ihre nächsten Kriegsfeldzüge zu koordinieren. Eines hat er ja mit dem Türken Erdogan gemeinsam: Beide sind, aus ärmlichen Verhältnissen kommend, zu Milliardären geworden. Bei allem, was der Westen unternimmt, vergisst er offenbar, dass es diesen Potentaten nicht zuletzt um sich selbst und ihren Clan geht. Das trifft auch auf den Syrer Assad zu. 

Diese Lügenkonstrukte werden von den Putinfreunden gerne damit entschuldigt, dass der Westen auch nicht besser sei. Schließlich hätten die USA auch die UNO belogen und gefälschte Dokumente über die angeblichen Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins vorgelegt, mit denen sie dann den Krieg gegen den Irak gerechtfertigt hätten. Leider stimmt diese Geschichte. Die Glaubwürdigkeit der USA ist damit nachhaltig erschüttert.

Doch Moskau scheint daraus die falschen Lehren zu ziehen: Statt zu erkennen, wie langfristig Lügen dem Lügner schaden, glaubt der Kreml offenbar, dass sich die Völkergemeinschaft mit solchen Tricks abfindet. Tut sie aber nicht, sondern, wie jetzt Putin erfahren muss, gilt eher das deutsche Sprichwort: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“ Wobei Russland bisher seine Lügen durch weitere Vertuschungen zu tarnen versucht.  

Natürlich wäre es auch sympathischer, wenn der Scharfmacher der Auseinandersetzung, der britische Außenminister Boris Johnson, jetzt, wo er Solidarität einforderte, auch erkannt hätte, dass seine verlogene Brexitkampagne dem Westen sehr geschadet hat. Und natürlich wäre es angenehmer, wenn in Washington nicht ein twitternder Egomane Präsident wäre. Die Achse USA-Frankreich-Großbritannien hat trotzdem wieder einmal gehalten. Das sollte für Putin die eigentliche Lektion sein: Abgesehen von den jeweiligen Machtverhältnissen in Washington, Paris und London: Diese Staaten werden immer zusammenhalten, sollte es zu militärischen Aktionen kommen.

Morgen lesen Sie im zweiten Teil dieses Beitrages: Die Russland-Versteher und ihre Argumente

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Leserpost

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Alex Meier / 20.04.2018

Sehr geehrter Herr Ederer, ich tippe, bei diesem Artikel werden sich die Beifallsstürme in Grenzen halten. Für jedes Ihrer Argumente gibt es nicht minder plausible Gegenargumente… „Wobei die Geschichte über Jahrhunderte gezeigt hat, dass dieses „Kopf in den Sand stecken“ nie funktioniert hat.“... ich weiß nicht welche Fälle der „Jahrhunderte“ Sie genau meinen, aber in diesem noch jungen Jahrhundert hat man bei Afghanistan, Irak und Lybien den Kopf nicht in den Sand gesteckt. Die toxischen Resultate sind bekannt. Der IS entstand und breitete sich in Syrien, wo die Russen seit 1971 Militärstützpunkte benutzen, als auch in westeuropäischen Metropolen aus. Die toxischen Ergebnisse sind bekannt und werden vorbildlich von der Achse ins Rampenlicht gezerrt. Jetzt möchten Sie uns erklären, dass Russland, welches „den Kopf nicht in den Sand steckt“ und mit aller Härte gegen den IS vorgeht, also ihrer Empfehlung folgend, das Problem vor Ort löst, das Problem sei? Bei allem Respekt vor der Arbeit der Achse, die ich per Patenschaft gern unterstütze, sollten Sie nicht den Fehler der „Linken“ kopieren und analog zur Nazikeule eine Art Putinkeule installieren. Nicht jeder, der skeptisch ist, ob die Russen wirklich so blöd sind, die Skripals auf offener Straße per Giftgasanschlag mit Absendervisitenkarte am Revers zu ermorden versuchten bzw. nach Beweisen abseits von Spekulationen verlangt , ist gleich Putinversteher, genauso wenig, wie jemand der Gefahren in der illegalen Massenzuwanderung seit 2015 sieht, automatisch ein Rechtsextremer ist. Diese unterstellten Verknüpfungen sind es, die „nicht funktionieren“.

María José Blumen / 20.04.2018

Einer der besten Artikel die ich in letzter Zeit bei Achse gelesen habe. Leider bin ich nicht so optimistisch im Glauben die deutsche Bevölkerung würde Putin tatsächlich als den Geheimdienstschurken erkennen der er ist. Die gesamte Linkspartei steht samt und sonders immer noch in alter SED-Nibelungentreue zu ihrem ehemaligen Herren. Auf der rechten Seite des Spektrums steht die AfD,  deren raison d’être ebenfalls eine Russophilie ist, die sich mit den SED-Nachfolgern durchaus messen kann - das “Contact”-Magazin lässt grüssen. Die beiden Parteien zusammen machen immerhin schon über 20% der Wählerstimmen aus. Dazu kommen noch die Grünen, die bestimmt nicht als Transatlantiker bekannt sind - und knallgrün sind die Mainstreammedien, die uns das Bild der Welt malen. Ich fürchte Deutschland hat seine Westbindung inzwischen überwiegend vergessen. Der Kalte Krieg ist vorbei und, so glauben fast alle, wird auch nie mehr wiederkommen. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen ist so überheblich zu glauben die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und aus ihrem gemachten Nest heraus mit moralischer Lufthoheit die Weltkrisen salomonisch zu entscheiden. Die Amerikaner müssten sich dann nur noch der deutschen Weisheit anschließen, dann würde man die Russen schon auch noch ins Boot holen. Im Prinzip glauben die meisten Deutschen sie wären die besseren Amerikaner und damit auf Augenhöhe mit den Russen.

Timo Tönnies / 20.04.2018

Hallo wertes Achgut-Team, ich lese Ihre Beiträge zumeist sehr gerne, auch wenn ich nicht immer die dargestellte Meinung teile. Der Grund, warum ich nun schreibe, ist der Artikel von Günter Ederer. Solch eine infame Anti-Russland-Propaganda bin ich derzeit eigentlich nur von denjenigen Medien gewohnt, deren Gegengewicht Sie gerne darstellen möchten. Herr Ederer begründet keine einzige seiner Behauptungen mit Fakten. Russland agiert mit Gewalt? Wer hat denn unlängst - und das gegen geltendes Völkerrecht - über 100 Raketen nach Damaskus abgefeuert? Mit welchen Beweisen für einen Giftgasangriff? Vom destabilisierenden Wirken der USA in Syrien und im gesamten nahen Osten in den letzten Jahren: kein Wort! Russland blockiert? Der oben erwähnte Raketenangriff der NATO-Mächte fand unmittelbar vor dem OPCW-Untersuchungsbeginn statt - der im Übrigen von Assad und Russland eingeleitet wurde - nachdem man sich über den Modus Operandi im Sicherheitsrat nicht einigen konnte. In der Ukraine haben die USA schon Jahre vor der Annexion der Krim gegen Russland und für einen Regime-Change agitiert. Man muss sich nicht wundern, wenn man an der Grenze zu Russland Raketen aufstellt und Militärmanöver veranstaltet, dass man sich auf russischer Seite bedroht fühlt. Und wenn Herr Ederer schon von Lügen spricht: Der Westen liefert diese im Zusammenhang mit der Affäre Skripal und dem mutmaßlichen Giftgaseinsatz in Duma derzeit zuhauf! Kein Wort davon bei Herrn Ederer! Russland ist der Schurke. Der Mordfall Litwinenko wird mal eben Russland in die Schuhe geschoben.  Ich empfehle in diesem Zusammenhang folgende Suchbegriffe bei Tante Google einzugeben: Christopher Steele, Orbis und Skripal. Das was Herr Ederer hier abliefert ist kein gut recherchierter Artikel, es ist Meinungsmache ohne Grundlage und damit ganz genau das, was man hier den MSM (zurecht) vorwirft. Die Dämonisierung Russlands schreitet voran. Auch hier, das ist traurig. Mit freundlichen Grüßen

M. Friedland / 20.04.2018

Was sollen bloß immer wieder solche dümmlichen Bemerkungen wie “trotz Trump” und “verlogene Brexitkampagne” in einem ansonsten guten Artikel. Wenn Herr Ederer bezüglich Trump und des Brexit seine Meinung verbreiten will, möge er dies in separaten Beiträgen tun ohne dieses Einbetten in ein interessantes Thema.

Dr. B. Große-Lordemann / 20.04.2018

Ich bezweifle, dass der Syrer Bashir Assad den ein- oder anderen West-Politiker wirklich an moralischer Verkommenheit übertrifft!  Sein Verhalten zu Beginn seiner Regierungszeit lässt eher guten Willen und Reformbereitschaft erkennen. Auch ist Putin sicher kein Chorknabe, sondern ein machtbewusster Politiker der gern auf dem “Grand Chessboard” mitspielen will. Wer im Syrienkonflikt am meisten lügt und betrügt ist schwer nachzuvollziehen, wer aber die Russen und Assad für so dumm hält, trotz der Drohungen des Westens, völlig sinnlos Chemiewaffen einzusetzen, sollte sich mit dem Aufwärmen anderer unbewiesener Behauptungen zurückhalten! Vor allem der verbrecherische Abschuss der zivilen malaysischen Boeing ist durchaus kein Beispiel für russische Lügenmärchen. Es sei denn, BUK Raketen könnten den Beschuss mit Maschinenkanonen imitieren!

Rainer Nicolaisen / 20.04.2018

Na, Herr Ederer, da machen Sie sich’s aber wieder mal ganz schön einfach. Anbeten der Achse USA- GB- F. Die “Guten”. Aus Ihrer Sicht. Mein Anschauen der und Wissen über die Geschichte suggeriert mir da durchaus anderes: Weltherrschaftsvorstellungen und ~bestrebungen seit Jahrhunderten. Mit absoluter Skrupellosigkeit. Klar ist Putin keine Lichtgestalt( auch Rußlands Rolle im seinerzeitigen “Großen Spiel” ist mir geläufig) und Erdogans Handeln widerlich. Doch die Destabilisierung der gesamten nah- und mittelöstlichen Region trägt die Handschrift IHRER angebeteten Länder, die USA als Führer. Die alle mochten noch keinen Krieg auslassen und gerne welche anzetteln. Übrigens: Die Geheimdienste aller Länder sind sich dermaßen ähnlich, daß Wechsel von einem in einen beliebigen anderen keinem Agenten länger als 1 Stunde Anpassung abzufordern vermöchte.

Christian Nicolau / 20.04.2018

Ein hervorragender Artikel. Er hebt sich ab, von der in den Alternativen Medien vorhandene Lobbyarbeit für Russland und dessen politische Ziele. Er spricht die Wahrheit aus. Einziger Kritikpunkt: Der Angriff auf England und den Brexit. Ein Land wie England kann sich unmöglich von einer Vereinigung von “Gutmenschen” (d.h. verblendete, über Leichen gehende Ideologen) diktieren lassen, welche und in wie viele Menschen in das Land einreisen dürfen. Natürlich spielt die Spaltung Europas Putin in die Hände. Diese Spaltung geht aber aus von: Deutschland. Deutschland mit Merkel an der Spitze. Deutschland ist das eigentliche Problem Europas. Gleichzeitig ist Deutschland der größte Nettozahler. Deshalb die Hassliebe anderer Länder zu Deutschland. Aber sollte mal der Geldstrom versiegen - Freunde kann man sich nicht kaufen. Zurück zum Thema. Die militärische Schwäche Deutschlands im Zusammenhang mit dessen wirtschaftlicher Stärke und dem moralischen Anspruch, besser als alle anderen zu sein. Mit entsprechender links kommunistischer Politik seitens fast aller Parteien. Und dem fehlenden Protest der Deutschen Bevölkerung gegen diese Entwicklungen. Das ist der eigentliche Grund für den Brexit, der schnellvertretend für Europas Spaltung steht. Zusammengefasst lässt sich sagen, der deutsche Michel ist Schuld and dem Auseinanderdriften Europas. Der deutsche Michel ist mit Schuld daran, das Putin immer aggressiver agiert, ohne Gegenmaßnahmen aus Europa fürchten zu müssen. Nicht der Brexit.

Andreas Rühl / 20.04.2018

Alles schön und gut und kräftige Worte, die aber doch nicht ernstlich als Handlungsmaxime für eine verantwortungsvolle Politik gegenüber Russland herhalten können. Der Westen wird Russland nicht davon abhalten können, eine an den eigenen Interessen orientierte Politik zu verfolgen; und wenn es den eigenen Interessen dient, sind und waren auch andere “Mächte” nicht zimperlich bei der Auswahl ihrer Bündnispartner. Die Interessenpolitik von Staaten an ethischen Standarts messen zu wollen und im Rahmen der Diplomatie mit Begriffen wie “Lüge” zu operieren, ist absurd. Die Lüge gehört zur Diplomatie und Staatsführung wie die illegale Beschaffung von Informationen durch Geheimdienste und anderes Unangenehme und Rechtswidrige auch. Was mir fehlt, ist weniger ein Denken und Handeln in der Kategorie “Verbrechen und Strafe”, als vielmehr eine einheitliche strategische Ausrichtung gerade der Russlandpolitik der europäischen Nationen. Es scheint mir vielmehr so, als gäbe es keine Strategie mehr oder zu viele davon, was auf dasselbe hinausläuft. Weiter macht es keinen Sinn, den Einfluss Russlands in den Räumen, die im Sinne seiner eigenen Strategie (und nachvollziehbar) von großer Bedeutung sind (Schwarzes Meer nur als Beispiel), “eindämmen” oder “zurückdrängen” zu wollen, weil damit “der Westen” nichts gewinnt. Denn solches Vorgehen wäre nur dann richtig, wenn die westlichen Staaten über das Zurückdrängen der russischen Großmacht ein eigenes, virales Interesse daran haben, was ich schlicht nicht sehe. Eine klare Strategie fehlt. Wenn man Russland seine Einflusssphären zugesteht, die es als Großmacht braucht, wäre ein erster Schritt getan. Weiter sollte das Ziel sein, Russland auf keinen Fall zu isolieren oder gar - in jeder Hinsicht - nach Asien abzudrängen. Ein friedfertiges und demokratisches Russland muss ein Teil Europas sein und nicht dessen Feind. Die OSZE könnte da gute Hilfen leisten.

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